Outdoor-Szene

Von der Magie die Natur zu spüren – der Outdoor Filmtipp

Erfrischend und so beruehrend: Birnenkuchen mit Lavendel im Kino. Foto: Neue Visionen FilmDas wird kein typischer Outdoor-Blog Eintrag sondern eine kleine Ode an das schöne alte Kino International gegenüber von unserem Laden. Das wird auch eine kleine Abrechnung an den ewigen grauen Wetterzustand, der seit Oktober herrscht und langsam unerträglich wird. Und zu guter Letzt wird dieser kleine Beitrag auch ein Kinotipp, denn das aktuelle Plakat des Kino Internationals hat meinen Tag gerettet.

An einem Tag wie heute komme ich ins CAMP4 und bin irgendwie traurig. Oft frage ich mich dann, was ich dagegen tun kann und meistens trinke ich einen Kaffee, setze mich an meine täglichen Aufgaben und hoffe dass es besser wird. Heute war das ähnlich und doch irgendwie anders…

Zwei Tage Sonnenscheint: vorbei

Aber ich starte mit dem Anfang des Tages: Verschlafen und schrecklich müde quäle ich mich aus dem Bettchen und frage mich, warum es eigentlich so furchtbar dunkel draußen ist. Schlürfend, tapsend und irgendwie sehr ängstlich schleiche ich ins Wohnzimmer, denn im Grunde weiß ich genau was mich erwartet:

Nach zwei wunderbaren hellen Tagen, voller Sonne, blauen Himmels und so viel Freude aller Oster-Beteiligten ist es wieder GRAU GRAU GRAU und die Wolken schütten, ergießen sich und schreien mir entgegen: Geh wieder ins Bett, zieh die Decke über den Kopf und mach die Augen zu!

Nun, dass das nicht geht ist ja klar. Denn wir haben neue Rucksäcke im CAMP4 und die wollen ins Netz, wollen von euch geshoppt werden und ihr wollt wissen, welche das sind. Darauf gehe ich gleich noch einmal ein, denn jetzt gibt es erstmal Kaffee und Müsli. Ich sitze also am Tisch und starre apathisch aus dem Fenster, beobachte die dicken Regentropfen, die an die Scheibe klopfen und frage mich, wie ich diesen Tag meistern soll.

Eine Kreuzung mit Folgen

Die Lösung kommt schnell und trifft mich unvorbereitet an der Kreuzung Schillingstraße/Karl-Marx-Allee. Mittlerweile hatte ich mich in Regenklamotten gehüllt und mein Frühlingsmäntelchen blieb traurig am Haken hängen. Es strahlte auch nicht mehr grün, sondern nahm die Farbe von gammeligem Spinat an. Der Regen peitschte mir ins Gesicht und in Verbindung mit dem kalten Wind wusste ich am Ende nicht mehr, ob es Tränen der Empörung und Wut oder doch nur Wolkenwasser war…

Vor mir also der nebelumhüllte Fernsehturm, links neben mir das CAMP4, voll mit leuchtenden Sommerkleidern, kurzen Radhosen und neuen Rucksäcken –  ja, auch hier ist alles auf Frühling eingestellt. Aber die Realität ist eben anders. Da entdecke ich an diesem wundervollen alten Kino International das aktuelle Filmplakat. Inmitten des Regens und der ganzen Grauheit strahlt es mich an:

Bringt Licht ins grau: Das aktuelle Filmplakat am Kino International

Bringt Licht ins grau: Das aktuelle Filmplakat am Kino International

Übrigens ist das Kino schon seit vielen Jahren ein ganz besonderes seiner Art. Wer die Magie vergangener Kinotage spüren will und einmal erleben möchte, wie ein Premierenkino früher war, der sollte es nicht verpassen hier einen Film zu schauen. Eine kleine Reise in die Vergangenheit die dich in die glorreichen Jahre der DDR versetzt.

Erbaut vom gleichen Architekten wie das Kosmos und das Cafe Moskau fanden hier seit den 60er Jahre die großen Premieren statt. Reihe acht ist mit einer besonderen Beinfreiheit ausgestattet, hier saßen früher die ganz hohen Tierchen, falls du mal in die Verlegenheit kommst und dich darüber wunderst.

Ein Kino mit besonderer Tradition und Atmosphäre. Die Plakate sind bis heute handgemalt und haben auf mich immer ein faszinierende Wirkung, so auch heute.

Asperger trifft Ökobäuerin

Angekommen im Büro, Kaffee geholt, recherchiere ich über den Film, stoße auf die wunderbaren Filmausschnitte und komme zu dem Schluss, dass ich darüber schreiben möchte. Outdoor hin oder her. Dieser Film berührt mich und bringt die Sonne in mein Herz.

Zeigt er mir doch, wie schön die kleinen Dinge im Leben sind und das ich dankbar für dieses wunderbare vergangene Frühlingswochenende sein sollte. Ein Wochenende, an dem die Sonne schien, die Vögel zwitscherten und es nach Blüten roch.

Ob ich Kraft tanken konnte fragte mich Matthias heute Morgen, ich verneinte. Aber weißt du lieber Matthias, ich hab doch Kraft getankt. Der Gedanke an die feucht-warme Hand meiner kleinen Tochter, die sich wohlig und klebrig in die meine schiebt, lässt mich lächeln.

Matthias und ich stehen noch ein bisschen schweigsam im CAMP4 Geschäft und betrachten das Filmplakat: Der Film handelt von einem Mann mit Asperger-Syndrom und einer Witwe, die um ihren Obsthof kämpft. Zwischen Bank und Birnenplantage, zwischen Trauer und pubertierenden Kindern bewegt dieser Film auf sanfte Weise.

Fern von Liebesgeschichte oder einer platten „carpe diem“ Einstellung bestechen die Darsteller und ihre Figuren. Poetisch, direkt, angenehm und zart sind die Adjektive, die mir einfallen und dazu herrscht auch noch Frühling in der Provence. In einem der Ausschnitte läuft Pierre durch ein Sonnenblumenfeld und es scheint als würde er mit den großen gelben Blumen kommunizieren. Er berührt ihre Blätter und von der Szene geht eine Magie aus, die mich sehr bewegt.

Im Original heißt der Film „Geschmack von Wundern“ und als Wunder würde ich es auch bezeichnen, wenn sich die Wolkendecke lichtet und die Sonne in mein Büro schiene. So lasse ich meiner Phantasie freien Lauf….

Am Ende dieser wertvollen fünf Minuten Gedankenaustausch beschließen Matthias und ich, den Film anschauen. Beflügelt und nachdenklich zugleich begebe ich mich an meinen Schreibtisch und schreibe diesen Text. Und so kam es, dass das Plakat am Kino International meinen Vormittag rettete.


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