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Tolle Tücken des lykischen Pfades

Unterwegs auf dem Lykischen Weg. Alle Fotos: HanneZu jeder längeren Reise gehört eine ordentliche Wanderung. Nach fünfmonatigen Erdkundschaften des indischen Subkontinents, schlugen wir uns übers Land zurück nach Deutschland. Ein Teil davon auf einem traumhaft schönen Wanderweg an der türkischen Mittelmeerküste: Der Lykia Yolu.

Der Lykia Yolu (lykischer Pfad oder lythian way) ist inzwischen nicht mehr der Geheimtipp schlechthin, aber wer gern im mediterranen Gefilde, auf sich schlängelnden Pfaden in Hochebenen entschweben will und sich in die Tiefen der seichten Buchten stürzen möchte oder wer Freude hat an der Einsamkeit am eigenen Lagerfeuer und wer nicht genug kriegen kann vom Blick über die türkisen Weiten gemischt mit schneebedeckten Kuppen, der ist dort genau richtig.

Über 500 Kilometer erstreckt sich der Wanderweg von Fethiye bis Antalya. Zwar wurde der Weg Ende der Neunziger von der Britin Kate Clow in seiner heutigen Form zusammengesetzt doch wird er heute überwiegend von deutschen Wandertouristen bevölkert.

Auf Hippies Pfaden

Wir starteten unsere Wanderung in Adresan, gleich neben dem örtlich berüchtigtem Hippieort Olympia. Wie üblich trampten wir dort hin, obwohl wir zugegebenermaßen auf den letzten Kilometern ziemliches Glück hatten, denn besonders häufig wird die kleine Zufahrtsstraße nicht frequentiert. Von einem öffentlichem Bus ganz zu schweigen.

Gleich zu Beginn wurde uns klar, dass wir wohl ab und an ein wenig den Weg suchen müssen. Schon in Adresan sind wir eine kleine Runde im Kreis gelaufen, weil das Wanderzeichengzeichen, ein roter und ein weißer Streifen, sich nicht entscheiden konnte, zu welchem Weg es gehören will. Zugegebenermaßen erschwerten wir uns unsere Wanderung zusätzlich, da wir sie entgegen der üblichen Laufrichtung entlang keuchten.

Für dieses Gebiet gibt es keine Wanderkarten, nur eine Buchausgabe von Kate Clow und Wegbeschreibungen aus dem Netz. Besonders zu empfehlen ist die von Peter Lill. Zu Beginn hatten wir gar nichts davon, sondern nur eine selbst gezeichnete Karte. Und viel Wasser. Streckenweise ist es schwierig an sauberes Trinkwasser zu gelangen. Mit unseren ausgelatschen Turnschuhen ging es dann die ersten Anhöhen hinauf.

Das Ziel ist der Leuchtturm

Es war Mitte April und wir kamen schnell ins Schwitzen. Doch es dauerte nicht lange und wir wurden mit einer phantastischen Aussicht belohnt. Entfernt schäumte das Meer in unseren Ohren, die picksigen Sträucher brachten unsere Waden zum tanzen, die Schokolade unsere Zähne zum Grinsen.

Wie in einem Strudel der Sucht zog es uns immer weiter, mal über Felsen, dann durch bewaldetes Gebiet bis wir bei Sonnenuntergang den Leuchtturm erreichten. Die Strömungen um die vorgelagerten Inseln haben angeblich in der Vergangenheit so einige Schiffe dem Meeresboden gleichgemacht. In dieser herrlichen Umgebung, wo einen die Schönheit der Natur hinter jeder Biegung wieder überrascht, kann man ganz wunderbar abschalten.

Diesen Abend durften wir in Gesellschaft anderer Wanderbegeisteter verbringen, ein energiegeladener Russe, der in einem Affenzahn den Weg zurücklegte und eine deutsche Studentin, die uns netterweise die bereits abgelaufenen Streckenbeschreibungen von Peter Lill überlies. Die nächsten Abende sollten wir dann in Zweisamkeit verbringen.

Mit der Zeit kommt die Routine, beim Zelte aufbauen ist genau klar, wer welchen Handgriff macht. Das Essen blieb ebenfalls dasselbe, da wir keinen Kocher hatten gab es immer abwechselnd: Brot mit Käse und Tomaten, Brot mit Paste Tomaten, Brot mit Oliven (übrigens sehr schmackhafte!) und Tomaten. Am Wegesrand findet sich so mancher Orangenbaum, doch nicht alle sind süß. Es gab auch eine bittere Variante, da hilft nur Ausprobieren.

Beste Zeit im Frühling

Natürlich kann man der Zivilisation auch auf dem Lykia Yolu nicht ewig fernbleiben. Regelmäßig kamen wir an kleineren Ortschaften vorbei, manche von ihnen waren Touristenhochburgen. Schließlich ist das immer noch die türkische Mittelmeerküste westlich von Antalya. Das sind gute Gelegenheiten um seine Essensvorräte wieder aufzutanken.

Wir bestritten den Weg kurz vor Beginn der Hauptsesaison, dementsprechend waren alle super freundlich und keine Touristenboote belagerten die einsamen Buchten. Vermutlich hätten wir zu einer späteren Zeit auch zusehens unter der Hitze gelitten.

Von dieser Woche durch die türkische Küstenlandschaft lassen sich viele Anekdoten erzählen, von einer Schildkröte, auf die wir fast traten, einer syrischen Familie, die nicht davon abließ uns mit Tomaten und Paprika aus ihrem Gewächshaus zu beschenken.

Von dem Tag, an dem wir glaubten hungern zu müssen, von dem Hund, der mich zwang, eine Stunde völlig regungslos in meinem Schlafsack zu verweilen, vielen Ziegen von großartigen Ruinen und Nächten am Strand und den unumstrittenen, grandiosen Ausblicken in das Blau des Meeres.


One Response to Tolle Tücken des lykischen Pfades

  1. Martin says:

    „Für dieses Gebiet gibt es keine Wanderkarten, nur eine Buchausgabe von Kate Clow“

    Falsch! Gibt es schon: Lycia East und Lycia West Hiking Map 😉

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