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Erinnungen an feucht-schwüle Tage

Sandstrand in Costa Rica.Die feuchte Hitze der vergangenen Tage erweckte Erinnerungen in mir. Erinnerungen, an eine ganz besondere Reise, die ich einst unternahm. Sie führte mich nach Costa Rica, in die feuchten Gefilde des kleinen Örtchens Cahuita an der karibischen Küste. Hier war die Schwüle ähnlich, wie in diesen Tagen im Dschungel der Großstadt.

Während unserer gesamten Anreise nach Costa Rica regnet es. Es gießt in langen Spaghetti Strippen auf uns nieder. Es ist als ob der Himmel sich einmal sehr stark erleichtern muss, nachdem er sich so lange beherrscht hat. Der Regen hier ist feucht warm, alle Klamotten kleben am Körper und erzeugen eine unangenehme Hitze, vermischt sich Schweiss mit Regen wird der eigene Körper zu einer undefinierbaren Feuchtmasse.

Aber bei einem Blick aus den Fenstern der klapprigen Busse sieht man, wie sehr sich der Wald freut, Palmenblätter leuchten noch grüner, Lianen strecken ihre frischen Ranken in alle Richtungen und bunte Blumen wirken durch den Regen nicht schwach und hängen herab, sondern sie erblühen noch farbenfroher als sowieso schon. Nur die Grenze auf die wir zu steuern ist alles andere als bunt.

Brücke durchs Niemandsland

Eine rostige Eisenbahnbrücke bildet den nördlichen Grenzübergang zwischen Panama und Costa Rica. Notdürftig sind Holzbohlen auf der alten Trasse vernagelt, über die schon lange kein Zug mehr fährt und stattdessen Sattelschlepper im Schneckentempo kriechen.

Zwischendurch schieben sich Händler mit Fahrrädern oder Touris mit Rucksäcken, nachdem sie allesamt an einem einzelnen Schalter Ausreise genehmigt bekommen haben, nur um sich auf der anderen Uferseite wieder an die Einreise-Schlange anzustellen – wahlweise auch anders herum – hindurch. Auch wir stehen uns eine lange und nieselverregnete Weile die Beine in den Bauch, ergattern dann aber ohne Schwierigkeiten den Costa-Rica-Stempel für unseren Reisepass.

Was suchen wir eigentlich?

Keine Ahnung wer die echte Big Mama von unserer Cabina war, aber sie sahen alle aus wie die einzig Wahre. Und das Tropical Frühstück, übrigens von niemand anderen als Big Papa persönlich, bestand aus einer riesen Plata con frutas. Frisch gestärkt laufen wir frohen Mutes und mit hohen Erwartungen hinein in den Cahuita Nationalpark.

Aber so viel wir auch den Kopf in die Höhe recken und uns nach links und rechts wenden, wir entdecken einfach nicht die gesuchten Tierchen. Fast fühlen wir uns wie in New York, nur das wir hier nicht zusammen stossen vor Staunen, sondern über die vielen Wurzeln stolpern, die wir beim in die Baumwipfel Starren übersehen.

Wir picknicken am weißen Sandstrand und schwimmen im blauen Meer. Als wir gerade den Rückweg antreten wollen, passiert es, er steht einfach vor uns, auf unserem Strandlaken, blickt uns neugierig an und greift ganz selbstverständlich nach unserer Picknicktüte: Ein kleiner Affe mit weissem Kapuzenpulli steht mit offenen Armen vor mir und guckt herausfordernd zu meinem Rucksack.

Wir greifen nach unserer Tüte, drücken auf den Auslöser der Kamera und da trollt sich der kleine Kerl schon den nächsten Palmenstamm hinauf. Wir sind glücklich. Auf dem Rückweg erhaschen wir noch einen Blick auf eine Horde Brüllaffen und ein faules Faultier.

Seltsame Aussteiger

Befriedigt und hungrig kommen wir bei unseren Big Mamas an. Den Abend verbringen wir mit einem Bierchen auf dem Hauptplatz von Cahuita, wo sich einige Bars befinden und ein kleiner Platz. Von unserem Beobachtungsposten in der Coco Bar können wir das Treiben genau bestaunen:

Da streunt die Österreicherin Monika umher. Von einem unserer Nachbarn in Puerto Viejo haben wir erfahren, dass sie einst Urlaubern war und jetzt kein Geld mehr hat um zurück zu fliegen. Klingt alles seltsam, auf jeden Fall ist sie schrecklich dürr und sieht aus als wäre sie auf der Suche nach etwas…

Ein anderer eigenartiger Typ tanzt und singt oben ohne über die Straße, trägt eine Pulle Rum bei sich und will Drogen verkaufen. Die wollen wir nicht, also watscheln wir Richtung Big Mamas Haus zurück und fallen ins Bett. Schließlich wollen wir morgen früh raus um mit dem Boot nach Tortuguero zu fahren.

Achtung: BIG BUG

Die Busfahrt nach La Fortuna de San Carlos war grossartig, gespickt mit tollen Aussichten auf die Berge und Täler Costa Ricas schlängelt sich die Straße durchs Gebirge. Angekommen am Fuße des Vulkans El Arenal werden wir erst einmal von schrecklichen Hostel-Schreiern überfallen, die uns unbedingt in ihre Herbergen lotsen wollen.

Aber heute bleiben wir standhaft und lassen uns nicht bequatschen, denn wir wollen zu Gringo Petes. Den Tip haben wir von zwei netten Amis in Alajuela bekommen. Pete hat einen enormen Bauchumfang und weiße Haare und Bart, einen starken Ami-Slang und ein sehr gemütliches, verwinkeltes Hostel.

Wir bekommen in unserer ersten Nacht ein Vier-Bett-Zimmer, wo wir alleine hausen können, denken wir. Aber Pustekuchen, am Abend stelle ich mit einem unterdrückten Schrei fest, dass wir teilen muessen. Und zwar mit einer Art Big Mama, aber nicht so eine wie in Cahuita.

Dieses Exemplar hat einen harten Panzer, lange Fühler und flinke Beine. Das ist die größte Kakerlake, die ich je gesehen hab. Aber wir wollen uns nicht verrückt machen und lassen sie wieder unter das Waschbecken laufen. Denn wir wissen ja, tot hauen ist nicht. Aber nicht desto trotz ist diese auch echt zu groß, um sie zu erschlagen.

Die anschließende Nacht wird nicht so erholsam wie wir denken, denn ein Rascheln holt aus dem Schlaf… Ein Rascheln im Mülleimer, der bewegt sich und wir bekommen Panik. Todesmutig stülpen wir einen Stuhl verkehrt rum auf den Eimer und stellen beides vor die Tür, mit der Aufschrift: CAUTION BIG BUG.

Am nächsten Morgen lacht Pete herzlich über unseren Rettungsversuch und erklärt, dass er die Dinger immer nur sieht, wenn sie zum Sterben aus ihren Löschern kriechen. Wie dem auch sei, wir sind froh, als wir das Zimmer wechseln können, ohne Big Mama der besonderen Art.


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