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Wenn die kan Almdudler hab’n, geh‘ i wieder ham!

Grundstein für diesen Kurzurlaub waren 2 Bahntickets. München – Lienz (Osttirol) Hin- und Rückfahrt. Warum nach Lienz? Sonderangebot der Deutschen Bahn. Was ich da wollte? Zum Zeitpunkt des Ticketerwerbs hatte ich noch keine Ahnung…

Meine Tour:

Erst nachdem die Tickets schon bezahlt waren habe ich mich Schlau gemacht, was es denn so schönes rund um Lienz zu sehen gibt und vor allem, wo Lienz liegt. Schon als ich den Urlaubsantrag gestellt habe, stand fest, dass es in die Berge gehen soll. Als dann im Rahmen meiner Lienz- Forschungen der Name Großvenediger auf der Karte auftauchte war ich dementsprechend sehr zufrieden mit mir, der Deutschen Bahn und dem Zufall.

Als alleinreisende ohne grundlegende Gletschererfahrung war klar, dass ich mich nicht auf den Großvenediger trauen würde. Aber gegen eine schöne Hüttenwanderung etwas unterhalb des Giganten gab es keine Einwände.

Warum Osttirol?

Wieso soll es denn immer so weit in die Fremde gehen, wenn wir eines der schönsten Gebirge direkt vor der Tür haben? Ich hatte nur begrenzt Zeit und Geld – wollte aber auf meine traditionelle Herbst-Wandertour nicht verzichten. Da sind die Alpen einfach das perfekte Reiseziel.

Bitte ein- und aufsteigen – München bis zur Johannishütte

Am Dienstag bin ich in der Früh am Münchner Hauptbahnhof gestartet. Von Lienz ging es weiter (ca. 1h) mit der Buslinie 4412 bis nach Hinterbichl (1484m). Von Hinterbichl führt ein asphaltierter Weg zur Hütte hinauf. Im gemächlichen Tempo ist der Anstieg locker in zwei Stunden zu schaffen. Wer möchte kann die Strecke jedoch auch mit dem Hüttentaxi zurücklegen.

Das Gumbacherkreuz (kurz unterhalb der Hütte) lädt zu einer kleinen Pause ein. Von dort offenbart sich ein wirklich schöner Blick ins Tal. Nun ist es nur noch ein Katzensprung bis zur Johannishütte (2121m) und zum erfrischenden Radler.

Achtung: die Johannishütte ist gerade auf Grund der Verbindung mit dem Hüttentaxi sehr beliebt. Ich würde definitiv vorher reservieren.

Um seinen Gipfel ragen Nebelschwaden – Von der Johannishütte auf Tulp- und Kreuzspitze

Früh aufstehen, ein leckeres Frühstück und dann ’naufi. Mitgenommen habe ich von dem ganzen Gepäck nur Regensachen, Mütze, Handschuhe, Fleece, Kochutensilien, Wasser und Essen. Und obwohl Schlafsack und Co. in der Hütte geblieben sind, war der Rucksack relativ schwer.

Der Aufstiegt führt den Venediger Höhenweg entlang Richtung Zopatscharte. Auf circa 2700m muss man nach rechts den Weg verlassen (ist ausgeschildert). Von dort geht es steil bis auf die Tulpscharte (2948m). Jetzt steht man zwischen zwei Gipfeln. Ich bin zuerst auf die links gelegene Tulpspitze (3054) und dann auf die rechte Kreuzspitze (3155m) gestiegen. Highlight: Gipfelbuch auf der Kreuzspitze.

Eigentlich wollte ich von der Kreuspitze aus auf einen weiteren Dreitausender (den Scherneskopf) und von dort aus im Rundgang zurück zur Hütte. Doch während ich noch auf der Tulpspitze saß, hat sich eine Nebelwand aufgebaut. Mit nur noch einem Meter  Sichtfeld war mir der Abstieg auf einer unbekannten Route zu gefährlich. Also bin ich über die bekannte Tulpscharte zurückgekehrt. Gerade bei „Solo“- Wanderern ist es wichtig die Sicherheit immer vor das Ego zu stellen – auch wenn es bedeutet ein Ziel (in meinem Fall drei Dreitausender) vorübergehend aufzugeben.

Für diese Tour braucht man keine großen Erfahrungen, aber Trittsicherheit und Schwindelfreiheit (teilweise sehr ausgesetzte Passagen) sollten gegeben sein.

Morgenstund hat Gold im Mund – Von der Johannishütte zur Eisseehütte mit abendlicher Eissee Umrundung

Von Muskelkater geplagt schleppte ich mich in die Küche. Nach einem kurzen Plausch mit anderen Bergsteigern beschließe ich, meine geplante Tagesroute etwas auszuweiten und weiter als „nötig“ auf die Zopatspitze hinauf zu steigen. Es geht wieder auf den Venediger Höhenweg Richtung Zopatscharte aber diesmal gehe ich (kurze vor dem Punkt an dem ich mich am Tag zuvor nach rechts gewandt habe) einfach geradeaus.

Hier gibt es keinen Weg und es ist sehr steil. Dafür scheint die Sonne und ab und an kann man ein Murmeltier sehen. Irgendwann wurden die Wiesen von Geröll abgelöst. Das Gipfelkreuz, das war mir klar, würde ich alleine eh nicht erreichen können, da die Steinschlaggefahr unterhalb des Gipfels viel zu groß. Also habe ich mich auf ca. 3020m in die Sonne gelegt, und ein bisschen in meiner Reiselektüre geschmökert.

Nachdem ich wieder auf den normalen Weg abgestiegen bin, ging es auf zur Zopatscharte (3050m). Auch wenn der Ausblick ins Timmeltal wirklich fantastisch war, ich habe dort oben nicht lange ausgehalten. Der eiskalte Wind hat mich regelrecht runter gepfiffen. Das Mittagessen wurde also ein wenig raus geschoben.

Der Teil direkt unterhalb der Scharte ist wirklich ziemlich steil und teilweise mit Seilsicherungen versehen. Trittsicher sollte man hier definitiv sein. Danach wird es wirklich angenehm und der Weg schlängelt sich hinunter gen Eissee. Ich bin direkt zur Eisseehütte gegangen und habe dort bei einem Radler mit dem Wirt „geschwätzt“. Dann hab ich meine Lager bezogen und nur mit Kamera bewaffnet bin ich im Abendlicht den Rundweg zum Eissee her geschlendert.

Don’t Worry be Happy – Von der Eisseehütte (fast) auf den vorderen Sajatkopf und nach München

Das Erwachen in der Eisseehütte wurde mit einem grandiosen Blick auf ein Wolkenmeer belohnt. Einen konkreten Plan für den letzten Tag hatte ich zwar noch nicht – ich musste nur bis spätestens 15 Uhr in Prägraten sein und den Bus zurück nach Lienz nehmen. Als kleine Tour wurde mir der Weg zur Sajathütte empfohlen und so bin ich nach einem Kräfte schenkenden Frühstück guten Mutes losmarschiert.

Die Strecke ist ziemlich eben und ich blieb immer über der Wolkendecke. Irgendwann (nach ca. einer Stunde) bin ich dann an einem Wegweiser „Vorderer Sajatkopf – 2h“ vorbeigekommen und da das Gipfelkreuz so nah aussah dachte ich, „da kraxel ich noch schnell rauf“. Der Anstieg war wirklich brutal steil aber mit der Sonne im Nacken und bester Laune hab ich die ersten Höhenmeter schnell hinter mir gelassen.

Ohne es wirklich zu realisieren, befand ich mich plötzlich 60m unter dem Gipfel und links und rechts ging es fast senkrecht in die Tiefe. Tja das ist auch noch so eine Tücke –manchmal ist der Abstiegt die eigentliche Herausforderung. Um nicht in Panik auszubrechen hab ich mich ganz ruhig hingesetzt und über meinen iPod Bob Marley’s „Don’t worry be happy“ gelauscht. Nach einer kurzen Pause und einem Apfel für die Konzentration habe ich alles wieder eingepackt und mich, immer noch das Lied summend (ab und an durch ein „oh Gott, oh Gott, oh Gott… sch*** “ unterbrochen) an den Abstieg gemacht.

Die gefährliche Zone hinter bzw. über mir liegend habe ich mich an einer abgeschlossenen Privathütte in die Sonne gelegt und mich mit Tee & Mousse au chocolat (das von Travellunch ist genial!) wieder aufgepäppelt. Der folgende Weg nach Prägraten war wirklich gut zu finden und die Bodenalm lädt herrlich zu einer letzten Rast ein. Dann hieß es in den Bus, Zug und zurück in die Heimat.

Kleine Tipps die das Leben zwischen Ösis erleichtern:

  1. Schorle ist immer gespritzt! Dass heißt eine Apfelschorle ist ein gespritzter Apfelsaft
  2. Radler heißt Radler
  3. Wenn jemand einen Braunen anbieten – nicht erschrecken! Gemeint ist Kaffee.
  4. Auch wenn ihr nichts versteht immer freundlich lächeln und ab und zu mal nicken.
  5. Kocher & Trekkingnahrung mitnehmen – das schont den Geldbeutel, da Essen auf den Hütten ziemlich teuer ist.

Vorteile Für DAV-Mitglieder:

  • Bergsteiger Abendbrot (billiger als die meisten „à la carte“- Gerichte)
  • Man kann sich Wanderkarten & gegebenenfalls Equipement ausleihen
  • Schlafplatz kostet viel weniger (auf der Johannishütte ganze 50%)
  • Die beste Versicherung für Aktivitäten in den Bergen

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