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Ein Ausflug in die polnische Hohe Tatra

Schlechtes Wetter im Anmarsch. Alle Bilder: Autor

Die Schönheit der Tatra ist in Polen sprichwörtlich. Ein kleines, feines Hochgebirge, gut zu erreichen, sehr gute Infrastruktur mit Hütten und gut ausgebauten Wegen, und jeder Menge Möglichkeiten auch für Kletterer, Bergsteiger und Wintersportler.

Die polnischen, Tatra-trainierten Alpinisten haben nach wie vor Weltrang, nicht nur bei Wintererstbesteigungen. Ich wollte nur ein paar Tage wandern, wozu sich die Nebensaison gut eignet, da es dann nicht so überlaufen ist. Der Tatra-Nationalpark zählt pro Jahr gigantische zehn Millionen Besucher.

Viel Wetter

Um kurz vor acht in Krakow ankommend nahm ich gleich einen Bus weiter nach Zakopane, wo es um kurz nach zehn Uhr schon dunkel war. Nichtsdestotrotz begab ich mich noch in die Berge, langsam ging es durch Nadelwald bergan.

Der Himmel war sternenklar und ich spannte unweit von einem Bach mein Tarp auf. Unsanft wurde meine Nachtruhe durch Tropfen im Gesicht gestört. Der Nachthimmel wurde langsam von leichtem, grauem Dämmerlicht abgelöst, und mein Tarp war des Nachts nicht sonderlich gut abgespannt worden. Das Resultat waren verschiedene Wassereinbrüche.

Irgendwann stand ich im anhaltenden Regen auf, packte und ging los. Das Wetter blieb beständig schlecht, trotzdem ging ich weiter Richtung Giewont. Und da passierte es wie aus dem Nichts: es klarte auf. Ich machte eine Pause und breitete den leicht klammen Teil der Ausrüstung zum Trocknen aus.

Dies gelang mir in circa einer halben Stunde ganz gut, weil es sich dann erneut zuzog und wieder Niederschlag einsetzte. Dieser wurde zu Schneeregen und Hagel, dazu stürmte es. An der Kopa Kondracka vorbei ging ich bis zum Kasprowy Wierch. Die Sichtweite war um die 20 Meter und trotz der suboptimalen Wetterbedingungen begegneten mir bestimmt an die zehn Leute.

Da keine Wetterbesserung in Sicht war, bog ich am Kasprowy Wierch nach Norden ins Tal und bezog ein Bett in einer Berghütte. Zuerst war ich allein in einem 12-Bett-Zimmer, aber bald wurde es voller; eine Frau aus Rzeszow, zwei Männer aus Lodz sowie ein Warschauer mit seinem Bekannten aus den Niederlanden.

Es entsponnen sich Gespräche über dies und das und der Abend wurde ein sehr angenehmer. Zudem klarte es gegen Abend auf und die weiteren Aussichten waren gut.

Über zwei Pässe

Keine Wolke trübte das Sonnenlicht am nächsten Morgen. Nach dem Frühstück machte ich mich mit drei „Mitbewohnern“ auf den Weg zum Zawrat. Der Weg hinauf zeigte sich verschneiter als beim letzten Besuch. Auch der Czarny Staw war noch zugefroren.

Der Anstieg war steil, die Sonne brannte, und die drei Gefährten bissen sich trotz fehlender Steigeisen mutig durch den Schnee. Überholt wurden wir von einem Bergsteiger, der vom Pass aus weiter auf dem Grat Richtung Osten wollte. Nach längerer Pause auf der Passhöhe nach den Mühen des Aufstiegs stiegen bzw. rutschten wir kontrolliert hinunter zum Wielki Staw.

Altschneefelder waren die ganze Zeit zu queren. Am Wielki Staw trennten sich unsere Wege, weil ich über den Szpiglasowa-Pass weiter zum Morskie Oko wollte. Auch der Weg zu diesem Pass war relativ anstrengend, aber der Ausblick entschädigte für die Strapazen.

In Serpentinen ging es dann wieder hinab, und am Morskie Oko herrschte der übliche Massentourismus, da der See nicht nur äußerst malerisch, sondern auch relativ leicht erreichbar ist. Ich verließ sehr bald die Straße zugunsten eines Weges durch den Wald, und schlug im Unterholz mein Nachtlager auf. Ich schlief fantastisch. Am Morgen frühstückte ich ausgiebig an einem nahen Bach und machte mich wieder auf den Weg.

Zurück über Krakow

Bald erreichte ich den Parkplatz in Polana Bielczanska, der sich unglaublich schnell füllte, es war Samstag morgens, und nach einem Kaffee fuhr ich nach Zakopane zurück. Dort wiederum bestieg ich den Bus nach Krakow, nahm ich mir ein Zimmer für die Nacht, kaufte mir ein Zugticket für den kommenden Tag und bummelte durch die Stadt, die sich in den letzten Jahren noch mehr verändert hat.

Alles war auf Tourismus ausgerichtet; Hostels, Hotels, Souvenirshops. Wo ein Buchladen war, ist jetzt ein Hard Rock-Cafe, von den drei mir bekannten Outdoorläden existiert noch einer, der aber die kleinen polnischen Marken, wenn sie denn noch existieren sollten, nicht führt.

Aber außerhalb des Altstadtrings geht das Leben seinen normalen, entspannten Gang, ungestört von den Touristenmassen, die sich ja bekanntlich weltweit immer in den gleichen Schneisen bewegen. Gegen Abend erreichte ich den Wawel und ließ die Reise mit einem Bier am Ufer der Wisla ausklingen.

Kurzum, es war mal wieder ein netter, kurzer Trip. Und da ich es immer noch nicht auf den Ryzy geschafft habe, ist ein weiterer Besuch in den nächsten Jahren nicht auszuschließen.


2 Responses to Ein Ausflug in die polnische Hohe Tatra

  1. Andi says:

    Hallo Philipp, Wie war das mit Kontrollen bzgl. Zelten/Wild Campen?

    Meinst du eine Wanderung zum Monatswechsel Oktober/November geht von den Anstrengungen/Temperaturen?

  2. philipp says:

    Hallo.
    Kontrollen habe ich noch nie erlebt, es gilt, sich einfach Mühe bei der Wahl des Schlafplatzes zu geben, also fernab und ausser Sichtweite von Wegen nächtigen.
    Ende Oktober/Anfang November sollte bei nicht allzu schlechtem Wetter gehen. In den höheren Lagen kann schon Schnee liegen und die Temperaturen dauerhaft im Minusbereich sein. Ich musste einmal Mitte Oktober am Ryzy kurz unterhalb des Gipfels wegen eines sich verstärkenden Schneesturms umkehren. Bei nicht allzu schlechter Wettervorhersage würde ich es einfach versuchen. Die Anstrengungen außerhalb der teilweise schwierigen Grate sind eher gering.

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