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Ihre Hoheit – die Barbarine!

CAMP 4 Mitarbeiter Hans auf der Barbarine. Alle Bilder: privatSicherlich jeder, der schon mal mit dem Klettern in Sachsen in Berührung gekommen ist, kennt sie – die Barbarine. Eine der imposantesten Felsgestalten des Elbsandsteingebirges. Leider ist sie seit dem Jahr 1975 für den Klettersport gesperrt, um ihr weitere „Mißhandlungen“ zu ersparen und sie als Naturdenkmal für alle Wanderer und Touristen weiterhin erhalten zu können.Und dennoch ergab sich für CAMP4 Mitarbeiter Hans eine ganz besondere Möglichkeit:

Zu diesem Zweck bekam die „alte Dame“ 1979/80 ein „Kopftuch“ aus Epoxidharz und einen „Schal“ aus Beton. Damit sieht sie nicht wirklich schöner aus, aber sie „lebt“ noch – Schönheit ist ja bekanntlich vergänglich. Da diese Sanierungsarbeiten schon fast 35 Jahre zurückliegen, wird eine neuerliche Sanierung immer notwendiger. Doch keine Sanierung ohne vorliegendes Gutachten. Aus diesem Grund wird die Barbarine in regelmäßigen Abständen von der KTA (Klettertechnische Abteilung des Sächsischen Bergsteigerbundes) begangen. So können Zustand des Gipfelkopfes, Dichtigkeit, Risse etc. attestiert werden.

Am großen Rad gedreht

Denn selbstverständlich hat solch exponierte Felsnadel, zumal mit einem Besteigungsverbot, ein ganz eigenes Flair und sollte in keinem Portfolio eines ausgereiften Bergsteigers fehlen. Nun gibt es zwei Möglichkeiten, erstere ist illegal und sollte nicht wirklich in Betracht gezogen werden. Denn eine „schwarze“ Besteigung der Barbarine ist eine Straftat und wird nicht unter 1000€ Strafe geahndet! Ergo bleibt nur die zweite Variante, irgendwie an eine legale Besteigung herankommen. Dazu sollte man sehr gute Kontakte zum SBB pflegen.

Wenn man dann das ganz große Rad gedreht hat und reichlich Glück dazu, trifft man sich an einem immer wieder verschobenen Termin am Fuß der Alten Dame – und darf, aus Bergsteigersicht, an einem Tag Ostern und Weihnachten feiern. Dieses Jahr hatte ich, durch einen guten Freund organisiert, das ganz große Glück, an einer solchen Besteigung teilnehmen zu dürfen.

Endlich geht es hoch

Der ganze Tag lief wie im Rausch ab: Der Vorsteiger erstieg die begehrte Nadel innerhalb kurzer Zeit, wobei er die nötigen Sicherungen in Form von Schlingen legte. Die vorhandenen Einschraubringe wurden aus Gründe des Gewichts und des damit verbundenen Transports weggelassen.

Ging übrigens hervorragend, der AW (Alter Weg – sprich ältester Aufstieg am Fels) ist sehr gut abzusichern. Hurtig stieg der Zweite hinterher um sich am Gipfel zu fixieren und die nötigen Vermessungs- und Dokumentationsarbeiten zu beginnen. Nun folgte mein Freund, welcher mit der Rißbreite an der Schlüsselstelle des Weges Breitenprobleme hatte. Schlußendlich war auch er oben.

Noch zwei weitere Anwärter, wobei der ältere der Beiden, sich der Schwierigkeit des Weges, Sächsisch VI bzw. nach heutiger Bewertung VIIa, geschlagen geben mußte, was ein Wermutstropfen für ihn und auch den Rest der Truppe war. Klaus du warst trotzdem dabei!!!

Füße, Hacke, Spitze – läuft

Nun ich, das Adrenalin schwappt im Kopf, schnell auf den Vorblock, bloß keine Blöße vor den anderen geben. Rasch das einfachere Rißsystem überklettert – läuft super! Rechts rüber zum Ausstiegsriß, sauber geklemmt, Füße Hacke/Spitze, zweimal anziehen und schon lacht der Gipfelkopf!

Die beiden Gipfelköpfe sind einfacher, als ich dachte, vielleicht Ver Gelände, überall große Griffe. Wenige Augenblicke später stehe ich auf dem Gipfel – ich kann es gar nicht glauben. Ich auf der Barbarine! Im Frühjahr war ich noch mit meinem Vater und meinen Geschwistern als Wanderer hier und hatte laut geträumt, wie es wohl wäre einmal auf der Nadel stehen zu dürfen?! Nun war es Realität – wieder ist ein Traum in Erfüllung gegangen und ich habe noch so viele!!!

Bis demnächst am Fels

Euer Hans


6 Responses to Ihre Hoheit – die Barbarine!

  1. Hans Scholze Hans says:

    danke für die schöne Bildauswahl Helen;-)

  2. JaniZe says:

    Lieber Hans,
    ich selber gehe nicht klettern, muss aber zugeben, dass sowohl Dein Bericht als auch die Bilder nachvollziehen lassen, wie Du Dich gefühlt haben musst. Da kann man Dich nur beglückwünschen. Als Wanderer sollte ich auch mal einen Blick drauf werfen. Danke und hoffentlich gehen noch viele Deiner Träume in Erfüllung

  3. Andreas Hille Andreas Hille says:

    … seufz …
    ein Träumender

  4. birte says:

    „barbarisch“ spitz und hoch.
    abgefahren, hans!

  5. Björn says:

    Heidewitzka!! Davor gestanden hab ich auch schon…einen ganz dicken wehmütigen Gruß ans regelmäßig wagemutige Camp4 aus dem Norden! Hoffe, es ereilt euch bald mal wieder die von mir geliebte Winter-Klassenfahrt. Oder war es doch eher ne Hassliebe?? Hmmm….

  6. Anke says:

    Wie oft habe ich schon bewundernd auf die „alte Dame“ geschaut und mir gewünscht, einmal dort hochklettern zu dürfen? Freu mich für Dich!

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