Mont Blanc Besteigung von Sachin & Tassilo

(ohne Saison – aber mit Tempo – via Goûter Route (Normalweg) im November)

Der Mont Blanc oder Monte Bianco, majestätisch und unbestritten der König der Alpen, ist mit seinen 4.808 Metern ein wahrer Gigant. Doch für einige bleibt die Frage offen: Ist er auch wirklich der höchste Berg Europas? Für viele ist der Mont Blanc ein Symbol für die Herausforderung des Bergsteigens, doch in der weltweiten Bergsteiger-Community gibt es seit Jahren eine lebhafte Debatte über die wahre Spitze Europas. Während der Mont Blanc als Höhepunkt der Alpen gilt, behaupten einige, dass der russische Elbrus mit seinen 5.642 Metern diesen Titel verdient. Der Elbrus – ein Vulkan im Kaukasus, der deutlich höher ist – wird von vielen als der wahre „europäisch Höchste“ angesehen. Doch diese Kontroverse überschattet oft die Geschichte des Mont Blanc, dessen Erstbesteigung im Jahr 1786 durch Jacques Balmat und Michel Paccard nicht nur die alpine Geschichte revolutionierte, sondern auch die Grundlage für die moderne Alpinistik legte.

Der Mont Blanc – für mich einfach nur ein Traum, den ich eher als Symbol für das Extreme und das Unmögliche sah. Den Gedanken, ihn wirklich zu besteigen, hatte ich nie aktiv verfolgt. Doch in den letzten Monaten wuchs dieser Wunsch, als ich mich immer mehr für Bergsteigen und alpine Herausforderungen interessierte. Gleichzeitig erlebte ich jedoch, wie der Mont Blanc immer mehr zu einem Ziel für Massen wurde. Der Gipfel, der früher für echte Bergsteiger und Abenteurer ein einzigartiges Erlebnis war, verwandelte sich zunehmend in ein touristisches Spektakel. Besonders durch die Influencer-Kultur auf Social Media, die den Gipfel als „ultimatives Abenteuer“ inszenierte, zog er immer mehr Anfänger an – oft völlig unerfahren und schlecht vorbereitet. Diese Entwicklung hat auch ihre Schattenseiten: Die Zahl der Rettungseinsätze stieg dramatisch, und die ohnehin anspruchsvolle Route wurde zu einem Überlebenskampf für alle Beteiligten. Durch die unzähligen Instagram-Bilder und Social-Media-Beiträge, die ihn als das „Must-do“ für Abenteurer darstellten, schwand für mich die Faszination. Der Berg verlor etwas von seiner ursprünglichen Magie, und ich begann, den Traum, ihn zu besteigen, mehr und mehr infrage zu stellen. Doch dann, erst kurz nachdem ich diesen Wunsch gedanklich endgültig beerdigt hatte, erhielt ich eine Nachricht von einem Freund, Sachin. Ganz spontan fragte er mich, ob ich mit ihm zusammen den Mont Blanc angehen wolle. Es war, als ob dieser Berg noch immer auf mich wartete – mit einer Einladung, die ich einfach nicht ablehnen konnte. Es war fast, als hätte das Universum meinen Wunsch gehört und ihn mir auf einem Silbertablett serviert – bereit, ergriffen zu werden.

Sonntag, 12 Uhr – Die Reise beginnt: Ein kleines Abenteuer vor dem großen Abenteuer

Die Reise nach Les Houches war keine, die ich als „leicht“ bezeichnen würde. Die 15-stündige Zugfahrt mit acht Umstiegen war eher eine Geduldsprobe als ein Abenteuer. Doch irgendwie lief alles glatt – wer hätte gedacht, dass eine solch strapaziöse Fahrt so reibungslos verlaufen würde? Nachdem ich mein Reisegepäck, die vollgepackten Taschen und meinen unerschütterlichen Optimismus zusammengeschnürt hatte, ging es nach Les Houches. Unser Zeitfenster war knapp – der Gipfel sollte möglichst schon am Dienstag erreicht werden.

Doch in meinem Inneren wusste ich bereits: Es wird alles gut gehen. Was ich zu diesem Zeitpunkt noch nicht wusste: Es würde noch viel besser laufen, als wir es uns je hätten erträumen können. Nach einem kurzen Halt in einer örtlichen Pâtisserie (wer kann schon einem frischen Törtchen widerstehen?) machten wir uns auf den Weg zum ersten Etappenziel: der Tête Rousse auf etwa 3.200 Metern. Unsere Starthöhe lag bei ca. 800–900 Metern – das bedeutete einen knallharten Anstieg von rund 2.400 Höhenmetern. Um 12 Uhr mittags ging es los, eigentlich viel zu spät – der Sonnenuntergang sollte uns gegen 17 Uhr einholen, und das brachte ein gewisses Maß an Nervosität mit sich. Die Blicke, die ich von Freunden und Arbeitskollegen erntete, als ich den Plan erwähnte, bis 18 Uhr die Hütte zu erreichen, hätte ich gern mit einer GoPro festgehalten. „Ihr seid wahnsinnig!“ – diese Worte schienen sich förmlich in die Luft zu schreiben. Aber wie es so schön heißt: Fehler sind dazu da, um aus ihnen zu lernen – und wir lernten!

 1. Etappe: Les Houches (900 m) – Tête Rousse (3.200 m)

Der Aufstieg war brutal. Zuerst durch dichte Wälder, dann über karge Steinlandschaften, bis sich die Natur immer mehr in eine weiße, glänzende Schneewelt verwandelte. Als wir schließlich die Tramway du Mont Blanc auf rund 2.400 Metern erreichten, folgten wir den schneebedeckten Gleisen der Zahnradbahn – ein surrealer Anblick. Wir füllten unsere Wasserflaschen mit Eis, das an den Tunnelwänden wuchs, und setzten unseren Marsch fort. Der Blick auf die Eiszapfen, die von den Tunnelwänden hingen, ließ uns kurz innehalten – auch wenn wir uns dann schlagartig erinnerten, dass wir den Supermarkt in Les Houches vergessen hatten. Die Hektik der Ankunft lag uns wohl noch in den Knochen, als wir die steile Schneewüste von Pierre Ronde auf 2.500 Metern erreichten … nun wurde jeder Schritt schwerer, der Wind biss uns schärfer ins Gesicht, und die letzten Sonnenstrahlen zogen sich wie ein schmaler goldener Faden hinter den Gipfeln zurück. Es war genau in diesem Moment, in dem wir merkten, dass der Tag nicht mehr lange auf unserer Seite steht.

Dunkelheit umhüllte uns, und bei Einbruch der Nacht mussten wir entscheiden, ob wir das riskieren wollten, was wir vorgehabt hatten. Die Tête Rousse war unerreichbar, und so beschlossen wir, den nächsten Schutzraum, die Cabane des Rognes auf 2.800 Metern, anzusteuern. Es war kalt, es war unbequem, aber wir fanden zwei kleine Räume, von denen auch wirklich nur einer völlig verschneit war – mit zwei Holzbetten. Dort machten wir es uns gemütlich und bereiteten uns auf die kommende Nacht vor. Nachdem wir genug Schnee geschmolzen hatten, um unsere Trinkwasservorräte für die kommende Etappe zu füllen, aßen wir unser Abendbrot (Turmat, Pasta Bolognese) und legten uns pünktlich um 20 Uhr zu Bett.

2. Etappe: Cabane des Rognes (2.800 m) → Tête Rousse (3.200 m) → Goûter-Hütte (3.800 m)

Der Wecker klingelte um 3 Uhr morgens und um 4 Uhr machten wir uns auf den Weg. Es war dunkel, der Mond tauchte die Berge vor uns in ein fast schon mystisch wirkendes Licht, und die Kälte war beißend. Es war ein wahrhaft atemberaubender Moment: dunkel, kalt, aber geradezu majestätisch, wie der Mond den Berg vor uns in seinem Schein einhüllte. Der Himmel war eisig klar und das rote Licht unserer Stirnlampen führte uns durch das Ende der Nacht, aber wir wussten auch: Der richtige Kampf begann jetzt erst.

Der Aufstieg zur Tête Rousse, der uns nun endlich auf etwa 3.000 Meter Höhe brachte, war nicht nur körperlich fordernd, sondern auch psychisch. Plötzlich flackerten in der Ferne Lichter, die wie SOS-Signale wirkten – und wir entschieden, die Bergrettung zu informieren. Ein kurzes Telefonat mit einem genervten französischen Rettungshelfer brachte uns nur zum Schmunzeln: „Do you speak French?“ – „You are in France!“ –  was für ein Klischee, schoss mir durch den Kopf …ein klassischer Moment, der uns durch den Druck der Situation ein kleines Lächeln abgerungen hat. Schließlich wurde der Anruf weitergeleitet, und ich schilderte die Situation. Am Ende war’s beruhigend zu wissen, dass die Rettungskräfte informiert waren, auch wenn wir uns echt unsicher waren, ob alles in Ordnung war. Nun, auf ca. 3.100 Metern und auf den letzten Metern des Grats stiegen wir auf den Gletscher und querten ihn, bis wir schließlich gegen 7 Uhr am Winterraum der Tête Rousse ankamen. Erneut schmolzen wir Unmengen an Schnee, kochten ihn ab und befüllten unsere Vorräte. Da ich etwas zu wenig Essen eingepackt hatte, war ich froh, die hinterbliebenen Essensrationen (Asiareis & Nudeln – kulinarische Meisterwerke) anderer Bergsteiger nutzen zu können.

Frisch verproviantiert legten wir unsere Steigeisen an und gingen weiter zum Grand Couloir, dem berüchtigten „Todes-Couloir“. Eine rund 50 Meter breite Rinne, die zwangsläufig durchquert werden muss, um die nächste Hütte zu erreichen. Hier sind Bergsteiger normalerweise besonders gefährdet – Steinschläge sind in diesem Abschnitt eine ernsthafte Gefahr. Doch wir hatten Glück: Die winterlichen Bedingungen machten die Rinne nahezu steinfrei, denn der Firn war fest und schloss alles in sich ein.

Die wahre Herausforderung kam danach – der Aufstieg zur Goûter-Hütte. Eine Mischung aus lockerem Felsen, Eis und Schnee brachte uns hier ziemlich an unsere Grenze. Gerade in Kombination mit unseren recht schweren Rucksäcken hat dies einiges von uns abverlangt, und wir wurden belohnt! Gegen 13 Uhr erreichten wir den Winterraum der Goûter-Hütte, in dem wir rasch die nächste Mahlzeit zubereiteten. Gegen 18 Uhr sortierten wir unsere Ausrüstung, schmolzen erneut Schnee, um uns Trinkwasser zuzubereiten, und verproviantierten uns mit Asia-Nudeln und zurückgelassenem Reis aus dem Jahr 2022 – Yummy !

Nachdem wir uns gestärkt hatten, einigten wir uns auf eine Weckzeit um Mitternacht, zu der wir unseren Ansturm auf den Gipfel starten wollten. Kurz bevor wir uns in unsere warmen Schlafsäcke (bei mir der Badger MF) verzogen, brachten wir Ordnung in unser Materialchaos, sodass wir nicht noch im halbschläfrigen Zustand in der Nacht unsere Rucksäcke packen mussten. Alles, was wir nicht für den finalen Aufstieg von der Goûter-Hütte zum Gipfel benötigten, verpackten wir in unseren Drybags und verstauten diese in den dafür vorgesehenen Boxen im Vorraum des Shelters. Gegen 18 Uhr zogen wir uns in unsere Schlafsäcke zurück und legten uns zur Ruhe. Die Aufregung stieg enorm und ich bekam kein Auge zu. Gegen 21 Uhr traf eine weitere Seilschaft ein – freundlich, dachte ich mir, als sie sich extra in den Raum nebenan legten, um uns nicht weiter zu stören. Dass sich dieser Eindruck während der nächsten Stunden noch trüben würde, hätte ich zu diesem Zeitpunkt noch nicht gedacht …

3.Etappe: Summit Push via Refuge Vallot (4370m)

Als um 0 Uhr der Wecker klingelte, spürte ich bereits die intensive Spannung in der Luft. Ich pellte mich aus meinem Schlafsack, schlüpfte hinein in meine mittlerweile endgültig gefrorenen Bergstiefel (Hanwag Ferrata Combi GTX) und trank einen Becher Kaffee. Unsere am Vorabend bereits aussortierte Ausrüstung, bestehend aus allem, was wir nicht für den Push zum Gipfel benötigten, ließen wir in den dafür vorgesehenen Aufbewahrungsboxen zurück, um möglichst viel Gewicht zu sparen – eine schlechte Idee, wie sich später noch herausstellen wird. Ein letzter Check – und los ging’s! Da standen wir nun um 1 Uhr auf knapp 4.000 Metern Höhe. Um uns herum die schneebedeckten Gipfel des Massivs, die plötzlich ganz klein wirkten … und der Firn, der so anmutig glitzerte im Schein unserer Stirnlampen!

Aneinander angeseilt gingen wir Schritt für Schritt und rammten unsere Steigeisen in den Schnee. Der Pickel gab uns den nötigen Halt, jedes Mal, wenn wir wieder über eine steile Flanke mussten! Der Aufstieg folgte immer dem gleichen Muster: Wir liefen 20 Schritte, atmeten dreimal tief durch und wiederholten. Was mir besonders auffiel: Ich musste kein Wort mit Sachin wechseln. Jedes Mal, wenn sich mein Körper nach einer Pause sehnte, blieb er stehen, und jedes Mal, wenn ich dachte, es passt, ging er weiter. Wie wertvoll das ist und wie viel Sicherheit das ausstrahlen kann, merkte ich sofort. Wir haben uns wirklich perfekt ergänzt, oft auch ohne Worte – und das auf unserer ersten Tour in dieser Konstellation.

Gegen 4:30 Uhr erreichten wir das Refuge Vallot (4.370 m), eine unbewartete und unbeheizte Biwakschachtel des französischen Alpenclubs, deren Bau auf den französischen Astronomen Joseph Vallot zurückgeht, der im Jahr 1887 mit seinen Bergführern drei Nächte in einem Zelt auf dem Mont-Blanc-Gipfel verbrachte. Im Anschluss daran handelte er mit der Gemeinde Chamonix und lokalen Bergführern einen Vertrag aus, um diese Hütte zu bauen, wo sie jetzt noch steht:  auf dem Bossesgrat, 450 m unterhalb des Gipfels, auf 4.370 m Höhe. Ursprünglich wurde sie für bis zu zwölf Personen konzipiert. Wir machten hier kurz Rast, um Hände und Füße mit Notdecken, die wir dort vorfanden, zu wärmen. Bei minus 20 Grad war das wirklich notwendig. Nach einer 20-minütigen Rast stiegen wir weiter auf.

Vom Refuge Vallot aufzubrechen, fühlte sich an, als würden wir eine unsichtbare Schwelle übertreten. Vor uns war nur noch der Wind, das Knirschen der Steigeisen – und ein endlos langer, weißer Grat, der sich wie eine schmale Brücke zwischen Himmel und Erde spannte. Meine Hände und Füße wurden sofort wieder kalt und bei jedem Stopp schüttelte ich Arme und Beine, um frisches Blut hineinzubekommen.

Der Weg zum Gipfel des Mont Blanc ist technisch sicher nicht der anspruchsvollste, aber er ist gnadenlos lang. Und mental forderte er uns einiges ab. Kaum hatten wir den ersten der berühmten „drei Buckel“ hinter uns gebracht, glaubten wir, den höchsten Punkt Europas erreicht zu haben. Doch oben angekommen blickt man nur auf den nächsten Anstieg. Und dann auf den nächsten. Jeder dieser Rücken ist ein eigener kleiner Kampf, ein eigener Triumph – und jedes Mal wurden wir daran erinnert, dass dieser Berg sich den Respekt hart erarbeitet lässt.

Der Himmel war klar, die Luft dünn und scharf wie Glas, und wir stiegen konzentriert weiter, Schritt um Schritt. Hinter unter uns lag das endlose, dunkle Meer der Wolken. Vor uns ein zarter Schimmer im Osten, der langsam die Kälte der kurzen Nacht durchbrach.

Um Punkt 06:40 Uhr, genau zum Sonnenaufgang, standen wir schließlich oben – auf dem Dach der Alpen. Es ist ein Moment, den man nicht erklären kann, ohne ihm gleichzeitig etwas wegzunehmen. Der Himmel färbte sich in Schichten aus Orange, Rot, Lila und Gold, und für ein paar Sekunden standen wir dort wie allein auf der Welt. Als Erste von über 700 Millionen Europäern sahen wir an diesem Dienstagmorgen die Sonne über die sanft geschwungene Krone der Alpen steigen, und in der Distanz präsentierte sich uns das Matterhorn in seiner ganzen Pracht. Eine Aussicht, die ich nie vergessen werde. Wir blieben etwa 15 Minuten auf dem Gipfel, dann kehrten wir um und stiegen ab.

Zu unserem Unglück haben die Bergsteiger, die am Vorabend das Shelter betraten, sich während unseres Gipfelaufstiegs an unserem zurückgelassenen Equipment bedient. Sie nutzen unser Kochgeschirr, verbrauchten unser letztes Gas, das essentiell für uns gewesen wäre, um genug Schnee für den Abstieg schmelzen zu können, und gaben sich keinerlei Mühe dabei, ihre Spuren zu verwischen. Das dreckige Geschirr wurde nicht mal gereinigt und mit angefrorenen Essensresten einfach zurückgelegt. Eine Sauerei, dachte ich mir. Denn uns war sofort klar, 4000m im Abstieg mit einem halben Liter Wasser für 2 Personen reicht hinten und vorne nicht.

Und so kam es: zurück auf ca. 3200hm setzten bei mir starke Kopfschmerzen ein, die partout kein Ende nehmen wollten. Ob es nun an der Höhe, der Dehydrierung, oder der Anstrengung lag, weiß ich nicht. Am Couloir bündelten wir ein letztes Mal unsere gesamte Konzentration, und als wir es erfolgreich querten, ging es über die Pierre Ronde und an den Gleisen der Zahnradbahn entlang zurück nach Les Houches. Der restliche Abstieg nach dem Couloir fühlte sich, wie ein einziger Fiebertraum an. Ich kann gar nicht in Worte fassen, wie sehr meine Schädeldecke pochte. Die surreale Landschaft konnte ich schon längst nicht mehr genießen, denn meine Aufmerksamkeit galt jedem einzelnen nächsten Schritt und dem nicht enden wollenden Gedanken, endlich etwas trinkbares in den Rachen zu bekommen. In den Tunneln der Zahnradbahn kam mir eine Idee: Ich packte meine Nalgene Flasche aus, sammelte mit ihr die Eiszapfen von den Wänden, ergänzte meine letzte Packung Elektrolyte und kaute für den Rest der Strecke darauf rum..

Das Einzige, was mich jetzt noch antrieb, war die Aussicht auf ein wahres Bergsteiger-Mahl unten im Tal. Ein paar Stunden später und knapp 4000 Meter tiefer war es dann endlich so weit. Der Berg war geschafft, wir blieben heile und nun stand dem Festmahl nichts mehr im Wege – bis auf der Tag des Waffenstillstands an diesem Dienstag des 11. Novembers, dank dem alle Möglichkeiten zur Einkehr geschlossen hatten…

Schlusswort

Wenn ich heute, nicht einmal 3 Wochen später, auf diese Tour zurückblicke, erfüllt mich ein Stolz, der sich kaum in Worte fassen lässt. Wir haben den Mont Blanc nicht einfach nur bestiegen – wir haben ihn uns erarbeitet. Keine drei Wochen Planung, kaum Zeit zur Vorbereitung, Temperaturen von -20 Grad am Gipfel, wenig Essen, wenig Trinken, kaum Gas zum Schmelzen von Schnee, ein harter Aufstieg und ein noch härterer Abstieg.
4.000 Höhenmeter in nur acht Stunden herunter – ein körperlicher und mentaler Kraftakt, den ich vorher für unmöglich gehalten hätte und der alles aus mir rausgeholt hat, was ich jemals versteckt habe. Und doch standen wir dort oben: 06:45 Uhr, Sonnenaufgang auf 4.810 Metern. Ein Moment, den uns an diesem Tag über 700 Millionen Europäer nicht vorweggenommen haben. Und um 15:30 Uhr standen wir schon wieder unten im Tal in Les Houches – erschöpft, leer, und unendlich glücklich.

Diese Bergfahrt hat mir eindrucksvoll gezeigt, wozu wir fähig sind, wenn alles zusammenkommt: Wille, Mut, Entschlossenheit – und ein Partner, auf den man sich verlassen kann.
Der Mont Blanc war diesmal also kein Abenteuer für Social Media, kein „Must-Do“ für Likes. Er war ein persönlicher Meilenstein und vor allem ein Beweis dafür, dass die eigenen Träume manchmal genau dann wahr werden, wenn man sie eigentlich schon aufgegeben hat. Ich bin unfassbar stolz auf das, was wir geleistet haben. Und ich weiß jetzt:

– Wie ein warmer Lichtstrahl in der Kälte sind es die kleinen Gesten liebevoller Menschen, die in uns Kräfte wecken, von denen wir nie wussten, dass wir sie haben –