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Tag des offenen Denkmals 2013 – auch im Camp4

Damals... (Foto: Landesarchiv Berlin)

Am kommenden Wochenende findet im Camp4 der Tag des offenen Denkmals statt. Unter dem Motto: „Jenseits des Guten und Schönen: Unbequeme Denkmale?“ Anlass zum Thema gaben der 80. Jahrestag der nationalsozialistischen Machtübernahme 1933 bzw. der 75. Jahrestag des Novemberpogroms 1938 sowie das Berliner Themenjahr „Zerstörte Vielfalt“.

Das Motto für den Tag des offenen Denkmals ist allerdings weiter gefasst und umfasst keineswegs nur Denkmale mit politischem Hintergrund. Berlin besitzt zahlreiche „unbequeme“ Denkmale: Sie stammen aus der NS-Zeit, erinnern an die deutsch-deutsche Teilung, haben keine Nutzung mehr oder entsprechen einfach nicht dem heutigen Geschmack. „Diese Baudenkmale sind meist nicht im umgangssprachlichen Sinne „schön“, doch sie erzählen viel über die deutsche Geschichte und gelten gerade bei auswärtigen Besuchern als sehenswert und Berlin-typisch“, sagte Landeskonservator Prof. Dr. Jörg Haspel heute bei der Vorstellung des Programs. Diese fand übrigens im Zeltlager des Camp4 statt.

Monumentales DDR Projekt

Auch das Camp4 fällt unter diese Art des Denkmals. In den Jahren 1959 bis 1965 wurde entlang der Karl-Marx-Allee (ehem. Stalinallee) der zweite Bauabschnitt des wohl monumentalsten Städtebaubauprojektes der DDR realisiert. Zwischen Strausberger Platz und Alexanderplatz entstand ein „sozialistischer Wohnkomplex“, welcher über 15.000 Menschen Wohnraum bot. Im Unterschied zum ersten Bauabschnitt waren in die Erdgeschosse der acht- und zehngeschossigen „Wohnscheiben“ keine Ladengeschäfte und Restaurants integriert, da die geringe Gebäudetiefe dafür ungeeignet erschien.

Stattdessen konzipierte der Architekt Josef Kaiser entlang der Magistrale zwei Reihen von flachen L- und T-förmigen Pavillonbauten für Ladengeschäfte und Gastronomie mit gehobenem Angebot, um dem neuen Zentrum Ostberlins urbanes Leben einzuhauchen. Gleichzeitig dienten die Pavillons als Verbindungselemente zwischen den Wohnblöcken. „Ich hab mich von Anfang an in die Arbeit von Josef Kaiser verliebt, er passt einfach zu uns“, erklärt Camp4 Chef Andreas und ergänzt: „Seine Biografie war auch nicht sehr geradlinig.“

International Style

Das Gebäudekonzept und die Gestaltung der Pavillons orientieren sich am „International Style“ und lassen eine Rückbesinnung auf Entwurfs- und Gestaltungsprinzipien der klassischen Moderne erkennen. Sie dokumentieren damit den Wandel im Bauwesen der DDR in den 1950er-Jahren und die damit verbundene Abkehr von der stalinistischen Architektursprache der Aufbauphase, die sich noch im ersten  Bauabschnitt der Karl-Marx- Allee widerspiegelt.

Genau unser Geschmack

Camp4 Chef Andreas erklärt: „Die urspüngliche Fassade mit den blau-gelben Fliesen wird komplett wieder hergestellt und auch der Eingangsbereich in der Schillingstraße soll wieder so aussehen wie damals.“ Sogar ein Leuchtband auf dem Dach soll es wieder geben. Natürlich mit einem passenden Schriftzug. „Das Gebäude wird in altem Glanz erstrahlen und kann dann wieder in seiner modernen Ästhetik genutzt werden“, sagt Landeskonservator Haspel.

Eine Führung von der Weberwiese zum Strausberger Platz findet am Samstag und Sonntag statt. Start ist jeweils 10 Uhr am U-Bahnhof Weberwiese. Im Zuge der Stadtlandschafts-Safari gibt es auch Führungen durch unser Camp4. Information dazu hier.

Das Program zum Tag des offenen Denkmals finden Sie hier.

 

 


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