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Testbericht: Thule Stir 35 L, beim Wandern, Radfahren und in der Stadt


Nach Irland soll es gehen, ca. 7 Tage wandern mit Hüttenübernachtungen. Ich will meinen Rucksack aber auch in der Stadt nutzen und bin oft mit dem Rad unterwegs. Mein 45-Liter-Rucksack ist zu groß, 28 Liter sind zu klein, ich brauche etwas in der Mitte. So kam ich auf den „Stir“ 35 Liter von Thule.

Weder Thule noch der Rucksack „Stir“ waren für mich zu diesem Zeitpunkt Unbekannte. Die Firma Thule ist den meisten von uns durch die Dachgepäckträger bekannt. Aber seit ca. 4 Jahren mischen die Schweden den Rucksackmarkt gehörig auf. Mit großem technischen Verständnis und bereits vorhandener Entwicklungsabteilung zeigt Thule jede Menge innovative und gewagte Ideen. Thule ist klassisch skandinavisch im Design und legt großen Wert auf Praxistauglichkeit.

Der Thule Stir 35 L Men's Fit

Ich entschied mich für die größte Version des „Stir“. Die 35 Liter waren für mich ein guter Kompromiss, um auch noch etwas Luft nach oben zu haben. Denn so sehr viel Ausrüstung brauchte ich für eine Hüttentour gar nicht.

Ausrüstung:
  • Shirts kurz/lang
  • Unterwäsche
  • Fleece oder leichte Daunenjacke
  • Regenbekleidung
  • Flipflops
  • Hygieneartikel
  • Kameraausrüstung
  • Unterlagen
  • Handy, Geld
  • Ladekabel
  • Camelback Trinkblase
  • Einige Riegel

Den Großteil der Bekleidung hatte ich eh am Körper. So betrug mein Startgewicht ohne Wasser lediglich 6,7 kg. Als Faustformel empfiehlt es sich, als Mann nicht mehr als 12 kg und als Frau ca. 10 kg zu tragen. Das ist schon recht schwer und im Nachhinein kann ich feststellen, dass ich auch bei 6,7 kg nichts vergessen hatte.

Stadttauglich muss er sein

Meine Entscheidung für den „Stir“ hatte abgesehen vom Volumen noch ganz praktische Gründe. Der Rucksack sollte auch stadttauglich sein. Und hier kommt der flexible Hüftgurt ins Spiel. Dieser lässt sich mit 2 Handgriffen entfernen. Ermöglicht wird das durch einen Klettverschluss. Nun mag manche/r die Frage stellen, ob das halten kann. Die Klettflächen sind jedoch so dimensioniert, dass sie das Gewicht optimal aufnehmen können und ihre Funktion perfekt erfüllen. Einen Rucksack mit 7 kg kann ich zwar auch spielend auf den Schultern tragen, aber wieso sollte ich das tun? In der Stadt oder beim Alltagsrucksack brauche ich den Hüftgurt wiederum nicht, also bleibt er zuhause.

Ein paar Handgriffe und der Wanderrucksack wird stadttauglich.

Praktische Seitentaschen an beiden Seiten des Hüftgurts.

 

 

 

 

Ein nettes Detail sind die 2 Seitentaschen am Hüftgurt, die sich ideal für Riegel bei der Tour oder den Hausschlüssel eignen. Die elastischen Taschen geben auch größeren Dingen gern nach und schmiegen sich anschließend wieder eng an.

Per Klettverschluss wird auch die variable Rückenlänge eingestellt. Dafür genügt es, die Rückenplatte zu trennen und zu verschieben. Thule hat hier sogar noch eine Zentimeterangabe für die Rückenlange aufgedruckt. Das System ist um 10cm variabel und deckt die meisten Rückenlängen problemlos ab. Allerdings gehen kurze oder sehr lange Rücken leer aus. Bisher gibt es den Stir 35 nicht mit anderen Rückenlängen.

Die Rückenlänge kann sehr leicht um 10 cm variiert werden.

Sogar an einen Rückenlängen-Skala wurde gedacht.

 

 

 

 

Kein Deckel?

Für gewöhnlich sind Rucksäcke mit einem „Deckel“ ausgestattet. Er wird übergeklappt und mit 2 Steckschnallen gesichert und schließt das Hauptfach von oben. Thule hatte darauf scheinbar keine Lust. Gewöhnlich können andere, Thule macht es anders. So kreierten die Schweden ein Kordelsystem, um das Innere dicht zu verschließen. Um die Öffnung gegen Nässe zu schützen, wird der Stoff darüber gespannt und mit einem Haken gesichert. Das Innovative daran: Kordelzug und Haken sind miteinander verbunden.

Die Hauptöffnung wird per Kordelzug verschlossen, daneben liegt gleich die Öffnung für den Trinkschlauch.

Ziemlich innovativer Verschluss, gewöhnungsbedürftig aber äußerst praktisch.

 

 

 

 

Ich muss zugeben, dass ich einen Moment brauchte, um mich an dieses System zu gewöhnen. Aber so kompliziert es im ersten Moment klingen mag, ist es doch ein gut durchdachtes System. Wenn ich den Haken gelöst habe, muss ich diesen nur weiter aufziehen, damit sich auch der Kordelzug in einer Bewegung öffnet und ich direkt auf das Innere zugreifen kann. So komme ich sogar schneller an die im Rucksack liegenden Dinge als früher.

Im oberen Bereich befindet sich auch eine gut erreichbare Sicherheitstasche. Sie ist vollkommen ausreichend für Portemonnaie, Handy und Schlüssel. Für Leute, die gern mit Trinkblasen arbeiten, wurde auch daran gedacht. Die Öffnung liegt gleich neben dem Verschluss und im Inneren gibt es eine Innentasche, die spielend eine 2-Liter-Wasserblase fasst. Alternativ gibt es noch eine seitliche Öffnung. Falls mal die Regenhülle benutzt wird, kann man über diese Öffnung auf den Inhalt des Rucksacks zugreifen.

Das untere Viertel ist Wasserdicht, darüber hilft die Regenhülle.

 

Und auch hier mussten die Schweden wieder andere Wege gehen. Im unteren Viertel in der „Stir“ nämlich wasserdicht. Das ist insofern interessant als ich mir wenig Sorgen machen musste, wenn ich ihn abstellte. Ob Dreck oder Wasser, dem Außenstoff ist es vollkommen egal. Und wenn dort unten eh kein Wasser eindringen kann, dachten sie sich bei Thule, machen wir die Regenhülle einfach mal kürzer.

Die Regenhülle bedeckt die oberen drei Viertel des Rucksacks. Das ist nicht nur ein Hingucker, sondern hat den netten Vorteil, dass die Regenhülle nicht kaputt geht, wenn der Rucksack auf steinigem Boden steht. Auch sollte nicht unerwähnt bleiben, dass die Regenhülle sehr gut auf den Rucksack abgestimmt ist. Was mich oft stört und was ich auf Touren oft sehe: Überdimensionierte Regenhüllen, die eher einem Segel gleichen und in die der Wind hinein wehen kann. Beim „Stir“ gibt es fünf gut durchdachte Fixpunkte, in denen die Regenhülle eingeklemmt wird. Passt, wackelt nicht und hat keine Luft. So muss es sitzen!

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Mit den bisher beschrieben Dingen sind gewiss die wichtigsten Fragen zum „Stir“ beantwortet. Aber die Skandinavier haben die Angewohnheit, mich zu überraschen und ein paar Extras sollten nicht unerwähnt bleiben.

  • Verstellbarer Brustgurt: okay, den kennen wir alle
  • Tasche am linken Schultergurt: hier passt ein S5 locker hinein
  • Extra-Riemen für Wanderstöcke: damit sie sicher nicht mehr verrutschen
  • Enganliegende Außentaschen: sind dehnbar und nehmen auch 1 Liter Nalgene auf
  • Frontfach mit Druckknopf: für Karte oder Jacke im Schnellzugriff
  • Schaumstoff ist perforiert: für ein angenehmes Rückenklima
Meine persöhnliche Meinung über den Stir

Nun, ich denke noch immer, dass ich mich richtig entschieden habe. Auf der Wandertour lag er eng am Körper, ohne zu schlackern. Ich war nie ein großer Fan von Rückennetzen, denn man schwitzt sowieso. Mit der perforierten Rückenpartie erreicht der Stir eine beachtliche Leistung. Mittlerweile wurde er von mir noch in Island, als Stadtrucksack und in Berlin beim Radfahren ausgiebig genutzt. Der Testzeitraum, der zu diesem Artikel führte, beläuft sich auf ca. 10 Wochen.

Die harten Fakten des Thule „Stir“ 35 L Men’s fit

Gewicht: 1 kg
Volumen: 35 L
Material: 210D Robic mit Elastin-Beschichtung, 70D Nylon
Maße: 29 x 28 x 61 cm

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