Trinkwasser ist kostbar, spendet Leben und ist bei uns zu Hause nahezu kostenlos (1000 Liter kosten 5 Euro – Stand 2020). Auf Reisen dagegen steht nicht überall sauberes Wasser zur Verfügung. Schlimmstenfalls entscheidet die Qualität des Trinkwassers über Leben und Tod. Doch wie werden Viren und Bakterien aus verunreinigtem Wasser unschädlich gemacht? Die Wasseraufbereitung durch UV-Strahlung, Filter oder Tabletten ist für Reisende die sicherste Lösung.

Kein Wasser ist rein, und das ist auch gut so. Der Mensch braucht die im Wasser gelösten Mineralien wie Magnesium, Kalium oder Kalzium. Aber nicht überall auf der Welt hat das Leitungswasser unsere Qualität. Dieser Artikel erklärt dir, welche Gefahren im Wasser lauern und stellt dir verschiedene Wasserfilter vor. Am Ende des Textes findest du die wichtigsten Informationen in einer Tabelle.

Fährt man im Urlaub nach Südeuropa, wird einem der Chlorgeschmack des Leitungswassers sofort auffallen. Um dem entgegenzuwirken, reicht ein einfacher Aktivkohlefilter schon vollkommen aus. Soll die Reise aber nach Afrika, Mittel- oder Südamerika oder nach Asien führen, dann muss das Wasser gründlicher aufbereitet werden.

Verdreckter Fluss in Asien

Selbst in den Großstädten ist Leitungswasser nicht automatisch Trinkwasser. In Neu-Delhi, Indien, sind selbst im Zentrum der Stadt Wasserhändler auf ihren Rädern unterwegs, da das Leitungswasser als unsauber gilt. Die einheimische Bevölkerung trinkt es trotzdem. Dies geschieht aber vor allem aus der Not heraus, sich kein Trinkwasser kaufen zu können.

Bewegt man sich in ländlichen Regionen, wird die Versorgungslage oft noch schlechter. Ein Leitungssystem gibt es erst gar nicht. Das Wasser wird aus Flüssen und Brunnen gewonnen. Leider sind die Flüsse zugleich auch Klärgrube, Abfalleimer und Waschstation. Damit steigt die Gefahr, durch verunreinigtes Wasser zu erkranken. Laut der Weltgesundheitsorganisation WHO fehlt weltweit noch immer 2,2 Milliarden Menschen der Zugang zu sicherem Trinkwasser (Stand 2019).

Unser Testwasser stammt direkt aus der Panke.

Aber was genau kann im Wasser auf uns lauern? Schauen wir uns die Gefahren etwas genauer an.

Was lauert im Wasser?

Viren (Größe: 0,02 – 0,2  Mikrometer)

Rotavirus. Bild: Graham Beards. GNU Free Documentation License

Viren sind die kleinsten Übeltäter im Wasser. Ihre winzige Größe erschwert eine Filtration ungemein. Dauerhaft überleben können sie nur in Zellen anderer Organismen, denn sie besitzen keinen Stoffwechsel. Lange Zeit galten chemische Desinfektionsmittel (Chlor) und Hitze (Abkochen) als die besten Mittel gegen Viren. Inzwischen gibt es jedoch auch Wasserfilter, die Viren eliminieren. Zu den häufigsten Virusinfektionen gehört z. B. die Grippe. Allein in Deutschland sterben während einer Grippewelle bis zu 20.000 Menschen.

Bekannte Viren: Influenza (Grippe), Coronavirus, Zika-Virus, Hepatitis A, B, C und D, Rotaviren, Polioviren

Bakterien (Größe: 0,2 – 5 Mikrometer)

Escherichia coli Bakterien. Photo by Eric Erbe, digital colorization by Christopher Pooley

Bakterien leben überall an uns und in uns. Sie helfen zum Beispiel im Magen, im Darm und auf der Haut gesunder Menschen. Bakterien sind meist Einzeller. Bei warmen Temperaturen können sie sich binnen weniger Minuten teilen. So weit, so ungefährlich. Kritisch wird die Situation, wenn bestimmte Bakterien aus Fäkalien ins Wasser gelangen. Sie sind weltweit die häufigste Ursache für Durchfall (Diarrhö). Jährlich sterben ca. 485.000 Menschen an schwerer Diarrhö (Quelle: WHO).

Bekannte Bakterien: E. coli, Salmonellen, Cholera, Shigella

Protozoen (Größe: 1 – 15  Mikrometer)

Mikroskop - Protozoen. Bild: Dr. Eugen Lehle

Protozoen sind tierische Einzeller, die in anderen Lebewesen leben. Sie gelten als sehr widerstandsfähig, lassen sich dank ihrer Größe jedoch leicht aus dem Wasser filtern. Protozoen können das zentrale Nervensystem angreifen und zu Durchfall führen.

Bekannte Krankheiten, die durch Protozoen ausgelöst werden: Amöbenruhr, Giardia

Schwebstoffe

Hierbei handelt es sich meist um Pflanzenreste wie Algen. Optisch trüben sie das Wasser, sind aber in Gegenden mit generell sauberem Wasser (z.B. skandinavische Seen) kein Problem. Allerdings solltest du in anderen Regionen der Welt vorsichtiger sein. Denn dort haften den Schwebstoffen meist auch Krankheitserreger an.

See mit starkem Algenwachsum

Methoden der Wasseraufbereitung

Um das verschmutzte Wasser aufzubereiten, gibt es je nach Art und Grad der Verunreinigung verschiedene Möglichkeiten. Im Internet findest du spezifische Informationen zur Wasserqualität in deinem Reiseland. Hilfreich sind zum Beispiel die Reisehinweise des Auswärtigen Amtes, insbesondere der Abschnitt ‚Gesundheit‘. Wenn du weißt, mit welchen Problemen du konfrontiert sein wirst, helfen wir dir gerne, den richtigen Filter für dich zu finden.

Unsere Testkandidaten: Micropur, Katadyn BeFree, Sawyer Mini, MSR Miniworks, MSR Guardian, Katadyn Combi

 

Hydrachem Oasis Tabletten zur Wasseraufbereitung

Wirkstoff: Chlor

oasis-wasseraufberreitung-chlortabletten

Ist das Wasser optisch rein, aber bakteriell bedenklich? Dies ist häufig der Fall in stark bewohnten Gebirgen Asiens, wo auch viele Wanderer unterwegs sind. Die Oasis Chlortabletten töten Protozoen, Bakterien und Viren ab. Leider verändert Chlor den Geschmack des Wassers. Eine Kombination mit einem Aktivkohlefilter oder Micropur Antichlorine verbessert den Geschmack.

Als Alternative zu den Tabletten gibt es auch Tropfen zur Wasseraufbereitung auf Chlorbasis: Katadyn Micropur Forte.

Auf einen Liter Wasser kommt eine Tablette. Die Einwirkzeit liegt zwischen 30 Minuten (Viren/Bakterien) und 120 Minuten (Giardia). Daraus folgt, dass du stets 2 Flaschen mitführen solltest. Aus der einen Flasche trinkst du, während in der anderen der Wirkstoff die Krankheitserreger abtötet. Hinweis: Bei dauerhafter Anwendung kann Chlor die Darmflora angreifen.

  • Vorteile: Die Wasseraufbereitung mit Chlor macht alle Krankheitserreger unschädlich, die Tabletten sind klein und leicht
  • Nachteile: Chlorgeschmack, lange Einwirkzeit von 30 – 120 Minuten, nur für klares Wasser geeignet, Schwebstoffe werden nicht gefiltert

 

Micropur Classic

Wirkstoff: Silberionen

Micropur Classic (Wirkstoff: Silberionen) - flüssig

 

Micropur Classic eignet sich zur Konservierung von Trinkwasser. Zum Beispiel beim Camping: Du füllst sauberes Wasser in einen Tank und bewahrst es womöglich wochenlang auf. In diesem Fall gilt es zu verhindern, dass sich Krankheitserreger im Wasser ansiedeln und vermehren. Micropur Classic wirkt mit Silberionen und macht das Trinkwasser bis zu 6 Monate lang haltbar. Micropur Classic ist jedoch nicht geeignet für die schnelle Versorgung mit Trinkwasser.

  • Vorteile: kein Chlorgeschmack, Schutz vor Bakterien und Protozoen
  • Nachteil: Viren werden nicht abgetötet

Katadyn – BeFree

Katadyn BeFree - Filter mit 0,1 Mikron

In Gegenden mit generell sauberem Wasser willst du dennoch auf Nummer sicher gehen. Ohne Warten oder aufwendiges Pumpen! Dann ist der Katadyn BeFree ideal für dich. Der Filter sitzt direkt am Flaschenausgang, ist simpel in der Anwendung und hat eine hohe Durchflussrate. Durch einfaches Schütteln lässt sich das Filterelement säubern. Der Filter arbeitet mit einer EZ-Clean Membran (0,1 Mikron) und filtert Bakterien sowie Protozoen. Er kann auch mit leicht trübem Wasser verwendet werden.

  • Vorteil: keine Wartezeit, sehr leicht
  • Nachteil: Viren werden nicht gefiltert (die Poren im Filter sind nicht klein genug)

Katadyn BeFree Gravity

Beim BeFree Gravity handelt es sich um einen Wassersack mit 3 Liter Volumen und einem Filter am Ausgang. Der BeFree Gravity nutzt die Schwerkraft, um bis zu 2 Liter pro Minute zu filtern. Der Wassersack ist federleicht und wird einfach mit Flusswasser gefüllt an einen Baum gehängt. Unten befestigst du ein Gefäß für das saubere Wasser, zum Beispiel einen zweiten Wassersack. Dann lässt du die Schwerkraft ihre Arbeit tun. Im BeFree Gravity steckt eine EZ-Clean Membran, die Bakterien und Protozoen filtert.

  • Vorteile: kurze Wartezeit, sehr leicht
  • Nachteile: Viren werden nicht gefiltert (die Poren im Filter sind nicht klein genug). In Gegenden ohne Bäume (Wüsten, Fjell) musst du den Wassersack selbst hoch halten oder dir was einfallen lassen.

Sawyer – Mini Filter

Sawyer Mini Filter im Source System

Der Sawyer ist ein idealer Filter für Leute, die allein auf Tour gehen. Klein, leicht und handlich filtert er Bakterien, Protozoen und Schwebstoffe aus dem Wasser. Dadurch wird der Filter nach einigem Gebrauch undurchlässiger. Zur Reinigung muss er mit sauberem Wasser in entgegengesetzter Richtung durchgespült werden. Dafür ist im Lieferumfang eine Plastikspritze enthalten.

 

  • Vorteile: winzig, einfache Handhabung
  • Nachteile: maximal für 2 Personen geeignet, Viren werden nicht gefiltert (die Poren im Filter sind nicht klein genug)

Einen ausführlichen Testbericht über den Sawyer findest du hier.

Grayl – Ultrapress

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Der Ultrapress Wasserfilter von Grayl funktioniert wie eine Trinkflasche mit integriertem Filter. Der Wasserbehälter fasst 500 ml und wird mit Flusswasser oder Brunnenwasser gefüllt. Dann wird der Filtereinsatz hineingedrückt. Dieser Prozess dauert ca. 10 Sekunden und entfernt Viren, Bakterien und Protozoen. Auch der Geschmack des Wassers wird verbessert. Der Ultrapress Wasserfilter ist ideal für lange Wanderungen sowie für Reisen in Regionen ohne sauberes Leitungswasser.

Im Filterelement stecken ein Ionenaustauscher und ein Aktivkohlefilter mit einer Leistung von ca. 150 Litern.

  • Vorteile: einfache Handhabung, universell anwendbar
  • Nachteile: geringe Kapazität, nach 150 Litern muss der Filter ausgetauscht werden

MSR – Miniworks EX

MSR Miniworks - handliche Pumpe für Gruppen

Der Miniworks EX Wasserfilter eignet sich sehr gut für Familien und Gruppen. Die Filtergeschwindigkeit liegt bei 1  Liter pro Minute. Der Filter besteht aus einem Keramikelement und einem Aktivkohlekern. Der Miniworks EX bewährt sich auch bei extremer Verschmutzung und filtert Bakterien und Protozoen aus dem Wasser. Um ihn zu säubern, kannst du diesen Filter mit wenigen Handgriffen und ohne Werkzeug zerlegen. Verunreinigungen können mit einem Schwamm vom Keramikelement abgerieben werden.

 

  • Vorteile: Hohe Durchflussleistung. Mit dem Miniworks pumpst du mühelos genügend Wasser für mehrere Personen.
  • Nachteile: Die Aktivkohle kann nicht einzeln ausgetauscht werden. Viren werden nicht gefiltert (die Poren im Filter sind nicht klein genug).

MSR – Guardian

MSR Guardian - der ultimative Filter

Der MSR Guardian hat eine Ausnahmestellung unter den Outdoor-Wasserfiltern, da er vor Bakterien, Protozoen und sogar vor Viren schützt. Die Poren des Guardian-Mikrofilters sind nur 0,02 Mikrometer groß. Das ist um den Faktor 10 kleiner als die Poren anderer Modelle. Deshalb haben Viren keine Chance. Der Guardian arbeitet auch noch mit extrem verschmutztem Wasser. Wir haben ihn mit Lehmwasser gequält und hatten praktisch keinerlei Einbußen bei der Durchlaufrate. Denn der Guardian ist so konstruiert, dass mit jeder Pumpbewegung ein kleiner Teil des gereinigten Wassers zurückgeführt wird und den Filter durchspült. Mit der enormen Filtergeschwindigkeit von 2,5 Litern pro Minute können auch größere Gruppen problemlos versorgt werden. Die Lebensdauer eines Filters beträgt ca. 10.000 Liter. Danach sollte die Filterpatrone ausgetauscht werden. Der MSR Guardian kommt ohne Batterien, UV-Licht oder Chemikalien aus. Nach der Tour sollte der Filter mit sauberem Wasser gespült werden. Von einer kompletten Trocknung rät MSR ab! Eine leichte Feuchtigkeit sollte erhalten bleiben. Für längere Lagerzeiten empfehlen wir, den Filter ca. alle 6 Monate zu spülen.

  • Vorteile: universelle Anwendung, hohe Durchflussrate
  • Nachteil: 490g Gewicht

Steripen – Classic

SteriPen Classic - Schutz durch UV-Licht

Eine andere Methode der Trinkwassergewinnung funktioniert über künstliches UV-Licht. Dazu benötigt der Steripen 4 AA-Batterien. Mithilfe dieser Energie lassen sich ca. 50 Liter Trinkwasser aufbereiten. Werden Lithiumbatterien verwendet, erhöht sich der Wert auf ca. 150 Liter. Die Lebenszeit der UV-Lampe wird mit 8.000 Litern angegeben. Damit kannst du dich ca. sieben Jahre lang satt trinken. Die Anwendung ist denkbar einfach: Der Steripen wird in eine 1-Liter-Flasche gehalten und etwas gedreht. Die Zirkulation ist wichtig, damit nicht nur der obere Teil des Flascheninhalts gereinigt wird. Eine kleine LED-Anzeige am Steripen gibt darüber Auskunft, wie weit der Reinigungsprozess fortgeschritten ist. Für einen Liter Wasser benötigt der Steripen ca. 90 Sekunden. Wichtig: Der Steripen ist nur für klares Wasser geeignet. Schwebstoffe im Wasser blockieren das UV-Licht, d.h. bei trübem Wasser kannst du mit dem Steripen kein sicheres Trinkwasser erzeugen.

 

  • Vorteile: einfache Handhabung, der Steripen arbeitet ohne Filter oder chemische Reinigung, wiegt inkl. Batterien nur 200g.
  • Nachteile: Der Steripen benötigt Batterien und ist nur für klares Wasser geeignet. Schwebstoffe werden nicht gefiltert.

Steripen – UltraLight

Der Steripen passt auch noch ins kleinste Gepäck!

Der Steripen UltraLight ähnelt dem klassischen Steripen, verfügt aber über einen integrierten Akku. Du kannst ihn also unterwegs aufladen, z.B. mit einer Powerbank, mit Solarzellen oder bei einer Pause in der Zivilisation. Dies minimiert das Gewicht: Der Steripen UltraLight wiegt nur 76g!

Der Steripen Ultralight verpackt

Mit einem Wasserfilter im Gepäck versorgst du dich jederzeit mit sicherem Trinkwasser. Neben der Filtrierung solltest du einige Tipps zur Wassergewinnung beachten:

  • Wasch dir so oft wie möglich die Hände mit Seife, insbesondere bevor du Wasser schöpfst oder Essen zubereitest.
  • Benutze saubere Wasserbehälter.
  • Vermeide Wasserquellen in der Nähe von beliebten Zeltplätzen oder Tierweiden.
  • Bevorzuge Fließgewässer wie Flüsse oder Bäche. In stehenden Gewässern leben mehr Insekten, Bakterien und Viren.
  • Bei Flüssen gilt: Schöpfe das Wasser möglichst nah an der Quelle.

Hast du noch Fragen zu Outdoor-Wasserfiltern? Unsere Camp4-Experten beraten dich gerne im Geschäft in Berlin oder telefonisch unter 030/322966200.

Die Camp4 Wasserfilter-Übersicht

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