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Eisbärenwache, Gletscherhöhlen und Eiseskälte – Drei Wochen Spitzbergen

Beissender Wind auf dem Weg zum Gipfel. Alle Bilder: Philipp KonietzkoDie Boeing 737 drehte langsam gen Westen und alle begaben sich auf die linke Seite des Flugzeuges um ein Blick auf die partielle Sonnenfinsternis zu erhaschen. Es ist der 20. März 2015. Der Tag an dem auf Grönland, den Färöern und Spitzbergen der Mond die Sonne verdunkelt und wir sitzen in der Maschine nach Longyearbyen, der Hauptstadt des zu Norwegens gehörenden arktischen Archipels Svalbard.

Das Maike und ich genau zu dieser Zeit im Flugzeug sitzen liegt eher an den günstigen Flugpreisen als an der Sonnenfinsternis. Denn eigentlich wollen wir einen Freund besuchen, der hier sein Studium zum Arctic Nature Guide absolviert und etwas Polarerfahrung sammeln.

Auf dem nördlichsten Campingplatz der Welt

Schon der Landeanflug ist etwas ganz besonderes. Atemberaubend schön ist die Inselgruppe mit ihren vielen spitzen Bergen, die durch die Gletscher hindurchstoßen. Bei -19°C und sonnigem Wetter steigen wir auf die vereiste Landebahn. Der Campingplatz, auf dem wir die nächsten drei Wochen leben werden, ist nur wenige hundert Meter vom „Svalbard Lufthavn“ entfernt. Das ist aber kein Problem, denn mehr als drei Maschinen starten hier nicht pro Tag.

Das der nördlichste Campingplatz der Welt überhaupt schon geöffnet hat, liegt nur daran, das wegen der vielen Sonnenfinsternistouristen jedes Bett im Ort ausgebucht ist. Und auch hier ist wahnsinnig viel los. Ein Expeditionszelt neben dem Anderen und im Aufenthaltsraum türmen sich die Daunenklamotten.

Wir schlagen unsere Zelte, hinter einer schützenden Schneemauer auf und erkunden ersteinmal die nähere Umgebung. Die letzten Ausläufer des Golfstromes erwärmen den „Isfjord“ so dass im Zusammenspiel mit der klaren kalten Luft Dampfschwaden über die Bucht wabern. Und wäre es nicht so knackig kalt, säßen wir wahrscheinlich stundenlang am Ufer, aber so hält uns die Kälte in Bewegung.

Neugierde kann tödlich sein

Weit entfernen können wir uns jedoch noch nicht vom Camp, den Spitzbergen ist  Eisbärenland. Auf die ca. 2700 Einwohner kommen etwas ebenso viele Eisbären. Diese haben den Menschen zwar nicht auf ihrem Speiseplan aber selbst ihre Neugierde kann tödlich sein, weshalb der Ort nur bewaffnet verlassen werden darf. In Deutschland habe  ich deshalb eine Waffensachkundeprüfung abgelegt und mit einer Genehmigung des Sysselmann, des obersten norwegischen Beamten auf Spitzbergen, können wir uns in den nächsten Tagen ein Gewehr ausleihen.

Unsere erste Tour führt uns auf den Nordenskiöld, eine 1050m hohen Berg in der Nähe von Longyearbyen. Wir haben blauen Himmel und -17°C doch, der eisige Wind lässt die gefühlte Temperatur in Bereiche um -30°C rutschen. Aber der Ausblick und ein heißer Tee auf dem Gipfel entschädigen für alles.

Nach der ersten Woche sind fast alle Sonnenfinsternistouristen abgereist und wir sind zeitweilig alleine auf dem Campingplatz. Das führt dazu, das die Nächte kürzer werden, denn solange einer schläft muss jemand anderes Eisbärenwache halten. Dazu läuft man bewaffnet mit Leuchtmunition und viel heißem Tee seine Kreise um das Lager. Einen Eisbären haben wir jedoch nie gesichtet.

Eishölen-Erkundung in Ruhe und Dunkelheit

Für wenige Tage klettern die Temperaturen nun bereits über 0°C. Das führt dazu, dass das Eis unter dem auf Pfählen gebauten Campingplatzgebäude taut und Maike uns zwei zuvor eingefrorene Fahrräder bergen kann. Damit sind wir nun deutlich mobiler und kommen auch mal schnell über das Eis des zugefrorenen Adventdalen auf die andere Seite des Fjordes um dort zu wandern und die verlassenen Kohlemienen zu erkunden.

Besonders angetan haben es uns die Eishöhlen. Das sind Höhlen im Gletscher, die im Sommer durch Schmelzwasser entstehen und im Winter über winzige Löcher auf dem Gletscher zugänglich sind. Solche Höhlen gibt es zum Beispiel auf dem Longyearbreen und dem Larsbreen. Die absolute Ruhe und Dunkelheit dort unten wird nur vom Schein der Stirnlampen durchbrochen. Aber dann funkeln abertausende von Eiskristallen und Zapfen von den oft meterhohen Gewölbedecken. Dick eingehüllt im Daunenschlafsack und sicher vor Eisbären lässt es sich hier auch prima schlafen.

Nach drei Wochen Eis und Kälte geht es dann viel zu schnell, aber mit einer Menge Eindrücke und der Gewissheit irgendwann wiederzukommen, zurück.


One Response to Eisbärenwache, Gletscherhöhlen und Eiseskälte – Drei Wochen Spitzbergen

  1. Mario says:

    Hallöchen,

    wir waren vor zwei Jahren im Sommer zum Trekking dort. Das ist auch ein geniales Erlebnis… :-)

    http://www.schoenebergtouren.de/regionen/europa/norwegen/spitzbergen-trekking-ausruestungschaos-und-aufbruch-ins-ungewisse/

    Gruß Mario

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