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Testbericht: Helsport Fjellheimen Superlight 2 Camp

testbericht-helsport-fjellheimen-superlight-campNach 1 ½ Jahren der Nutzung des Helsport Fjellheimen Superlight 2 Camp wird es Zeit für ein kleines Urteil. Meine Erfahrungen mit einem lieb gewonnenen Zelt, das meine erste Wahl für Trekkingtouren wurde.

Letztes Update: 17.02.2019

In den letzten anderthalb Jahren begleitete mich mein Fjellheimen mehrfach nach Skandinavien. Auf zwei Touren in Norwegen, zwei in Island und bei einem 4-wöchigen Aufenthalt in Grönland war es mein Rückzugsort. Kein Geweberiss oder Gestängebruch, kein Abrieb macht sich bemerkbar. Zu Hause wurde es das Zelt immer gründlich gesäubert, was nach den 4 Wochen in Grönland eine ziemliche Plackerei war. Vom Aufbau, Komfort und Platzangebot war ich so angetan, dass ich mir für Wintertouren recht schnell das „Fjellheimen X-Trem 2“ zugelegt habe. (Dieses Zelt wird von Helsport inzwischen nur noch in der 3- und 4-Personen-Variante angeboten. Obwohl das Platzangebot identisch ist, ist es so anders, dass sich dafür ein eigener Artikel lohnt.)

Die Fakten zum
Fjellheimen Superlight 2 Camp

  • Personen: 2
  • Gewicht: 1,75 kg (seit 2018: 2 kg – aufgrund neuer Heringe und längerer Gestänge)
  • Packvolumen: 16 x 40 cm
  • Gestänge: DAC Featherlight NSL
  • Gewebe Außenzelt: Helsport Rainguard Superlight, 2000 mm
  • Gewebe Innenzelt: Airflow Superlight
  • Gewebe Zeltboden: Helsport Rainguard Pro, 3000 mm

Der Stoff ist beeindruckend glatt, fabrikneu gleitet er durch die Finger. Silikonisierter Zeltstoff wird bei Helsport beidseitig behandelt. Das Außenzelt hält einer Wassersäule von 2000 mm stand.

Viele Hersteller werben mit noch höheren Wassersäulen. Das beeindruckt zwar erst einmal, theoretisch gesehen sind aber alle Stoffe ab 800 mm wasserdicht, so beschreibt es die Europäische Norm 343. Unter Druck (wie beim Zeltboden, auf den ich mich auch mal hinknie) braucht es höhere Wassersäulen. Die Wasserdichtigkeit des Zeltbodens wird beim Fjellheimen mit 3.000 mm angegeben.

Wo liegt nun genau der Unterschied zwischen einer Premiummarke wie Helsport, die mit 3.000 mm auskommt, und einem sehr günstigen Konkurrenten, der mit 8.000 mm wirbt?

Fjellheimen Superlight Camp - in Grönland

Wassersäule ist nicht gleich Wassersäule

Nun, bei richtiger Pflege gilt die Helsport-Garantie 5 Jahre. Eben auch auf Wasserdichtigkeit. Im Test vor der Markteinführung werden die Zelte malträtiert, um einen Gebrauch bei etlichen Touren zu simulieren. Die Wassersäule von 3.000 mm hält trotz Abrieb und UV-Strahlung dicht. Andere Hersteller nehmen dagegen ein fabrikneues PU-beschichtetes Zelt und messen die Wassersäule. Der Test ergibt 8.000 mm. Sieht der Kunde beide Zahlen, ist er zunächst vom günstigeren Zelt angetan – „das scheint ja irgendwie besser“. PU-Beschichtungen sind im Neuzustand ebenso wasserdicht wie silikonisierte Zelte. Jedoch nutzt sich die PU-Beschichtung deutlich schneller ab und ist nicht so UV-beständig. Würde man die Helsport-Tests mit PU-beschichteten Zelten durchführen, die Zahlen sprächen für sich. Das Ermitteln von Wassersäulen sagt also wenig aus über die Wasserdichtigkeit nach mehreren Jahren der Nutzung.

Die Leichtigkeit des Seins

Geht es ums Gewicht, haben silikonisierte Zelte klar die Nase vorn, sie sind leichter als PU-beschichtete Zelte. Daher kann ich das Zwei-Personen-Zelt auch auf Solotouren locker tragen. Besonders auf langen Touren mit viel Ausrüstung genieße ich den Luxus von sehr viel Platz. Mein Schlafplatz befindet sich entsprechend mittig im Zelt. Um mich herum kann ich mich entspannt ausbreiten. Mancher würde es als Chaos bezeichnen, aber meine Zelteinteilung ist immer gleich. Ist das Zelt aufgebaut, landen links die Packsäcke mit Bekleidung, rechts die Ausrüstung. In der Apside stehen alle relevanten Kochutensilien, der Rucksack und die Schuhe zum Auslüften. Insbesondere an regnerischen Tagen ist das Ausbreiten eine wahre Freude. Als aber 2016 in der sächsischen Schweiz ein Unwetter kam und Besuch brachte, machte das Zelt natürlich auch bei zwei Personen eine gute Figur.

Fjellheimen Liegefläche (Zelt von 2016)

Durch ein Update wurde das Fjellheimen im Jahr 2017 ein wenig schwerer. Denn leicht ist nett, aber manchmal auch zu leicht! Ich hatte mich zu Beginn sehr über die mitgelieferten Heringe geärgert. Diese waren absoluter Mist. Anders will ich mich zu dem Thema gar nicht äußern. Die alten Superlight-Heringe taugten nur für grünen Rasen und schönes Wetter. Endlich wurden sie ersetzt durch größere, stabilere, bessere Heringe!

Update 2018

Erneut verbesserte Helsport seine gesamten Fjellheimen-Modelle. Duch die Verlängerung der äußeren Gestänge wuchs der Schlafbereich und bildet nun ein Rechteck (225cm x 135 cm). Die Verengung im Fußbereich und der Kontakt mit dem Zeltende gehören damit der Vergangenheit an. Zwar ist der Schlafbereich auch um 5 cm kürzer geworden, aber das Innenzelt fällt jetzt steil ab. Zuvor war der Winkel zu spitz, sodass mein Schlafsack oft das Innenzelt berührte. In kühleren Nächten ist dies nicht angenehm. Die Kälte kriecht dann in den Schlafsack. Das war ein sinnvolles Update.

Fjellheimen Liegefläche seit 2018

Flinker Aufbau

Viel kann hier nicht schief-gehen. Es gibt 3 Gestänge (DAC Featherlight NSL), 2x gelb (kurz), 1x rot (lang). Die Gestängekanäle sind farblich markiert. In die Mitte kommt die rote Stange, außen je eine gelbe. Diese können nachträglich nicht mehr nachgezogen werden. Die vordefinierte Spannung ist von Helsport bereits sehr gut berechnet – und es spart Gewicht. Abhängig davon, aus welcher Richtung nun der Wind weht, wird das Zelt ausgerichtet. Zwei Heringe kommen am Fußende links und rechts in den Boden. Das gleiche Prozedere wiederhole ich im vorderen Bereich, ich ziehe das Zelt zu mir, dabei richtet es sich auf und steht.

Vier Heringe waren notwendig, theoretisch bin ich nun fertig. Aber im Fjell kann sich das Wetter schnell ändern. Also spanne ich den Rest ab. Wichtig ist vor allem der dritte, mittlere Hering am Fußende des Zeltes, dazu gleich mehr. Nur selten setze ich jedoch die Heringe direkt an den Gestängen. Viel wichtiger sind die Zugleinen. Beim Fjellheimen SL 2 Camp gibt es davon sechs. Da sich silikonisiertes Gewebe durch Feuchtigkeit ausdehnt, ist ein Abspannen vor dem Schlafengehen stets angeraten.

Belüftung

Belüftung des Fjellheimen Superlight

Kurz zurück zum mittleren Hering am Fußende. Ist dieser gesetzt, kann der kleine Schwanz aufgerollt werden und ermöglicht eine gute Durchlüftung (Helsport nennt das „Skirt-Ventilation System“). Im Zusammenspiel mit der Öffnung im vorderen Bereich kommt die Zirkulation zwischen Innen- und Außenzelt entsprechend in Fahrt. Der Eingang des Innenzeltes besteht im oberen Viertel aus Mesh. Am Fußende hat das Innenzelt eine weitere optionale Belüftung. Schaltet man sein Fjellheimen für die Nacht auf Durchzug, sollte man einen wohlig-warmen Schlafsack besitzen. An frischer Luft wird es jedenfalls nicht mangeln.

Der „Camp“-Zusatz

Beim Fjellheimen Superlight 2 Camp gibt es eine große Apsis und ein drittes Gestänge. Dies hat Helsport beim Fjellheimen Superlight eingespart. Bei dieser Variante fällt die Apside schräg ab und ist sehr viel kürzer. Weniger Material bedeutet natürlich auch eine weitere Gewichtsreduzierung. Das Fjellheimen SL 2 wiegt nochmals 300 Gramm weniger (1,6Kg).

Das Fjellheimen Superlight mit kleiner Apsis

Mein Zelt musste bisher viel einstecken, hält sich aber weiterhin prächtig. Ob Unwetter in der sächsischen Schweiz, Sonne in Grönland, heftiger Wind auf Island oder gemischtes Wetter wie in Norwegen. Es machte alles mit und wird auch weiterhin mein Begleiter bleiben.

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Fakten zu Helsport

Helsport wurde 1951 von Arild Helliksen gegründet (Helliksen + Sport = Helsport), produzierte anfangs Schlafsäcke und seit 1957 Zelte. Nun, im Jahre 2017, greift die Firma auf 60 Jahre Erfahrung beim Zeltbau zurück. 1970 entwickelt Helsport das Tunnelzelt, eine Revolution. Einige Jahre später folgt die erste Apside. Dinge, die heute selbstverständlich sind, kommen von Helsport. Und trotzdem verblüfft die Firma immer wieder mit neuen Ideen, Materialien und Konstruktionen.

Das Fjellheimen Superlight 2 Camp bietet viel Platz im Vorzelt

Helsport gliedert seine Zelte in 3 Produktgruppen: Trek, Pro und X-Trem.

  • Trek: Diese Allrounder sind nicht die leichtesten oder gar robustesten Zelte. Sie sind in der oberen Mittelklasse angesiedelt und lassen sich für fast alle Aktivitäten nutzen. Gestänge: Yunnan.
  • Pro: Diese Serie setzt sich maßgeblich von Trek durch ihr Gewicht ab. Die Anwendungsbereiche sind vielseitig und definitiv auf Rucksacktouren ausgelegt. Gestänge: DAC Featherlight NSL
  • Pro-Superlight, eine Unterkategorie der Pro-Reihe: Hier wird geschliffen, was das Zeug hält. Fokus ist, das Gewicht drastisch zu reduzieren, zum Beispiel durch dünneres Gewebe bei gleicher Reißfestigkeit. Besser geht es nicht, aber das hat auch seinen Preis. Gestänge: DAC Featherlight NSL
  • X-Trem: Diese gelb-roten Zelte sagen: „Achtung, mich haut nichts um!“. Diese expeditionstauglichen Versionen werden auch als 5-Jahreszeiten-Zelte beschrieben. Gestängekanäle sind doppelt ausgelegt, und das Zelt „Patagonia“ wird sogar gleich mit doppeltem Gestängesatz geliefert. Sie machen nicht nur normale Winter mit, sondern sind auch für dickste Stürme konzipiert. Gewicht ist hier zweitrangig, Robustheit ist gefragt. Gestänge: DAC Featherlight NSL

Das Fjellheimen war so erfolgreich, dass es bei Helsport das erste Zelt war, das in allen Produktgruppen angeboten wurde. Eine Auflistung:

  • Fjellheimen Trek Camp (Trek Serie für 3 und 4 Personen)
  • Fjellheimen Camp (Pro Serie für 3, 4 und 6 Personen)
  • Fjellheimen Superlight (Pro-Superlight Serie für 2 und 3 Personen)
  • Fjellheimen Superlight Camp (Pro-Superlight Serie für 2, 3 und 4 Personen)
  • Fjellheimen X-Trem Camp (X-Trem Serie für 3 und 4 Personen)

Wer mehr zu Wassersäulen erfahren möchte, dem empfehlen wir unsere umfangreichen Blogbeiträge

Du hast Fragen, Anregungen oder Verbesserungsvorschläge?
Schreib uns eine E-Mail: [email protected]


6 Responses to Testbericht: Helsport Fjellheimen Superlight 2 Camp

  1. Hallo,

    Verwende das Zelt gerade jetzt im Juni 2017 in Island. Meine Erfahrungen sind nicht nur positiv. Das leichte Material ist gewöhnungsbedürftig und scheint bei Wind auch mehr Lärm zu machen. Auch wenn das Zelt sturmfest ist, es biegt sich relativ schnell durch und das Innenzelt ist vor allem im Fußbereich sehr schlapp. Das Aufstellen ist schwieriger als mit einem Kuppelzelt, da man ja mit dem Kopf beim Eingang liegen sollte, kombiniert mit der Windrichtung kann es da schon etwas knifflig werden den richtigen Platz zu finden, wo man nicht mit dem Kopf bergab und der Eingang voll im Wind ist. Das Material ist dicht, keine Frage, scheint aber Feuchtigkeit magisch anzuziehen. Lüftungsmöglichkeiten sind aber gut. Und da es bis auf den Boden hinuntergeht zieht es auch nicht allzuviel durch. Trotzdem, bei Wind wird es innen gleich deutlich kälter-sollte man bei der Schlafsackwahl bedenken. Auch ist der dünne Zeltboden sehr rutschig, überlege ob ich mir Gummipads auf meine Neo Air geben soll.

    • Dennis Dennis says:

      Hi Christian,
      du beschreibst ein Problem nahezu aller Leichtzelte. Um möglichst viel Gewicht zu sparen wird zwangsläufig auch auf Abspannpunkte verzichtet. Das Material kann somit mehr „flattern“. Der Fußbereich muss korrekt aufgespannt werden. Oft wenden die Leute in diesem Bereich, aus Angst vor Beschädigungen, zu wenig Kraft auf.
      Die Zeltplatzwahl empfinde ich als weniger schwierig, da ich als Nutzer von Tunnelzelten seit jeher etwas öfter gucken muss. Das wird sich eben auch nicht ändern und war mir beim Kauf bereits bewußt.
      Silikonisierte Zelte sind, unabhängig vom Hersteller, immer sehr rutschig. Ich verwende ebenfalls die NeoAir und habe bereits Abhilfe geschaffen.
      Gruß C4-Team

  2. huntersman says:

    Wie erkenne ich schnellstmöglich den Unterschied zwischen dem alten Modell und dem neuen? Evtl. Gestängefarben? Grüße

    • Melanie Hauser Melanie Hauser says:

      Hallo, das neue Fjellheimen (ab 2018) bleibt im Innenraum bis zur hinteren Stange gleich hoch. Im Aufriss ist ein deutlicher Unterschied zu erkennen. Damit hat man auch zwei lange und ein kurzes Gestänge und nicht mehr ein langes und zwei kurze. Grüße, dein Camp4-Team

  3. Martin K. says:

    Ich besitze seit kurzem das Helsport Lofoten Pro 3 Camp (aktuelle Version). Erfahrungen nach 1. Einsatz: die Heringe sind Mist (einer sogar gebrochen). Tausche ich alle aus. Die Helsport-Heringe 19cm wiegen 10g. Das ist schon extrem und wundert nicht, dass diese Alu-Heringe nichts taugen. Zu einer Zelt-Pro-Version passt das auf jeden Fall nicht. Ich nehme jetzt 18cm/14g Heringe, die nen deutlich besseren Eindruck machen. Ich hatte noch keinen starken Regen, aber das Außenzelt und Innenzelt sind im Fußbereich sehr eng zusammen. Bin mal gespannt, ob das ein Problem wird bei extremen Wetterbedingungen. Kondenswasser ist trotz der Lüftungsmöglichkeiten immer vorhanden und zwingt zum Nachspannen des Außenzeltes.

    • Melanie Hauser Melanie Hauser says:

      Hallo Martin,
      hattest du inzwischen die Gelegenheit, dein Zelt ausgiebiger zu testen? Wenn ja, würden wir uns freuen, zu hören, wie das Zelt den Praxistest bestanden hat.
      Vielleicht magst du ja auch einen Testbericht schreiben? Wenn ja, meld dich unter [email protected]. Bis hoffentlich bald!
      Viele Grüße aus dem Camp4
      Melanie

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