Im März 2022 war ich mit meinen zwei CAMP4-Arbeitskollegen Tom und Hans unterwegs auf dem Jubiläumsgrat – von der Zugspitze zur Alpspitze. Es war eine sehr faszinierende Gratwanderung mit leichter Kletterei auf Fels und Schnee und einer Übernachtung in einer Biwakschachtel auf dem Grat.

Unsere Tour begann an unserem Arbeitsplatz, dem CAMP4 Berlin. Von dort fuhren wir nach Garmisch-Partenkirchen und verbrachten die erste Nacht im Biwak neben einem Parkplatz. Die Nacht war kühl, aber schön ruhig und der Sternenhimmel funkelte über uns.

Am nächsten Tag nach dem Frühstück gingen wir zum Parkplatz der Zugspitzbahn und fuhren mit der Seilbahn zum Gipfel. Gegen 10 Uhr morgens starteten wir unsere Tour vom Gipfel der Zugspitze und machten uns auf den Weg über den Grat zur Alpspitze. Unsere erste Station sollte die Biwakschachtel auf dem Grat sein.

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Wir hatten wirklich die besten Wetterbedingungen, es gab nicht zu viel Schnee, der vorhandene Schnee war fest, der Himmel war blau und die Sonne schien ganz wunderbar.

An diesem ersten Tag haben wir nur unsere Steigeisen genutzt und natürlich auch das Klettersteigset, das Seil konnte aber im Rucksack bleiben. Wir trugen feste Schuhe, in denen man klettern und gleichzeitig gut laufen kann. In unserem Fall mussten sie steigeisenfest sein, aber nicht zu massiv, es war schließlich März. In der Übergangszeit wird es ein leichterer, steigeisenfester Schuh tun und wenn der Grat komplett schneefrei ist und man sich sicher genug damit fühlt, reicht ein Zustiegsschuh.

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Warum sind wir eigentlich im März unterwegs gewesen? Die Winterbegehung war bewusst gewählt, um dem Andrang im Sommer zu entgehen und den Anspruch zu erhöhen. Ohne Schnee, sprich im Sommer, ist es gewiss einfacher und sicherer, dafür sind aber (gerüchteweise viele) andere Bergsteiger unterwegs.

Für uns war der Zeitpunkt perfekt. Wir waren allein – unterwegs und in der Biwakschachtel- und das Wetter war perfekt. Wir hatten so wenig Schnee, dass dieser kein Hindernis war. Im März kann das Wetter aber teilweise natürlich auch so wüst sein, dass selbst die Anreise vermieden werden sollte. Da braucht es natürlich eine kleine Portion Glück, damit es dann passt.

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Am späten Nachmittag kamen wir gemütlich bei unserer Biwakschachtel – der Jubiläumsgrathütte – an (die übrigens von Hanwag gesponsert wurde). Die rote Hütte aus Aluminium liegt auf 2684 m ü. NHN, kann bis zu zwölf Personen Unterschlupf gewähren und steht jedem offen.

Wir hatten dort einen wunderschönen Abend mit tollem Licht, obwohl die Sonne schon bald hinter dem Berg verschwand. Als wir genügend Schnee geschmolzen hatten, genossen wir einen warmen Tee und ein leckeres Abendessen. Der Platz für die Hütte ist wirklich gut gewählt, man kann gut draußen sitzen, entspannen und den Ausblick genießen.

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Die Zugspitze ist zwar Deutschlands höchster Berg, erschien mir bis jetzt aber gar nicht so hoch. Unser Weg war auf jeden Fall schwieriger als manche Trekking-Trails im Himalaya. Dazu muss ich vielleicht sagen, dass ich in der Manaslu-Region in Nepal aufgewachsen bin. Trotzdem habe ich Respekt vor so einem Gratwanderweg mit leichter Kletterei, wo man trittsicher und schwindelfrei gehen muss.

Die schwierigste Klettersteigpassage ist mit D (schwer) klassifiziert, meist liegt es aber im Bereich A-B. Die Kletterschwierigkeiten gehen bis in den unteren dritten Grad – das ist erstmal nicht sonderlich schwer.
Die schwierigsten Abschnitte, und nur diese, sind als Klettersteig angelegt. Im Winter kommt hinzu, dass einige Sicherungsdrahtseile unzugänglich unter dem Schnee liegen.
Die Herausforderung ist aber vor allem die Länge des Grates. Das heißt, je nach äußeren Bedingungen, ist man 1-2 Tage unterwegs. Man muss dabei zügig klettern, was es unmöglich macht, viel zu sichern. Man muss also 2 Tage (im Sommer sollte ein Tag reichen) ausgesetzt, ungesichert, konzentriert, zügig klettern. Und es gibt nur eine Ausstiegsmöglichkeit. Einfach aufhören geht also nicht. Man kann umdrehen und alles zurückklettern oder eben doch weitermachen.

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Bei blauem Himmel und hervorragenden Schneebedingungen haben wir aber nicht ans umkehren gedacht. Das Wetter hätte wirklich nicht besser sein können. Eine kleine Herausforderung bestand allerdings darin, dass wir nicht optimal durchgängig entweder mit oder ohne Steigeisen klettern konnten. Also haben wir sie irgendwann nicht mehr angezogen.

Der Abstieg von der Alpspitze bis zur Seilbahn-Station war teilweise vereist und sehr glatt. Der Klettersteig war meist unter dem Schnee verborgen und so war der Abstieg teilweise anstrengender, herausfordernder und schwieriger als der Grat.

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Weil noch viel Schnee lag, konnte man den Weg nicht so einfach erkennen, also sind wir neben der Skipiste hinunter ins Tal gelaufen.

Es war alles in allem eine entspannte Zwei-Tages-Tour, bei der wir das Seil nicht gebraucht haben und die Steigeisen auch nur am ersten Tag nutzten.

 

Für wen ist der Jubiläumsgrat zu empfehlen?

Für Menschen, die sich für schroffe, alpine Landschaft begeistern, über grundlegende Kletterfähigkeiten, Trittsicherheit und Kondition verfügen, um sich mit Genuss in diesem Gelände bewegen zu können und eine Unternehmung suchen, die einen gewissen Anspruch hat, trotzdem unkompliziert und ohne großen Zeitaufwand umzusetzen ist. Auffahrt zur Zugspitze und schon ist man beim eigentlichen Thema, ohne vorher einen Tag aufsteigen zu müssen. Nach spätestens zwei intensiven Tagen ist man wieder im Tal.

Für wen ist dieser Grat nichts?

Für alle, die sich nicht von der obigen Antwort angesprochen fühlen. Es ist ausgesetzt. Man ist die ganze Zeit und über eine längere Strecke in einem Gelände unterwegs, in dem man potenziell tödlich abstürzen kann. Gleichzeitig klettert man die meiste Zeit ungesichert. Dem sollte man mental gewachsen sein.

Unsere Ausrüstung:

Für mehr Infos: https://www.bergsteigen.com/touren/klettersteig/jubilaeumsgrat-zugspitze/

Fotocredits: Tom @tourenblog / http://tour-en-blog.de/