Mit ihrer Hochzeit haben sich Sandy und Lars gleich zwei Träume erfüllt. Nicht nur den Schwur der ewigen Liebe, sondern auch noch eine einzigartige Reise, die sie garantiert nicht vergessen werden: Auf dem Hundeschlitten durch das ewige Eis Finnlands.
Anfang Februar haben sich die beiden auf den Weg nach Finnland gemacht – und das erste worauf sich erst einmal einstellen mussten war die Dunkelheit: „Es ist wirklich viel dunkler, das haben wir völlig unterschätzt“, erzählt Sandy in einem ersten Impuls.
Über Helsinki flogen sie nach Kittilä. Von dort aus mit dem Bus am Polarkreis, am Weihnachtsmann, vorbei und dann weiter bis zum Hotel Harrinivia, das liegt in Muonio und befindet sich 100 Kilometer nördlich vom Polarkreis.
Die Idee
Eine Hundeschlittentour wollten Sandy und Lars schon immer einmal machen und dann war bald klar: „Für die Flitterwochen soll man sich ja einen Traum erfüllen, also warum nicht diesen“, erklärt mir Sandy noch immer strahlend. Das ist nicht nur etwas Besonderes, sondern auch einmal etwas ganz anderes: „Schweden und Finnland kannten wir schon vom Sommer und wollten unbedingt auch mal sehen wie es dort im Winter ist. Wir hatten einfach Lust auf viel Schnee und eisige Kälte.“
Das Hotel, indem die beiden abgestiegen, ist genau für solche Abenteuer ausgelegt: „Wir haben uns sozusagen ein Komplett-Paket mit den Huskys gegönnt“, sagt Sandy. Dem Hotel gehören 400 eigene Hunde. Diese sind für unterschiedliche Touren von speziellen Trainern ausgebildet. Aufgrund der manchmal aufdringlichen Hundeliebhaber leben die Huskys aber nicht direkt am Hotel, sondern in der unmittelbaren Nähe.
Die Ausrüstung
Sandy und Lars haben sich vorab ein Erlebniskomplettprogramm gebucht: „ Wir wollten einfach verschiedene Dinge ausprobieren. Mit dem ganzen Programm wurden wir auch mit der richtigen Bekleidung ausgerüstet.“ Und das war auch richtig gut so, denn die meisten Touristen, wie es auch Sandy und Lars waren, sind ja für diese Extremtemperaturen einfach nicht ausgerüstet. Vor allem wenn man solch eine Tour zum ersten mal macht.
Vom Hotel bekamen die beiden Abenteurer einen Overall, Geröllschuhe, Handschuhe und Sturmhaube: „Am wichtigsten sind die Schuhe, wenn man die nicht selber hat“, erklärt Sandy und ergänzt: „Drunter hatten wir unsere ganz normalen Schichten gezwiebelt. Eben das, was jeder so braucht. Ich habe einfach meine eigenen Skisachen drunter gezogen, weil es doch recht kühl war.“ Minus 15 Grad hatten sie zu dieser Zeit, Sandy war darüber recht froh, erzählt sie noch, denn drei Wochen vorher waren es noch satte 40 Grad unter null.
Es ist im finnischen Winter anders kalt, als bei uns in Deutschland: „Ich fand die Kälte viel angenehmer als bei uns, weil sie einfach nicht so nass und feucht ist. Die Kälte ist sehr trocken und damit gut zu ertragen“, findet Sandy. Sie empfiehlt je nach Programm eine winddichte Schicht als oberste.
Das Abenteuer kann beginnen
Während der Huskytour wurde in so genannten Wildnishütten übernachtet. Mit den Schlittenhunden fuhren sie bis zur Hütte, dort wurde übernachtet und am nächsten Tag ging es dann zurück ins Hotel. Auch während des Aufenthalts kann man stets zu den Hunden gehen, sofern ein Trainer dabei ist. „Da man ja die Hunde auch nicht kennt, würde ich schon sagen, dass es besser ist nicht alleine zu ihnen zu gehen“, sagt Sandy.
„Für unsere Tour wurden die Hunde schon in Gruppen vorsortiert und eingeteilt. Denn nicht jeder Husky kann mit jedem seiner vierbeinigen Freunde gut laufen. Es gibt eine richtige Rangfolge für die Tiere: pummelige und gemütliche hinten, die schnellen Leittiere vorne. Die suchen und finden dann auch den Weg.“
Unter Anleitung durfte jeder Fahrer seine Hunde selber anspannen. Wer ein Touristen-Husky werden möchte ist dafür extra ausgewählt: charakterstark sind sie und dennoch lieb im Wesen. Eignet sich ein Hund nicht für den Umgang mit Fremden, wird er auch für die Touristentouren nicht eingesetzt.
Mit Kuschelfaktor
Bei dem Stichwort Hund kommt Sandy so richtig ins Schwärmen: „Die meisten der Hunde, die dort eingesetzt werden sind wirklich lieb und zutraulich und vor allem sind sie sehr neugierig. Sie kommen auf dich zu gerannt und schnüffeln und freuen sich – der Schwanz wedelt beinah im Kreis. Da geht dem Tierfreund schon das Herz auf“, berichtet sie strahlend.
Aber es gibt eben auch solche, die sich nicht so sehr für die Touristen interessieren, sie wollen einfach nur los und rennen, rennen, rennen. „So einen hatte ich und als es dann endlich losging, war er wie ausgewechselt. Er wollte einfach nur los. Eine überwältige Kraft ging von diesem Tier aus!“
Insgesamt waren es sechs Gespanne und ein Guide. Jeder hatte seinen eigenen Schlitten mit im Gepäck und Verpflegung für zwei Tage und eine Nacht. Die Gespanne von Sandy und Lars hatten vier bis sechs Hunde. Jeder führte seinen eigenen Schlitten, das sei schon sehr aufregend, sagte die frisch Vermählte.
Als alle angespannt und festgezurrt waren, wurde nur noch die Bremse gelöst und ab ging es. 600 Meter in höchsten Tempo einfach nur gerade aus, bevor die Hunde ihre erste Freude unter Kontrolle bringen konnten und ihr Tempo fanden.
Es war unglaublich: „Mit einem Strahlen jagden wir durch die Schneelandschaft und das Grinsen gefror im wahrsten Sinne des Wortes im Gesicht fest – bei Mensch und Hund. Unsere Aufgabe beim Lenken bestand dann darin, dass wir aufpassten in der Gruppe zu bleiben und die Hunde nicht überholen zu lassen.“
Sandy erzählt mir weiter, dass es Berge hinunter und wieder rauf ging und dass die Fahrer stets aufpassen mussten, dass man mit dem Schlitten nicht den Hunden reinfährt. Durch Gewichtsverlagerungen wurden die Schlitten in der Spur gehalten: „Sonst laufen die Hunde links und du mit Schlitten rechts, dass wäre dann sehr unangenehm. Aktive rechts und links Kommandos mussten wir nicht geben. Das hat die Trainerin von vorne gemacht“, erzählt Sandy noch immer aufgeregt und kommt dabei beinah wieder aus der Puste.
Aus der Puste kam sie auch als es hieß, Berg hoch. Denn das schaffen die Hunde nicht alleine. Hier hieß es absteigen und den Schlitten selber mitziehen. Auch wenn ‚Strong‘ besonders stark war: „Manche Hunde waren nach ihren Eigenschaften benannt, aber sie hießen auch wie alkoholische Getränke Margarita oder Ouzo, andere waren nach Künstlern benannt. Es gab Picasso und Van Gogh. Lady hingegen hatte ihre ganz eigenen Besonderheiten“, erzählt Sandy schmunzelnd.
Dann wurde es frisch
Nach der Hälfte der Tour wurde es dann etwas kühler und recht frisch auf dem Schlitten. Bei fünf Stunden Fahrt – zwar gab es eine Pause – kriecht einem die Kälte dann doch in die Knochen. Besonders schön war es für Sandy und Lars hier die hüpfenden und sich im Schnee kugelnden Hunde zu beobachten. Denn nur so können sich die Vierbeiner abkühlen.
Nach dem Ankommen heißt es immer: Als erstes sind die Hunde dran. Hier wurden alle direkt einbezogen, an den Übernachtungshütten wartete tiefgefrorenes Fleisch und Fisch – in Blöcke gepresst – hier musste eine Axt und die starken Männer ran. An einer langen Leine werden die Hunde ausgerichtet, da Huskys die Tendenz haben zu balgen und das kann dann schon mal in einem großen Chaos enden.
Jetzt hieß es trinken: „Wie bei uns ist es wichtig, nach dem Sport zu trinken. Dafür haben wir Wasser aus dem See geholt und es über dem Feuer geschmolzen und die Hunde getränkt. Nach und nach wurde Fleisch und Fisch aufgetaut. Nach der Fütterung haben sich die Hunde eigentlich direkt ein gekugelt und bis zum nächsten Morgen geschlafen.“
Erst Tier dann Mensch
Nachdem das geschafft war, waren auch die Tour Teilnehmer dran: „Endlich durften wir unsere Hütten beziehen und Feuer machen. Für die Übernachtungen reichten einfache Inlays, den Rest gab es vor Ort“, erzählt Sandy und ergänzt: „Es war sogar wirklich gemütlich, nicht wie bei uns, wo man wie eine Sardine an den anderen gequetscht liegt. Jeder hatte eine eigene kleine Nische für sich.“
Abends gab es das finnische Nationalgericht mit Rentierfleisch, Kartoffelbrei und Preiselbeeren. Dann kam das absolute Highlight: „Nach drei Tagen grauem Himmel und Schneefall riss am Abend der Himmel auf und wir erlebten das Naturspektakel schlechthin.“ Polarlichter bei einer Gruppentour waren leider nicht so schön, wie erhofft. Aber beeindruckt waren Sandy und Lars dann doch.
Sonne, Schnee und Huskys sind einfach unbeschreiblich. Lars konnte sich von seinen Hunden gar nicht trennen. Beim nächsten mal wird es aber mehr als eine Schnupper-Safari: „Dann wollen wir länger unterwegs sein und nicht mehr in einer Gruppe reisen.“ Individueller und in eine andere Ecke soll es gehen, nach Sibirien oder Russland vielleicht.
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