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„Beim Klettern bin ich ein Genussmensch“

GeoQuestVerlagZum Lachen, zum Weinen und zum Selbermachen  so sind die Geschichten aus dem Buch „Klettern ist sächsy“ von Peter Brunnert. Grund genug mich mal ans Telefon zu klemmen und mit ihm höchst persönlich zu plauschen. Ein Buchtipp.

Ehrlich gesagt fand ich den Titel des Buches „Klettern ist sächsy“ erstmal nicht sehr ansprechend. Ich finde zwar Klettern sehr sexy, aber in Verbindung mit diesem ganz bestimmten einmaligen Dialekt…verliert selbst der schönste Kletterer seine Sexiness. Aber das ist ja bekanntlich auch Geschmackssache.

Was garantiert nicht Geschmackssache ist, ist das Buch an sich. Denn das lohnt wirklich. Hier erzählt Peter Brunnert Geschichten, die genau so auch passiert sind. Für seine Anekdoten spricht der ehemalige Lehrer, Taxifahrer und Versicherungsmann am liebsten persönlich mit seinen Interviewpartnern.

„Schon nach dem ersten Buch ‚Die spinnen, die Sachsen‘ haben mich viele Leute angesprochen und hatten meist noch eine eigene bessere, lustigere oder bewegendere Geschichte parat“, erklärt Peter Brunnert. Frei  nach dem Motto: ‚Aber wenn du erst einmal meine Geschichte hörst‘ hat er sich erneut auf die Jagd nach wahren Klettergeschichten aus dem Sandsteinland gemacht

Neugier geweckt

So traf, hörte oder sprach Peter Brunnert die entsprechenden Leute. Heraus kam dabei diesmal ein Buch, indem die Autoren selbst ihre Geschichten erzählten. „Am liebsten bin ich dann direkt hingefahren und hab mit den Leuten an den Originalschauplätzen gesprochen“, sagt Brunnert.

Er wollte, anders als der Verleger, keinen Nachfolger von „Die spinnen, die Sachsen“ machen, sondern einen Nachfolger, indem die Menschen selber noch einmal erzählen, was ihnen passiert ist.

AxelBierwolfDieses Werk hat Peter Brunnert außerdem mit Fotos und Illustrationen gespickt. Und obwohl durchaus geschichtliche Rückblicke eine Rolle spielen, handelt es sich nicht etwa um ein Geschichtsbuch: „’Klettern ist sächsy‘ ist zum Beispiel gespickt mit Biografien von Kletterpersönlichkeiten und besonderen geschichtlichen Ereignissen“, so Brunnert.

Auch für dieses Buch hat der Autor übrigens die Illustrationen von Axel Bierwolf verwendet. Für ihn ist er einer der meist unterschätzten Zeichner unserer Zeit.

Emotionen bleiben nicht aus

Peter Brunnert ist nicht nur ein wunderbarer Geschichten-Schreiber, sondern auch Erzähler. Schon am Telefon merke ich, dass er in jede seiner Storys nahezu eintaucht und von ihrer Wirkung überzeugt ist.

Die Frage nach seiner Lieblingsgeschichte bleibt natürlich nicht aus und da bringe ich den Herrn Schriftsteller doch glatt in Bedrängnis: „Ja, also das ist eine wirklich schwierige Frage. Ich will ja niemandem Unrecht tun“, sagt Brunnert und es entsteht eine Pause, bevor er dann doch zielsicher antwortet:

„Emotional hat mich besonders ‚Drei mal Eiger und zurück‘ bewegt. Falk Liebstein erzählt diese Geschichte aus seiner ganz persönlichen Sicht.“ Auch er hat einen Freund beim Klettern in Patagonien verloren, diese Geschichte von der Begehung der Eiger Nordwand sei für eben diesen Freund entstanden.

Begeisterter Kletterer

„Draußen ist das wahre Leben“, sagt Peter Brunnert. Foto: Winfried Thiel

„Draußen ist das wahre Leben“, sagt Peter Brunnert. Foto: Winfried Thiel

Seit 1972 klettert Peter Brunnert. Wobei er sich eher als realistischen Kletterer beschreiben würde. Wenn die Griffe zu klein werden, oder die Schwierigkeitsgrade zu hoch, dann steigt er lieber aus: „Ich hab keine Lust ewig zu scheitern und von Neuem anzufangen. Ich bin ein Genussmensch beim Klettern“, erzählt er schmunzelnd.

Auf die Frage wie er sich auf eine Kletterpartie vorbereitet entgegnet Petter Brunnert nur lachend, dass das ganz auf den Tag ankommt, aber hinterher trinke er gerne ein Bier.

Dann bleibt nur noch eine Frage offen: Und sonst so? „Hoffe, ich das bald wieder das Wetter zum draußen sein kommt. Ich leide bei Sturm und grau. Denn Draußen ist das wahre Leben.“


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One Response to „Beim Klettern bin ich ein Genussmensch“

  1. Horst says:

    schönes Interview, habe ihn schon selber hören dürfen im ostbloc, war von seiner Seite – sensationell!

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