Das Nordkap ist eines der beliebtesten Ziele für Reiseradler. Von den vielen verschiedenen Wegen entschied ich mich dafür, ab Bergen der Küste zu folgen. Von Oslo aus geht es etwa 390 km in die Berge nach Geilo. In der näheren Umgebung der Hauptstadt sind die breit asphaltierten Radwege super in Schuss.

Doch schon bald sind die ausgeschilderten Radrouten nur noch schlecht befahrbare Schotterwege mit vielen zusätzlichen Höhenmetern, was dazu verleitet, früh aufzustehen und die Bundesstraßen zu benutzen.

Auf der schönsten Verbindung nach Bergen

Zwischen fünf und acht in der Früh sind die Begegnungen mit Autos rar, später wird vor allem der Schwerverkehr mehr. Doch das nimmt man alles gerne in Kauf, denn in Geilo wartet mit den Rallarvegen die als „schönste Radstrecke Norwegens“ angepriesene Verbindung nach Bergen.

Entlang des Hardangervidda Nationalparks geht es durch eine atemberaubend schöne Bergwelt. Ich habe allerdings das Pech, heuer einen der kältesten norwegischen Sommer seit langem zu erleben, sodass die Rallarvegen wegen zu viel Schnee gesperrt sind und ich stattdessen den Zug nehmen muss.

Von Bergen aus geht es die Küste entlang über unzählige kleine Inseln weiter in den Norden. Das Wetter meint es nicht gut mit mir, 8°C und Regen stehen an der Tagesordnung. Nichtsdestotrotz halten mich regelmäßige Highlights wie der Geirangerfjord, Torghatten, Saltstraumen und allem voran die Gletscherzunge Engabreen des Svartisengletschers bei guter Laune.

Letztere ist die weltweit einzige Gletscherzunge, welche bis ans Meer heranreicht. Gänsehautfeeling pur! Rechtzeitig mit der Fährfahrt auf die Lofoten wird das Wetter sonnig! Schon bei meiner Ankunft bringt mich die Mischung aus Bergen, Meer, roten Häusern und trocknendem Fisch an jeder Ecke zum Staunen. Die Lofoten strahlen eine ganz eigene Atmosphäre aus.

An der Pforte zum Eismeer

Nördlich der Lofoten liegt die Inselgruppe der Vesteralen. Hier erwartet mich in Andenes ein neuerlicher Höhepunkt. Ich mache meinen ersten Rasttag und gönne mir eine Walsafari. Zwei Pottwale und etwa 30 Grindwale lassen mein Herz höher schlagen!

 

Tromsö, die „Pforte zum Eismeer“, ist die für mich mit Abstand schönste Stadt Norwegens. Die Eismeerkathedrale und der Ausblick von einem nahegelegenen Berg sind einprägsame Momente. Ab hier begegnen mir nun täglich Rentiere. Über Hochebenen, von denen es mir besonders das Sennalandet angetan hat, geht es in die Finnmark.

Die von Taiga und Tundra geprägte Region ist eine der einsamsten Europas. Lediglich 1,5 Einwohner kommen hier auf einen Quadratkilometer. In Olderfjord zweigt die E69 in Richtung Nordkap ab. Auf dem folgenden Abschnitt bis zum Nordkaptunnel führt die Straße entlang der Steilküste des Porsangerfjords. Die Felsen fallen steil ins Meer, für die E69 bleibt kaum Platz. Vereinzelte Grasflecken schaffen es, der Witterung zu widerstehen. Bäume gibt es hier oben im Norden nicht mehr.

Das Grau der von Wind und Salwasser verwitterten Felsen bestimmt das Landschaftsbild. Der 6870 Meter lange Nordkaptunnel führt mich 212 Meter unter dem Meeresspiegel auf die Nordkapinsel „Mageroya“, was so viel wie „karge Insel“ bedeutet. Von Honningsvag, der nördlichsten Stadt Europas, sind es nur noch 30 km bis ans Nordkap, doch diese haben es in sich! Ob es an den vielen Höhenmetern oder daran liegt, dass das Ziel so kurz vor Augen liegt, ist schwer zu sagen.

Von der Schönheit Norwegens begeistert, beschloss ich kurzfristig, noch 500 km nach Kirkenes zur russischen Grenze anzuhängen. Anders als bisher ändert sich auf dieser Strecke das Landschaftsbild oft nach jeder Bucht. Von steppenartigen Ebenen bis dichten Wäldern ist alles zu finden, was das Herz begehrt.

 

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