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Weit weg von jeglicher Zivilisation

TasmanienSimonZwei Monate nach meiner Radreise in Australien, hatte es mich nach Tasmanien verschlagen. Nicht nur zahlreiche Berichte über die wunderschöne Landschaft Tasmaniens von anderen Reisenden, sondern zwei weitere Gründe brachten mich Ende Januar 2013 dort hin: Und zwar nicht irgendwo, sondern auf Tasmaniens South Coast Track.

Einer der zwei Gründe war, dass ich möglichst bald Arbeit finden musste, da mir sonst das Geld ausgehen würde. Circa eine Woche nachdem ich in Latrobe, einem kleinen Dorf im Norden Tasmaniens, angekommen war, bot sich mir die Möglichkeit, für eine nicht weit weg gelegene Gemüsefarm zu arbeiten.

Wieder Zeit für Abenteuer

Nach acht Wochen harter, aber gut bezahlter Arbeit, hatte ich genug vom Karotten sortieren und ich kündigte meinen Job. Es war wieder Zeit für etwas Abenteuer, denn ich wollte noch einiges von Tasmanien entdecken. Der zweite Grund, der mich verleitet hatte, nach Tasmanien zu reisen, war der „South Coast Track“, ein sechs bis acht Tage langer Hike entlang der unbesiedelten Südküste Tasmaniens.

Da ich noch keine anderen Leute gefunden hatte, die sich mir anschließen wollten, entschied ich mich nach Hobart, dem Ausgangspunkt für alle die vorhaben den „South Coast Track“ zu begehen und gleichzeitig Hauptstadt von Tasmanien, zu fahren. Mein Gefährt war ein alter Nissan Pintara von 1989, den ich für 350 Dollar gekauft hatte, um zur Arbeit zu kommen. Außer ein Reifenwechsel, musste ich an diesem nichts weiter machen. Doch da ich nun nicht mehr auf ein Auto angewiesen war, wollte ich diesen in Hobart schnellstmöglich verkaufen, was mir dann auch gelang und ich sogar noch ein wenig Gewinn einfuhr.

Und wie es mein Glück wollte, fand ich am ersten Tag in einem Hostel in Hobart zwei andere Backpacker, die möglichst bald zum South Coast Track aufbrechen wollten und noch weiter Leute suchten. Da dieser Track nicht von Menschen überströmt ist und vor allem für seine Einsamkeit und Unberührtheit bekannt ist, war ich umso glücklicher, dass mich der Zufall zu David, Lionel und Clemens führte.

Wir waren also ein Trupp von vier Leuten, von denen sich keiner mehr als zwei Tage kannte, und nichts desto trotz waren wir sehr zuversichtlich was unsere Konstellation anging. Kommuniziert wurde hauptsächlich in Englisch, da wir drei Deutsche und ein Belgier waren. Dies hatte auch weitestgehend  funktioniert, aber wenn dann doch einmal ein Wort gefehlt hatte, konnte David meistens als Übersetzer zwischen Englisch, Deutsch und Französisch interagieren.

Um zum Anfang des eigentlichen Tracks zu kommen, muss man wissen, dass man Melaleuca, den Anfang des South Coast Tracks, nur per Kleinflugzeug oder via einem weiteren acht Tage Hike erreicht. Unseren Flug mit einer kleinen sechs Personen Propellermaschine, welche uns in den nahezu von Menschen unberührten South West Nationalpark bringen würde, hatten wir bereits gebucht. Uns blieb noch ein Tag der Vorbereitung, um alles Notwendige an Lebensmitteln und Ausrüstung zu besorgen und zu verpacken. Eine kleine Radtour auf den Stadtberg von Hobart, und eine Bierprobe in der ortsansässigen Brauerei, fanden am Tag vor unserem Flug in die Wildnis auch noch Platz.

 Tag 1: Hobart – Melaleuca – New Harbour Beach

Am Flughafen angekommen wurde unser Gepäck gewogen. Maximalgewicht pro Rucksack waren 20 Kilogramm, welche wir alle ein wenig überschritten. Nachdem wir uns unserer Wasservorräte entledigt hatten, erreichten wir alle die 20 Kilo Marke und unserem Flug stand nichts mehr im Wege. Nach einer kurzen Einweisung von unserem Piloten ging es auch schon los.

In 45 Minuten brachte uns die kleine Propellermaschine von Hobart nach Melaleuca und präsentierte uns in diesen Minuten schon mal ein wenig die Landschaft, die wir die nächsten acht Tage durchwandern würden. Unberührte Bergketten, weite Graslandschaften und viele Seen brachten uns zum Staunen, und unsere Vorfreude auf die kommenden Tage wurde umso grösser.

Gelandet wurde auf einer kleinen unbefestigten Landebahn mitten im Nichts. Schon allein der Flug war ein kleines Abenteuer, und wir waren erleichtert, dass wir gut in Melaleuca angekommen waren und dass unser Hike gleich losgehen würde. Kaum aus dem Flugzeug ausgestiegen, wurden wir sehr freundlich von einem Rentnerpaar, welche sich als ehrenamtliche Mitarbeiter um den kleinen Flughafen und die Reisenden dort kümmern, begrüßt. Informationen über die Wettervorhersage und unsere bestellten Gaskartuschen haben wir dann noch von ihnen erhalten, bevor es endlich losging.

Nachdem wir unsere Wasserbehälter wieder gefüllt hatten, verließen wir Melaleuca in Richtung Küste. Das heutige Tagesziel war der auf unserer Karte als New Harbour markierte Strand, welcher abseits des eigentlichen South Coast Tracks liegt. Wir hatten diesen Camp Site bewusst gewählt, um unsere Tour an der unberechenbaren Südküste Tasmaniens um einen Tag zu verlängern.

Uns wurde zuvor gesagt, dass der Südwesten Tasmaniens um die 300 Regentage im Jahr habe und hatten uns daher auf schlechtes Wetter eingestellt. Auf einen möglichen Notfall hatten wir uns vorbereitet und hatten am Tag zuvor  einen Notfallbeacon für unsere Wanderung ausgeliehen. Mit diesem wäre es uns möglich gewesen, in einer Notsituation ein Hilfesignal auszusenden, um einen Rettungshubschrauber zu rufen.

Mobilfunkempfang gab es in dieser abgelegenen Gegend natürlich nicht. Die Route vom ersten Tag verlief weitestgehend flach und führte uns durch eine faszinierende Graslandschaft in Richtung Küste. Bis zu den ersten Bergen war auch der Untergrund des Weges noch keine Herausforderung. Auf den letzten Kilometern bis zu unserem Tagesziel veränderte sich die Beschaffenheit des Bodens dann doch noch. Tiefe Schlammgruben, in denen wir teils bis zur Hüfte im Schlamm versanken, kleinere Bachläufe und die ein oder andere Steigung mussten wir noch durchqueren, bis wir am New Harbour Strand ankamen.

Belohnt wurden wir mit einem scheinbar unberührten Strand, der zwischen zwei Bergketten lag und dem Meer, das uns förmlich einlud, hinein zu springen. Da auch das Wetter mitspielte und uns die Sonne auch noch am späten Nachmittag ein paar Sonnenstrahlen schenkte, hielt uns nichts davon ab, eine Runde schwimmen zu gehen. Ein kleines Lagerfeuer und unser erstes Abendessen beendeten diesen grandiosen Tag.

 Tag 2: New Harbour Beach – Cox Bight

Die erste Nacht verlief bis auf ein wenig Regen, welcher uns auch in den ersten Morgenstunden noch begleitete, ruhig, und war auch weitestgehend, unserem Equipment entsprechend, warm. Da wir den Großteil unserer heutigen Tagesstrecke schon gesehen hatten, entschieden wir uns, anstatt die New Harbour Range zu umlaufen, diese zu überqueren.

Bei relativ starkem Wind und bewölktem Himmel starteten wir unseren Aufstieg. Steiles Gelände und teils hohe Vegetation machten diesen Anstieg auf etwa 500 Höhenmeter anstrengender wie zuerst gedacht. Mit einem atemberaubenden Ausblick auf die Cox Bight Bucht und die schroffen Bergketten wurden wir belohnt. Nach unserem Mittagessen an einer windgeschützten Stelle mit wunderbaren Ausblick auf die kommenden Tage, war es Zeit für den Abstieg, der sich als durchaus abenteuerlich erwies.

Bis zum Point Eric, unserem heutigen Schlafplatz, folgte noch der erste Strandabschnitt des eigentlichen South Coast Tracks. Auch dieser Strand war einsame Klasse und präsentierte die Küste Tasmaniens von seiner besten Seite.

Wie auch am Vortag endete dieser mit einem kurzem Bad im eiskalten Meer und der Zubereitung des Abendessens. Erste Blutegel mussten wir auch willkommen heißen, die wir nicht nur von unseren Schuhen und Hosen, sondern auch fast jeden Morgen von unseren Zelten entfernen durften.

Tag 3: Point Eric – Louisa River

Der Tag begann bewölkt und es nieselte leicht. Auch wenn alles um uns herum nass erschien, waren wir froh, als wir zum Tagesbeginn unsere Zelte abschlagen und zu unserem nächsten Ziel aufbrechen konnten, da essich über Nacht ziemlich abgekühlt hatte.

Der erste Abschnitt des Tages verlief erst einmal trocken, da wir die ersten Kilometer am Strand zurücklegen konnten. Doch schon wenige Meter danach verlief unser Weg durch eine dicht bewachsene Moorlandschaft. Es dauerte nicht lange, bis wir komplett durchnässt waren. Auch meine Trekkingschuhe waren, wie auch schon am Vortag, durch und durch nass. Im Nachhinein könnte man diesen Abschnitt wohl als eine lange Sumpfgrube mit der ein oder anderen trockenen Stelle bezeichnen.

Nichts desto trotz wurden uns auch an unserem dritten Tag immer wieder spektakuläre Szenerien und Ausblicke geboten, die jeden einzelnen Schritt lohnenswert gemacht haben. Gegen Mittag lockerte die Wolkendecke auf und es hörte auf zu nieseln. Unser Weg führte uns durch ein weitaus mit Sträuchern und Gräsern bewachsenes, breites Tal, weg von der Küste.

Auch zwei Flussüberquerungen standen auf dem Tagesprogramm. Zwar waren diese nur knietief, doch für höhere Wasserstände oder plötzliche Flutströme besaßen diese ein Sicherungsseil. Anstatt sie bei der Durchquerung als Hilfe zu benutzen, entschieden wir uns dazu, uns an ihnen entlang zu hangeln. Dies hatte zwar nicht wirklich die Funktion unsere Füße trocken zu halten, da diese eh schon längst durchnässt waren, bereitete uns aber eine Abwechslung und viel Spaß.

Nachdem wir unsere Zelte in einem kleinen Waldstück aufgebaut hatten, war es wieder Zeit für eine Erfrischung. Diesmal zwar nicht im Salzwasser, dafür aber im eiskalten Wasser  in einem der Flüsse, den wir zuvor durchquert hatten. Auch hatte uns ein Quoll, auf Deutsch ein Beutelmarder, noch einen Besuch abgestattet. Dieser hatte erstaunlicherweise keinerlei Angst vor uns und hatte es auf unser Essen abgesehen.

Immer wieder hatte er es versucht, sich von einer anderen Richtung unserem Equipment zu nähern. Lionel und ich stellten an diesem Abend auch noch fest, dass sich unsere permanent nassen Schuhe an unseren Füßen bemerkbar machten und sich blaue Stellen unter manchen Zehennägeln bildeten. Außer zu hoffen, dass sich diese nicht verschlimmern, konnten wir nichts tun.

Tag 4: Louisa River – Little Deadmans Bay

Die Nacht war eisig kalt gewesen, und wir brauchten an diesem Morgen ein wenig länger, um in die Gänge zu kommen. Der Himmel war weitestgehend klar und die ersten Sonnenstrahlen wärmten uns ein wenig auf. Vor uns lag der Iron Bound, der höchste Anstieg des Tracks.

Der Anstieg auf ca. 900 Höhenmeter verlief steil, war aber, dank des ausnahmsweise trockenen und festen Bodens, keine große Hürde. Am höchsten Punkt angekommen, verbrachten wir eine ganze Weile damit, den Rundumblick zu genießen.  Uns zeigte sich nicht nur die Landschaft der letzten, sondern auch der kommenden Tage. Nach unserem Mittagessen auf dem Gipfel, machten wir uns auf zum Abstieg.

Der nächste Übernachtungsplatz lag nicht weit weg vom Abstieg und wir rechneten damit, dass wir bis dahin nicht mehr lange brauchen würden. Dem war aber nicht so. Der Weg führte uns durch einen Regenwald. Er war rutschig, nass und hatte viele Stolperfallen. Große Stufen im Gelände machten den Abstieg zu einer Belastungsprobe für die Knie, die zusätzlich noch durch das Gewicht unserer Rucksäcke belastet wurden.

Freistehende Wurzeln dienten uns oftmals als Halterungen, um große Stufen oder Schlammpassagen zu meistern. Der Tag war weitaus strapaziöser als gedacht und wir waren froh, als wir den Camp Platz erreicht hatten. Bis zum Sonnenuntergang blieb nicht mehr viel Zeit. Nach dem Aufbauen der Zelte und einem kurzen Bad im Meer, war es schon wieder Zeit fürs Abendessen. Hinter uns lag ein wunderschöner Wandertag, wobei uns der stundenlange Abstieg doch ein wenig zugesetzt hatte.

Tag 5: Little Deadmans Bay – Rocky Plains Bay

Die Nacht war wieder ziemlich kalt gewesen und somit auch wenig erholend. Gleich am Anfang des Tages gab es für uns noch eine unschöne Überraschung. Da unser frisches Brot aufgebraucht war, wollten wir an diesem Morgen auf unser eingeschweißtes Brot zurückgreifen. Zu unserem Bedauern mussten wir feststellen, dass dieses angefangen hatte zu schimmeln. Da es nun nur noch unnützes Gewicht darstellte, entschieden wir uns dazu, es zu vergraben.

Unsere Essensrationen mussten wir auf diese Situation ein wenig anpassen, um nicht Gefahr zu laufen, am Schluss kein Essen mehr zu haben. Noch erschöpft vom Vortag führte uns der Track am Morgen gleich wieder durch große Schlammgruben. Oftmals ähnelte der Weg durch den Schlamm einem Labyrinth, in dem wir ständig versuchten, möglichst wenig in diesem zu versinken, um unsere Füße so trocken wie möglich zu halten.

Der nächste Strand, auf dem wir ein paar Kilometer recht zügig zurücklegen konnten, führte uns zu einem nächsten kleinen Highlight des Tracks. Vor uns lag die „New River Lagoon“, welche wir per Ruderboot überqueren mussten. Dazu gab es an jeder Seite der Passage ein Boot. Damit aber an jedem Ufer ein Boot verblieb, mussten wir die Lagune dreifach überqueren, um alle auf die andere Seite zu bringen.

Noch vorm Bootsfahren legten wir einen Stopp für unser Mittagessen ein, welches wir reichlich genossen. Das Wetter war schön und der Strand und die umliegende Landschaft einzigartig. Man konnte sich gar nicht daran satt sehen.

Nach dem Essen stand dann erst einmal Rudern auf dem Programm, was eine willkommene Abwechslung war. Sicher an der anderen Uferseite angekommen führte uns der Weg ein paar steile Dünen hinauf und hinab, um uns danach, ein wenig abseits der Küste, wieder durch tiefen Morast bis zu unserem nächsten Lagerplatz zu führen.

Kaum hatten wir den letzten atemberaubenden, völlig menschenleeren Strand verlassen, kamen wir am nächsten an, welcher uns mal wieder die Sprache verschlug. Die raue See ließ  nichts anderes zu, auch an diesem Abend wieder ein eiskaltes Bad im Meer zu nehmen. Bei diesem Anblick erschien uns der Gedanke, hier nicht schwimmen zu gehen, fast schon absurd.

Tag 6: Rocky Plains Bay – Granite Beach

Ein blauer Himmel begrüßte uns am nächsten Morgen. Wir waren früh dran und wir begannen den Tag damit, dem Strand der Rocky Plains Bay nochmals einen Besuch abzustatten, bevor wir uns auf unseren eigentlichen Weg machten. Auch an diesem Tag blieben uns auf den ersten Kilometern keine Schlammgruben erspart. Da meine Schuhe über Nacht eh nicht wirklich trocknen konnten, gab ich mir auch nicht mehr sonderlich viel Mühe, Wasser- und Schlammgruben zu umlaufen.

Nicht viel später lag der nächste, fast unberührt wirkende Strand vor uns, und unser Tagesziel lag schon in sichtbarer Nähe, am anderen Ende des Strandes. Dort angekommen, fanden wir einen, über der Granite Bay gelegenen, perfekt wirkenden Camp Spot vor. Etwas abseits und oberhalb des Strandes, bot uns dieser einen hervorragenden Blick über die Bucht, welche im Sonnenlicht der Mittagssonne erstrahlte.

Der Tag war noch lang und wir konnten die Zeit  nutzen, etwas zu entspannen und wir konnten die Atmosphäre, die uns die Landschaft um uns herum vermittelte, genießen und in uns aufnehmen. Auch fanden wir einen Bachlauf vor, der am Strand in einem kleinen Wasserfall endete. Das Wasser war eisig, aber nichts desto trotz bot sich uns der Wasserfall als eine perfekte Dusche an. Ein sehr eindrucksvoller und entspannender Tag ging mit einem, zu diesem Tag passenden, roten Sonnenuntergang zu Ende.

Tag 7: Granite Bay – South Cape Rivolet

So viel Glück mit dem Wetter wie am Vortag, hatten wir an diesem Morgen nicht. Eine dichte Wolkendecke begrüßte uns an diesem Tag. Vor uns lag der letzte richtige Anstieg des South Coast Tracks, auf ca. 460 Meter. Dank vieler Matschpassagen und großen Stufen im Terrain, welches wieder einem Regenwald ähnelte, erwies sich dieser nochmals als ein kräftezehrender Akt.

Oben angekommen wurden wir mit einem Ausblick auf die vergangenen Wandertage belohnt. Vor uns präsentierte sich die Südküste Tasmaniens nochmals von ihrer besten Seite. Auch die Wolkendecke hatte sich bereits ein wenig gelockert und nicht viel später erreichten uns die ersten Sonnenstrahlen.

Von dort an war der Weg gut begehbar und führte uns schnell zum letzten Strand des South Coast Tracks. Raus aus der dichten Vegetation begrüßte uns ein paradiesischer Strand, der wohl besser nicht hätte sein können und voll und ganz ein würdiger letzter Strand des Tracks war. Auch der mittlerweile wieder blaue Himmel machte diesen Tag und Ort perfekt.

Ein zurückgelassenes Bodyboard, welches wir am Strand fanden, kam, nachdem wir unser Camp aufgebaut hatten, direkt zum Einsatz. Zum Teil doch schon relativ große Wellen, die einem durchaus Respekt vor der Energie des Wassers einflößten, brachten uns dazu, eine doch für die Wassertemperaturen beachtliche Zeit im Meer zu verbringen. Ein wärmendes Lagerfeuer, welches wir dann auch ziemlich nötig hatten, ließ unseren letzten Abend des Tracks langsam ausklingen.

Gleichzeitig waren wir ein wenig wehmütig, dass unsere Zeit in der Wildnis von Tasmanien so gut wie vorüber war. Die letzten sieben Tage waren wie im Fluge vergangen, und wir alle schwelgten ein wenig in den Erlebnissen der letzten Tage. Weitaus mehr Zeit hätten wir in dieser isolierten Landschaft verbringen können, doch schon weitere neue Abenteuer warteten aus uns alle.

Tag 8: South Cape Rivolet – Cockle Creek:

Unser letzter Tag begann mit leichtem Regen, der uns auch die kommenden Stunden noch begleitete. Dieser war nicht weiter schlimm und wir setzten unseren Weg entlang des letzten Strandes fort. Auch bekamen wir noch den „Lions Rock“, der südlichste begehbare Punkt Australiens, zu Gesicht.

Eine braune Banane, welche scheinbar vom Meer angeschwemmt wurde und uns im Inneren durchaus noch genießbar erschien, servierte uns ein kleines kulinarisches Highlight an diesem Tag. Die letzten Kilometer bis nach Cockle Creek, dem Ende des South Coast Tracks, verliefen weitestgehend auf Holzplanken und gutem Untergrund.

Gegen Mittag hatten wir es dann geschafft. Wir waren am Ende des South Coast Tracks angekommen, welches aber noch nicht das Ende dieses Abenteuers war. Noch waren wir mehr oder weniger mitten in der Wildnis und mussten einen Weg zurück nach Hobart finden. Unser Plan war es, per Anhalter zurück nach Hobart zu finden, doch dies erwies sich als schwieriger als gedacht, da auch hier nicht sehr viele Menschen unterwegs waren.

Zwar gab es hier einen Art Caravan Park, aber keiner der Camper schien an diesem Tag in Richtung Norden zu fahren. Einzig und allein eine kleine unbefestigte Straße führte zurück in Richtung Zivilisation. Da wir nach drei Stunden nicht länger, mit der Hoffnung, dass uns doch noch jemand mitnehmen würde, in Cockle Creek warten wollten, entschieden wir uns dazu, schon mal zu Fuß in Richtung Zivilisation aufzubrechen.

Nochmals 20 Kilometer legten wir an diesem Abend zurück. Als es mittlerweile stockdunkel war, und wir kurz davor waren, unsere Zelte abseits der Straße aufzubauen, kam es doch noch dazu, dass ein Auto angehalten hatte. Ein deutscher Tourist, der mit einem Mietwagen unterwegs war, sammelte uns auf und brachte uns zum nächsten Caravan Park, in dem auch er übernachten wollte. Wir waren überglücklich, da wir nicht mehr damit gerechnet hatten, dass uns jemand mitnehmen würde. Da auch er in Richtung Hobart unterwegs war, versprach er, uns am nächsten Morgen weiter mitzunehmen.

Tag 9: Hobart

Wir fühlten uns nach der ersten richtigen Dusche nach Tagen spürbar besser, und schon am frühen Morgen ging es weiter in Richtung Hobart. Auch erfuhren wir noch ein wenig mehr über unseren Fahrer und seine Reisen:

Er war Kapitän großer Tankfrachter, fast 50 Jahre alt und er verbrachte stets ein halbes Jahr damit, durch die Welt zu reisen. Dies ermöglichte ihm seine Arbeit, in der er immer ein halbes Jahr lang pausenlos arbeitete, um danach ein halbes Jahr lang Urlaub zu haben. Er hatte bereits so einiges erlebt und gesehen.

Zahllose Geschichten seiner Reisen in alle möglichen Länder hatte er auf Lager, welche die Fahrt wie im Fluge vergehen ließen. Unsere Wege trennten sich in einem kleinen Dorf, noch ein gutes Stück südlich von Hobart. Von dort aus brachte uns ein Bus zurück in die Hauptstadt Tasmaniens. Erster Programmpunkt, nachdem wir in einem Hostel eingecheckt hatten, war der Weg zum Supermarkt. Toast, Butter, Obst, Ingwerbier und einiges an Süßigkeiten hatten schon lange nicht mehr so gut geschmeckt.

So ging auch dieses Abenteuer zu Ende. Das weitestgehend gute Wetter, welches wir keineswegs erwartet hatten, die unglaublich schöne Landschaft, die mit ihrer Unberührtheit wohl einzigartig ist und dem Gefühl der Abgeschiedenheit und Isolation, machten die letzten neun Tage zu einem unbezahlbaren Erlebnis, welches uns allen noch lange in Erinnerung bleiben wird.


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