Wenn ich die Augen schließe und mir vorstelle ich läge am Meer, eine leichte Brise umspielt meine Nase, mein Haar weht im Wind. Die Füße in der warmen Brandung und die Sonne auf meiner Haut… Da ertönt plötzlich ein schreckliches lautes Geräusch. Höllischer Lärm in der Idylle, die Erde bebt, die Sandburgen der Kinder stürzen ein.
So klingt es wenn Kalkstein abgeschliffen wird. Wir befinden uns in Woche vier der CAMP4 Grundsanierung und nachdem wir nun unendliches Bohren und Hämmern ertragen haben, kommt jetzt der Schliff. Das wäre ja alles nicht so schlimm, wenn sie nicht gerade erst mit Schleifen begonnen hätten…
Mit Musik ist vieles leichter
Bei uns hier unten in den Büros klingt es, als würde jeden Moment die Decke einstürzen oder ein großes Loch sich auftun und all die Eimer, Kabel und der Schlamm zu uns herunterfallen. Laute Musik hilft, die drehen wir besonders laut auf und schreien uns dann den ganzen Tag an. Wir empfehlen Reggae und Drum’n Bass gegen den Lärm.
Der Bass integriert sich wunderbar ins Hämmern und Bohren und mit ein bisschen Phantasie wird die Arbeit in einer Baustelle so zu einer Art Freitagnacht-Club-Besuch. Und warum Reggae geeignet ist, ist ja wohl klar. Die warmen und weichen Mooves unterstreichen das Sonne-Strand-Meer-Feeling. Und der CAMP4 Keller ist dann tatsächlich eine Art Club, denn aus jedem Floor (Büro) ertönt ein anderer Sound. Je nachdem welcher Art von Musik man sich hingeben möchte. In unserem „Club“ gibt es übrigens vier Floors.
Fell vom Kuscheln
Die Leute oben im improvisierten Verkaufsraum hingegen haben mit ganz anderen Problemen zu kämpfen, ihnen wachsen nämlich überall Haare. Haare vom vielen Kuscheln. Denn mit all den Produkten in einem kleinen Verkaufsraum kommen sie sich immer näher. Ein einmaliges Erlebnis, dass man nicht verpassen sollte. Ständig räumen sie auf und schaffen alles hin und her, weil nichts dort bleibt, wo es bleiben soll. Und diese Haare…
Das alles wäre aber nicht so schlimm, müssten unsere armen Verkäufer nicht auch noch immer rein und raus rennen um sich mal einen Kaffee zu kochen oder auf’s stille (aktuell äußerst laute) Örtchen zu gehen. Denn alle Verbindungstüren sind gekappt. Gut, dass es so schön draußen ist und die Sonne strahlt. Also wer in der Nähe des U-Bahnhofs Schillingstraße behaartes Partyvolk sichtet, nicht erschrecken, die kommen nicht aus dem Berghain, sondern gehören ins CAMP4.
Die reimenden Gequälten
Jetzt noch zu einem, der wirklich am allermeisten leidet. Das ist unser treuer Herr Dr. Seifert, der die ganze Zeit neben der Lärmquelle versucht seine Reiseliteratur zu verkaufen. Und einen richtigen Eingang gibt es für seine Kunden auch nicht. Sie müssen am CAMP4 Mitarbeiter-Eingang klingeln und werden dann höchst persönlich abgeholt.
Fehlt noch der Service-Bereich und unser lieber Kollege Jens, der wirklich direkt neben der Baustelle sein Domizil hat. Er fühlt sich stets verschlossen und vergoss(en) schon die eine oder andere Träne. Denn abgeschnitten von der Außenwelt, fühlt sich Jens stets, als ob er fällt. In ein schwarzes Loch, voller Schlamm – und dann und wann knallt es heftig in seinem Kopf und er denkt, hängt im Krankenhaus schon am Tropf. Für ihn ist es kaum auszuhalten, drum lässt er keine Eile walten und kommt immer erst am Nachmittag, wenn die Herren Bauarbeiter beenden ihren Arbeitstag.
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