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„Das passiert uns vielleicht nie wieder“

In China trennten sich die Wege des Paares: Marie ging zurück nach Ostberlin um ihr Studium fortzusetzen. Jens, der für sich in der DDR keine Zukunft sah, ging in den Westen. Bild: Mentel/KießlingPünktlich zu Ostern gibt es hier eine neue Kategorie: Buchladen. Zusammen mit niemand anderem als unser Reiseliteratur-Spezialist Dr. Jürgen Seifert werden wir euch spannende Bücher rund um Outdoor, Reisen und Abenteuer vorstellen. Alle Bücher gibt es natürlich bei Jürgen in der Land.Karten Reisebuchhandlung bei uns im CAMP4 Berlin zu kaufen.

Viele können sich noch gut erinnern wie es war, damals, als sie nicht raus konnten aus der DDR. Nicht einfach rein in den Flieger und ab nach….wohin auch immer. Reisen, wohin sie wollten, dass war auch der Wunsch von Jens Kießling und Marion Mentel. Sie wollten weg, Abenteuer erleben und raus der zu engen DDR.

Im Sommer 1987 ließen sie ihren Traum wahr werden. Sie fälschten eine Einladung aus der Mongolei und erhielten Pass und Visum nach Ulan Bator. „Die verbotene Reise“ konnte beginnen. Eine unglaubliche Geschichte, die jetzt nicht nur als Buch erschienen ist, sondern deren Bilder auch in einer Ausstellung in Berlin zu sehen sind.

Nicht als Flucht geplant

Sie schliefen in der Wildnis, trampten durch die Wüste Gobi und kamen an all den sowjetischen Grenzposten vorbei. Mit Geschichten über Vogelkundler und das sie auf einer Expedition seien überzeugten sie sie alle. Angekommen in Ulan Bator kam Jens und Marion dann die Idee bis nach China weiter zu reisen. Aber dafür mussten sie den Beamten erklären, warum sie nicht schon zu Hause ein Visum beantragt hatten: „Wir sagten ihm, jetzt sind wir so nah dran, das passiert in unserem Leben vielleicht nie wieder – und deswegen wollen wir das Visum“, erklärt Kießling im Interview mit dem rbb.

Bis nach Peking reisen Marie und Jens noch gemeinsam, hier sollten sich ihre Wege trennen. Denn für Marie war klar, sie möchte ihr Kunststudium beenden und Jens hielt nichts mehr zu Hause.

Eine Wahnsinns-Geschichte, die beinah nicht erzählt worden wäre. Als Spiegel-Autor Peter Wensierski davon erfährt ist er begeistert: „Ich fand das verrückt – aus dem Prenzlauer Berg, aus der Rykestraße, sind es eigentlich nur zehn Minuten nach West-Berlin. Dass jemand einmal fast um die ganze Welt herumreist, um den Weg nach West-Berlin zu nehmen – das ist eine ganz irre Geschichte“, sagt der Buchautor.

Immer mit dabei: 12 Kilo Fotoausrüstung

Versteckt in einem alten Schuppen lagen die Reise-Bilder in Kisten und Kartons und warteten auf ihren Einsatz. Bei der Recherche für das Buch hat Jens sie alle wieder herausgeholt und erinnert sich, wie die Uniformierten an der Grenze gestaunt hätten, als er den prallgefüllten Rucksack auspackte: Sie zählten 144 Schwarz-Weiß- und 100 Farbdia-Rollfilme, jeder Film ermöglichte zwölf Aufnahmen im Mittelformat 6×6, genug also für 3000 Fotos. Drei Pentacon-Six-Mittelformatkameras mit fünf Wechselobjektiven, das stärkste Teleobjektiv war fast einen halben Meter lang und wegen seiner Glaslinsen schon allein mehr als zwei Kilo schwer. Das ist heute kaum noch vorstellbar.

Die Fotos müsse er für sein Biologie Studium machen, Naturaufnahmen, erklärte Jens den Beamten. Mit dem passenden Monglei Visum wirkte er so sehr glaubwürdig. Es entstanden unglaubliche Bilder von einer verbotenen Reise. Ein Wunder, dass sie nie entdeckt wurden. Ein Wunder, dass es sie nun auch in Berlin zu bestaunen gibt. Noch bis zum 27. Mai werden die Bilder aus der Mongolei und China ausgestellt. Und das ausgerechnet in Erich Honeckers ehemaligem Vorzeige-Luxus-Hotel, dem heutigen Westin Grand. Vor dem Eingang des Hotels  in der Friedrichstraße steht, welch Ironie, eines der wenigen verbliebenen Segmente der Berliner Mauer.

Die ganze Geschichte gibt es in Jürgens Land.Karten Reisebuchhandlung bei uns im CAMP4 Berlin.


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