Bitte nicht noch ein völlig unrealistischer Bergsteigerfilm aus der Hollywoodschmeide, a la „Mensch-gegen-böser-Berg“ Ich gebe zu, meine erste Reaktion war etwas zu voreilig, als mir ein guter Freund nahelegte den neuen Film von Baltasar Kormákur, mit dem eindeutigen Titel: EVEREST anzuschauen.
Gab es doch schon mehr als genug schlechte Vorgänger um dieses Thema. Aber in diesem Fall hatte ich mich geirrt, denn was ich zu diesem Zeitpunkt nicht wusste war, dass es sich hierbei um die Verfilmung des wohl berühmtesten Buches zum Everest handelte.
Es sollte nur ein Magazin-Bericht werden
Jon Krakauer, ein amerikanischer Schriftsteller und Bergsteiger nahm 1996 an einer Mount Everest Expedition teil, mit dem Ziel über den zunehmenden Massentourismus am Berg, vorerst in einem Magazin, zu berichten.
Das später daraus entstandene Buch wurde ein Welterfolg und Bestseller. Nicht zuletzt, weil er die fatalen Auswirkungen dieser besagten exzessiven Art der Kommerzialisierung im Höhenbergsteigen am eigenen Leib zu spüren bekam. Letztendlich entfachte das Buch damals eine Kontroverse in der Bergsteigerwelt, die bis heute anhält!
Wie viele andere, habe ich das Buch damals verschlungen und es seit dem einige Male wieder in die Hand genommen. Es lag wohl daran, dass es sich hierbei weder um eine frei erfundene One Man Show noch um einen heroischen Held, als um einen schnöden Expeditionsbericht, mit Worten wie: „Tag 154: Schneefall, -30 Grad, sitzen immer noch im Basislager fest“ handelte. Das Buch schafft diesen Spagat mit einer Leichtigkeit, die ihres Gleichen sucht. Ganz nach dem Motto, eine gute Story braucht keinen Zuckerguss!
Von Anfang an gefesselt
Als ich nun vor einigen Tagen im Kinosaal saß, war die Erwartung dementsprechend hoch. Um genau zu sein 8850 Meter! Doch meine Sorge war unbegründet, denn der Film hat mich, und wie sich an der gespannten Stille im Saal herausstellte, auch die anderen Zuschauer, von der ersten Minute an gefesselt.
Unter den Darstellern entdeckte man nach und nach einige bekannte Gesichter wie: Jake Gyllenhaal, Josh Brolin oder auch Keira Knightley. Diese stahlen jedoch den weniger bekannten Schauspielern nicht die Show, was der Story eindeutig zugute kam.
So ruhig und sorglos der Film beginnt, so dramatisch spitzt er sich im Verlauf immer weiter zu, bis zum, mit aller Wucht, einschlagenden Finale am Berg. Die visuellen Effekte spielen heutzutage natürlich eine große Rolle bei der Umsetzung eines solchen Stoffes. In diesem Fall schmiegt sich Reales, wie auch Virtuelles zu einem ausbalanciertem Ganzen zusammen, ohne sich zu behindern.
Real, gelungen, ehrlich
Hier sei auch gesagt, dass bei aller CGI Arbeit im Studio, der Film größtenteils an den Originalschauplätzen in der Khumbu Region am Everest gedreht wurde. Das verdient allein schon Respekt. Der Film bleibt auch in soweit realistisch, als das die Abläufe und technischen Details wie bei einer realen Expedition eingehalten werden, sodass auch Bergsteiger und Kletterer sich den Film anschauen können, ohne die Hände über den Kopf zusammenzuschlagen.
Mein Fazit: Ein fantastisch gelungener, ehrlicher Bergfilm, bei dem sich sowohl Bergsteiger als auch nicht Bergsteiger angesprochen fühlen können. Top Story Vorlage, grandiose Location und eine hochwertige Umsetzung mit einer überraschend guten Besetzung. Absolut sehenswert! Einsplus mit Sternchen! Bitte mehr davon!
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