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Die Bärenrunde im Oulanka National Park

Meine Tour
Mai 2004: 8 Tage und rund 100 Kilometer Erkundungstour in den finnischen Wäldern. Die Bärenrunde (Finn.:Karhunkierrros), die wohl bekannteste Trekkingroute Finnlands, liegt etwas südlich vom Polarkreis im Oulanka Nationalpark (nördlich von Kuusamo). Neben den rund 80 Kilometern der sogenannten großen Bärenrunde (Iso Karhunkierros) haben wir in Tagesausflügen noch die kleine Bärenrunde (Pieni Karhunkierros) absolviert und einen Abstecher zu einem naheliegenden Canyon gemacht.

Warum FINNLAND
Da ich zu dieser Zeit in Finnland, besser gesagt in Helsinki, studiert habe, bot es sich geradezu an, die finnischen Wälder unsicher zu machen.
Für uns als eher unerfahrene Wanderer war die Bärenrunde schon eine größere persönliche Herausforderung und war mit ihren genialen und sehr schönen Natureindrücken der krönende Abschluss eines genialen Jahres in Finnland.

Was Sie schon immer über FINNLAND wissen wollten…
Ist die Bärenrunde auch für Anfänger zu empfehlen?
Meine Wandertruppe bestand aus 8 zumeist eher unerfahrenen und nicht gerade trainierten Wanderern und wir hatten im großen und ganzen keine Probleme. Wenn man sich über seine Kräfte im Vorhinein bewusst ist und weiss, was man sich zutrauen kann und dem entsprechend die einzelnen Tagestouren plant, ist das ganze kein Problem.
Wir haben für die gesamte Route von 80 Kilometern 7 ganze Tage zur Verfügung gehabt und haben pro Tag durchschnittlich 15 Kilometer hinter uns gebracht, haben aber auch ab und zu mal einen ruhigen Tag mit nur 5 Kilometern eingelegt und hatten dann so noch Zeit ohne unser Gepäck auf kleinere Touren wie die Kleine Bärenrunde zu gehen. Am schwierigsten ist die Wegstrecke ab Ruka bis zum Abzweig der kleinen Bärenrunde – das waren für uns 2 Tage voller steiler Auf- und Abstiege auf nicht ganz so einfachen Wegen, die aber immer mit einem herrlichen Ausblick auf der Bergkuppe belohnt wurden.

Wo kann man übernachten?
Hier gibt es mehrere Möglichkeiten. Zum einen die Übernachtungshütten, die entlang der Tour gebaut wurden und für jedermann offen stehen. Das Benutzen der Hütten ist kostenlos, es ist in fast allen Hütten ein Gaskocher vorhanden oder zumindest ein Ofen, auf dem man sich ein Teechen kochen kann. Hier passen je nach Hütte von 4 bis teilweise sogar 25 Leute rein, allerdings kann man vor allem in der Saison Pech haben, denn dann sind diese Hütten meist sehr überfüllt.
Eine Alternative dazu bieten die sogenannten Shelter – das sind kleine Unterschlüpfe meist für ca 4 oder 5 Personen die nach einer Seite hin offen und dementsprechend nicht so wetterfest sind. Sowohl an den Übernachtungshütten als auch an den Sheltern hat man immer Zugang zu Wasserstellen an Fluß oder See, es gibt eine Feuerstelle und eine Toilette.
Die letzte Möglichkeit ist das selbstmitgebrachte Zelt. Da in Finnland das Jedermannsrecht gilt, kann man dieses eigentlich überall aufschlagen, jedoch rät die Verwaltung des National Parks nur an in der Karte vorgegebenen Stellen zu campen und auch nur dort Feuer zu machen. Solche Stellen gibt es im Oulanka National Park reichlich und so ist man mit dem Zelt gerade in der Hauptsaison ab ca. Mitte Juni am besten dran und auch am flexibelsten mit der Routenplanung.

Mit welchen Wetterverhältnissen muss man rechnen?
Wir sind Mitte Mai unterwegs gewesen und haben eigentlich alles dabei gehabt von Minusgraden und Neuschnee bis hin zu fast „sommerlichen“ Temperaturen von 15-20 Grad (in Anbetracht der Tatsache, dass wir fast am Polarkreis sind kann man nicht viel mehr erwarten), außerdem auch 2 Tage Dauerregen. Man sollte also seine Kleidung darauf einstellen. In den Wintermonaten sollte man mit mehr als einem Meter Schnee rechnen. Im Hochsaison, so im Juli und August, sollte man sich auch verstärkt auf Mücken einstellen, denn die können da ganz schön hartnäckig werden.

Wie sieht es mit Polartag und Polarnacht aus?
Der Karhunkierros befindet sich in der Nähe von Kuusamo in Nordfinnland knapp südlich vom Polarkreis und man kann sich die Helligkeit der Polartage sehr gut zu Nutze machen. Am ersten Tag unserer Tour haben wir abends noch darauf gewartet, dass es richtig dunkel wird – vergeblich allerdings. Die Sonne ging zwar kurz vor Mitternacht unter, durch die langen Dämmerungszeiten wurde es aber nicht mehr richtig dunkel und man hat eigentlich schon 24 Stunden am Stück Tageslicht – und das Mitte Mai!!! Für uns Mitteleuropäer war das schon ganz einfach unglaublich.
Es ist auch sehr praktisch mit der Helligkeit, gerade wenn man nicht in den Übernachtungshütten sondern im Zelt schläft, da man sich in aller Ruhe einen geeigneten Platz suchen kann. Im Winter hingegen sollte man dann aber auch vorsichtig sein mit der Planung der Tages strecken, da es dann auch schon am sehr frühen Nachmittag dämmert und es sicherlich teilweise eher schwierig ist, den Weg zu den Übernachtungshütten zu finden.

Und wie ist das jetzt mit den Bären?
Leider hat die Tour bei uns ihrem Namen nicht wirklich Ehre gemacht, denn wir haben keinen einzigen Bären gesehen, obwohl wir wohl einmal knapp dran vorbeigeschrammt sind, denn wir entdeckten direkt in der Nähe einer unserer Hütten eine Bärenspur im frisch gefallenen Schnee – der Bär konnte also noch nicht weit sein, aber gesehen haben wir ihn nicht. Auch sonst hatten wir nicht viel Glück in dieser Beziehung, denn auch die Elche und Rentiere haben sich vor uns versteckt. Aber aus den Gästebüchern und Erzählungen anderer haben wir erfahren, dass man da auch Glück haben kann.
Tipp: Für die Bärenrunde am besten die Verwaltung des Oulanka Nationalparks anschreiben. Hier bekommt man alle nötigen Informationen, die einem auch gerne und auch sehr schnell per Post zugeschickt werden.


One Response to Die Bärenrunde im Oulanka National Park

  1. Christian says:

    Sehr interessanter Beitrag. Wie war dein Studienaufenthalt in Helsinki.

    Gruß,

    Chris

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