Das Anfibio Alpha XC

Wie sollte es anders sein – auch bei Packrafts gibt es kein Boot für alle Eventualitäten und Anforderungen, kein absolutes Nonplusultra; sondern es geht darum den bestmöglichen Kompromiss für die anvisierten Unternehmungen zu finden.

Mein erstes Packraft war das MRS Microraft, mit dem ich ziemlich gute Touren in Island, Patagonien und Kirgistan machte. Aber, die Spritzdecke, das sehr robuste Material und die Größe machen es doch relativ schwer, was gerade, wenn es viel getragen werden muss, belastend sein kann. Also schaute ich mich nach Alternativen um und fand das Anfibio Alpha XC.

Ein simples, puristisches Boot ohne Schnickschnack, eben deshalb so etwas wie ein Einsteigerpackraft, aber für jene, die wissen was und wie sie es tun, ist es auch durchaus expeditionstauglich. Es hat ein unschlagbares Gewicht von etwas über 1,5 Kilogramm und ein sehr geringes Packmaß, es ist relativ kurz und schmal, hat aber, um wenigstens etwas geradeaus fahren zu können eine Lasche am Heck, um eine Finne zu befestigen. Zudem, das gilt für alle Packrafts, wird der Geradeauslauf durch auf den Bug geschnalltes Gepäck deutlich verbessert.

Jenseits von kleineren Gewässern in der näheren Umgebung nutzte ich das Boot bei längeren Touren in Neuseeland und Patagonien. Auf (schnell) fließenden Gewässern mit durchaus sportlichen Abschnitten zeigte es seine Stärken wie Wendigkeit und gute Manövrierbarkeit. Den Bodenkontakt zum felsigen Untergrund, beispielsweise aufgrund von Niedrigwasser, nahm das dann doch ziemlich robuste Material nicht krumm. Erstaunt war ich, wie wenig Wasser in Stromschnellen ins Boot gelangte, dies mag aber auch am Rucksack auf dem Bug als Wellenbrecher gelegen haben. Die fehlende Spritzdecke stellte also kein großes Problem dar, zumindest bei meinen Touren, da meist die nächste Möglichkeit zum Anlanden und Entwässern des Bootes nicht weit war. Allerdings würde ich mich nicht auf offene Gewässer wagen, wo die nächste Küste entweder weit weg oder feindlich ist. Und durch die Kürze des Bootes macht das Paddeln auf offenen Gewässern wegen des eher bescheidenen Geradeauslaufs auch nicht wirklich Spass. Die Grenzen liegen also dort, wo eine Spritzdecke mehr als zweckdienlich ist, also im Wildwasser, auf großen offenen Gewässern(Wind und Wellen sollten hier als Faktoren in die Rechnung einbezogen werden) und in kalten, sehr regenreichen Gefilden.

Wer also ein stabiles aber trotzdem leichtes Boot sucht, sei es um im Sommer etwas auf brandenburgischen Seen oder Flüssen zu Paddeln und das Boot im Tagesrucksack mitnehmen will, oder wochenlang in der Wildnis Patagoniens, Skandinaviens oder sonstwo hier und da einen Fluss oder See oder Fjord befahren will, aber auch relativ viel zu Fuß unterwegs ist und sich der Grenzen dieses Gefährts bewusst ist, findet im Alpha XC ein gutes Boot, was dazu noch den Kontostand nicht allzu stark belastet.