Wenn es auch dich mal gereizt hat, im Winter unterwegs zu sein und am Ende des Tages draußen zu schlafen – einen Overnighter zu machen – bist du hier genau richtig. Hier gibt’s unseren kleinen Crashkurs mit einer beispielhaften Ausrüstungsliste.
Je nachdem, wen du hier im Camp4 danach fragst, ist die Overnighter Packliste für den Winter eine ziemlich andere. Jede/r hat seine Vorlieben, Dinge die auf jeden Fall mitmüssen und Ausrüstung, die manche für zwingend notwendig halten, während andere sie getrost zu Hause lassen (wie zB. das Zelt oder das Besteck). Dennoch habe ich versucht, das ganze so universell wie möglich zu gestalten, mit genug Komfort und trotzdem Lightweight genug, um flott unterwegs sein zu können.



Die Winterlandschaft kann das Outdoorherz genauso höher schlagen lassen, wie es wohl für die Mehrzahl der Abenteurer die wärmere Jahreszeit tut. Frostige Temperaturen, kahle Bäume und wenig Farbe lassen den mitteleuropäischen Winter schnell trostlos und öde aussehen. Dazu gesellt sich oft unangenehm kalter Wind und wenn es dann auch noch regnet, zieht es einen nicht unbedingt nach draußen. Doch bei genauerer Beobachtung können die Eiskristalle im Bachbett, das Zwielicht der früh untergehenden Sonne und der tief nebelverhangene Waldrand eine unglaubliche Schönheit ausstrahlen. Es ist ein Zustand, auf den ich mich meist von Jahr zu Jahr aufs Neue einlassen muss. Doch wenn es mich einmal packt, könnte ich jeden Tag stundenlang draußen unterwegs sein, umherwandern und die Atmosphäre eines sonst gefühlt so kurzen Januartages in Gänze genießen, ob im Berliner Stadtpark, am Stadtrand oder ganz draußen in Brandenburg. Und wenn ich dann schonmal rausfahre, wird natürlich der Rucksack gepackt – denn ohne meinen Tee, meiner Regenjacke und den obligatorischen Handschuhen brauche ich gar nicht erst loszuziehen. Aber wenn es so schön ist da draußen, warum am Ende vom Tag wieder kehrt machen? Warum nicht gleich die ganze Nacht über wegbleiben? Mit der richtigen Ausrüstung ist das gar kein Problem! Ich zähl mal auf, was bei mir so alles mitkommt.

What’s in my bag?
Klamotten:
- Merino Funktionsunterwäsche (lange Unterhose & langärmeliges Oberteil)
- Merino Halstuch von Buff
- Merino Socken von Smartwool
- Outdoorhose – gut sind Fjällraven Hosen mit G1000er Stoff, aber meine TNF tut es auch
- Polyester Hoodie/Jacke – hier gibt’s viel Auswahl, Berghaus, ME und Patagonia haben gutes Zeug
- Daunenjacke – mein Patagonia Down Sweater ist immer dabei
- Outdoorjacke Top Layer – hier ist es mein Winterparka, meine Fjällraven Jacke oder meine Patagonia Regenjacke, je nach Wetter und Anstrengung
- Fleece-Handschuhe reichen mir meist – hier von Roeckl oder Icebreaker
- Und natürlich eine Mütze!
- Schuhwerk sind bei mir die TX4 Mid GTX von LaSportiva – mit dem Schuh mache ich irgendwie alles
Die Kleidung spielt eine riesen Rolle – dir sollte nicht kalt sein, aber auch nicht zu warm! Wenn du einmal schwitzt und nass wirst, kann dich das schnell auskühlen. Merinoklamotten sind ein guter Anfang und ein Grund, warum ich Wechselklamotten oft gar nicht dabei habe. Merino zieht keine Feuchtigkeit wie Baumwolle und wärmt auch noch, wenn sie dennoch mal nass wird. Normalerweise bleibt wettermäßig in unseren Längen- und Breitengraden alles trocken genug und ich bin ja am nächsten Tag auch eh wieder zu Hause. Im Rucksack befindet sich daher bis auf eine Jacke oft nichts mehr zusätzlich zum Anziehen, weil ich alles am Körper trage, was ich so dabei habe. Ein paar frische Socken kann ich für abends dennoch jedem empfehlen. Trotzdem möchte ich auch ganz klar davor warnen nicht mit zu wenig warmer Kleidung loszuziehen. Kälte und Nässe können definitiv unterschätzt werden – sicher dich lieber nochmal ab, marschiere nicht direkt fernab jeglicher Zivilisation und gib vorher jemandem Bescheid, falls du alleine losziehen solltest. Better safe than sorry.

Küche:
- Kocher – Soto Windmaster
- Gas – eine möglichst kleine Kartusche, befüllt mit Wintergas
- Titantopf von Soto oder Toaks
- Große Wasserflasche
- Thermosflasche mit warmem Tee
- 2 Feuerzeuge
- Zusätzliche Teebeutel
- Jacobs Kaffeesticks oder gleich die ganze Espressomaschine, wenn mir danach ist
- Eine Packung Nüsse für zwischendurch
- Eine Packung Trekkingfutter für abends
- Eine Packung Müsli für den Morgen
- 1-2 Snickers für den Notfall
- Schüssel, ggf. eine Tasse und Besteck
Die Küche ist einfach darauf ausgelegt möglichst wenig zu wiegen, ohne hungern zu müssen. Ich bin oft etwas faul was das ganze angeht und so soll unterwegs einfach mein Bedarf gedeckt sein, schnell und unkompliziert. Das Müsli geht morgens mit warmem Wasser oder Kaffee etwas leichter runter und der warme Tee hilft den Flüssigkeitsbedarf zu decken, während ich mich bei eiskaltem Wasser doch eher zurückhalte, was das Trinken angeht.

Schlafen:
- Ein warmer Daunenschlafsack ist schon ein Muss – hier der Apache/Badger von Western Mountaineering, der dich selbst durch die kältesten Nächte des Jahres bringt (in DE)
- Die Isomatte macht einen erstaunlichen Unterschied – die Nemo Tensor ist sehr zu empfehlen, je nachdem auch mit der Nemo Switchback kombiniert, falls Schnee liegt
- Ein stabiles Zelt kann dir je nach Wind und Wetter den Schlaf retten – mit dem Hilleberg Enan bist du wahrscheinlich gut beraten, da leicht und stabil genug für das Meiste
- Eine verlässliche Stirnlampe – Petzl Tikka oder Actik sind gute Kandidaten
- Den Eagle Creek Pack-It S benutze ich um alles zusammenzuhalten, was ich abends und morgens brauchen kann – er ist die Kulturtasche, die Apotheke, er beinhaltet die Powerbank, die Müllsäcke und mehr – alles schön beieinander.
Abends braucht es für mich nicht viel. Nach einem Tag auf den Beinen und an der frischen Luft, gönn ich mir nur noch etwas warmes zu Essen, baue mein Lager da auf, wo ich nicht störe, und falle auf die Isomatte. Kein Schnickschnack, denn mit weniger Gewicht, komme ich tagsüber weiter.
Sonstiges:
- Das kleine Erste-Hilfe-Paket ist immer am Start
- Eine Schaufel ist auch immer mit dabei, auch wenn ich sie oft nicht brauche – besser haben als brauchen
- Müllbeutel für den Toilettengang, den anfallenden Verpackungsmüll und falls ich Müllabfuhr in der Natur spielen möchte
- Kabel und eine kleine Powerbank, denn mein Smartphone ist meine Karte, mein GPS, meine Fahrkarte für den Rückweg(!) und meine Kamera und längst nicht mehr das Neuste
- Geldbeutel, Haustürschlüssel, Zahnbürste, Zahnpasta, Zeckenzange, Nagelschere (was eben immer so mitkommt)
Und damit ist die Liste vorbei. Gar nicht so wenig, wenn ich das mal alles so aufzähle. Was ich immer ein bisschen tragisch finde ist, das ich mit kaum mehr Gepäck ganz einfach noch einen weiteren Tag oder sogar eine ganze Woche unterwegs sein könnte, aber so ist das nun mal. Mir ist an dieser Stelle wichtig zu betonen, dass das eine Overnighter-Packliste für Brandenburg ist. Sie funktioniert natürlich auch in Niedersachsen und NRW, aber wenn du damit in die Berge möchtest, würde ich dir raten noch ein paar Anpassungen vorzunehmen. Je nach Wetter werden plötzlich Schneeschuhe oder Grödel wichtig, ein oder zwei weitere paar Handschuhe, eine Rettungsdecke, eine ordentliche Sturmhaube, eine dickere Jacke, eine komplett wasserdichte Hose mit Schneefängen, eine ausgedehnte Planung mit einem Plan B, Recherche nach Lawinenwarnstufen und so weiter. Ich dachte wir fangen mal lieber klein an.
Also: Wenn auch du jetzt auch Lust darauf bekommen hast, aber nicht genau diese Ausrüstung zu Hause hast – keine Angst! Oft genügt das, was wir bereits haben schon, um das ganze wenigstens mal auszuprobieren. Das Problem des Overnighters im Winter ist oft gar nicht die Ausrüstung, sondern die Lust, die Spontanität, das Ja sagen und Einlassen auf das Wetter, die Temperaturen, die Ungewissheiten. Wir sind oft besser darin uns die negativen Dinge auszumalen und vorzustellen, als uns die positiven Dinge, die schönen Eindrücke und tollen Naturmomente vorzustellen, die wir tagtäglich verpassen. So geht’s zumindest mir. Falls du noch was zu deinem Outdoorglück brauchst, mach einfach vorher einen Halt im Camp4, wir sind für dich da und statten dich aus – und dann nichts wie raus, Natur bewundern, den Winter genießen (bevor es bald wieder viel zu warm ist) und mal ein bisschen (er)leben!
Hier nochmal alle Gegenstände auf einen Blick:

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