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Die Strasse der Vulkane… Ecuador Teil 1

die Chilcabamba Lodge ist ein absoluter Traum

Sommer 2011, außer dem Flugticket nach Quito und 3,5 Wochen Zeit hatten wir (andreas, sabine, emilia 10Jahre) nix. …Nicht ganz, die ersten 2 Nächte buchte ich via Internet die Honeymoon Suite im Hotel San Francisco de Quito in der Altstadt. Die entpuppte sich als schnucklige Ferienwohnung mit Dachgarten hoch über den Dächern inmitten der Altstadt. Allerdings Quito liegt auf knapp 3000 meter und dann jedes mal gleich 5 Treppen *schnauf* aber es hat gelohnt. Kind konnte ins Bettchen gehen und wir ein schönes Bierchen auf unserer Terasse trinken, das Lichtermeer betrachten und dem Summen der Großstadt lauschen.

Warum Ecuador?
Wir hatten Fernweh. Es sollte ein fotogenes Land mit einer interessanten Kultur und toller Landschaft sein. Es sollte viel zu entdecken geben, es sollte einfach alles ‚anders‘ sein und es sollte auch Kindern Spass machen. Die Urlaubszeit kann man sich mit schulpflichtigen Kindern nicht aussuchen also kam nur der Sommer in Frage. In viele Länder die uns einfielen war es entweder Regenzeit, zu kalt oder zu heiß. Es gab sofort 2 Favoriten. Der andere ist 2012 dran :)

Unsere Tour
Wir kamen relativ gut ausgeschlafen am Sonntagvormittag an und der ist hier noch heilig. Wir konnten also in Ruhe ankommen. Erste Aufgabe durch die Altstadt schlendern und schnuppern wie es in diesem Land so riecht, die 7 Tonnen Gold des Altares in der Iglesia La Compania de Jesus bestaunen, das Treiben der typischen sonntäglichen Fiestastimmung beobachten und das Hochklappen der Bürgersteige um 21 Uhr. Das ist Erkenntnis Nummer 1: Quito liegt fast genau auf dem Äquator, d.h. um 6 Uhr knipst jemand die Sonne an und 18 Uhr wieder aus. Dämmerung gibt es nicht. Erkenntnis Nummer 2: Außer an der Plaza Gringo (Plaza foch – der Touri und Travellertreffpunkt) ist abends 21 Uhr Feierabend in Ecuador.

Am zweiten Tag organisierten wir alles weitere (Mietauto, Galapagoskreuzfahrt, Dschungellodge) und lernten durch Zufall Volker Feser den  Autor unseres (des) Reiseführers kennen. Dazu später mehr. Es gibt eine Vielzahl Reiseagenturen und jeder Ecke ein Internetzugriff kein Problem.

Wir waren mit einem Mietwagen unterwegs, wenn man routinierter Autofahrer ist, die deutsche Regel „ich habe Recht“ ablegt und sein Navi daheim präpariert hat, ist es wohl die bequemste familientaugliche Art des Reisens – allerdings nicht die billigste. Mehr dazu rechts bei den Short Cuts.

Unsere Tour führte uns als ersten auf speziellem Wunsch von Emilia nach Mindo.

Mindo: auf 1250 m in mitten beeindruckender Nebelwälder am Fuße des Westabhanges der Anden gelegen. Von Quito kommend 2-3 h auch super mit dem Bus zu erreichen (4$). Mindo sollte nicht am Wochenende besucht werden, da ist der Ort voll mit Quitanos. Mindo liegt im Bereich der Subtropen (warm und feucht) in den der Nebelwälder. Birdwatching, Kolibris, Schmetterlingsfarmen, mit kleinen Seilbahnen sich über reißende Flüsse zu ziehen, darin zu baden, schwitzend durch die grüne Hölle zu klettern oder unter einem Wasserfall zu duschen… perfekt für kleine und große Kinder. Der neue Hit dort ist Canopyund Tubing. Abends lecker Essen und alle Yugos (frisch gepresste Säfte) und Batidos (Milchshakes) durchprobieren. Übernachtungstipp: der Bus aus Quito kommt vormittags an man hat also genug Zeit zur Quartier-suche. Vom Ortszentrum ruhig Richtung Schmetterlingsfarm und Wasserfall gehen, dort entstehen gerade nette Lodges mit Cabanas. Zum Birdwatching geht es dann zeitig am nächsten Morgen los.

‚Avenida de los Volcanes‘ – die Strasse der Vulkane war mein Wunschziel:
Als 14 jähriger las ich ein Expeditionsbuch von einer tschechischen Cotopaxi-expedition, später ‚Die Vermessung der Welt‘ und einiges über Alexander von Humbolt, der dieser Strasse den Namen gab. Von Machachi über die Chilcabamba Lodge (a Traum) zum Cotopaxi Nationalpark und wieder hinab nach Latacunga um dann sofort wieder hinauf in die Westkordelliere zu fahren. Posada de Tigua, ein Bauernhof mit Unterkunft und freundlichen Gastleuten. Abends sitzt man in großer Runde am großen Tisch – Schön. Von dort Besuch des Wochenmarktes in Zumbahua (Samstag) und des Kratersees Quilotoa, Wanderungen über das Mosaik der Patchworkteppiche – so sehen die fruchtbaren Felder aus, die stellenweise auf bis zu 4000 Höhenmeter liegen. Bei Strassenbauarbeiten sahen ein Schnitt durch den Bodenaufbau und den Grund dieser besonderen Fruchtbarkeit. Ausbrüche der Umliegenden Vulkane (Cotopaxi) legten über dieses Bergland eine 3-4 Meter dicke Ascheschicht.

Im strömenden Regen wieder hinab  nach Riobamba am Fuße des Cimborazo. Morgens auf unserer Dachterasse waren wir umringt von 4 schneebedeckten Vulkanen. Typisch im Sommer – Morgens oft strahlend blauer Himmel. Von hier kann man tolle Trekkingtouren unternehmen und auch kurze Tagestouren zum Fuß des Chimborazo. Weiter über die fruchtbare Hochebene (fantastischer Blick zum Berg der Berge dem Cimbo und endlose Weite) und hinab nach Alausi. Achtung die berühmte Eisenbahnstrecke wird gerade von Grundauf saniert und wird von Alausi bis nach Quito geführt. 2011 fuhr kein Zug von Riobamba nur ein geschlossener Schienenbus von Alausi die Teufelsnase hinab. Vorbei an Inkapirca (wer die Inkabauten Perus kennt, kann das auslassen) und dank unserer Mobilität über abgelegene Hochebenen hinab nach Cuenca. Der Strasse der Schweinebrater – so hatte wir das Gefühl.
Diese Woche in der Sierra bewegten wir uns fast ununterbrochen zwischen 3000 und 4000 Höhenmeter. In Europa wäre das eine hoch alpine Angelehenheit hier gibt es Strassen und Dörfer.

Cuenca da zog es Sabine hin Koloniale Architektur, bürgerliche Gediegenheit, plätscherndes Wasser des Tomebamba,  die Stadt des Panama Hutes, Kathedralen, Glocken, Geschichten, Cafes, Bars und jede Menge Eisläden, lecker. Ein Ort zum Erholen, Geniessen und Verweilen. Wir lasen über die Geschichte der Canari und der spanischen Eroberer, durch Zufall lernten wir Dona Cecilia kennen und untdeckten wie Cuenca im 17Jh von deutschen Orgelbauern vermutlich über den Tisch gezogen wurden aber das ist eine andere Geschichte…
Wieder nach Norden nach Banos, das Tor zum Oriente. Wer Plätze kennt wie Goa in Indien, Phokara in Nepal, Dahab auf dem Sinai oder Cusco in Peru … Banos ist so ein Platz hier treffen sich die Traveller der ganzen Welt, um abzuhängen, zu chillen, den Adrinalinspiegel durch Abenteuer hoch zu treiben, abends in Bars oder Clubs die Probleme der Welt zu lösen und mit anderen Travellern über die schönsten Travel- und Trekking-Spots der Welt zu schwärmen …nett. Aber Mindo war uns lieber.

Regenwald, Dschungel oberer Rio Napo
Dann hinab in den Dschungel. 3 Tage in der Liana Lodge bei Tena. Nette Lodge mit luftigen Cabanas mit Hängematten Terasse, uriges geschmackvolles offenes Terassenrestaurant. Morgens zum Frühstück zieht eine Affenherde vorbei. Sicherlich nicht das absolute Dschungel-Highlight aber für Kinder perfekt, denn durch das angeschlossene AmaZoonico Projekt bekommt man auch Tiere zu sehen. Die sind nähmlich im echten tiefen Primär Regenwald eher selten zu sehen. Wandern (schwitzen), Baden, Affen beobachten, Blasrohrschiessen, sich von den Guides die kleinen Wunder der Natur zeigen lassen. Abends bei Kerzenschein auf der Plattform über dem rauschenden Strom, die Kühle geniessen, den Geräuschen des Dschungels lauschen, sich von Cesar einen tollen Cocktail mixen lassen und mit netten Leuten plaudern (Gruß an Amalie, Diego und Georg…).
Sicherlich lag die Liana Lodge vor 10 Jahren noch tief im Dschungel doch die Zivilisation breitet sich aus, demnächst gibt es in Tena auch einen Flugplatz. Ein Schweizer Projekt hat dort ein großes Areal Primärwald gekauft um die Natur zu bewahren. Diesem Projekt ist auch die Liana Lodge angeschlossen (deutsch/schweizer Managment). So wird dort ein Schule betrieben in der die Kinder neben ihrem Muttersprache Kichua (nicht Quechua) und natürlich spanisch, unter anderem aber auch deutsch und englisch lernen, so werden sie fit, um zum Beispiel das Tourismusgeschäft in eigene Hände zu nehmen.
Unser Tipp: Der Besuch des Dschungel lohnt nur in Begleitung eines guten Guides mit dem man sprachlich auch kommunizieren kann (haben gute Lodges). Dann gibt es viel zu entdecken.
Die Ufer der Flüsse werden mehr und mehr besiedelt, fruchtbarer Äcker ersetzen den Wald und das Öl ruft. Wer einsamen ‚unberührten‘ Dschungel erleben möchte und mehr Zeit (und Geld) mitbringt, dem empfehle ich Cuyabeno im Norden. Aber für 3 Tage reicht der obere Rio Napo bei Tena völlig.

Jetzt waren 16 Tage um zurück nach Quito und weiter mit Teil 2 Galapagos

Was Du schon immer über Ecuador wissen wolltest.
In diesem kleinen Land gibt es ein geografische, klimatische und auch enthnische Vielfalt, wie ich sie noch in keinem anderen Land angetroffen habe. In diesem Multikulti Land haben südamerikanische Inka, europäische Eroberer, schwarzafrikanische Sklaven ihre Spuren in der schon ohnehin durch viele indianischen Gruppen geprägten Bevölkerung hinterlassen, diese verschmelzen lassen und neu Bevölkerungsgruppen gebildet. Damit solltest Du Dich vorher unbedingt auseinandersetzen. Ecuador ist ein Mix aus einem europäischem Spanien und einem sogenanntem Dritte-Welt-Land.. Die Unterschiede zwischen der uns gewohnten glitzernder Shopping und Konsumwelt von IPhone, Marken und Autos in den großen Städten zu der traditionell agra geprägten Lebenswelt der Indigenas im Andenhochland ist gewaltig und führt zwangsweise zu Spannungen (Landflucht).

Geografie in 4 Sätzen
Oriente
, heißt die Tiefebene östlich der Anden, die nördlich an das Amazonasbecken anschließt – Tropen, Regenwald.
Sierra, heißt das Andenhochland, geht von Nord nach Süd, besiedelt bis 4000m dann kommen die Vulkane – immer Frühling.
Occidente, Schwemmland und Küstenregion westlich Anden, reicht von den etwas höher gelegenen Subtropen – Nebelwäldern (Mindo) über die landwirtschaftlich intensiv genutzten Ebene hinab bis zur Küste mit endlosen Stränden
Galapagos – Inselarchipel weit vor der Küste im stillen Ozean

Kann ich mit Lowbudget gut durchs Land reisen?
Leider sind die Flugpreise verglichen z.B. mit Asien relativ hoch, so das man schon aus diesem Grunde eher nicht von Low Budget reden kann. Planst Du aber einen längeren Lateinamerikaaufenthalt ja. Einige Beispiele 100 km Bus fahren kosten ca.3 $, Lowbudget Unterkunft 4 – 10 $, Essen (Almuerzas) 2-4 $ (siehe Essen), Bier 2 $
Wünscht man aber halbwegs europäischen Komfort, dann zahlt man für die Unterkunft mitunter durchaus mehr als auf dem Elberadweg. Gute Mittelklasse Beispiele: Chilcabamba Lodge erste Klasse wunderbar toll 30 $ für Spitzen Halbpension, Posada de Tingua ebenfalls mit Halbpension und familärem Ambiente 35 %)

Ist es gefährlich in Ecuador?
Kriminalität: ist leider hoch. Besonders in Quito und Guyaquil. Nachts allein durch abgelegene Strassen zu bummeln – schlechte Idee (Raubüberfälle). Die Strassenkriminalität – Diebstahl ist hoch. Unsere Emilia hatte einen eigenen kleinen Rucksack – das war eine naive und schlechte Idee, den hatte sie am 2 Tag schon nicht mehr. Ein netter Ecuadorianer unterhielt sich mit dem kleinen Mädchen (am bewachten Hoteleingang) und weg war der Rucksack. Wenn man alle üblichen Sicherheitsregel einhält und nachts mit dem Taxi heim fährt sollte nix geschehen. Ich persönlich habe mich nicht unsicher gefühlt.

Strassenverkehr: Ecuador hat relativ viele Verkehrstote, wenn man das Gefühl hat der Busfahrer ist ein Kamikazefahrer, einfach aussteigen der nächste Bus kommt und das verfallene Ticket ist nicht mal ein Kaffee bei Starbucks oder so wert – aber was kostet Dein Leben? Und stell Dir vor was sich aus solch Spontan-Ausstiegs-Halt entwickeln kann … (Wir waren Zuschauer eines Beinahe-Absturzes, als vor uns auf kurviger Bergstrasse (ohne Leitplanke natürlich) ein LKW mit Menschen beladen einen Buss überholte und mit beiden talseitigen Rädern über einen gewaltigen Abgrund von der Strasse rutschte. Völlig sinnlos und Lebensverachtend war dieses Manöver.) Ecuadorianische Autofahrer lieben russisch Roulette, da das Verkehrsaufkommen auf den kurvenreichen Land/Bergstrassen noch relativ gering ist gehen die blinden Überholmanöver ’noch‘ meist gut aus. Noch…

die Höhe

oft bekam ich die Frage gestellt: Wie verkraftet man die Höhe? Für einen Flachlandtiroler ist es schon eine Belastung für den Organismus von Null auf 3000 m gebracht zu werden. (In der Regel landet man mit dem Flieger in Quito auf 2850). Auch für sensible oder ältere Menschen stellt das kein gesundheitliches Problem dar. Man schnauft halt ein bisschen. Auch wenn man in der Sierra auf die Paramoebene des Cotopaxi fährt oder in der Westkordilliera nach Zumbahua oder zum Krater des Quilotoa. Dort ist man sogar auf teilweise über 4000 m doch solange man keinen Höchstleistungssport treiben möchte kein Problem. Sollte es einem wirklich schlecht gehen, kann man den nächsten Bus nehmen und ist in einer Stunde wieder im Tal. Ecuador ist teilweise bis 4000 meter besiedelt, es leben Menschen dort, es gibt Strassen (Pisten) also keine Sorge. Bist Du natürlich zum Trekking oder Bergsteigen hier und möchtest höher hinauf, dann braucht Dein Körper natürlich etwas mehr Anpassungszeit.

Essen
Wenn man pünktlich um 13:00 durch die Strassen wandelt und ein Schild sieht ALMUERZO, da kann man (meist) getrost essen gehen. Eine Mutti hinter dem Topf und 2-4 Plastik-Tische. Hier kannst Du essen was auf den Tisch kommt. Karte gibt es nicht. Man sagt einfach: Si. :) und bekommt einen frischen Saft (Yugo), (manchmal einen kleinen Appetitshappen) dann kommt eine Suppe, dann Seco de Pollo/Pesce/?? (wenn es Varianten gibt wird gefragt), dann ein Stückchen Kuchen und ein Tee/Kaffee – alles zussammen kostet in der Provinz 2 $ bis max 4 $ in Quito. In Quito unweit Plaza Foch – „el maple“ hat immer ein vegetarisches Tagesmenue zwischen 3,90 -4,50 empfehlenswert.
Probiert alle Früchte auf den Märkten durch, das ist Ecuadors Hauptexportgut, die Früchte werden hier reif geerntet und schmecken phantastisch – dagegen schmeckt hier in Europa alles mies. Die Fruchtsäfte jeglicher Art werden frisch zubereitet, wenn man zuschauen kann, kann ein jeder entscheiden ob er die Angst vor der etwas anders gearteten Hygiene ablegt oder nicht.
Auf den Markständen kann man alles was schmurgelt, brodelt, kocht oder bruzelt getrost durchprobieren. Ebenso die verlockenden Eisdielen in den größeren Städten sind absolut unbedenklich, den Frauen die auf offen Tablett oder aus Kühltaschen eisähnliches verkaufen, haben wir eher nicht getraut.
wasch es, koch es, schäl es oder laß es – diese Regel gilt, wie in jedem tropischen Land, natürlich auch hier in den Tropen – in der kühleren Sierra darf man etwas mutiger sein.
Kaffee, gibt es zu Starbuckspreisen am Plaza Gringo (Foch), sonst bekommt man im ganzen Land fast ausschließlich – löslichen Kaffee brrrr.

Cerviche – muß man probieren, köstlich.

Bon Voyage
weiter mit Teil 2 Galapagos?


Mitbegründer von CAMP4, seit 1991 dabei. Liebt alles, was mit Outdoor zu tun hat.
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