Nordspanien mit dem Fahrrad – magischer als gedacht
Auf meiner viermonatigen Fahrradtour entlang des Atlantiks gab einen Abschnitt, welcher mir besonders in Erinnerung geblieben ist. Der Camino del Norte von Santiago de Compostela bis San Sebastian. Ein vergleichsweise noch recht unbekannter Jakobsweg, mit ca. 800 Kilometern und um die 12.000 Höhenmeter. Im Vergleich zum weltbekannten „Camino Francés“ führt der Camino del Norte direkt am Meer entlang, was den Weg zwar steiler und anstrengender macht, dafür landschaftlicher für mich umso reizender. Zumal gegen Ende April die Temperaturen sehr angenehmen waren (um die 10 ° C nachts, um die 25 ° C am Tag mit Sonne und vereinzelten Schauern).
Ja, normalerweise pilgert man ja in Santiago de Compostela ein. Mein Kumpel und ich waren allerdings schon eine Weile unterwegs und wir machten uns entsprechend genau andersrum auf gen Osten, um zurück nach Deutschland zu radeln. Galicien, Asturien, Kantabrien und das Baskenland, durch diese vier Regionen sollte sich nun durchgeradelt werden! So war’s in Nordspanien mit dem Fahrrad.

Abbildung 1: Start in der Nähe von Santiago de Compostela
Von Galicien bis nach Asturien
Der Weg ans Meer führte durch die immergrüne galicische Landschaft bis nach Ribadeo. Das ständige Auf und Ab ist schon eine Aufgabe, vor allem mit ca. 25 Kilogramm extra Gepäck hinten drauf. Belohnt wird man aber immer wieder durch große, zusammenhängende Waldflächen, kleinere Hügelspitzen und weidende Kühe um einen herum. Bei um die 50-60 Kilometern am Tag kann man sich schon auf ca. 1.000 Höhenmeter im Schnitt einstellen. In kleineren Dörfern wie Mondoñedo kann man in den Pilgerherbergen mit entsprechendem Pilgerausweis günstig unterkommen und wunderschöne, kirchliche Architektur bewundern.
Trotz dem Marathon Schwalbe Plus Mantel schlich sich eine kleine Scherbe in die Schutzschicht ein. Die ließ sich lange Zeit nicht erfühlen, dass sich scheinbar nur bei Druck und Belastung eine kleine Kante in den Schlauch durchgepiekt hatte. Erst nach dem 5. Platten in vier Tagen war die Kerbe so weit durchgedrückt, dass man endlich ein kleines Funkeln entdecken und sie rauziehen konnte.

Abbildung 2: kleiner Abzweig in den Wäldern Galiciens

Abbildung 3: Reifenpflicken kurz nach Sobrado
Asturien bis nach Kantabrien
Mit dem Verlassen Ribadeos betraten wir die Region Asturiens. Im Herbst, Winter und teilweise Frühling noch sehr regnerisch und kalt, im Sommer allerdings wunderschön und angenehm warm. Wie uns die Bevölkerung erzählte, fliehen die meisten Menschen im Hochsommer aus dem heißen Andalusien und Katalonien hoch in den Norden. Trotz warmer Temperaturen trocknet die Landschaft hier weniger aus, sondern blüht und strahlt weiter in den buntesten und grünsten Farben vor sich hin. Und bei guter Sicht waren sogar noch schneebedeckte Gipfel im Hintergrund zu sehen. Die Berge mit teils noch liegendem Schnee auf der einen Seite und das Meer mit bildschönen Stränden zur anderen Seite. Ein wirklich magischer Anblick.

Von Kantabrien bis ins Baskenland
Unser Weg führte vermehrt auf gut ausgebaute, aber nicht viel befahrenen Landstraßen. Diese boten dann genug kleinere Pausen, um immer mal anzuhalten und die Umgebung zu bewundern. Die Wanderwege sind leider für Fahrräder nicht gut ausgebaut und zweigen oftmals ab. Wer mehr auf Abenteuer aus ist, kann gerne mehr Zeit einpacken und sich daran versuchen! Tipp für Komoot Nutzer: In den Städten oder Dörfern konnte wir bei frei zugänglichen Brunnen unser Trinkwasser auffüllen. In den Karteneinstellungen lassen sich diese immer mit bei der Navigation anzeigen! (auch offline)

Abbildung 4: Strand in der Nähe von Llanes
In der Hauptstadt der Region „Santander“ muss man dann in wenigen Abständen zwei Mal die Fähre nehmen, bevor es dann Richtung Baskenland ging. Man wird dann leider etwas trocken einfach am Strand rausgeschmissen und darf dann erstmal einen Kilometer durch den Sand schieben.

Abbildung 5: Halteplatz für die Fähre am Playa la Salvé de Laredo

Im Baskenland bis nach San Sebastian
Nach ca. zweieinhalb Wochen stand dann der letzte Teil des Camino del Norte an. Von der baskischen Stadt Bilbao bis nach San Sebastian sind es nochmal drei anstrengende Tage. Die Landschaft ist und bleibt ein Augenschmaus, und wenn man nach drei Wochen endlich die Höhenmeter und Kilometer hinter sich gebracht hat, kann man sich endlich mit den baskischen Tapas „Pinxtos“ und günstig, leckerem Bier den Magen vollschlagen. Nach drei Wochen Fahrradsport war musste auch umso mehr Platz gefüllt werden, trotz einiger Ruhetage zwischendurch.
Wer sich mehr oder weniger Tage nehmen möchte, kann die Route individuell an die Straßeninfrastruktur anpassen.

Abbildung 7: Aufnahme in der Nähe von Zumaia
Short Cuts
Anreise: Wir wollten nicht fliegen und haben die Fahrräder (unausgebaut) von Berlin aus mit in den Zug genommen. Bis nach Mulhouse kommt man gut mit dem ICE. Von hier fährt der einzige (!) TGV Hochgeschwindkeitszug mit Fahrradstellplätzen bis Montpellier, und von hier kommt man gut mit Regionalzügen bis nach Bordeaux. Lokale Züge fahren hier bis an die spanisch-französische Grenze Hendaye/Irun, von wo aus der Camino del Norte „offiziell“ beginnt.
Schlafen: Mit dem Pilgrim Pass (Pilgerausweis), welchen man in vielen Gaststätten für 5 € bekommt, kann man in ausgewiesenen Herbergen sehr günstig schlafen! Außerdem besitzen die Herbergen eigene Stempel und am Ende hat man ein kleines schönes Andenken für zuhause. Ansonsten haben wir außerhalb von Städten oder Dörfern in der Nähe von Ruinen oder an abgelegenen Ortschaften gecampt. Achtung, wildcampen ist verboten! Auf Umgebung und Natur achten (Naturschutzgebiete!) und im Zweifel sind die Menschen wirklich sehr nett und ließen uns auf Rückfrage auch bei sich im Garten übernachten.
Ausrüstung: Kathmandu Pro Tourenbike von CUBE mit Ortlieb Back-Roller XL Plus, dazu Zelt und Schlafsack. Empfehlung: Packing Cubes for Panniers haben das Chaos in den Taschen maximal reduziert. Ansonsten immer Regenschutz miteinpacken, das Wetter am Atlantik kippt doch recht schnell.
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