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Vom Versuch Wasser zu bändigen

Watermark: Colorado River Delta , Near San Felipe, Baja, Mexico 2011. Foto: Senator FilmverleihÜberwältigende Wassermassen, die voller Wucht auf einen nieder stürzen. In diesem Film ist das nicht nur zu sehen und zu hören sondern sogar beinah zu fühlen Wasser. Als wäre man mittendrin. Fünf Jahre hat sich der Fotograf Edward Burtynsky mit dem Thema Wasser befasst. Watermark heißt diese Naturdokumention.

Es sieht aus wie ein mit feinen Adern durchzogenes Blatt eines Baumes. Aber was hier zu sehen ist, ist der Colorado River in Mexiko. Was aussieht wie ein abstraktes Kunstwerk, sind die traurigen Überbleibsel eines stetig austrocknenden Flussbettes. Schon Kilometer vor der Küste versiegt der Colorado. Grund dafür ist ein Kanal, der in Kalifornien gebaut wurde, um eine Wüstenregion mit Wasser zu versorgen.

Der Owens River wurde Anfang des letzten Jahrhunderts umgeleitet, weil Los Angeles immer größer wurde. Deswegen ist der Owens See jetzt nur noch ein ausgetrocknetes gigantisches Staubbecken, dass bewässert werden muss, damit der Sand nicht in die Stadt weht.

Hubschrauber, Flugzeuge und Mini-Helikopter

Die meisten Bilder der Dokumentation sind aus der Vogelperspektive entstanden. Von oben und aus der Ferne wirkt alles oft wie gemalte Bilder oder Kunstwerke. Für seinen Film hat Edward Burtynsky Hubschrauber, Flugzeuge und Mini-Helikopter verwendet. So schön ist der Fluss, wenn die Kamera seinem Lauf folgt und so dunkel und mystisch die Bäume am Ufer und das Geröll im Wasser. Selbst das eigentlich so schöne Herbstgelb mutet auf einmal Böses an.

An der gigantischen Baustelle des von Xiluodu in China, wo der weltgrößte Staudamm entsteht, beobachtet der Zuschauer das Schicksal einer Spinne: Tippel, tappel, läuft sie vom einem Ende des Steines zum anderen, berührt mit einem oder zwei Beinchen das Wasser und traut sich nicht rein. Als die Kamera wegzoomt, sieht man, dass das Wasser unaufhörlich steigen wird. Die Spinne wird schwimmen müssen – oder sterben. Ein Mini-Drama über den Verlust der Heimat.

Gleiches Schicksal, andere Szene. Auch die alte Dame, die einst am Colorado River lebte, hat ihre Heimat verloren. Sie steht in dem ausgedörrten Flussbett, dass einer Salzwüste gleicht. Die Kamera zeigt ein Boot auf dem Trockenen und zieht dann in die Ferne. Erschreckend der Anblick des Kahns, wo er einst im Wasser schaukelte.

Keine Moral, nur Erläuterungen

Aus dem Off die Stimme der alten Dame, sie erzählt wie es früher einmal war und wie es so weit kommen konnte. Auch andere Anwohner kommen zu Wort und berichten von den jeweiligen Schauplätzen. Schneckenzüchter, Gerber, Klima-Wissenschaftler, die Tiefenbohrungen im Grönlandeis durchführen.

Thematisch und landschaftlich gibt es keine Grenzen: zehn Länder von Kanada bis China und 20 verschiedene Ortschaften an denen Burtynsky zusammen mit der kanadischen Filmemacherin Jennifer Baichwal Regie führte. Sie wollen keine Botschaft verbreiten oder moralische Ratschläge geben, aber zum Nachdenken über den Umweltschutz anregen, dass wollen die beiden Regisseure – und das gelingt ihnen auch ganz hervorragend.

Wenig Worte, aber große Bilder

In erster Linie funktioniert der Film mit und vor allem durch seine Bilder. Schon zu Beginn wird das deutlich. Tosende Wassermassen, die in Zeitlupe irgendwo heraus strömen. Mit Absicht sieht man nicht, woher sie kommen. Erst ganz langsam stellt sich heraus, wo all das Wasser herkommt. Mal wie eine Staubwolke, mal animiert, es ist nicht erkenntlich was sich hier abspielt. Dann wechselt die Kamera gemächlich ihre Perspektive.

Ein riesiger hässlicher Staudamm entlässt Fluten voller Schlamm. Sie schießen, strömen und wüten aus einem kleinen Loch des Dammes. Erschreckend ist der Anblick der Menschen, die dem Schauspiel beiwohnen. Ungeheuerliche Betonmassen, die das Wasser in seinem Lauf einsperren.

Watermark ist das Porträt eines Elements, dass uns fasziniert und ängstigt und vor allem ein Element, aus dem wir größtenteils bestehen. Die einen waschen sich im heiligen Fluss, andere entspannen inmitten von Vulkanlandschaften und wieder andere reiten auf den Wellen. Fast ohne Kommentare gelingt es den Regisseuren die Faszination des Wassers zu zeigen. Ein Film, über eine Naturgewalt, die der Mensch versucht zu bändigen.


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