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Nepalesisches Gleichmaß: Om Mani Padme Hum

Mit dem Visum in der einen und dem zentnerschweren Rucksack in der anderen Hand, trete ich aus dem Tribhuvan Airport. Kathmandu empfängt mich mit Smog, Hitze, Staub und 30 wild gestikulierenden Taxifahrern. Verdattert flüchte ich mich zurück in die schützenden Hallen des Ankunftsbereichs… Kulturschock ich grüße dich!

Meine Tour
Ich habe mich in den 7 Wochen Aufenthalt auf Zentral-Nepal fokussiert. Das heißt ich habe mich im Raum Kathmandu Valley und Pokhara bewegt. Dabei musste ich, als frisch gebackene Abiturientin auf meinen Geldbeutel achten und mir „Low Budget“ auf die Fahne schreiben. Das sollte einem in Nepal nicht so schwer fallen… Trotzdem habe ich ein paar wissenswerte Preis- & Reisetipps zusammentragen können. 3 meiner 7 Wochen habe ich in den Bergen verbracht aber das ist eine andere Geschichte.

Warum NEPAL?
Als Tochter von zwei Reiseverrückten war ich bereits im zarten Alter von drei Jahren in Nepal. In den folgenden Jahren wurde ich immer von Geschichten, Anekdoten und Bildern aus dieser Reise begleitet. Irgendwie hat es mich aber nach eigenen Erinnerungen verlangt. Deswegen habe ich im Frühjahr 2011 meinen Rucksack gepackt und mich in den Flieger gesetzt.

Kathamandu Valley:
Die Hauptstadt Nepals übertrifft andere Städte nicht nur an Größe & Lärmpegel sondern auch an Smog. Wer dort für längere Zeit bleiben möchte, braucht einen Schal (bzw. Gesichtsmaske), Ohropax und Nerven aus Stahl.
In Kathmandu gibt es einen Bezirk, der komplett für Touristen geschaffen ist: In Thamel ist es bunter, „authentischer“ und auch teurer als im Rest der Umgebung. Ich habe meine erste Nacht in Tinkune (einem absolutem Randbezirk) verbracht. Das war ungeplant und wirklich extrem. Ich würde so ein Abenteuer einem Nepal- Neulingen nicht empfehlen! Allgemein ist es in Thamel sicherer und man kann sich dort mit anderen Touristen austauschen.

Sehenswürdigkeiten im Kathmandu Valley
Kirtipur: Die alte Newarstadt zeichnet sich durch viele Stupas und Tempel aus. Verschlafen und romantisch wirkt die ehemalige Königsstadt im Sonnenuntergang. Hier sieht man selten andere Touristen.

Bhaktapur:
Ganz typisch für diese Stadt sind die roten Gemäuer. Auch hier gibt es eine Vielzahl an Tempelanlagen. Mir ist die Stadt zu sehr von Touristen überfüllt gewesen. Bewegt man sich jedoch weg von der Hauptstraße, kann man auf wunderschöne Plätze und Gassen stoßen. TIPP: Die Töpferplätze haben mich ganz besonders beeindruckt!

Kathmandu Durbar Square: Königsplatz mit großen Tempelanlagen, wunderschöne rote Gemäuer und ein buntes Treiben davor. TIPP: bei dem ersten Betreten Visa/Pass und ein Passbild mitnehmen. Es kann eine Dauereintrittskarte (bis zum Ablauf des Visums) erstellt werden. So muss der Eintritt nur einmalig gezahlt werden.

Boudha/ Boddnath: Riesengroße (einer der größten weltweit) buddhistische Stupa. Ist ein Ziel vieler Pilger – besonders im Morgengrauen & in der Abenddämmerung kann man von den Dachterrassen die Kora (Umrundung der Stupa im Uhrzeigersinn) beobachten.

Swayambhunath: Eine Tempelanlage mit schöner buddhistischer Stupa. Hat man die 365 Stufen erklommen, offenbart sich ein wunderbarer Blick über das Valley. Obacht: hier wimmelt es von kleinen Affen (Anlage wird auch Affentempel genannt), die Meister im stibitzen sind.

Pokhara:
Pokhara ist (ähnlich Kathmandu) eine absolute Touristenhochburg. Die Stadt liegt wirklich malerisch am Pewasee, sonntags ist die Innenstadt für Autos gesperrt und es ist immer 3-4°C wärmer als in der Hauptstadt – perfekt für ein paar Entspannungstage. Als Ausgangspunkt diverser kräftezehrender Trekkingtouren ist Pokhara ein kleines Paradies. Hier gibt es nicht nur alles, was das Herz begehrt – Essen aus aller Welt, erfrischende Getränke und traditional German Bakerys. Auch die Seele kann man mit vielfältigen Massage-, Yoga- & Meditations-Angeboten baumeln lassen. Diese Entspannung und Ruhe hat jedoch auch ihre Tücken… Ohne es zu merken, kann man in dieser Stadt eine Woche nur mit Schlafen, Essen und Lesen „vergeuden“. Dann heißt es unbedingt einen Marsch zur World Peace Pagoda, Sonnenaufgang auf Sarangkot oder eines der attraktiven Sporterlebnisse mitzunehmen. Wie in meinem Fall eine 3-Tages Raftingtour am lower Sethi.
TIPP: Perky beans ist ein kleines Cafe mit fantastischem Lemon- Ice tea & Sandwichs für weniger als 90 Rupies. Perfekt um sich auf der Dachterrasse zu entspannen und mit anderen zu plauschen.

Chitwan National Park:
Nach dem Rafting ging es direkt in den berühmtesten National Park Nepals. Mein Ziel war Abenteuer! Im Schatten des dichten Dschungels der Hitze entfleuchen, in mitten des mit prächtigen Blüten verziertem Grün warten, lautlos und unbemerkt Nashörner beobachten, die hohe Luftfeuchtigkeit auf meiner Stirn spüren – umgeben von angriffslustig summenden Moskitos.
Tja… das Leben ist kein Wunschkonzert! Wiedergefunden habe ich mich mit 6 nepalesischen Teenies auf dem wankenden Rücken eines Dickhäuters. Die Mädels haben laut und in ihrem besten Nepali-Englisch US-Hits geschmettert und der Elefant hat immer mal wieder im Takt des Gesangs ein fettes Bambusrohr auf den Schädel bekommen. Nashörner habe ich zwar gesehen – Kamele aber auch. Das wirft dann doch Fragen auf… Mein Fazit: Selbst der Berliner Zoo ist natürlicher und authentischer als dieser National Park. Später wurde mir von Einheimischen der Royal Bardiya NP empfohlen. Dieser liegt nicht ganz so zentral soll allerdings viel mehr Tiere beherbergen und nicht so touristisch sein.

Begnas- & Rupatal:
Ich hatte den ganzen Touri-Trubel satt. Also habe ich mich einfach in den nächsten Bus gesetzt und bin erst an der Endstation wieder ausgestiegen –  Begnas Tal. Insgesamt 4 Tage habe ich am Begnas- und Rupasee verbracht. Dort ist es nicht so spektakulär, wie bei den Nashörnern in Chitwan, das kulinarische Angebot ist nicht so vielseitig wie in Pokhara und die Kulturgeschichte des Kathmandu Valleys ist tausendmal länger; Aber die kleinen Siedlungen rund um die Seen sind authentischer als alles, was ich bis dahin in Nepal gesehen habe. Hier gibt es keine Hotels, sondern ich habe bei einer Familie im Kinderzimmer auf einer Bambusmatte geschlafen. Hier gibt es keinen Luxus oder Prunk. Der familieneigene „Buffalo“ in der unteren Stube ist der ganze Stolz. Englisch können hier maximal ein paar Kinder, deren Familien sich Schulbildung leisten können. Die Alten verstehen kein Wort, reden dafür aber umso eindringlicher Nepali mit dir. Doch aiuch wenn man kaum miteinander kommunizieren kann, sind die Menschen dort neugierig und überaus freundlich!

Fortbewegen in Nepal
Der Verkehr in Nepal ist verrückt. Anstatt die Spiegel zu benutzen,  abzubremsen oder gar an zu halten und jemandem die Vorfahrt gewähren wird hier gehupt. Scheinbar ohne Regeln fahren die Fahrzeuge mal auf der entgegenkommenden Spur, mal auf dem Mittelstreifen oder mal in wilden Kurven hin und her. Als Tourist ist selber fahren hier lebensgefährlich, deshalb verweise ich auf verschiedene öffentliche Transportmittel.
Taxi: Verlockend da unkompliziert aber maßlos überteuert. Auch bei 50 % Rabatt zahlt man noch zu viel.
Touristbus: Total in Ordnung. Es werden regelmäßig Pausen gemacht. Oftmals gibt es eine Klimaanlage und die Sitze sind annehmbar bequem. TIPP: Für die Busfahrt Pokhara- Kathmandu nie mehr als 300Rupies zahlen. Oft werden bis zu 600 Rupies verlangt. Dann einfach freundlich lachen und überzeugt behaupten, du hättest das letzte mal nur 250 gezahlt. Dieser Trick hat bei mir wirklich oft geklappt.
Localbus Pausen, Sitzkomfort und Ruhe sind definitiv nicht vorhanden. Mit dem  nepalesischen Nachbarn schon fast auf dem Schoß, der lauten Bollywood Musik im Ohr und den Gerüchen der Räucherstäbchen in der Nase kitzelnd, wird man mitunter 6 Stunden am Stück durch die Landschaft geschaukelt. Auf das Dach werden Touristen mittlerweile nur noch in ländlichen Regionen verfrachtet, da diese Art der Mitfahrt für Touristen zu gefährlich und somit polizeilich unterbunden ist.
Stadtbusse & TukTuks: Fahren alle von zentral gelegenen Busbahnhöfen ab, sind super billig und praktikabel. Manchmal kann es sehr eng werden da, wenn „wir“ denken, der Bus wäre voll, sich noch mindestens 20 weitere Nepalis dazu quetschen.
Fahrrad:
Bikes gibt es vieler Orts zu mieten. In Kathmandu würde ich allerdings davon abraten mit dem Fahrrad zu fahren – zu viel Smog und druch den vielen Verkehr auch nicht gerade ungefährlich. In Pokhara allerdings gibt es traumhafte Fahrradtouren und der Verkehr ist viel radlfreundlicher.

Essen in Nepal
Kühe sind heilig und kommen nicht auf den Teller! Auch sonst sollte man in Nepal in Erwägung ziehen, Teilzeitvegetarier zu werden. Wenn man sieht unter welchen Umständen die Tiere dort leben und was sie essen kann einem der Appetit schnell vergehen.
Traditionelle Gerichte sind Momos (kleine gedünstete Teigtaschen mit verschiedenen Füllungen) und mein persönlicher Favorit Dal Bhat. Das traditionelle Dal Baht besteht aus einer Portion Reis, einer Linsensuppe (die über den Reis gegeben wird) und einem Curry (meistens mit Kartoffeln). Dieses Gericht kann man wirklich täglich essen, da es nie gleich schmeckt. Manchmal bekommt man auch noch mixed pickles oder Nan (Brot).
Ein weiterer Vorteil an diesem Essen ist, dass der Gastgeber traditionell immer Nachschlag (kostenlos) anbietet. Das Gerücht, dass man nichts vom Straßenrand kaufen soll unterstütze ich nicht. Allerdings gebe ich den Tipp mit auf den Weg, nur dort zu kaufen/essen wo auch viele Einheimische essen. Damit ist man was Geschmack und Qualität angeht auf der sicheren Seite.
Was gibt’s zu trinken? Die antwort ist Tee. In meinem Fall Milktea mit einer ordentlichen Portion Zucker oder, wenn es etwas erfrischend kühles sein soll – einen Mangolassie.
Von den Fruchtsäften, die überall an den Straßenrändern verkauft werden, habe ich die Finger gelassen. Die sind meistens absolut überteuert und mit den unhygienischen Gerätschaften der Garant für Magenprobleme.
TIPP’s:
– In der „typisch“ deutschen Bäckerei Pumpernickel gibt es neben „black-forest cake“ neuerdings auch den „white-forest cake“ – auf jeden Fall einen Lacher wert. Viele Backstuben bieten ab 20- 21 Uhr alles zum halben Preis an.
Tee: Ein Kännchen Tee ist nicht nur angenehmer und geselliger, es ist auch viel billiger als einzelne Cups zu bestellen.

Eine Frage der Sicherheit?
Dass ich, als junges Mädchen vollkommen alleine diese Reise antrete, hat vielerorts und vor allem in der Familie große Sorgen verbreitet. Es sei zu gefährlich wurde mir immer wieder gesagt. Im Nachhinein weiß ich sicher – Nein ist es nicht. Schauergeschichten über Kidnapping usw. liegen bereits Jahre zurück. Mittlerweile sind die politischen Verhältnisse einigermaßen stabil.
Auch vor Diebstahl wurde ich gewarnt. Da macht wahrscheinlich jeder Reisende in jedem Land unterschiedlichste Erfahrungen. Ich für meinen teil habe die Nepalis als ein stolzes und ehrliches Volk kennen gelernt. In Pokhara habe ich meinen iPod mal in einem Internetcafe liegen lassen. Als ich nach zwei Stunden wieder in den Laden gestürmt bin, gab mir der freundliche Mann das teure Gerät wieder und lehnte einen Finderlohn ab.


One Response to Nepalesisches Gleichmaß: Om Mani Padme Hum

  1. Hm, streng genommen nicht im zarten Alter von 3 Jahren…Es waren 2,5 Jahre das ist in dem Alter noch ein riiiiiesen Unterschied.

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