Monatsarchive: Oktober 2023

Testbericht: Soto Windmaster

von , 27. Oktober 2023

SOTO Windmaster – Der Name ist Programm

In Folge vom Kauf des Soto New River Pot entdeckte ich durch die Werbung auf der Verpackung des Topfes das Kochersortiment von Soto. Da ich eh auf der Suche war, stellte ich Überlegungen an, welcher es denn nun werden sollte.

Mein Kocher sollte:

  • verhältnismäßig klein sein
  • eine möglichst hohe Heizleistung haben
  • in den Soto New River Pot passen
  • gut bei Wind und möglichst unterschiedlichen äußerlichen Bedingungen (wie zum Beispiel: Kälte, geringerer Luftdruck, Feuchtigkeit etc.) funktionieren

 

Ich entschied mich schlussendlich für den Soto Windmaster.

Der Soto Windmaster ist ein Kocher mit Gewindeanschluss für Schraubkartuschen (Lindal).

Im Lieferumfang des Soto Windmasters ist der Kocher, eine Topfauflage, ein Packsack, eine Anleitung und die Verpackung aus Pappe enthalten. Die Fertigungsqualität des Kochers ist sehr hoch. Allein die Betrachtung des Ventilgehäuses zeigt Handwerkskunst auf einem extrem hohen Niveau. Der verwendete Feinguss ist so perfekt gelungen, dass nur sehr geringe Nacharbeitungen erfolgten. Dieser Qualitätsanspruch spiegelt sich auch im Preis wieder.

Die Entscheidung für den Soto Windmaster fiel hauptsächlich aufgrund der verwendeten Ventiltechnik. Diese ist den direkten Konkurrenten aus dem eigenen Haus überlegen und regelt den Gasdruck immer passend zur abgeforderten Leistung, dem Füllstand der Kartusche und den Umgebungsdingungen. Bemerkbar macht sich das zum Beispiel durch eine gleichbleibende Flamme bei abnehmendem Gasdruck in der Gaskartusche. Weiterhin lässt sich der Kocher mit diesem Ventil sehr fein regeln.
Die Konzeption des eigentlichen Brenners als Schale in Kombination mit einem geringen Abstand zwischen dem Brenner und dem Kochgeschirr steigert die Widerstandsfähigkeit gegen Einflüsse durch Wind enorm. Es ist faszinierend zu beobachten wie problemlos dieser Kocher mit Wind umgeht.

Die Topfauflage hat vier Ausleger, die für den Transport eingeklappt werden können. Dadurch ist es möglich größere Töpfe oder Wasserkessel zu nutzen. Der New River Pot kann etwas verloren auf dem Kocher wirken, weil die Topfauflage so groß ist.

Ein schönes Extra hat der Kocher: die von Soto verbaute Piezozündung. Diese funktioniert bei mir bisher einwandfrei und erspart mir eine externe Zündquelle. Sollte die Zündung mal kaputt gehen. Kein Problem, es gibt direkt von Soto Ersatzteile zum nachkaufen. Sehr sympatisch!

Mit einer Heizleistung von bis zu 3260 Watt arbeitet der Kocher auf sehr hohem Niveau und bringt Wasser sehr schnell zum kochen. Anfangs habe ich mich nicht getraut das Kochgeschirr aus Aluminium mit der maximalen Leistung des Kochers zu benutzen. Dieses Misstrauen hat sich gelegt und heute rufe ich die maximale Leistung des Kochers beim Kochen von Wasser ab.
Am Ende musste ich für mich noch eine drängende Frage beantworten. Da das Risiko, den Kocher nicht in den Topf zu kriegen, weiterhin bestand, probierte ich den Kocher in den New River Pot zusammen mit einer 100g/110g Gaskartusche zu verpacken. Wiedererwartend passte doch alles in den Topf.

Der Zusammenbau ist denkbar einfach. Der Kocher wird seinem Packsack entnommen, oder auch nicht. Je nachdem ob ein Packsack mitgeführt wird oder nicht. Die Topfauflage umarmt den Kocher regelrecht. Diese Transportvariante kommt von Soto selbst und funktioniert sehr gut.

Im nächsten Schritt wird die Topfauflage durch den Mechanismus, welcher später zum Befestigen der Topfauflage am Kocher notwendig ist, vom Kocher entfernt. Dadurch erhält man zwei Teile.

Im Anschluss wird am Ventil die Bedienhilfe aufgeklappt und das Ventil mit einer ¼-Umdrehung komplett geschlossen. Konstruktiv bedingt lässt sich der Kocher nicht anders verpacken.
Als nächstes wird der Kocher auf die Gaskartusche aufgeschraubt, bis Gas hörbar in den Kocher einströmt. Der Kocher wird über das Gewinde vorsichtig handfest angezogen, sodass eine dichte Verbindung zwischen Anschluss und Gaskartusche entsteht.

Jetzt wird die Topfauflage angebaut. Dazu werden die vier Arme aufgeklappt und seitlich auf den Brenner geschoben. Korrekt montiert stützt sich die Topfauflage unten am Schaft des Kochers und oben über die vier Arme der Topfauflage am Brenner direkt ab. Die obere Abstützung ragt in die Flamme des Kochers hinein. Die Topfauflage wird an dieser Stelle rot glühen. Das ist normal und ist nicht besorgniserregend.

Um einen sicheren Stand zu ermöglichen verwende ich immer einen Stützfuß für Kartuschen. Dieser erweitert die Aufstandsfläche vor allem bei kleinen Gaskartuschen enorm und bringt auch auf unebenem Untergrund Stabilität in das Gesamtsystem.
Zur Veranschaulichung wurde hier eine 230g Gaskartusche verwendet. Die Vorgehensweise ist bei 100g/110g und 450g Gaskartuschen die gleiche. Bei 450g Gaskartusche ist zu bedenken, dass das gesamte Konstrukt sehr hoch wird und dadurch instabil werden kann.

Der Betrieb des Kochers ist denkbar einfach und mit jedem anderen Kocher vergleichbar.
Als erstes wird das Ventil geöffnet, solange bis Gas hörbar ausströmt. Dann erfolgt die Betätigung des Piezozünders. Der Kocher sollte innerhalb der ersten paar Versuche anspringen. Ab hier ist der Kocher vollumfänglich regelbar.
Zum Ausschalten wird das Ventil einfach komplett geschlossen. Nachdem die Flamme erloschen ist, ist der Kocher aus.
Vor dem Abbau sollte der Kocher abkühlen, sonst verbrennt man sich ganz böse die Finger. In dem Zuge möchte ich darauf hinweisen, dass die Materialtemperaturen nicht an der temperaturbedingten Verfärbung ersichtlich sind. Auch wenn das Metall normal aussieht, kann es dennoch mehrere hundert Grad Celsius haben. Diese Art der Verbrennung ist die schlimmste die es gibt. Das liegt daran, dass man am Metall regelrecht kleben bleibt und dadurch tiefere Hautschichten durch den hohen Temperatureintrag geschädigt werden. Wenn Metalle rot glühen, entsteht dieses Phänomen nicht. Es entstehen nur echt fiese Brandblasen. Beide Verletzungsmuster sollten beim Einsatz des Kochers unbedingt vermieden werden und in einem solchen Fall unbedingt medizinisch versorgt werden.

Meine Erfahrungen mit dem Kocher sind bisher nur positiv. Weder sind mir einzelne Teile kaputt gegangen, noch hat der Kocher mich bei unterschiedlichen Umgebungsbedingungen im Stich gelassen. Und das Beste ist eigentlich: ich brauche keine extra Zündquelle, auch wenn ich immer Streichhölzer in meiner Waschtasche habe.
Zur Verteidigung sei gesagt, die Streichhölzer wohnen in meiner Waschtasche. Das liegt einfach daran, dass ich mit Streichhölzern andere Dinge anzünden kann, die ich mit einem Kocher nicht anzünden kann.

Abschließend lässt sich nur sagen, dass dieser Kocher ein sehr gutes Leistungsgewicht hat. Das Flammenbild und die Verteilung sind sehr gut und fein gestaltet, wodurch die Wärmeenergie sehr gleichmäßig in den Topf getragen wird.

Die Ersatzteilversorgung von SOTO ist vorbildlich und kann jederzeit über SOTO selbst oder den Service bestellt werden. SOTO stellt für diesen Kocher die Bedienungsanleitung online zur Verfügung. Weiterhin gibt es auf der englischsprachigen Seite Anleitungen zum Reinigen und zur Problembehebung bei dem Kocher.
Die mitgelieferte Topfauflage des Kochers ist sehr groß. SOTO bietet hier eine Lösung für alle an, die eine kleinere und leichtere Topfauflage suchen beziehungsweise bevorzugen. Diese nennt sich Triflex und muss separat erworben werden. Die Triflex Topfauflage war nicht Bestandteil dieses Tests. Somit konnten auch keine Aussagen dazu getroffen werden.

Wer einen kleinen, qualitativ hochwertigen und leistungsstarken Kocher sucht, wird beim SOTO Windmaster fündig.

 

Fünf abwechslungsreiche Tage in der Finnmarksvidda

von , 20. Oktober 2023

Nachdem ich nun schon einige Monate in Tromsö gelebt hatte, wollte ich meine Sommerferien gerne dazu verwenden, die noch weiter nord-östlich liegenden Teile Norwegens zu erkunden. Da seit meiner letzten längeren Rucksack-Tour auch schon einige Zeit vergangen war, bot sich eine Wanderung über die Finnmarksvidda an.

Zuerst war mein Plan, 18-20 Tage lang von Alta via Karasjok nach Kautokeino zu gehen. Allerdings waren meine Schienbeinsehnen bereits in Karasjok am Limit. Ein beginnende Überlastungsentzündung, die mir schon früher einmal Probleme bereitet hatte… Deshalb blieb es bei den fünf Tagen Rucksackwandern. In den restlichen verbleibenden zwei Wochen bin ich in mehreren Bus-Etappen an der Küste entlanggereist.

Der folgende Bericht setzt sich aus meinem Reisetagebuch und einigen nun verfassten Abschnitten zusammen. Die Tage auf der Vidda sind dabei ausführlicher beschrieben, wohingegen die Highlights der restlichen Finnmarksküsten-Tour nur als Bilder ihren Platz gefunden haben.

Kaum war der Plan gefasst, begannen auch schon die Vorbereitungen. Hatte ich alles, was man für eine Langstreckenwanderung braucht? Wie sich schnell herausstellte ja (fast). Das 2-Personen-Tunnelzelt von Rejka war noch relativ neu und perfekt in Schuss, der Primus-Kocher erst kürzlich erworben und bezüglich Anziehsachen war mein Kleiderschrank schon im Vorhinein fast ausschliesslich mit Wollbekleidung (von beispielsweise Devold oder Icebreaker) in diversen Dicken gefüllt. Es fehlten nur noch ein dicker Schlafsack, der Proviant und Ausrüstung um sich gegen aggressive Mücken und Bremsen wappnen zu können.

es_kann_losgehen

Die Schlafsack-Wahl fiel zum Schluss auf einen Second-Hand erworbenen Kunstfasersack mit einer Komforttemperatur von 5 Grad. Dieser hat mir gute Dienste geleistet und war, obwohl No-Name, immer schön wärmend. Allerdings hat er ziemlich viel Platz im Rucksack gebraucht. Wenn man also länger Reisen möchte, lohnt sich ein oft leichterer und kleinerer Daunenschlafsack. Oder aber auch ein platzsparend konzipierter Kunstfasersack. Die Auswahl auf dem Schlafsackmarkt ist enorm, bei Unsicherheiten welcher der Richtige ist, lohnt es sich daher, sich beim Outdoorausrüster des Vertrauens beraten zu lassen.

Was das Essen angeht entschied ich mich, aufgiessbare Fertigtüten mitzunehmen. Diese sind nicht gerade billig, vereinfachen das abendliche Kochen aber deutlich. Man muss nicht überlegen, welche Gewürze oder Zutaten man bräuchte, und auch für die angemessene Menge der verschiedenen Nährwerte (Kohlenhydrate, Proteine…) ist gesorgt. Zudem schmecken die Gerichte mittlerweile auch richtig gut! Für diejenigen, die etwas experimentell sein möchten, lohnt sich ein Durchforsten des Internets, da es unzählige Anbieter mit leckeren, mitunter exotischen Mahlzeiten gibt. Bei mir gab es keinen Abend das Gleiche.

Allerdings sind aber auch die bekannteren Marken keinesfalls zu verschmähen. Trek N Eat hat beispielsweise eine Menge schmackhafter Varianten, die ihren Preis auf jeden Fall Wert sind. Aus eigener Erfahrung ist Nachwürzen hier nicht notwendig und das Sättigungsgefühl setzt nach dem Verspeisen auch ein.

Vor den Stechtieren wurde ich vor Abreise mehrfach gewarnt. Man bräuchte definitiv ein Netz für den Kopf, Liter mit Mückenspray und Tonnen mit linderndem Stich-Kühlungsgel… Nun ja, möglicherweise in feuchten Jahren. Diesen Sommer waren die piksenden Reisegenossen jedenfalls nur ziemlich spärlich vertreten. Das Netz blieb daher unbenutzt im Rucksack. Mit Mückenspray von Centaura habe ich mich hin und wieder mal eingesprüht, die 400 ml-Flasche war aber nach vollendeter Reise nicht mal annähernd geleert. Und die kleine Probepackung Kühlcreme hat auch locker gereicht.

nadelwald_am_fluss

Doch nun zur Reise:

Tag 1: Transfarelv (bei Alta) – Langvannet/Ávžánjávri (20 km)

Nach einer entspannten, wenn auch kurzen, Nacht in einem AirBnB in Alta, klingelte der Wecker um 6. Noch in der Zivilisation gab es das morgendliche Porridge mit frischen Früchten. Direkt danach ging es los zum Bus, der mich in 20 Minuten nach Transfarelv brachte. Von dort aus war mein Plan dem Fluss talaufwärts bis zu seinem Ursprungssee zu folgen. Anfangs noch auf einem breiten Wanderweg, verwandelte sich die Route bald in einen Kraxelpfad durch dichtbewachsene Hänge. Aber die Natur war traumhaft und abwechslungsreich: Grasfelder, hohe und niedrige Buchen -und Nadelwälder und nebenbei das Rauschen des Flusses. Diesen sollte ich noch näher kennenlernen… Nach einer Weile wurde der Hang dem ich bis dahin auf Wildspuren gehend gefolgt war, einfach zu undurchdringlich bewachsen und steil. Der Fluss wirkte dahingegen seicht und relativ friedlich. Daher zog ich statt Wanderschuhen die Crocs an (die Wollsocken blieben an), packte die Stöcke aus und begab mich frohen Mutes in das kühle Nass. So weit, so gut. Bei der ersten kleinen Stromschnelle wurde es dann aber plötzlich oberschenkeltief, wodurch ich die Hoffnung um eine trockene Hose aufgeben musste. Bald darauf folgten sogar noch tiefere Flussteile. Darum war ich gezwungen an den, vom Ufer aus über das Wasser ragenden, Schieferfelsen entlang zu klettern. Keine so leichte Aufgabe mit 70 Liter auf dem Rücken, baumelnden Stöcken und glitschigen Crocs. Aber bin trocken und lebendig weitergekommen.

der_weg_durch_den_fluss

Nach einem Kilometer im Fluss, der wohl im Nachhinein nicht so viel Zeit gespart hat, stieg ich wieder an Land. Nach einer halbstündigen Mittagspause mit Tortillas mit Tubenkäse, Tomatenpüree und getrockneten Tomaten ging es weiter bergan, nun glücklicherweise mit leichtem Bewuchs. Etwa gegen vier erreichte ich ein Plateau oberhalb der Baumgrenze und wanderte die letzten Kilometer ohne viele Höhenmeter. Erschöpft schlug ich schlussendlich mein Zelt auf einem Hügel mit Aussicht auf das Langvannet (Langwasser, ein See) auf. Es folgte ein kleiner Gang ans Wasser um die Trinksäcke zum Kochen zu füllen und kurz zu Baden. Den ganzen Tag über war das Wetter nämlich strahlend gewesen.

Danach gab es Abendessen: zur Feier des erfolgreichen Tages ein drei-Gänge-Menü mit Gemüsesuppe, Nudeln mit Lachssosse und Trockenfrüchteriegel zum Nachtisch. Lecker!

Daraufhin fielen mir die Augen zu, und da es ohnehin nicht Dunkel werden würde, begab ich mich früh in die Horizontale. Morgen würde der Wecker ja auch wieder früh schellen.

 

Tag 2: Langvannet – Gaskajohka (25 km)

Nach einer etwas unruhigen Nacht (erstmal wieder ans Rascheln des Zeltes gewöhnen + Heringe nachspannen) weckte mich der Handywecker kurz nach sechs. Es folgte die Morgenroutine mit Kaffee und Trockenfrucht-Porridge und dem Füllen des Tagestrinksacks. Danach musste das Zelt abgebaut werden, was wegen des über Nacht aufgekommenen stärkeren Windes etwas herausfordernd war. Abgesehen von einem kurzen Sprint der Unterlagsplane hinterher, ging es jedoch gut. Der Plan für den Tag war ein wenig querfeldein zu gehen um dann einem Traktorpfad zu folgen. Nach der gestrigen Kletterei wollte ich nämlich gerne etwas Strecke machen, wodurch sich das Folgen eines Weges anbot. Karte und Kompass hatte ich trotzdem immer zur Hand. Die Strecke verfolgte ich die ganze Zeit mit indem ich mir die Karte in einer wasserfesten Tasche um den Hals gehängt hatte. Das würde ich auch die nächsten Tage noch so weiterführen. Es lohnt sich wirklich, da das Gelände/die Trampelpfade manchmal echt schwer zu erkennen sind und weil man zusätzlich noch einen lustigen Zeitvertreib erhält.

Der Wanderpfad führte durch leicht hügeliges Gelände mit Aussicht auf feine Seen. Hier traf ich einige Leute, unter anderem 3 Mountainbiker auf einer Tagestour. Zudem mehrere Bewohner kleiner Hütten, die sich auf Quads mit Anhängern zum Instandhalten ihrer Tierhaltungs-Installationen aufmachten. Das Gebiet bietet sich folglich auch für nicht so erfahrene Tourengeher an, da man selten völlig in der Einöde ist. Man hat also die Möglichkeit Hilfe zu finden, falls etwas schief gehen sollte.

Der Tag ging entspannt weiter, mit einer mittaglichen Tortillapause unter einem mit Schäfchenwolken bestücktem blauen Himmel. So blieb das Wetter den ganzen Tag, nur der konstante Wind war etwas nervig.

Langvannet

Fürs nächtliche Zeltlager stieg ich daher wieder etwas vom Plateau des Tages ab, um dem Wind etwas zu entgehen. In einem kleinen Wäldchen nahe einer Ferienhütte fand sich ein geeignetes Plätzchen. Nach dem Anziehen trockener Kleidung ging es erneut zum Wasserholen. Das erwies sich schwieriger als gedacht da es nicht so leicht war, durch das dichte Gestrüpp ans Ufer zu kommen. Mit nur Crocs am Fusse wurden die frischen Socken im sumpfigen Ufer natürlich auch gleich wieder durchnässt. Am Gewässerrand angekommen wirkte dieses zudem viel zu moorig und nicht geniessbar. Daher folgten eine Kehrtwende und die Suche nach klarerem Wasser. Glücklicherweise lag auch ein hübscher See in der Nähe – mit etwas genauerer Geländeerkundung hätte ich mir die nassen Socken also sparen können.

Wie dem auch sei, kurz darauf gab es leckeres Abendessen – Mac and Greens. Danach habe ich die Abendsonne mit Kreuzworträtseln genossen und mir die Mücken mit dem Thermacell vom Leibe gehalten. Und dann, wie am Vortag, frühzeitig den Schlafsack aufgesucht.

wasserholen

Tag 3: Gaskajohka – Borgagurra (24 km)

Heute stand ich wieder um sechs auf und verspeiste mein übliches Porridge. Da es im Gegensatz zu den vorherigen Tagen etwas nieselte, zog ich Regenhose- und Jacke an. Auch der Rucksack bekam seinen neongrünen Regenschutz übergestreift. Dann ging es ein kleines Stück den vortagigen Weg zurück um dann auf einen auf der Karte verzeichneten Wanderweg abzubiegen. Die Kreuzung hatte ich eigentlich auch schon gesehen gehabt, aber nun war sie wie vom Erdboden verschluckt. Darum wanderte ich ungefähr in die Richtung in die der Weg führen sollte und hielt dabei die ganze Zeit nach ihm Ausschau. Ich war allerdings viel zu hoch im Gelände wodurch es zu ein paar Nicht-Spur-Halten-Können-Schlenkern kam. Zu guter Letzt fand ich den Pfad glücklicherweise. Es folgte eine schöne Strecke durch karge Hügellandschaft mit ein paar Birkenwäldchen durchsetzt. Nur ein wenig schade, dass mit regelmässigen Abständen Regenschauer auf mich niederprasselten. Die Mittagspause war daher auch etwas feuchtkalt.

pause_im_regen

Doch aufgeben gilt nicht. Den rot markierten Wanderwegsteinen folgend lief ich wacker weiter, wenn auch die Finger wegen durchnässter Handschuhe langsam etwas kalt wurden. Die Füsse waren mittlerweile auch pitschnass da eine notwendige Flussüberquerung leider nicht mit trockenen Schuhen zu bewerkstelligen war. Grundsätzlich liess sich aber noch alles aushalten. Nur als es dann gegen halb 5 anfing zu Schneien, bzw. Schneeregnen, war auch meine Motivationsschwelle erreicht. Eilig suchte ich mir eine Zeltstelle in der Nähe eines Sees und verkroch mich sobald es stand darin. Mit trockenen Kleidern im Schlafsack kriegte ich auch langsam etwas Wärme zurück. In der Finnmark muss man auf alles gefasst sein – also auch auf Schnee im Juli! Nach einer Weile, die ich mit Rätseln verbrachte, verzog sich das ungemütliche Wetter und es kam doch tatsächlich noch die Sonne raus! Somit konnte ich mein spätes Abendessen – Couscous mit Hühnchen – bei schönstem Wetter geniessen. Fazit: das Wetter hier ist sehr wechselhaft.

primus_kocher

Tag 4: Borgagurra – Stuorra Částenoaivi (25,9 km)

Da ich am Vorabend glücklicherweise kurzzeitig Netz hatte, wusste ich, dass dieser Tag wieder mit Sonnenschein gefüllt sein würde. Deshalb konnte ich die Regenkleidung auch noch ein wenig in der Morgenwärme trocknen lassen.

Danach ging es auf zur Etappe, die wohl am ehesten dem entsprach, was man sich unter Finnmarksvidda vorstellt. Lange, weite prärieartige Geländeformationen mit einzelnen kleinen bis grossen Steinen bestückt. Beim Durchqueren dieser Landschaft geht es immer leicht auf und ab, doch grundsätzlich ist es relativ flach. Zusätzlich dazu war perfektes Wanderwetter (etwa 15 Grad, eine leichte Brise und wenig bewölkt), wodurch die Kilometer nur so dahinflogen.

typische_vidda

Irgendwann tauchte plötzlich wie aus dem Nichts ein Rentier vor mir auf. Es war alleine und sprang etwas verwirrt durch die Gegend. Eine Art Slalomtanz um mich herum machend probierte es mich zu umgehen und sprang schliesslich davon. Während der gesamten Reise (zumindest bis Hammerfest, siehe Bild später) ist es bei diesem einen Rentier geblieben. Hauptsächlich habe ich nämlich nur Vögel gesehen, die mich mit lauten, eindringlichen Piiiiiip-Tönen begleiteten.

Während der Mittagspause habe ich präventiv ein Blasenpflaster auf die Ferse geklebt. Das hat sich gelohnt, die ganze Tour habe ich ohne eine einzige Blase überstanden. Allerdings begann sich an diesem Tag 4 die Schienbeinsehne bemerkbar zu machen. Das Heben und Senken des Fusses, der von vielen Kilos (nie gewogen, aber sicher nicht optimal gewichtsparend) belastet wurde, wurde schmerzhaft.

mahlzeit

Später am Nachmittag kam ich von der Einöde kurz hinunter in ein dicht bewachsenes Flusstal. Hier wurde es sehr schwer dem eigentlich markierten Weg zu folgen. Ich schlug mich also durchs Dickicht und kletterte beschwerlich über den kleinen Fluss, nur um dann beim Überqueren drei Meter neben mir eine schöne kleine Brücke zu sehen… Aber egal. So wurde sie zumindest zu einem feinen Fotomotiv. Nach einiger Zeit stellte ich mein Zelt an einem kleinen See auf und genoss die Abendsonne. Die restliche Zeit verbrachte ich mit Rätseln, Kochen, Brille putzen (ach, es war den Tag über ja eigentlich gar nicht diesig gewesen…) und anderen Tüdeleien. Danach war dann auch heute früh Schicht im Schacht.

trek_n_eat

Tag 5: Stuorra Částenoaivi – Karasjok Parkplatz (24 km)

Der Tag startete mit Nebel, was die Aussicht deutlich einschränkte, aber keine grösseren Einschränkungen fürs Wandern verursachte. Um der Nebelfeuchte vorzubeugen hatte ich erst noch meine Regenkleidung an, musste mich dieser aber bald entledigen. Durch fehlenden Wind war es verhältnismässig warm, und mir lief der Schweiss in Strömen über den Körper.

Da die Strecke erneut entlang eines breiteren Traktorpfades führte, kam ich mit diversen Leuten in Kontakt. Zuerst eine Dreier-Gruppe auf Quads, danach vier Kinder die neben einer kleinen Hütte um eine Fahnenstange herumtanzten und zum Schluss noch ein weiterer Quadfahrer auf dem Heimweg vom Fischen. Letzterer hielt kurz neben mir an um ein wenig zu schnacken. Kurz vor der Weiterfahrt sagte er dann noch, dass seine hinterherjoggende Tochter mich wohl bald einholen würde. Und dann käme irgendwann noch der Hund. Der sei allerdings schon 15 Jahre alt und nicht mehr der Schnellste…Die Tochter kam relativ rasch und fuhr bald darauf auch wieder beim Vater mit. Als jedoch etwa eine halbe Stunde später plötzlich ein flauschiger Vierbeiner an mir vorbeitrottete, waren die beiden schon längst über alle Berge. Ich nehme aber an, dass sie beim Parkplatz unten an der Strasse auf ihn gewartet haben.

bester_weg

Beim selben Parkplatz kam ich nachmittags nach einem längeren Abstieg dann auch endlich an. Die Schmerzen im Bein wurden stärker, weshalb ich nicht noch die letzten 15 km nach Karasjok gehen wollte. Stattdessen stellte ich mich an den Strassenrand und bat mitgenommen zu werden. Ein netter Rentier-Same sammelte mich schliesslich ein und wir haben nett über seine Tiere, die traditionellen Ohr-Besitzmarkierungen an Rentieren und seine Arbeit mit dem Treiben der Tiere geredet. Ich hätte mich aber natürlich nicht nach der Anzahl seiner Rentiere erkunden sollen, da dies als privat angesehen wird, das heisst, als wenn man nach dem Kontostand fragen würde.

Er setzte mich nach 15 Minuten beim Camping in Karasjok ab, wo ich mich gleich für 3 Nächte einquartierte, das Zelt aufbaute und dann erstmal eine wohlverdiente Dusche genoss. Danach begann der Tagestour- und Biketeil der Reise.

zivilisation

Da Wandern mit schwerem Gepäck ab Karasjok nämlich nicht mehr möglich war, musste ich etwas umplanen. Darum entschied ich mich mit dem öffentlichen Verkehr an der östlichen Finnmarksküste entlang zu reisen. Ich suchte mir ein paar interessante Orte aus an denen ich dann jeweils zwei bis drei Tage bleiben wollte, entweder auf dem Camping oder im AirBnB. So konnte ich auch Lakselv, Hammerfest, Alta und Storslett noch ausgiebig erkunden, tolle Tageswanderungen und Fahrradtouren (mit klapprigen Campingrädern, aber auch High-Tech-E-Bikes) machen und viele Museen besichtigen. Als Person, die schwer einen Tag ohne Aktivität aushält, konnte ich so die Natur aktiv geniessen, ohne dass die Schmerzen im Bein allzu gross wurden. Auch die restlichen zwei Wochen entwickelten sich von dem her zu einem empfehlenswerten Erlebnis im hohen Norden. Aus platztechnischen Gründen werde ich diese restliche Zeit jedoch nicht mehr ausführlicher beschreiben.

rentier

Fragen dazu, und generell zu Reisen in Norwegen, dürft ihr aber gerne in den Kommentaren stellen.

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Testbericht: Soto New River Pot

von , 6. Oktober 2023

Eine kleine Überraschung

Auf der Suche nach einem Topf für ein bis zwei Personen bin ich über den Topf von Soto gestolpert. Überzeugt haben mich die Größe, sowie das Gewicht. Die Hartanodisierung des New River Pots tat ihr übriges. Durch hartanodisiertes Aluminium wird das Kochgeschirr resistenter gegen Verschmutzungen und Kratzer. Desweiteren lässt es sich dadurch auch leichter reinigen. Zusätzlich verhindert eine solche Beschichtung eine Aufnahme von Aluminium durch die Speisen.
Im Lieferumfang des Topfes sind der Topf selbst, ein Deckel mit einem Deckelheber, ein Packnetz, eine Anleitung und die Verpackung aus Pappe enthalten.
Wenn der Topf von seiner Verpackung befreit wurde, kann man ihn in seiner ganzen Pracht in seinem mitgelieferten Packnetz bewundern.

Das Packnetz ist sehr einfach und funktional gestaltet. Das Material ist hier nicht das hochwertigste, aber es tut was soll. Der Tanka, in Verbindung mit der Schnur ermöglichen einen Verschluss des Packnetzes. Wenn das Packnetz verschlossen ist, wird der Deckel auf dem Topf gehalten. Der Deckel bewegt sich nur leicht. Das Pack klappert somit kaum. Das Packnetz muss selbstverständlich zur Benutzung entfernt werden.

Vor der ersten Benutzung empfehle ich den Topf mit Wasser und Seife auszuwaschen, um etwaige Produktionsrückstände zu entfernen.

Der Topf selber wiegt gefühlt nichts. Ein Titantopf wäre leichter, aber auch teurer. Der Topf hat ein Volumen von 1000ml und reicht damit für ein bis zwei Personen. Die Hartanodisierung weist keine Fehler auf und sieht gleichmäßig aus.

Am Topf selber lässt sich ein Griff ausklappen. Der Griff wurde ummantelt, damit dieser während des Kochens nicht heiß wird. Das ermöglicht den Topf beim Umrühren festzuhalten, den Topf vom Kocher zu nehmen oder den Inhalt des Topfes auszugießen (für Fertignahrung von Trek’n’Eat, Drytech oder Adventure Food, oder Abgießen von Nudelwasser äußerst nützlich).

Der Deckel besteht aus Polypropylen. Am Deckel ist ein Deckelheber aus einem weicheren Polymer angebracht. Polypropylen ist an sich lebensmittelecht und ausreichend Temperaturbeständig für Anwendung als Deckel eines Kochtopfs. Doch hier die Überraschung, bei der ersten Benutzung stank der Deckel durch das Erhitzen extrem nach Kunststoff. Daraufhin verwendete ich ihn erst mal nicht mehr. Der entstehende Geruch beim Erhitzen des Deckels ist mittlerweile verschwunden. Mehrmaliges Kochen und die Lagerung des Topfes haben hier Abhilfe geschaffen.
Der Deckel hat eine Öffnung, durch die heißer Dampf entweichen kann. Hier ist zusätzlich ein Warnhinweis eingeprägt, dass dort heißer Dampf entweicht. Weiter ist diese Öffnung dazu gedacht, als Ausguss zu dienen.

Bereits auf der Verpackung wurde seitens Soto beworben, es möglich ist eine 100g/110g Gaskartusche, sowie einen Kocher im Topf unterzubringen. Damit gestaltet sich der Transport des kompletten Kochgeschirrs als eine sehr platzsparende Angelegenheit. Empfohlen und beworben wurde der Soto Amicus aus eigener Produktion Sotos. Meine Entscheidung fiel gegen den Amicus und für den Soto Windmaster. Wieso? Das erfahrt ihr im Testbericht zum Soto Windmaster (kommt bald!). Das Risiko den Kocher nicht mit in den Topf zu kriegen ging ich ein. Wenn es nicht passt, hätte ich halt Platz für was anderes im Topf.
Um jetzt mal etwas die Spannung rauszunehmen, es hat gepasst! Es haben sogar noch ein paar andere Dinge im Topf Platz gefunden. Der Topf ist zwar jetzt ziemlich vollgepackt, aber es ist alles drin.

Im Topf haben schlussendlich eine 110g Gaskartusche, der Soto Windmaster mit seiner Topfauflage, ein Stützfuß für Kartuschen, ein 40 x 40 cm großer Microfaserlappen und drei Teebeutel Platz gefunden.

Im Microfaserlappen habe ich die 110g Gaskartusche eingewickelt, damit diese mir den Topf nicht von innen zerkratzt. Außerdem kann man den zum reinigen des Topfes nutzen.

Eine 230g Gaskartusche passt vom Durchmesser zwar auch in den Topf. Dann sind aber nur eine Gaskartusche, der Mircofaserlappen, der Stützfuß für Kartuschen und die Teebeutel im Topf, mehr nicht. Das ist nicht Sinn und Zweck der Übung und wurde daher von mir verworfen. Die 230g Gaskartusche habe ich dann extra mit.

Den Soto Windmaster habe ich in seinem Packbeutel im Topf verpackt. Das auch nur, damit der Kocher den Topf nicht zerkratzt. Außerdem fliegen dann nicht so viele Teile im Topf durch die Gegend. Beim Verpacken des Kochers ist zu beachten, dass dieser erstens verpackt wird wie hier abgebildet und wie von Soto empfohlen. Und zweitens, dass der Packbeutel zugezogen werden kann, aber nicht mit Tanka verschlossen werden kann. Der Deckel des Topfes geht sonst nicht zu im zusammengepackten Zustand.

(Exkurs: Ein Tanka mit „K“ ist das federbelastete Teil, was auf der Schnur des Packbeutels sitzt und durch das Verschieben dieses Teils der Seilzugverschluss des Packbeutels verriegelt wird. Im Bund nahezu jeder Regenjacke sind solche Teile verbaut.)

Der Stützfuß für Kartuschen ist eine Investition wert, da das ganze Konglomerat besser gegens Umkippen gesichert wird. Besonders bemerkbar macht sich der Einsatz eines solchen Hilfsmittels bei der Verwendung von 100g/110g Gaskartuschen.

Die drei Teebeutel liegen dem Packet in erster Linie bei, weil der Platz da war und ein heißer Tee die Moral, vor allem an kalten Tagen, fördern kann.

Am Ende wird der Deckel richtig herum draufgesetzt, um den Topf zu verschließen und dem Inhalt genügend Raum zu geben. Die Verpackung im Packnetz macht das alles zu einer klapperfreien Angelegenheit.

Aufgebaut sieht das Ganze dann so aus (auf dem Foto ist eine 230g Gaskartusche im Einsatz).

Alles zusammengepackt wiegt das Paket im Topf mit Topf 518g. Das ist meines Erachtens völlig in Ordnung. Vor allem wenn man bedenkt, dass hier ein Kocher eingesetzt wird der richtig Leistung hat.

Fazit

Alles in allem ein solider und leichter Topf in den mehr rein geht, als vermutet und beworben wird. Der Plastikgeruch vom Deckel beim Kochen hat sich verloren und an meiner oberen Kante gibt es nur zwei kleine unbedeutende Kratzer in der Hartanodisierung.
Durch das Kochen von Wasser zeigt mein Topf am Boden mittlerweile deutliche Anlauffarben. Das ist nicht weiter schlimm, sieht aber schön aus. Ich habe Wasser immer mit der höchsten Leistungsstufe des Kochers zum kochen gebracht und damit sehr viel Energie in das Topfmaterial eingebracht. Nachdem ich das Wasser verwendet habe, stelle ich den Topf zum Abkühlen auf den abgeschalteten Kocher. Die fehlende Wärmesenke des Wassers, die Restwärme vom Topf und vom Kocher führen vermutlich dazu, dass sich die Anlauffarben bilden.