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Bulli Tour nach Mecklenburg

Bulli Tour nach Mecklenburg. Foto: privat„Wir sind verliebt in Emma, war die Antwort auf Sten Schmidts Frage, als er wissen wollte, wie uns die Woche gefallen hat. Das würde er öfters hören verriet er uns schmunzelnd und fügte dann noch hinzu: „Aber sie hat ja auch Charakter, die alte Lady.“ Ja, das hat sie wirklich. Eine Woche im VW T3 Bulli Bus auf der Mecklenburger Seenplatte lag da nur leider schon hinter uns.

Alles begann damit, dass Mama und Papa unbedingt einmal in einem alten Bulli umher fahren wollten. So wie die richtigen Hippies das in den 60ern schon gemacht haben. Als der Papa dann Sten Schmidt kennenlernte war schnell klar, er ist unser Mann. Denn Sten Schmidt vermietet Bullis.

Die richtige Zeit ist im Sommer

Unsere Tour sollte natürlich im Sommer stattfinden. Nur wohin war noch nicht ausdiskutiert. Wie ich das so mitbekommen habe, hat die Mama dann aber einfach von der Arbeit einen Reiseführer von der Mecklenburger Seenplatte mitgebracht und damit alles entschieden. Ich war dem ganzen ja sowieso sehr offen eingestellt, denn ich wusste, Anouk würde mich überall hin mitnehmen. Denn ich bin der große Bär.

Noch ein letzter Blick aufs smarte Telefon und dann kann es los gehen! Und: Ich sitze vorne! Hurra. Foto: privat

Noch ein letzter Blick aufs smarte Telefon und dann kann es los gehen! Und: Ich sitze vorne! Hurra. Foto: privat

Besonders aufregend war der Tag der Abreise. Mit unserem voll beladenen Auto sind wir zum Bulli Bus gefahren. Sten hat uns noch einmal alles erklärt und was es zu beachten gibt: Unser Bulli Bus heiße Emma und hatte schon viel erlebt. Emma ist der erste Bus von Sten und seiner Frau gewesen. Mit ihr haben sie die ganze Welt bereist. Erst später kauften sie noch mehr Busse, um diese zu vermieten. Emma jedenfalls schaffe an manchen Tagen nicht mehr als 80 km/h zu fahren und an anderen Tagen gehen sogar 110.

In diesem Sommer war der Papa unser Busfahrer und er hat die alte Dame nicht so sehr geheizt. Jedenfalls luden wir fleißig alles vom Auto in den Bus. Die neuen Campingstühle, einen Tisch, die volle Futter-Kiste, die Hängematte – auf die sich übrigens alle am meisten freuten, nichts ahnend, dass ich darin am meisten Zeit verbringen würde – und mich, den großen Bären. Anouk hat mich persönlich auf einen der zwei Vordersitze im Bulli Bus verfrachtet. Nach eingehender Diskussion durfte Mama dann neben Anouk sitzen und ich auf Anouks Schoß. Das fand ich auch viel kuscheliger.

Anderes Reisen – alle sitzen vorne

In so einem Bulli Bus sitzen alle vorne. Das gibt ein ganz neues Gefühl, sag ich euch. Anouk und ich außen und Mama in der Mitte. Papa spielt Busfahrer. Dank des riesigen Lenkrades und der fehlenden Servolenkung wurde jede Kurve zu einem ganz besonderen Erlebnis. Kuuuurveeeee links, rechts, viele Bäume, kleine Orte, fieses Kopfsteinpflaster und Sand-und Feldwege rüttelten uns ordentlich durch.

Fernab der Stadt nahmen wir lieber kleine Nebenstraßen und abenteuerliche Furten, wir wollten schließlich wild unterwegs sein. Ziel war zunächst das kleine Örtchen Mirow am südlichsten Zipfel der Seenplatte. Von hier aus ging es durch einen Wald, über einen Acker zum Naturcamp „Mössensee“. Der Name trug bei der daheimgebliebenen Familie zur allgemeinen Erheiterung bei. Aber auch uns hat der See wirklich beglückt.

Nachdem ich zuerst auf Anouks Schoß gesessen habe, musste ich ziemlich bald, aufgrund von Sichtbehinderungen die die kleine Madame durch mich hatte, auf Mamas Schoß umziehen. Hier hockte ich nun, dick und kuschelig wie ich bin und genoss es sehr, dass Anouk ihre Liebe zu mir entdeckt hatte. Die Natur, die sich meinen dunklen Knopfaugen bot, war hinreißend. Tiefdunkles Grün und der strahlend blaue Himmel beeindruckten mich sehr. Bisher hatte ich nur in der Stadt gelebt und jetzt konnte ich von den all den Farben gar nicht genug bekommen.

So viel Natur und dass nur zwei Stunden Fahrweg von zu Hause entfernt, wozu also immer so weit fahren? Jeden Moment wartete ich darauf einen meiner Artgenossen zu entdecken, aber wie ich später erfuhr, gab es mich hier nicht in freier Wildbahn. Macht nichts, dafür hab ich verschiedenste Vögel, wilde Rehe und dicke Frösche gesehen.

Kiefernbäume: Wie riesige Pusteblumen

Mama und Papa haben sich bei der richtigen Platzsuche wirklich ein bisschen angestellt. Angeblich war das gar nicht so einfach, schließlich mussten Bäume da sein, um die Hängematte zu positionieren, dann sollte die Stelle nicht einsehbar, sondern ein bisschen versteckt und am liebsten auch direkt am See sein. Nachdem wir also gefühlte 100 mal durch das Camping-Gelände gestreift waren – man stelle sich nun bitte vor, wie ich am Arm durch den Kiefernwald geschliffen wurde –wurde der perfekte Platz gefunden.

Zwischen hohen Kiefern, ein bisschen ab vom Schuss und doch nicht weit zu den Plumps-Klos und zum See, errichten wir also unser Lager. Besser gesagt, alle außer ich. Denn mir war es vergönnt, zusammen mit Puppi Else direkt die Hängematte zu testen. So schwang ich also zwischen zwei starken Bäumen hin und her. Den Blick in den blauen Himmel gerichtet, betrachtete ich die kleinen vorbei ziehenden Wölkchen, lauschte der Stille und war beeindruckt wie schön die Wipfel von Kiefernbäumen sein können. Wie riesige Pusteblumen wiegten sie sich im Wind.

Zwischen den Bullis und den Bäumen spannten wir unser ganz neues Tarp von Jack Wolfskin auf. Moonshadow heißt es und macht seinem Namen wirklich alle Ehre. Nichts ist so romantisch, wie bei Regen unter einem schönen Tarp zu sitzen. Wie auf Bestellung ließ ein zünftiges Gewitter am Abend auch nicht auf sich warten und beglückte uns mit Sturm und dicken Regentropfen. Eingemummelt saßen wir alle unter unserem Tarp und aßen Schokolade. So schön kann Camping sein.

Sessel im Freien

Die Tage vergingen mit Schaukeln, buddeln und baden. Wie schön nackig sein kann, zeigte mir meine kleine Freundin Anouk mit größter Begeisterung. Jeden Morgen stand als erstes ‚Nackidei sein‘ auf dem Programm. Und als sich die kleine Madame an die zahlreichen Kienäpfel gewöhnt hatte, wurden auch die Keen Sandalen nur noch als Duschutensil verwendet.

Aber nichts war so schön, wie die abendliche Gemütlichkeit in unseren neuen Campingstühlen. Besonders leicht sind die guten Stücke nicht, aber dafür herrlich bequem. Man kann sogar den (Teddybär-)Kopf anlehnen und dabei den schönen Mecklenburgischen Abendhimmel betrachten.

Einen Versuch wagten wir noch um einen anderen Campingplatz zu finden. Schließlich waren wir doch die Hippies im Bulli-Bus. An einem verregneten Tag bauten wir ab und brachen auf – der Sonne entgegen, dachten wir. Aber was uns erwartete waren dicke schwere Regenwolken und schreckliche parzellenartige Plätze mit überfüllten Spielplätzen. Kein Wald, ein überladener Strand, Kinderanimation und Eltern-Bespaßung. Das war garantiert nicht das, was wir wollten:„Da hätten wir auch im Friedrichshain bleiben können“, sagte die Mama und hatte beinah Tränen in den Augen.

Also kehrten wir am Abend reumütig an unseren kleinen geheimen Mössensee zurück. Sogar die Dauercamper freuten sich, dass der gelbe Bus wieder da war. Anouk rief fröhlich: Mongen (Guten Morgen zu jeder Tageszeit) und siehe da, kaum stand auch das Tarp wieder, brach die Sonne durch.

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One Response to Bulli Tour nach Mecklenburg

  1. Anke says:

    Bär müsste man sein, habe schön gelacht beim Lesen.

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