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Über dem Königsee – ein Traum wird wahr

Die Kolonnenwanderung beginnt nach dem HocheckHoch oben über dem Königssee wird ihr Traum wahr. CAMP4 Autorin Maria Krause plante ihre Watzmannüberschreitung schon länger. Jetzt hat sie es gewagt und nach 22 Jahren endlich die Überschreitung des zweithöchsten Gebirgsmassiv Deutschlands geschafft. Hier lest ihr über Marias Tour:

September 2013: Mit dem Auto ging es von dem kleinen Städtchen Hoyerswerda ins noch kleinere Schönau am Königssee im Berchtesgadener Land. Unser zweiwöchiger Urlaub sollte ein großes Highlight haben: die Watzmannüberschreitung. Vom Hammerstiel am Grünstein ging es über die Kührointalm zum Watzmannhaus. Nach einer Übernachtung erfolgte der Aufstieg zum Hocheck, Mittel- und Südspitze. Der Abstieg durch das Wimbachtal endete am Parkplatz Wimbachbrücke.

Endlich ganz oben stehen

Seitdem ich zwei Jahre alt bin, verbringen meine Familie und ich unseren jährlichen Urlaub am Königssee. Seit über 22 Jahren sehe ich den Watzmann über dem Tal thronen. Der Traum, diesen Berg einmal komplett zu überschreiten, lebte und nun wollte ich es endlich schaffen und ganz oben stehen. Mit 2713m ist er das zweithöchste Gebirgsmassiv Deutschlands und das Wahrzeichen der Berchtesgadener Alpen. Ohne An- und Abreise muss man für die Watzmannübersteigung zwei Tage einplanen. Sehr erfahrene Bergsteiger können es auch an einem Tag absolvieren.

Die grausame Familie Watzmann

Das Massiv des Watzmanns prangt als Wahrzeichen hoch über dem Königssee. Der Sage nach herrschte einst ein grausamer König über dem Berchtesgadener Land. Während er seiner Jagdleidenschaft nachging, knechteten er und seine Familie die einheimische Bevölkerung. Aufgrund der furchtbaren Verbrechen verfluchte eine Bäuerin den König und flehte zu Gott, den verhassten König und seine Familie zu versteinern. Seitdem thront der König Watzmann mit seiner Frau und sieben Kindern über dem Berchtesgadener Land.

Blick zum Watzmann vom Aussichtsounkt Berchtesgaden

Blick zum Watzmann vom Aussichtspunkt Berchtesgaden

Am Fuße des Grünsteins

Unser Aufstieg führte nicht, wie bei den meisten anderen Touren zum Watzmann, über die Wimbachbrücke. Wir starteten am Fuße des Grünsteins, da unsere Unterkunft direkt am Grünstein liegt. Durch den zauberhaften Bergwald geht es recht steil vorbei an der Bob- und Rodelbahn am Königssee. Die Kletterer am Grünstein-Klettersteig sind eine kleine Trinkpause wert. Bei tollem sonnigem Wetter geht es dann stetig bergauf und nach etwa zwei bis zweieinhalb Stunden ist die Kührointalm auf etwa 1420m erreicht. Sie ist Ausgangs- und Zielpunkt für viele Wanderungen.

Zum Einen kann man über den Rinnkendlsteig hinunter zu St. Bartholomä absteigen, zum Anderen zum Grünstein aufsteigen oder weiter in Richtung Watzmannhaus wandern. Letzteres ist unser Ziel. Durch den schattigen Bergwald geht es in Richtung Falzalm. Die Aussicht ins Tal ist atemberaubend und der kurze, gesicherte Klettersteig hoch zur Watzmannhütte macht zum Ende noch einmal richtig Spaß. Nach weiteren zwei Stunden ist das Tagesziel erreicht! Mit der Aussicht, dem Sonnenuntergang sowie einem leckeren Schnitzel zum Abschluss des Tages steigt die Vorfreude auf den nächsten Tag gewaltig.

Das Watzmannhaus - Einfach super!

Das Watzmannhaus – Einfach super!

Der Sonnenaufgang entschädigt frühes Aufstehen

Diesen sollte man recht früh beginnen. Mit Stirnlampe geht es ohne Probleme hoch zum Hocheck, welches nach etwa 1.5 Stunden erreicht wird. Der Sonnenaufgang über dem Schneibstein während des Aufstiegs entschädigt das frühe Aufstehen und ist unfassbar schön.

Auf dem Hocheck angelangt, sieht man die ganze Pracht der Berchtesgadener Alpen und bei schönem Wetter kann man bis zum Dachstein und Gloßglockner blicken. Ab dem Hocheck wird es sehr alpin, Trittsicherheit und Schwindelfreiheit sind unbedingt erforderlich. Ungeübte drehen besser wieder um und steigen zum Königssee hinab.Wer weiter steigen möchte, legt sich den Klettergurt an und setzt den Helm auf.

Von Trittsicherheit und Schwindelfreiheit

Nach einem kurzen Frühstück und unzähligen Fotos von Dachstein und Hochkönig beginnt die eigentliche Überschreitung des Watzmanns. Den höchsten Punkt der Wanderung erreicht man nach etwa 1.5h auf 2713m, die Mittelspitze. Dieser Aufstieg ist gut gesichert, erfordert aber unbedingt Trittsicherheit und Schwindelfreiheit. Mittlerweile tummeln sich viele Wanderer auf dem Grat und Vorsicht ist geboten.

Nach einer kurzen Fotopause ging es weiter in Richtung Südspitze. Dafür steigt man erst durch den Kamin ab, um dann wieder zur 2712m hohen Spitze aufzusteigen. Die 300 Höhenmeter von Mittel- zur Südspitze sind anstrengend, sehr alpin und der Weg ist schmal. Man läuft nun direkt auf dem Grat und links und rechts geht es hunderte Meter in die Tiefe.

Der Blick von der Mittel-zur Süedspitze ist atemberaubend bevor es dann direkt weiter zum Kamin geht.

Der Blick von der Mittel-zur Süedspitze ist atemberaubend bevor es dann direkt weiter zum Kamin geht.

Die Aussicht ist dafür atemberaubend. Nach etwa drei Stunden steht man auf der Südspitze und das Gipfelfoto ist Pflicht. Der Gipfel ist voller Bergsteiger, so dass sich kaum noch ein leerer Platz findet. Trotzdem fanden wir in schönes Fleckchen mit Blick auf den Königssee und Obersee, St. Bartholomä, der Gotzenalm, dem Schneibstein, dem Steinernem Meer und ganz am Horizont dem Dachstein. Die Alpendohlen leisten den Wanderern tolle Gesellschaft. Diesen Augenblick sollte man unbedingt genießen. Für mich war es der größte Augenblick in meinem bisherigen Bergsteigerleben. Nach 22 Jahren stand ich nun auf diesem tollen, beeindruckenden Berg und die Aussicht ist einfach nur genial. Trotzdem darf man es sich nicht zu gemütlich machen, der schwerste Teil der Tour wartet noch.

Der Abstieg führt über die Südwand in praller Sonne ins Tal. Der obere Teil ist noch recht alpin und die schwierigsten Stellen sind mit Seilen gesichert. Helm ist aufgrund des gefährlichen Steinschlags absolut zu empfehlen. Danach folgt ein scheinbar unendlicher Abstieg über ein Geröllfeld. Achtung: Rutschgefahr! Mit dem Erreichen der ersten Bäume sind noch einmal Kraft und Nerven gefragt, denn der nicht enden wollende Abstieg durch das Krummholz folgt.

Die Wimbachgrieshütte am Fuße des Tales lädt noch einmal zum Rasten ein. Der Weg zum Parkplatz an der Wimbachbrücke dauert dann etwa zwei Stunden. Müde, geschafft, aber mit tollen Eindrücken und einer herausragenden Aussicht ist nach 16 Stunden (inkl. Pausen) unser Tag erfolgreich beendet.

Vom Parkplatz kann man entweder mit dem Auto wieder zurück fahren oder man nimmt einen Bus. Hier sollte man aber die Ankunftszeit beachten.


Meine Erfahrungen:

Nach über 22 Jahren ging nun endlich ein Traum in Erfüllung. Diese Tour war alle Anstrengungen wert. Die Erlebnisse im Klettersteig, die Menschen auf dem Grat sowie die geniale, traumhafte Aussicht sind überragend und ich habe nun Lust auf mehr Klettersteige!

Die neuen Zeitangaben des DAV (gelbe Schilder) sind bis zum Hocheck sehr großzügig und man schafft diese trotz Pausen ganz entspannt. Ab dem Hocheck kommt es dann auf die alpine Erfahrung an. Wir hatten etwas länger benötigt. Gleiches gilt für den Abstieg. Für diesen brauchten wir die meiste Zeit.


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