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Zu den Kaffeebauern im nördlichen Perus


Mich führte ein Praktikum im August 2005 nach Peru – hoch in den Norden nach Piura, knapp 1000 km nördlich von Lima. Während meines sechswöchigen Aufenthaltes bei der Nichtregierungsorganisation Pidecafé pendelte ich zwischen Piura und Montero hin und her. Außerdem besuchte ich einige kleinere Städte und Orte in der Umgebung wie Catacaos, Chulucanas, Paita, Sullana und, etwas weiter südlich, Pacasmayo sowie Lima.

Peru ist faszinierend: In diesem großen Land gibt es einfach alles: Gebirge (die Anden), Ozean (Pazifik), große Flüsse (z.B. der Amazonas), große Seen (der Titicacasee), schwindelerregende Höhen (4000m über dem Meeresspiegel sind schon öfter mal dabei), Wüste en masse, Dschungel (60% der Fläche Perus!), Millionenstädte, kleine Dörfer, Lama- und Alpacaherden, Pumas,… und Kaffee!

Besonders letzterer brachte mich nach Peru. Mich interessierte das Leben von Kaffeekleinbauern in Südamerika und ich konnte durch mein Praktikum bei Pidecafé einen guten Einblick erhaschen.

Was Sie schon immer über PERU wissen wollten…
Was gibt es in Nordperu denn so zu sehen?

Piura ist die Hauptstadt der gleichnamigen Provinz und hat um die 600 000 Einwohner. In Reiseführern wird die Stadt, wenn überhaupt, nur kurz erwähnt. Piura liegt mitten in der Wüste, hat einen sehr schönen Hauptplatz (Plaza de Armas) und interessante Märkte.

In sechs Wochen bekam ich höchstens eine Handvoll Gringos zu Gesicht. Touristen kommen in Piura nur auf dem Weg nach Ecuador vorbei oder als „Kaffeetouristen“. Die Stadt wirkt daher einfach peruanisch. Wenn man schon mal da ist, empfiehlt sich der Besuch in Catacaos, etwa 12 km von Piura entfernt. Dort gibt es einen wunderschönen Markt mit Kunsthandwerk aus der Region.

Catacaos ist sehr praktisch mit den sehr engen und überfüllten öffentlichen Kleinbussen oder mit dem Taxi zu erreichen. Montero liegt ca. 120 km nördlich von Piura, was eine halsbrecherische Fahrt von vier Stunden im Sammeltaxi bedeutet. Einmal angekommen und vom Schock der Fahrt erholt, fühlt man sich wie im Himmel.

Raus aus der Wüste, rein in die grünen, fruchtbaren Anden. Montero ist sehr klein, besitzt aber zwei Hostals, mehrere „Restaurants“, ein öffentliches Telefon für den ganzen Ort und Internetanschluss. Die Gegend ist wunderschön zum Wandern, vorbei an Kaffee- und Zuckerrohrfeldern, Bananenstauden, Mango-, Papaya- und Limabäumen.

Wie sind die Pazifikküsten im Norden Perus?

Sie werden besonders von peruanischen Urlaubern frequentiert. Besonders beliebt ist Tumbes, ganz in der Nähe von Ecuador. Auch europäische Touristen entspannen sich dort für ein paar Tage an den Stränden.

Ich besuchte die Strände von Paita (bei Piura) und Pacasmayo (noch südlich von Chiclayo). Im August und September waren die Strände wie ausgestorben. Das Wasser ist zu dieser Zeit besonders kühl, doch Baden ist trotzdem möglich und vor allem die Bodysurfer ließen sich den Spaß nicht verderben. Die Hochsaison ist allerdings im Januar und Februar, der heißesten Zeit des Jahres.

Wie kommt man von A nach B?

Die Infrastruktur in Peru ist mittelmäßig ausgebaut. Es gibt inzwischen sehr viele Busgesellschaften, die in Konkurrenz zueinander stehen. Auf Langstrecken empfehlen sich Nachtbusse oder Flüge. Es gibt einen Flugpass, der für eine bestimmte Anzahl von Flügen gültig ist und nur im Ausland erworben werden kann (im Reisebüro nachfragen!).

Ansonsten müssen Flüge innerhalb des Landes immer one way bezahlt werden (ca. 90 Euro pro Strecke) Wer von Piura nach Arequipa fliegen will, muss erst den Flug nach Lima bezahlen und dann einen weiteren nach Arequipa, sprich 180 Euro. Ich entschied mich für die zum Teil sehr komfortablen Nachtbusse, die pro 1000 km bei ca. 25 Euro liegen (inklusive DVD-Kino ohne Ende, Abendessen und Frühstück) und sehr pünktlich sind.So ist das Hotel gespart und man kann wenigstens ein bisschen schlafen.

Der Fahrstil eines jeden Bus- oder Taxifahrers ist meist kaum auszuhalten, deswegen: Nachts fahren, da sieht man’s nicht. Iquitos, die Hauptstadt des Dschungels im Amazonasgebiet, ist allerdings nur per Flugzeug oder Boot zu erreichen. Für kurze Strecken empfehlen sich immer Linienbusse. Für diese gibt es keinen Fahrplan – es geht dann los, wenn keiner mehr reinpasst.

Wie (un)sicher ist Peru für Touristen?

Vor meiner Reise wurde ich ständig gewarnt: Pass auf deine Sachen auf! Ich hatte die größten Horrorgeschichten von Taschendieben, Raubüberfällen und anderen schrecklichen Dingen gehört. Auch wurde ich sofort vom ersten Taxifahrer in Lima über die Gefahren der Stadt aufgeklärt.

Die Häuser ab Mittelklasseniveau sind in ganz Peru mit dicken Mauern umgeben, Stacheldraht darauf oder gleich ein elektrischer Zaun. Wer sich es leisten kann stellt noch einen Security Mann vor die Tür. Das Geschäft der privaten Sicherheitsfirmen boomt. In Peru ist die Armut riesig, nur knapp 15% der Peruaner befinden sich in einem Angestelltenverhältnis.

Die große Mehrheit verdient sich den Lebensunterhalt mit Taxi fahren oder dem Verkauf von Süßigkeiten und Zigaretten. Männer wie Kinder putzen Schuhe, viele Frauen sind Wäscherinnen oder stricken Mützen und Pullover aus Alpacawolle für die Touristen. Touristen werden häufig ausgeraubt und es gibt unzählige Tricks der Taschendiebe.

Wie überall anders lautet also die Devise: Alles Wertvolle nahe am Körper tragen und immer ein Auge auf Tasche oder Rucksack haben. Eine Umhängetasche erwies sich in den Städten als sehr praktisch, da Rucksäcke oft von hinten aufgeschlitzt werden. Die Tasche ist zwar unbequemer, kann man aber dafür fester im Griff haben.

Wer baut eigentlich den Kaffee wie und wo an?

Kaffee ist nach Erdöl der meistexportierte Rohstoff der Welt. Vor allem in Europa werden Unmengen von Kaffee getrunken (Deutschland: ca. 6 kg pro Person/Jahr). Die Kaffeepflanze wird in Afrika, Asien und Lateinamerika angebaut. Der Kaffeeanbau verlangt aufgrund der Sensibilität der Pflanzen sehr viel Arbeit.

Im Norden Perus bildete sich vor ca. 15 Jahren eine Kooperative aus Kaffeekleinbauern, die beschlossen, ihre Ernte gemeinsam auf dem Markt zu verkaufen und die Zwischenhändler (die so genannten „Coyoten“) zu umgehen. Inzwischen besteht diese Kooperative mit Namen Cepicafé aus über 4000 Kaffeekleinbauern.

Der Kaffee wird so weit wie möglich im fairen Handel (z.B. an die gepa) verkauft. Dieser Markt ist allerdings noch recht klein, daher konnten bisher höchstens 30% der Gesamternte eines Jahres zu fairen Preisen verkauft werden. Der Rest wird dem konventionellen Markt angeboten (d.h. der „reguläre“ Kaffee im Supermarkt oder Ketten wie Tchibo).

Die Preise im konventionellen Markt sind so niedrig, dass die Bauern kaum ihre Produktionskosten decken können. Ich hatte die Gelegenheit einige der Bauern von Cepicafé in Montero, ca. vier Autostunden nördlich von Piura, kennen zu lernen. Ich war im August zur Kaffeeerntezeit da und durfte auch selbst die roten und gelben Kaffeekirschen pflücken.

Außerdem wurde mir gezeigt, wie die Kirschen geschält, gewaschen und zum Trocknen ausgelegt werden müssen. Ich sah die ärmlichen Häuser der Bauern, oft ohne Elektrizität und festgestampfter Erde als Fußboden. Die Bauern waren ausnahmslos sehr freundlich und antworteten auf alle Fragen. Es brauchte nicht viel, um zu sehen, dass der Verkauf im fairen Handel für diese Bauern lebenswichtig ist und einen Funken Hoffnung für eine bessere Zukunft für sich und ihre Familien bedeutet.


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