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Was ist Bikepacking und welche Ausrüstung brauchst du dafür? Eine Einführung

Foto: Ortlieb

Mit dem Begriff „Fahrradtour“ können wohl die meisten etwas anfangen. Mit Zelt, Schlafsack und ausreichend Proviant in den Fahrradtaschen brichst du auf und erkundest deine Umgebung. Mit der richtigen Ausrüstung kannst du mehrere Tage oder sogar Wochen unterwegs sein. Wer einmal auf den Geschmack gekommen ist, kann seine Radreisen auf Monate und Jahre ausdehnen.

Der neue Trend „Bikepacking“ beschreibt ein ganz ähnliches Unterfangen. Auch beim Bikepacking hast du deine Campingausrüstung auf dem Fahrrad dabei. Diese ist jedoch sehr leicht und auf das Nötigste reduziert, sodass du keinen Gepäckträger benötigst. Spezielle Bikepacking-Taschen lassen sich direkt am Rahmen befestigen und halten das Gewicht nah am Rad. Das macht das Fahrrad viel wendiger als ein klassisches Reiserad mit Fahrradtaschen am Gepäckträger.

Mit einem Mountainbike oder Gravelbike und den passenden Bikepacking-Taschen kannst du auch abseits asphaltierter Straßen eine Tour unternehmen. Oder du funktionierst dein Rennrad zum Bikepacking-Rad um und saust die Berge rauf und runter wie unser Kollege Philipp in Italien.

see und berge

Ausrüstung fürs Bikepacking

Irgendwo habe ich mal gelesen, „Bikepacking“ beschreibe die Befestigung von Gepäck an Fahrrädern, die dafür nicht gedacht sind. Erst musste ich lachen, aber da ist natürlich was Wahres dran.

Lange bevor ‚Bikepacking‘ als Name erfunden wurde, gab es schon Radler, die keinen Gepäckträger hatten und trotzdem Gepäck mitnehmen mussten. Erste Option war natürlich ein Rucksack. Aber wer das schon mal probiert hat, weiß, dass es auf langen Strecken sehr anstrengend ist. Was bleibt einem da noch? Genau! Den Schlafsack eingerollt an den Lenker zu binden oder unter den Sattel. Auch im Rahmen ist Platz für einen kleinen Packsack. Ein Zeltgestänge lässt sich an der oberen Rahmenstange transportieren. Wobei man aufpassen muss, weil breitbeiniges Fahren doch weniger bequem ist. An feuchteren Tagen wurde alles schon in Mülltüten eingewickelt. Der eine oder andere Paddler nutzte auch die wasserdichten Packsäcke aus dem Boot. Allerdings musste man aufpassen, dass die Pakete nicht doch verrutschten oder die Packriemen sich nicht mit den Speichen inniglich zu verbinden suchten. Bei den Mülltüten brauchte man auch Reserve, die Dinger reißen doch leicht ein.

Es hat also eine Menge Vorteile, dass die Profis sich gekümmert haben, und dass es jetzt spezielle Bikepacking-Taschen gibt. Diese ersparen dir viel Fummelei. Die Schlaufen und Klettverschlüsse sitzen genau da, wo du sie brauchst, und der Tascheninhalt bleibt zugänglich, auch wenn die Tasche am Fahrrad hängt.

Foto: Ortlieb

Bikepacking-Taschen

Gute Bikepacking-Taschen sind leicht, robust und wasserdicht, damit deine Ausrüstung immer trocken ans Ziel kommt. Die Taschen lassen sich ohne Gepäckträger montieren und sind mit den meisten Rahmen kompatibel. Wenn du dir nicht sicher bist, ob eine bestimmte Tasche für dein Fahrrad geeignet ist, lass dich gerne im Camp4 beraten!

Foto: Ortlieb

Satteltasche: Die „Arschrakete“

Die Satteltasche ist die Tasche mit dem größten Volumen und damit die wichtigste Anschaffung, wenn du deine erste Bikepacking-Tour planst. Sie wird direkt an der Sattelstütze befestigt und bietet Stauraum für Wechselkleidung, einen leichten Schlafsack und etwas Proviant. Gleichzeitig ersetzt diese Tasche das hintere Schutzblech.

Rahmentaschen

Im Rahmendreieck verstaust du am besten die schweren Gegenstände wie Werkzeug, Ersatzschlauch, Snacks und Getränke. Die Rahmentaschen von Ortlieb gibt es mit dem platzsparenden Reißverschluss oder mit einem Rollverschluss, der eine größere Öffnung bietet.

Eine große Rahmentasche nutzt den gesamten Raum im Rahmendreieck, eine schmalere Tasche lässt noch genug Platz für den Flaschenhalter und die Trinkflasche. Auch für Full-Suspension-Mountainbikes eignet sich die schmalere Rahmentasche.

Lenkertasche

Die Lenkertasche wird ohne zusätzliche Halterung mit Klettverschlüssen am Lenker befestigt. Sie eignet sich besonders gut, um darin das Zelt und die Isomatte zu transportieren. Wichtig ist dabei, dass das Zeltgestänge kurze Segmente hat. Andernfalls kannst du das Zeltgestänge in der Satteltasche verstauen.

Es gibt sogar Zelte, die speziell für das Bikepacking konzipiert wurden und deren Packsack mit Befestigungsschlaufen für den Lenker ausgestattet ist. Eine separate Lenkertasche wird damit überflüssig.

Fork Pack

Nicht nur für Bikepacker ist das Fork Pack eine praktische Möglichkeit, um zusätzliche Ausrüstung am Fahrrad zu befestigen, ohne gleich einen Vorderradgepäckträger oder Low Rider zu montieren. Das Fork Pack wird an der Fahrradgabel befestigt. Anders als bei den anderen hier vorgestellten Taschen bleibt dafür ein kleiner Adapter am Fahrrad. Dieser fällt mit seinen 85 Gramm jedoch wirklich kaum ins Gewicht.

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Das passende Zelt fürs Bikepacking

Ein gutes Zelt für eine Bikepacking-Tour ist leicht und kompakt. Zur Anbringung am Lenker eignen sich Zelte mit kurzem Gestänge wie die Bikepacking-Zelte von Big Agnes: Das Copper Spur HV UL2 Bikepack für zwei Personen und das Copper Spur HV UL 3 Bikepack für drei Personen. Beide Zelte haben einen Packsack mit Befestigungsschlaufen, den du direkt am Lenker anbringen kannst.

Aber auch Ultraleicht-Zelte aus der Trekkingabteilung kommen durchaus fürs Bikepacking in Frage. Zeltstangen, die für den Transport am Lenker zu lang sind, lassen sich prima nutzen, um damit die Arschrakete zu stabilisieren.

Viele Bikepacker verzichten sogar ganz aufs Zelt und schlafen stattdessen unter einem Tarp. Ein Tarp ist eine dünne, wasserdichte Plane, die sich zwischen zwei Bäumen zu einem Wetterschutz aufspannen lässt. Ein Tarp wiegt deutlich weniger als ein Zelt und hat ein geradezu winziges Packmaß. Gut geeignet fürs Bikepacking ist z.B. das Siltarp von Rab, das mit seinen vielen Abspannpunkten viele verschiedene Aufstellmöglichkeiten bietet.

Schlafsack und Isomatte fürs Bikepacking

Die Wahl des richtigen Schlafsacks für deine Bikepacking-Tour hängt vom Reiseziel, der Jahreszeit und deiner persönlichen Kälteempfindlichkeit ab. Ein paar Beispiele:

Für einen Sommer in Mitteleuropa mit Nachttemperaturen von ca. 8 Grad ist der Flylite von Western Mountaineering wohl der beste Ultraleicht-Schlafsack auf dem Markt (365 g in Größe regular). Dazu passt die aufblasbare Isomatte NeoAir Uberlite (250 g in Größe regular) von Therm-A-Rest.

Deutlich preisgünstiger ist der Spark Daunenschlafsack (340 g) in Kombination mit der Performance 7 Isomatte (410 g) von Vaude. Wer nur bei milden Temperaturen unterwegs ist und nicht das teuerste Equipment kaufen will, trifft damit eine sehr gute Wahl.

Für kühlere Nächte im Frühjahr und Herbst brauchst du jedoch eine andere Ausrüstung, die dich zuverlässig warmhält. Die Isomatte muss besser gegen Bodenkälte schützen, wie z.B. die NeoAir X-Lite Nxt (354 g in Größe regular). Der Schlafsack sollte dir auch bei Minustemperaturen einen erholsamen Schlaf ermöglichen. Sehr warm und trotzdem sehr leicht ist der Daunenschlafsack Ultralite von Western Mountaineering. Er bringt bei einer Komforttemperatur von -4°C nur 820 g auf die Waage.

Sonstige Ausstattung beim Bikepacking

Die meisten Ausrüstungsgegenstände aus dem Ultraleicht-Trekking-Bereich eignen sich ebenso gut fürs Bikepacking wie fürs Wandern. Dem Kocher ist es schließlich egal, ob er in einer Fahrradtasche oder im Wanderrucksack steckt. Ein sehr kleiner und mit 68 Gramm leichter Kocher ist der Pinnacle Canister Stove von GSI Outdoors. So ein Outdoor-Kocher kann wahre Wunder in Sachen Motivation bewirken. Eine warme Mahlzeit und ein Tee wecken Lebensgeister nach einem anstrengenden Tag.

Foto: Ortlieb

Tourenvorschläge in Berlin und Umgebung

Raus aus der Großstadt, rein ins Abenteuer: Wer Bikepacking einfach mal ausprobieren will, findet im Berliner Umland viele schöne Wege und Wälder, die es sich zu erkunden lohnt. Wichtig ist dabei, kein Feuer zu machen und keinen Müll zu hinterlassen.

kurz hinter Berlin

Mein Tipp für einen Kurztrip: Fahr doch mal auf dem Berliner Mauerweg nach Norden aus der Stadt raus. Am wunderschönen Köppchensee kann man gut eine Pause einlegen. Dann geht es weiter in die Wälder hinter der Stadtgrenze, wo du einen Schlafplatz findest. Am nächsten Tag am Tegeler Fließ entlang in die Stadt zurückfahren. Mit etwas Glück erhaschst du hier einen Blick auf einen Eisvogel oder einen Biber.

Oder mit der Regionalbahn in den Spreewald fahren und von dort dem Spreeradweg folgen. Dieser ist weniger bekannt als der Berlin-Kopenhagen-Radweg und dementsprechend weniger frequentiert. Wer mal eine Auszeit vom Großstadtgetümmel braucht, ist hier genau richtig.

Wer mehr Zeit hat, fährt von Berlin an die Ostsee und wieder zurück. Der durchgängig markierte Oder-Neiße-Radweg erleichtert die Orientierung und führt durch das hübsche Oderbruch. Oder du verlässt die beliebten Fernradwege und suchst dir deinen eigenen Weg. Hilfreiche Routenvorschläge liefert die Seite https://bikepacking.com/overnighters/.

zwei mtb bikepacking

Die passenden Karten findest du in der Camp4-Kartenabteilung!!


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