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Willkommen im Himalaja

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Viel zu lange ist es her, dass Anja und Normans Bericht über die Annapurna Umrundung fortgesetzt wurde. Heute ist es soweit. Heute ist ein Tag an dem ich wieder von Nepal lese und da war mir sofort klar, diese Geschichte muss noch zu Ende gebracht werden. Viel Spaß mit Anja und Norman, ihrer Höhengewöhnung und dem Abenteuer am Ice Lake.

Von Lower Pisang kann man ohne große Komplikationen direkt der Straße bis nach Manag folgen. Doch wir entschieden uns für die obere Route, da sie eine der besten Aussichten auf die Annapurna Region bietet und aufgrund ihrer Höhe und Strapazen auch ein gutes Training darstellt.

Wir folgten also dem Wegweiser nach Gyaru, gingen wieder durch einen kleinen Kiefer-/Buschwald mit kleinen Seen und kamen vor dem schon sichtbaren in Serpentinen hinaufführenden Anstieg zu einem pitoresken „Gebetshaufen“ mit Schriftsteinen und  Buddhabildern, wo ich kurz Rast machte, während Norman seinen Bambuswanderstab, den wir von den Mädchen an der Straße geschenkt bekommen hatten, wieder einsammeln musste.

What a Wonderful World…

Laaaaaangsam, Schritt für Schritt, an jeder Biegung kurz verschnaufend, gingen wir den steilen schmalen Schotterweg empor und gönnten uns oben bei einer wunderschönen nepalesischen Frau eines der besten Dhal Baats unserer Reise. Die Wolken lichteten sich immer mehr und Annapurna II kam in seiner vollen Größe zum Vorschein. Es ist einfach unglaublich. Wo normale Berge aufzuhören gedenken, geht es hier erst richtig los. Willkommen im Himalaya…. Auf der Fensterscheibe des Guesthouses klebte ein Stuttgart 21 Aufkleber, vergiss nie woher du kommst.

Von Gyaru schlengelte sich der schmale, z.T. recht ausgesetzte Weg gleichmäßig am Berg entlang bis nach Ngawal. Unten im Tal sah man die Straße und den Flughafen von Humde und wir waren einfach nur froh, die obere Route genommen zu haben.

Wir fanden unseren Flow und entschieden uns trotz der vielen schönen Gästehäuser mit formidabler Aussicht weiter zu laufen.

In einem wundervollen Licht freute ich mich des Lebens und hoppste durch eine bizarre Landschaft aus knorrigen Bäumen, Sandsteinformationen und der untergehenden Sonne, während Norman mit Bauchschmerzen, über die er wie ein echter Mann nicht sprach, hinterherdackelte. Nach einem langen Marsch machten wir erschöpft in dem einzigen, sehr einfachen Gästehaus in Mugje Halt, da wir dort auf einen Wegweiser zum Ice-Lake stießen, zu dem wir einen kleinen Seitenabstecher machen wollten.

Höhengewöhnung 1: Abstecher zum Ice Lake auf 4.600m

Ohne viel Gepäck, nur mit ein paar warmen Sachen und ein wenig Proviant liefen wir bei strahlendem Sonnenschein und guter Sicht von Mugje – viele Trekker gehen den Weg vom benachbarten Braga oder  gar von Manang – zum 1200m höher gelegenen Ice Lake.

Wir folgten dem Wegweiser hinter unserem Guesthouse in eine kleine Waldlandschaft, hinauf zu einem, mit einer Holztür abgesperrten Grundstück, auf dem sich ein Kloster befand. Sollte das wirklich der Weg zum Ice Lake sein? Konnten wir hier wirklich einfach so eindringen? Ich hatte so meine Zweifel! Doch da sich Norman mit seinem inneren Kompass nicht aufhalten ließ, blieb mir nichts anderes übrig als ihm still und leise (oder doch eher maulend und zögerlich) zu folgen.

Die Landschaft wurde offener und windiger. Der schmale Weg teilte sich in unzählige Abkürzungen, die alle den Berg hinaufführten. Einige Wanderer kamen uns zur Mittagszeit bereits von vorn entgegen und ermunterten uns damit, dass es NUR noch zwei bis drei Stunden bis zum Ziel wären… immer weiter den endlosen Serpentinen folgend. Einige führten einen Esel, andere ein Pferd den Berg hinab,  währen die Tiere auf ihren wackeligen Beinen mit ihren großen Körpern geradeso dem Wind zu trotzen vermochten.

Lifestyle-Produkt auf ca 4.400m Höhe

Auf den anstrengenden steilen Biegungen folgte eine offene grüne Grasfläche auf dem ein Zeltcamp errichtet war. Hier saßen die Menschen zusammen, kochten, schwatzten, warfen Münzen, während wir uns wunderten, was dies alles zu bedeuten hatte. Eine Zeltstadt aus orangen und blauen Planen? Auf ca 4.400m Höhe? In eisiger Kälte? Ohne Wasser und sonstiger Versorgung???? …

Wie wir herausfanden handelte es sich um Pilzsucher, die sich hier nur für die „Jagd“ nach dem kostbaren Tibetischen Raupenpilz niedergelassen hatten. Dieser ist aufgrund seiner stärkenden und aphrodisierenden Wirkung zum Lifestyle-Produkt neureicher Chinesen geworden, welche für den Pilz bis zu 25€ pro Gramm ausgeben.

Die Nachfrage nach dem Wunderpilz, der gegen alle möglichen Krankheiten, ja sogar gegen Krebs helfen soll ist groß, leider auch die Konkurrenz unter den Sammlern, die in Nepal bereits zu tödlichen Auseinandersetzungen geführt haben…

Endlich Ruhe

Leicht ansteigend verlief der Weg weiter in einer sanften Hügellandschaft mit den schroffen, weißen Hängen von Annapurna 3, Gangapurna und Co. im Rücken. Während wir das letzte steile Stückchen erklommen, war der immer knapper werdende Sauerstoffanteil merklich zu spüren.

Normans Kopfschmerzen nahmen rapide zu und so konnte er den schönen immer geradeaus um den Berg verlaufenden Weg mit den eindrucksvollen Gipfeln der höchsten Berge des Himalayas zur Linken gar nicht vollends genießen.

Hinter der Biegung erreichten wir dann nach endlich einen kleinen See. Wunderschön! Doch war es noch nicht der Ice Lake. Erst ein paar Minuten später erreichten wir das eigentliche Ziel und genossen die Stille. Keine Menschenseele war auszumachen, nur ein paar Yaks und das wunderschöne Bergpanorama.

Wir stiegen noch kurz zu einer höheren Pagode, bevor wir aufgrund des eisigen Windes und der anschwellenden Kopfschmerzen von Norman schnell wieder abstiegen. Sogar die Einladung zum Tee von einem Mönch des zu passierenden Klosters mussten wir aufgrund seines Unwohlseins ablehnen.

Dennoch: Der Ausflug zum Ice Lake ist ein wahnsinnig schöner Ganztagestrip, den wir in jedem Falle weiterempfehlen. Zur Akklimatisierung und aufgrund einige der besten Panoramablicke auf dem Annapurna-Rundweg.

Was bisher geschah: Von Übelkeit und fliegenden Lamas

Die Überschreitung der 2000 Meter Marke lest ihr hier.

Im zweiten Teil übernachten Anja und Norman in einem bunten Hostel und fragen sich ob sie nicht eigentlich die ganze Zeit im Kreis gehen.

Teil eins der Trekkingtour und wie sich Anja und Norman vorbereitet haben gibt es hier!


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