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Gran Canaria – Mit Vorsicht genießen wird empfohlen

Meine Tour
Wir sind im Februar/ März 2003 für 10 Tage mit dem Zelt im Gepäck nach Gran Canaria geflogen. Vom Flughafen aus haben wir uns in Hinterland geschlagen und sind ohne genaue Vorstellung einfach drauflos gelaufen.

Warum GRAN CANARIA
Unsere winterdepressiven Gemüter schrieen nach einer Lichttherapie. Wir wollten es den vielen cleveren Rentnern gleich tun und uns in den warmen Süden absetzen. Da kam dieses Super-Last-Minute Angebot, zum (damaligen) Spottpreis nach Gran Canaria zu fliegen, gerade recht. Das hieß allerdings: abends buchen, am nächsten Morgen abheben.

Was Sie schon immer über GRAN CANARIA wissen wollten…
Ist Gran Canaria nicht als Rentnerparadies und All-Inclusive Insel verschrien?
Der Schock lässt sich bei der Ankunft wahrscheinlich nicht vermeiden. Wir hatten ja keine Ahnung, was uns erwartet. Dass wir vom Flughafen in Richtung Süden (Maspalomas) gefahren sind, war keine so gute Idee. Ich wollte eigentlich sofort zurück. Superhässliche Betonbauten, Touristen-Ghettos, unfreundliche Menschen, eine deutsche Arztpraxis neben der anderen… das war zuviel. Findet man die Kraft, sich noch aufzuraffen, die Augen vor solchen Scheußlichkeiten (500-Betten – Hotelbunker mit riesiger Poolanlage direkt am Strand) zu schließen und gen Hinterland zu ziehen, kann man durchaus schöne Plätzchen finden.
Jetzt im Nachhinein fand ich die Landschaft eigentlich auch sehr reizvoll, damals reichten mir die 10 Tage aber völlig. Empfehlenswert ist also auf alle Fälle, sich schon vorher über die Insel zu informieren und die Tour zumindest im Groben zu planen.Wenn man es überhaupt nicht aushält, kann man immer noch mit der Fähre nach Teneriffa (auf den Teide), La Gomera oder El Hierro flüchten (was von den wenigen Rucksacktouris, die wir getroffen haben, einige auch gemacht haben).

Wo habt ihr geschlafen?
Zelten kann man eigentlich überall. Offiziell ist es verboten, aber es sagt niemand etwas, wenn ihr das Zelt für 1- 2 Nächte irgendwo aufstellt. Schwierig wird es, in Küstennähe ein lauschiges Plätzchen zu finden, da fast alles zugebaut ist. Wir haben z.B. eine Nacht im Neubauviertel von Teror zwischen Friedhofsmauer und Sportplatz geschlafen. (Gruselig fand ich, wenn nachts die Eidechsen riesige Schatten aufs Zelt warfen oder ihre Füßchen über die Zeltwände trippelten. (Kleine Anekdote)Eine schöne Jugendherberge gibt’s in Artenara.

Wo ist es am Schönsten?
Playa de Güigüi: Wir sind gleich am ersten Tag bis in den Westen der Insel gefahren, um ab Tasartico zur „Playa de Güigüi“ zu wandern. Der Weg dorthin ist recht beschwerlich und sehr lang. Touri -Rummel ist also nicht zu befürchten. Man wandert über 700m hohe Bergpässe, was sehr beeindruckend aussieht, wenn das Meer vor einem liegt. Der Strand ist von Steilwänden umschlossen. Es könnte aber (wie bei uns) das kleine Problem eintreten, dass der Zugang zum Sandstrand durch das Meer abgeschnitten ist und man mit dem Steinstrand vorlieb nehmen muss (Erde-Mond -Konstellation beachten).
Tamadaba-Gebirge: Im Gegensatz zum kargen Süden herrlich dichter, schattiger Kiefernwald. Hier lässt es sich sehr angenehm wandern und den schönsten Zeltplatz gibt’s kostenlos dazu. Dieser befindet sich unterhalb des Tamadaba (1444m). Er verfügt über Wasseranschluss. Am Wochenende kommen viele Einheimische aus den umliegenden Dörfern zum Campen und Feiern hierher. Wunderschön ist es, abends am Felsrand zu sitzen und eine Wolkendecke unter sich haben. Von dort aus kann man über Artenara in Richtung Tejeda ins Inselinneren wandern. In Artenara selbst gibt es eine hübsche Jugendherberge und eine Dorfkneipe (in der Nähe der Kirche), die von außen zwar nicht toll aussieht, die aber eine superleckere Kirchenerbsensuppe haben, die besser ist, als der Name klingt – „ropa vieja“, dazu „papas arrugadas con mojo verde o rojo“ (zum Hineinlegen! gnam).
Zentrum der Insel: Wie im Wilden Westen sieht’s in der zentralen Gebirgsregion aus. (Fast) egal, aus welcher Richtung kommend, das Wahrzeichen der Insel, der „Roque Nublo“ bietet immer ein tolles „Canyon-Panorama“. Dazu die Feigenkakteen (Wirtspflanze für die Cochenille-Laus, aus der roter Farbstoff gewonnen wird) und Agaven am Wegesrand. Gut, teilweise erinnert die staubige, trockene, braune Erde eher an Mondlandschaft. Aber das kann ja auch reizvoll sein. Diese Gegend ist eigentlich ein gut zusammenhängendes Wandergebiet. Manchmal trifft man den ganzen Tag keine einzige Menschenseele und, wie gesagt, Rucksacktouris waren bei uns auch recht selten. Empfehlenswert soll auch eine Tour in der Gegend der drei Stauseen beim „Morro Pajomales“ und Soria sein.

Was sind das für riesige Planen?
Schon vom Flugzeug aus sieht man riesige Felder aus Planen, die sich über dem Süden der Insel ausdehnen. Darunter gedeihen Tomaten, die im Winter exportiert werden. Die Ernte beträgt jährlich bis zu 8 Millionen Kilogramm! Sobald
allerdings die Tomatensaison für Länder wie Spanien oder Marokko anfängt, bekommen die Kanaren ihre Tomaten wegen höherer Transportkosten nicht mehr los, so dass etwa ab Mai riesige Tomatenberge rumgammeln, für die sich nur noch die Ziegen interessieren.

Kleiner Tipp zum Schluss
Soltet ihr auf Gran Canaria jemals den Drang verspüren, euch von eurer Matte trennen zu müssen, geht zu einem echten Barbier. Ein Mann hatte uns mal eingeladen und uns u. a. seinen (50er Jahre?) Frisiersalon vorgeführt. Dort hängen Haufen interessanter Fotos und vor allem wissen Friseure doch immer am Besten über alles bescheid. 😉


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