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Testbericht: MSR WindBurner Duo

Da wir uns im CAMP4 vom neuen MSR Windburner DUO sehr viel versprochen haben, liegt es nahe, dieses auch mal in der Praxis zu testen. Der All-in-one-Kocher eignet sich ideal für Familien und Kleingruppen.

Der Duo Stove entstammt dem WindBurner-Prinzip, welches wiederum aus dem Reactor entstanden ist. Sowohl WindBurner als auch Reactor werden auf die Kartusche geschraubt. Bei größeren Töpfen kann das ein stolzes Türmchen werden und auch leicht kippeln. Daher raten wir meist zu einem Kartuschenstandfuß: ein Dreibein, welches die Stabilität deutlich erhöht.

Lappland: Dieser Kollege begleitete uns ein Stück.

Die Firma MSR wird jedoch von notorischen Verbesserungsjunkies geführt, das Unternehmen ist noch immer in Familienbesitz und stellt damit fast eine Ausnahmeerscheinung dar, weshalb weiterhin getüftelt und entworfen wird.

Der Duo Stove besitzt bereits 3 einzelne Füße, diese liegen unterhalb des Brenners, die zum Betrieb ausgezogen werden. Über einen kleinen Winkel werden diese arretiert und stehen sicher, ohne sich bei Druck wieder einzufahren. Ein spontanes Einklappen ist ausgeschlossen.

Lappland: Der lange Brennstoffschlauch des WindBurner Duo erlaubt auch ein invertieren (umdrehen) der Kartusche.

Über den Brennstoffschlauch wird in sicherem Abstand von ca. 20 cm die Gaskartusche angeschlossen. Auf dem Kartuschenanschluss befindet sich ein kleiner Druckregulator, der für gleichbleibenden Gasfluss sorgt. Sollte sich eine Kartusche ihrem Ende zuneigen, ermöglicht der lange Treibstoffschlauch ein Umdrehen der Kartusche, welche so restlos geleert werden kann. Jedoch zeigt sich der Schlauch in der praktischen Anwendung nicht als so flexibel wie erhofft. Obwohl die Kartusche nur um 180 ° gedreht werden muss, verzwirbelt der Treibstoffschlauch ein wenig. Das machen andere Hersteller besser, ist aber kein Beinbruch.

Lappland: Die drei Standfüße des WindBurner Duo müssen für den sicheren Stand ausgefahren werden.

Andere Hersteller haben dafür einen ausklappbaren Fuß am Kartuschenanschluss kreiert. Darauf wird bei MSR verzichtet, aber richtig positioniert stellt dich das nicht vor große Probleme. Viel wichtiger ist es auch, die Kartusche entsprechend zu leeren. Denn erstens hat sie dich Geld gekostet und zweitens zählt auch das unter Nachhaltigkeit.

Eine interessante Option ist dieser Kocher für Kleingruppen oder Familien. Der Standardtopf fasst 1,8 Liter als Maximum. So würde aber niemand den Kocher betreiben, denn der Deckel ließe sich nicht mehr schließen. Bei der praktischen Wassermenge von 1,6 Liter hat am Abend jeder der 4-5 Personen nach dem ersten Durchgang eine warme Tasse Tee in der Hand. Danach kann begonnen werden, Wasser für das Essen zu kochen. Dabei gehe ich davon aus, dass du Trekkingnahrung nutzt.

Lappland: Ein schnelles Abendbrot im Zelt.

Kochen – lieber nur Wasser

Denn auf dem MSR Duo würde ich persönlich gar nicht kochen wollen. Die Töpfe sind nicht beschichtet, wodurch das Säubern recht mühsam wird. Daher koche ich ausschließlich Wasser.

Da das All-in-one-System in sich geschlossen ist, ist der Duo optimal gegen Wind geschützt. Das Prinzip wurde vom Reactor übernommen. Dafür benötigt es jedoch spezielle Töpfe, die genau passen. In einem Versuch, eine normale Pfanne auf meinen WindBurner zu legen und etwas zu braten, ging der Kocher aus, es kam nicht genug Sauerstoff an die Heizfläche.

In der Praxis in Lappland zeigt der Kocher nur vollkommen ungeschützt bei stärkerem Wind mal ein wenig Schwäche. Es war hörbar, dass die Gasverbrennung nicht mehr optimal lief und durch den Wind gestört wurde. Diese Konstellation wurde von mir aber absichtlich aufgebaut, um zu sehen, wann der Duo Stove an seine Grenzen kommt.

Die Pfanne hat der Heizfläche den Sauerstoff vorenthalten. Es braucht zwingend die dafür entworfenen Töpfe mit Sauerstoffzufuhr, sonst funktionieren diese Systemkocher nicht. Das sollte dir unbedingt klar sein, da du dich damit für geraume Zeit an diesen Kocher bindest.

Aber wie ich schon erwähnte, meiner Meinung nach sind dies reine Wasserkocher. Windgeschützt, aufeinander abgestimmt, sehr schnell, energiesparend, eben einfach effizient. Ein Blick in unseren Kochertest aus dem letzten Jahr zeigt dir die Unterschiede. Dort testete ich auch den WindBurner. Die Unterschiede bei den dortigen windstillen Gegebenheiten mögen auf den ersten Blick gering erscheinen, potenzieren sich jedoch in der Natur.

Lappland: Der Duo steht bei nahezu allen Bedingungen sicher auf dem Boden.

Ein Beispiel: 2016 verbrachte ich 4 Wochen in Grönland, um 2 Touren zu leiten. Bei der ersten Tour hatte ich 9 Teilnehmer. Drei der Frauen kannten sich privat und entschieden sich, aus Gewichtsgründen einen Kocher zu teilen. Das ist konsequent und richtig. Am Morgen des Aufbruchs entschieden wir, dass wir erst nach Kellyville fahren, dort frühstücken und dann aufbrechen würden.

Es wehte eine leichte Brise und unsere Kocher schnurrten. Die 3 Frauen hatten einen sehr einfachen Kocher. Ob auf die Kartusche geschraubt, hinter einen Stein gestellt und angeworfen. Einen Windschutz zum Kocher gab es nicht. Als die ersten von uns bereits ihre Tasse voll hatten und auch schon etwas aßen, waren im Topf der 3 Frauen nicht mal Bläschen zu erkennen. Anfangs wollten sie noch keine Hilfe annehmen und sich auf ihren Kocher verlassen. Wenig später mussten sie jedoch zugeben, dass er einfach nichts taugt. Auch 2 weitere Personen hatten ein eher kraftloses Modell im Einsatz. Letztendlich wurde die Gruppe von dem MSR Reactor eines Teilnehmers und meinem MSR WindBurner versorgt. Und die Wartezeit war kaum der Rede wert.

Lappland: Unser Camp außerhalb der Hütte Sälka

Zurück zum Duo Stove

In 7 Tagen im Sarek verbrauchte ich eine mittlere Gaskartusche, wobei ich auch großzügig für andere mitgekocht habe. Öfters auch mal am Mittag. Da ich nicht sonderlich darauf achtete, den Kocher immer windgeschützt zu stellen, verlor ich auch immer dadurch etwas Energie. Hierbei der Hinweis: Nur weil ein System schon stark in sich windgeschützt ist, kann es nie schaden, auch etwas nachzuhelfen.

Bis auf den etwas inflexiblen Brennstoffschlauch konnte ich in der Praxis keinerlei Einschränkungen feststellen.

Der Windburner Duo:
  • ist schnell,
  • effizient,
  • verbrennt sauber,
  • verfügt über ein großes Fassungsvermögen,
  • steht dabei sehr sicher,
  • ist in sich verpackbar, und
  • ist Trinkbecher/Müslischale/Messbecher in einem.
Einziges Kontra:
  • inflexibler Brennstoffschlauch.

Ein echtes Sorglospaket, das von Bewährtem profitiert. Waren MSR Reactor und WindBurner noch sehr spezielle Produkte, öffnet sich MSR beim Duo Stove einem breiteren Publikum. Die Erfahrungen fließen in den neuen Kocher ein und er wird um den cleveren Standfuß erweitert, welcher bei hohen Füllmengen schlicht logisch ist und ein Wackeln verhindert.

Chapeau MSR:

Unsere Testtour fand im Sarek Nationalpark in Schweden statt. Über 7 Tage liefen wir den beliebten Weg zwischen Nikkaluokta und Abisko. Viel Sonne, Wind und ein sehr kurzer Regen begleiteten uns wettertechnisch.

Im Gepäck waren weiterhin:

NanoLite Quilt von Western Mountaineering
inReach Mini von Garmin

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