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„Gebrauchsanweisungen für…“ Reiseführer mit Herz und Seele

Gebrauchsanweisungen...Nun bin ich seit einem Monat nicht mehr bei euch im CAMP4. Und damit ihr euch noch einmal an mich erinnert, gibt es jetzt meinen Abschiedstext. Mit diesem Beitrag möchte ich euch eine ganz besondere Buchreihe ans Herz legen und dabei auch noch einmal Jürgen aus unserem Buchladen danken.

Oft habe ich mich gefragt, welchen der vielen Reiseführer ich kaufen soll, wenn ich Urlaub auf „Neuland“ machen wollte. Die Regale sind voll mit all den bekannten Namen wie Michael Müller Verlag, Lonely Planet, Marco Polo – und  jedes Mal habe ich mich über die kurzen Absätze geärgert, voll mit Fakten und Hinweisen, sicherlich qualitativ hochwertig und am besten noch mit Kartenmaterial. Leider aber stets ohne jegliche persönliche Note, geschweige denn einem Erlebnis an diesem besonderen Ort.

Reiseführer mit Herz und Seele

Und dann entdeckte ich sie, die „Gebrauchsanweisungen für…“. Erst war ich skeptisch, so befinden sich doch in diesen Reiseführern keine Bilder, die Kapitel sind lang und nicht nach Orten oder Sehenswürdigkeiten gegliedert. Sie haben richtige kleine Sätze, wie etwa: „Was haben die Brühls mit Dresden zu tun?“ aus der Gebrauchsanweisung für Dresden.

Besonders amüsant fand ich auch das Kapitel „Mittagspausen für Ehebrecher“ aus dem Buch von Merten Wortmann für Barcelona. Gelacht habe ich herzlich über die sehr detaillierte Beschreibung, wie man in Rom Roller fährt und wie die Autorin ihre deutschen Manieren nach und nach ablegte, um dadurch ihre Überlebenschancen zu maximieren!

Mittlerweile bin ich an einem Punkt angekommen, wo ich die Bücher wie Romane verschlinge, ohne etwa demnächst an diesen Ort reisen zu wollen. Aktuell lese ich die „Gebrauchsanweisung für Bali“ und dabei wollte ich nie dorthin. Jetzt weiß ich: ICH MUSS.

Schon das Lesen ist fast wie Urlaub. Der Autor Thomas Blubacher führt den Leser mit einer solchen Hingabe und Leidenschaft auf diese Insel, dass ich völlig abtauche und alles um mich herum vergessen kann. Landschaft und landestypische Speisen werden so eingehend beschrieben, dass ich meine alles zu riechen und zu schmecken.

Vom Leben woanders

Das Besondere an diesen speziellen Reiseführern ist die Tatsache, dass sie nicht von irgendeinem Autoren geschrieben sind. Womöglich einer, der schlichtweg die großen Hotels und Restaurants abklappert und sich möglicherweise noch von denen bezahlen lässt.

Im Gegenteil die Gebrauchsanweisungen werden von Leuten geschrieben, die an dem jeweiligen Ort leben, ausgewandert sind, oder immer wieder und schon seit Jahren hinfahren. Solche, die eine echte ernste Liebe zu bestimmten Orten, Städten, Regionen entwickelt haben.

Wunderbar sind auch Gebrauchsanweisungen von Städten, die man schon kennt. Dresden ist mir beispielweise ganz gut bekannt – meine beste Freundin wohnt dort – vor meinem letzten Besuch habe ich die Gebrauchsanweisung für Dresden gelesen und Dinge und Geschichten über die Elbstadt erfahren, von denen ich noch nie gehört hatte.

Ein Reiseführer wie er früher einmal war

Der deutsche Volkskundler Burkhart Lauterbach beschreibt, dass noch am Anfang des 19. Jahrhunderts ein Reiseführer das Werk eines einzelnen Autors war. Heute stecken ganze Reisebuch Verlage dahinter. Riesige Redaktionen verstecken sich hinter einem einzelnen Namen. Die individuellen Eindrücke und Erlebnisse sind komplett verschwunden.

Das mag sicher vorteilhaft sein, wenn man eine schnelle Information braucht, aber einstimmen kann man sich so auf seinen Urlaub nicht. Wo bleibt das das Individuelle, das Gefühl für Land und Leute und die verrückten Eigenheiten der wilden römischen Katzen?

Jede Gebrauchsanweisung ist einzigartig, in jeder dieser Werke steckt ein Mensch. Das sieht man übrigens auch schon am Cover: Individuell und doch einprägsam ist jedes Buch gestaltet. Genauso wie der Inhalt. Jeder Autor drückt „seinem“ Buch einen Stempel auf. Und einige Bücher beginnen daher so wunderbar ehrlich und charmant wie das von Verena Lueken.

Sie schrieb die Gebrauchsanweisung für New York und startet mit folgenden Worten: „Erwarten Sie nicht, dass sich Ihr Leben verändert, wenn Sie diese Stadt betreten. Erwarten Sie nicht, dass das wie im Traum geschieht. New York ist keine Stadt für Träumer.“

Und ich?

Mittlerweile habe ich ein paar der Gebrauchsanweisungen in meinem Bücherregal gesammelt und es kommen bestimmt noch ein paar dazu. Schaut doch mal bei Jürgen im Buchladen vorbei, er hat sie (beinah) alle – und wenn nicht bestellt er sie zum nächsten Tag.

Und wenn ihr irgendwann mal eine „Gebrauchsanweisung für ein Leben unter  Palmen“ in den Händen haltet, werft einen Blick auf die Autorin, ihr kennt sie!

Ich hab euch lieb, eure Helen, die jetzt neue Wege geht.


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