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Jakobsweg: Von den Pyrenäen bis Kap Finisterre

Meine Tour
August/September 2002: Beginn unserer vierwöchigen Wanderung war der Somportpaß in den Pyrenäen an der Französisch-Spanischen Grenze. Von dort wanderten wir erst einmal in 10 Tagen entlang des Jakobsweges bis Logroño. Um die ca. 350 Kilometer durch die Spanische Hochebene abzukürzen, da diese landschaftlich vor allem aus monotonen staubigen und flachen Getreidefeldern besteht, fuhren wir von dort mit dem Bus bis Astorga, wobei wir unterwegs zur kulturellen Weiterbildung in Burgos und León stoppten. Von León aus entfernten wir uns per Bus nochmals vom Jakobsweg, um in der faszinierenden Welt der „Picos de Europa“ eine Nacht unter freiem Himmel zu verbringen. Von Astorga ging es dann zu Fuß natürlich erst einmal weiter bis Santiago de Compostela. Nachdem wir uns dort ein paar Tage aufgehalten hatten, beendeten wir unsere Tour nach weiteren 100 Kilometern mit dem meiner Meinung nach unverzichtbaren „Ende der Welt“, dem Kap Finisterre.

Warum JAKOBSWEG
Aus vielfältigsten Gründen ist der Jakobsweg in Spanien eine willkommene Alternative zu anderen europäischen Fernwanderwegen. Zum einen existiert dieser Pilgerweg nach Santiago de Compostela schon seit dem 9. Jahrhundert, weshalb man quasi „nebenbei“ zahlreiche Kulturdenkmäler am Wegesrand findet. Des Weiteren gibt es ein sehr gut ausgebautes Netz mit Pilgerherbergen in erreichbaren Abständen am Weg, wo man für eine wirklich unbedeutend kleine Spende eine Matratze, Waschräume und Küche sowie manchmal sogar warmes Essen geboten bekommt. Außerdem besteht der Großteil der Pilger beziehungsweise Wanderer aus Spaniern, und bei keiner anderen Fortbewegungsart als mit der eigenen Muskelkraft und in den Herbergen kommt man so intensiv mit den Einheimischen in Kontakt. Es war immer wieder wunderbar wie aufgeschlossen, freundlich und hilfsbereit die Leute am Weg reagiert haben. Außerdem erlebt man sehr intensiv, wie abwechslungsreich die Spanische

Landschaft ist.

Was Sie schon immer über den JAKOBSWEG wissen wollten…
Wie lang waren die Tagesetappen & die Gesamtstrecke?
Im Schnitt haben wir gut 26 Kilometer am Tag zurückgelegt. Insgesamt waren es reichlich 600 Kilometer in 23 Wandertagen. Das Wichtigste bei der Einteilung der Etappen: am Anfang so wenig Kilometer wie möglich!! Wir haben ohne Vorbereitung am ersten Tag ein 32-Kilometer-Pensum absolviert und das dann sehr bereut! Am nächsten Morgen waren Rückenschmerzen und Blasen da, erstere gingen weg, letztere wurden größer … also in der Ruhe liegt die Kraft. Am 2. Tag konnten wir deswegen nur 16 und am 3. Tag nur 11 Kilometer wandern. Danach ging es aber ganz gut, so daß am Ende auch mal 40 Kilometer keine zu große Hürde mehr waren.

Wie pflegt man die Füße?
Oberste Priorität ist: Füße beim Rasten immer lüften, damit der Schweiß abtrocknen kann (wir dachten erst, das macht man nicht, weil die Füße dann anschwellen, aber das geht nach 15 Minuten wieder weg und ist sehr angenehm) und Blasen offen halten, denn wenn sich immer wieder Wasser anstaut, werden sie immer größer … Wir haben es auch erst nicht glauben wollen, aber die Spanier haben uns dann überzeugt, daß man es wie folgt macht: Blasen anstechen und mit einer Nähnadel einen Zwirnsfaden durchziehen und die Enden rausschauen lassen. Dieser bleibt dann mindestens den ganzen Wandertag liegen (man braucht ihn aber nicht so oft zu wechseln), so verschließt sich die Blase nicht und kann austrocknen und heilen, erst danach kann der Faden weggelassen werden. Dabei ist Iod oder Sedative zum Desinfizieren sehr hilfreich, denn eine entzündete Blase ist das schlimmste, was einem Fußpilger passieren kann. Bei uns hat diese Prozedur jedenfalls echt Wunder gewirkt. Damit das Pflaster (am Besten einen Meter von der Rolle zum individuellen zuschneiden) über der Blase nicht weggescheuert wird, ist eine Rolle Leukosilk bzw. Leukofix empfehlenswert, denn damit kann man das Pflaster zusätzlich fixieren. Fettende Creme wie Salwo-Hautvaseline und Wundsalbe wie Pantederm ist außerdem hilfreich. Wenn man das alles so einhält, braucht man höchstens noch etwas Selbstbeherrschung, denn mehr als Schmerzen an den Füßen bleibt nicht zurück, und die spürt man bald auch nicht mehr – alles wird gut!

Jakobsweg – Pilgerweg – Pilgerausweis – muß man Katholik sein?
An sich ist der Jakobsweg nach Santiago de Compostela der drittwichtigste katholische Pilgerweg (neben denen nach Rom und Jerusalem), aber das hat weder uns als Protestanten noch die vielen atheistischen „Pilger“ davon abgehalten, diesen Weg zu gehen, denn man kann diesen Pilgerweg sowohl aus religiösen Beweggründen wie wir auch sehr gut aus kulturellen, sportlichen und anderen Gründen gehen. Es ist einfach eine ganz besondere Erfahrung, aus welchem Grund auch immer man pilgert. In den Herbergen darf jeder Besitzer eines Pilgerausweises übernachten. Den bekommt jeder, der diesen Weg gehen will, entweder schon in Deutschland bei einer Jakobusgesellschaft oder am Beginn des Weges in einer Herberge.

Was ist „Das Heilige Jahr“?
Das Jahr, in dem der 25. Juli, der Tag des Apostels Jakob (span. Santiago), auf einen Sonntag fällt, ist ein Heiliges Jahr. Das bedeutet aber vor allem, daß sich in diesem Jahr der Pilgerstrom um einiges vervielfacht, denn wer in diesem Jahr die entsprechenden religiösen Riten absolviert, erhält nach katholischem Glauben vollkommenen Ablass seiner Sünden. Das Jahr 2004 ist somit etwas mit Vorsicht zu genießen und die Pilgerschaft nur in der Nebensaison das, was diesen Weg ausmacht …

Gibt es einen Geheimtipp in Santiago de Compostela?
Wer im ehemaligen Pilgerhospital und heutigen Luxushotel „Parador“ kostenlos essen will, der muß sich mit seiner Pilgerurkunde, die man im Pilgerbüro in Santiago de Compostela bekommt, dort jeweils 9:00, 12:00 und 19:00 am grünen Tiefgaragentor links unterhalb des Haupteingangs einfinden. Die ersten zehn Pilger werden dann hinein geführt und erhalten in einem speziell dafür vorgesehenen Raum ein vollwertiges und gutes Essen – drei Tage lang, ab Ausstellungsdatum der Pilgerurkunde, es klappt wirklich!

Wieso noch bis zum „Kap Finisterre“?
Nach Santiago de Compostela kann man in drei Tagen noch die äußerst lohnenden 100 Kilometer zum westlichsten Ende Europas zurücklegen, welches nicht ohne Grund schon vor 2500 Jahren keltisches Pilgerziel war. Auf diesem Wegabschnitt wird man vor Allem die Ursprünglichkeit nach den etwas betriebsameren Kilometern vor Santiago genießen, denn die meisten beenden ihre Tour zum Glück in dieser Stadt, und so kann man die äußerst lohnende Strecke bis zum Atlantik mit den kleineren Dörfern und wieder gemütlicheren und persönlicheren Herbergen intensiver erleben und den Weg damit zu einem wundervollen Ende bringen. Mit etwas Glück kann man auch selbst eine Jakobsmuschel am Atlantikstrand finden.

Wo soll ich noch nachschauen?
Hier gibt es noch einen Reisebericht über den Jakobsweg per Rad. Auch wenn sich das grundsätzlich von der Fußpilgerschaft unterscheidet sowie andere Wegabschnitte befahren wurden, findet man noch einige Tipps und Infos, die ich hier weggelassen habe, um nichts zu wiederholen … nur die Angaben über die Fußpilger sind in sofern mit Vorsicht genießen, als daß wir nicht schon 5 Uhr, sondern zwischen 6:00 und 9:00 aufgestanden sind und mit unseren durchschnittlich 26 Kilometern täglich gut im oberen Drittel lagen. 30-40 Kilometer im Schnitt haben meines Wissens nach maximal zwei Prozent der Fußpilger durchgehalten.


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