Reiseberichte » Europa  » Norwegen

Spitzbergen: Kleiner Einblick in die Arktische Welt

Meine Tour
Mit dem Flugzeug von Berlin über Kopenhagen und Oslo nach Longyearbyen. Der Campingplatz gleich daneben. Tageswanderungen von dort in verschiedene Richtungen. Zwei mal mit einem „Ausflugsdampfer“ zu den beiden russischen Siedlungen auf Spitzbergen, das aktive Barentsburg und die aufgegebene Kohlengräbersiedlung Pyramiden.

Warum SPITZBERGEN
Kennst du ein Land, in dem die Blumen größer werden als die Bäume? Einstieg in die Welt der Arktis, der relativ einfach zu erreichende nördlichste Ort. Der Himmel scheint so ganz anders, tief und weit. Die sommerlichen Nächte taghell. Das Gefühl für die Zeit geht verloren. Nur die Natur setzt hier Grenzen. Das klappernde Geräusch der Felsen unter den Füßen. Spuren von Fahrzeugen bleiben auf Jahre erhalten und mahnen uns vorsichtig mit der Natur umzugehen.

Was Sie schon immer über SPITZBERGEN wissen wollten…
Die Ankunft
Ich hatte nur knapp eine Woche Zeit, bin relativ spontan aufgebrochen. Durch das zweimalige Umsteigen dauerte die Anreise recht lang. Aber der Anflug mit einem mittelgroßen Jet auf die Inseln entschädigt schon einmal für den Aufwand. Erst hielt ich die von Eis bedeckten Gipfel für Wolken. Dann erkannte ich, dass es Land war, kleine Seen in den Tälern schimmerten hellblau, hoben sich gut ab vom blaugrünen Meer.
Der Flughafen ist klein, ein paar Gebäude. Der Zeltplatz nur fünf Gehminuten entfernt. Keine Sorge, sehr viel Flugbetrieb herrscht dort nicht. Etwa zwei, drei Maschinen am Tag, ab und an ein Hubschrauber.

Der Zeltplatz
Auf dem Zeltplatz herrschte reges Treiben. Einzelreisende und Gruppen bereiteten sich auf ihre Touren vor. Es gibt Duschen und sogar einen Speiseraum im Haus. Das Zentrum von Longyearbyen mit Supermarkt, Kneipe und Restaurant ist etwa zwei Kilometer entfernt. Auf dem Weg dorthin kommt man am Kohle- und am Yachthafen vorbei, der damals einen kostlosen Internetzugang zu bieten hatte.

Die Polarbären
Sobald man sich außerhalb des Ortes bewegt, muss man bewaffnet sein, falls ein hungriger Polarbär den Weg kreuzt. Es kommt zwar selten vor, aber wenn man einem Bären an Land begegnet ist dieser auf der Suche nach etwas Essbarem und somit äußerst gefährlich! Gewehre kann man sich leihen. Meist alte Karabiner, wie mir berichtet wurde. Besser sind großkalibrige Schrotwaffen. Wenn man nicht selbst zum Gewehr greifen möchte, sollte man sich einer Gruppe anschließen, bei dem einer bewaffnet ist oder einen Guide anheuern. (Im Supermarkt gibt es Schließfächer nicht nur für Taschen, sondern auch für Gewehre! – Obwohl jeder Einwohner von Longyearbyen eine Waffe zu Hause hat, ist noch keiner von seinem Nachbarn erschossen worden.)

Die Wanderungen
Die Wanderungen waren anstrengend. Es gibt keine Wege, man muss / darf sich seinen Pfad suchen. In den Tälern wächst das wunderschöne Wollgras. Wenn es sanft im Wind wogt, herrlich. Aber Vorsicht, die Wiesen sind feucht bis sumpfig. Doch jedes Tal endet einmal und man muss hinauf auf die Berge. Sehr felsiger Untergrund, nicht immer fest. Manchmal war der Gang über ein Schneefeld die bessere Alternative, auch wenn man jeden Schritt dreimal hinein treten muss. Das Gletscherwasser kann bedenkenlos getrunken werden, erfrischend kühl. Rinnsale schneiden sich tief ins Eis.

Die Natur
Zwischen den Felsen gibt es kleine grüne Inseln aus Moos und Flechten. Manchmal stößt man sogar auf eine Blume oder einen kleinen Baum, den wohl nur ein Botaniker als solchen erkennt. Einige Berge sind flach wie eine Hochebene.
Hin und wieder stößt man auf die Überreste der Kohleförderung. Alte, verlassene Kohlestollen sind zu entdecken. Doch kaum ist man eingetreten, steht man vor einer Wand aus Eis. Denn auch im Winter taut die Erde nur oberflächlich auf.
Zurück im Tal versperrte ein reißender Bach den Rückweg. Umwege und mutige Sprünge halfen weiter, ja sogar einige Steine in das Wasser zu werfen, um sie als trockene Tritte zu benutzen.

Das Meer
Longyearbyen liegt am Ende eines Fjords. Mit dem Schiff ging es hinaus, Vögel folgten, ein paar unerschrockene fuhren mit dem Kajak auf den eisigen Wellen. Nach ein paar Stunden sieht man einige größere Häuser, Förderanlagen, einen schmutzigen Hafen. Barentsburg. Die Siedlung ist an einen engen Hang angelegt, steinerne Häuser, im Gegensatz zu denen aus Holz bei den Norwegern. Eine neu gebaute Kirche steht inmitten der älteren Gebäude, die schon bessere Zeiten gesehen haben.

Pyramiden
Pyramiden hingegen liegt am Ende eines Seitenarms des Fjords, sanft an einen Hügel geschmiegt, mit großzügig angelegten Wegen. Heute ist sie eine Geisterstadt, plötzlich aufgegeben. Durch die vernagelten Scheiben sieht man noch gebrauchtes Geschirr auf den Tischen, Jacken an der Garderobe. Die Sporthalle stand offen. Im Museum war ein letzter Wächter und öffnete uns die Tür, schwach waren die Exponate beleuchtet. Die ganze verlassene Siedlung verströmte ein besonderes morbides Flair.


Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert