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Paddeltour – fast ganz allein

Uebernachtung direkt am Wasser. Alle Bilder: privatIn diesem wunderbaren Reisebericht schreibt unser wohl bisher jüngster Autor über ein ganz besonderes Paddelabenteuer. In den Osterferien war Eddie das erste mal mit seinem Papa ganz alleine auf dem Wasser unterwegs:

Am Sonntag, den 20.3.2016  fuhren wir, mein Papa und ich, zum Dreetzsee bei Feldberg. Als wir dort ankamen, bauten wir das Zelt auf, luden unser Kanu namens GRED 2.0 ab und kamen erstmal an.

Mit Weitblick

Die Ferien sind dieses Jahr sehr früh, was zum Einen ein Vorteil ist, weil man die Gewässer noch für sich allein hat, bevor sich alle wieder hier draußen rumtreiben. Zum Zweiten ist es aber doch recht Ars…kalt. Entschuldigung für meine Ausdrucksweise, ich weiß wohl, dass sollte ein fast Elfjähriger nicht sagen, war aber so!

Am nächsten Morgen trugen wir das Boot zum Krüselinsee rüber, und es ging los. Die Reise vom Dreetzsee bis nach Berlin! Es war ein komisches Gefühl, diese Strecke zurücklegen zu wollen, aber auch schön. Wir sind schon oft einen winzigen Teil der Strecke gefahren und haben uns häufig gefragt, wie es wohl hinter den bekannten Gebieten aussieht.

Nach dem Krüselinsee muss man das erste Mal das Boot umtragen. Die Jahre zuvor hat hier immer ein Biber sein Unwesen getrieben und der Einstieg wurde von Jahr zu Jahr schwieriger, da der Weg immer mehr vermoderte und verschlammte.

Doch es war viel einfacher als gedacht, da im Winter wohl der Steg frei geräumt wurde und so war das Hinderniss schnell geschafft. Die meisten Biwakplätze waren nicht sehr gepflegt und alt, doch Fegefeuer, da wo wir geschlafen haben, war o.k..

Mama kümmert sich ums Essen – auch aus der Ferne

Wenn wir einen passenden Platz zum Schlafen gefunden hatten, dann ging die Arbeitsteilung los. Papa kümmerte sich um Zelte und die Schlafsäcke. Ich war für das Feuer und das Essen zuständig. Das hieß also ich musste den Kocher aufbauen und Wasser im Kessel heiß machen, wenn wir Trekking-Tüten-Futter essen und Tee kochen wollten. Da Mama im CAMP4 arbeitet hat sie uns viel zuviel davon mitgegeben.

Oder es gab Stulle mit Salami von der Stange, Käse vom Stück oder Leberwurst aus dem Glas. Papa sagt, manche Dinge ändern sich nie und so wurde schon immer beim Zelten gefuttert.

Wenn ich mit Papa alleine paddel, dann ist das schon recht anstrengend für mich. Ich bin kein Riese und auch kein Kraftpaket und bei der Kälte plus Gegenwind, bin ich am Abend ziemlich müde. Dann heisst es nach dem Abendbrot schnell in den warmen Schlafsack mummeln und „Herr der Ringe“ lesen. Die Nacht habe ich gut geschlafen und glücklicherweise hat es geregnet, sodass wir das Grunzen der Wildschweine nicht hörten.

Mitten durch schönste Natur

Am nächsten Morgen ging es wieder los mit Essen machen und Zelt zusammen räumen. Dann paddelten wir weiter auf dem Küstrinchen-Bach. Dieser Teil ist im Sommer meistens gesperrt, weil der Pegel über 30cm liegen muss und dort seltene Arten ihr zuhause haben. Er wird wohl bald ganz geschlossen werden.

So hatten wir noch das Glück ihn mit starker Strömung befahren zu dürfen. Dort war es wunderschön und die Natur war herrlich. Auf den Seen waren wir genau das Gegenteil von schnell. Meistens gab es Gegenwind, aber es waren auch schöne Teile dabei.

Auf dem letzten See, wo wir unseren Campingplatz für heute ausgesucht hatten, gab es Ostseestrand-Wellen. Wieder derselbe Ablauf wie gestern, bloß saßen wir in einer kleinen Hütte und aßen dort. Am Abend gingen wir zum Zelt und machten uns zwei kleine Wärmflaschen heiß, kuschelten uns in unsere Schlafsäcke und ich las, wie abends zuvor, wieder „Herr der Ringe“. Die Gefährten waren noch in Bruchtal und machten sich langsam bereit für ihre Reise. Ich war in meiner schon mittendrin.

Vorbei an Vogelkacke-Bäumen

Nächster Tag, der Blick aus dem Zelt zeigte ein kühles, aber einigermaßen klares Wetter. Wir hatten ein köstliches Müsli zum Frühstück. Das möchte ich ab jetzt öfter mitnehmen. Nachdem wir alles gepackt hatten fuhren wir an einer kleinen Insel vorbei, deren Bäume weiß waren. Nur durch Vogelkacke!!!

Sowas hatte ich noch nie gesehen und wollte es auch erst nicht glauben, aber Papa gab mir den Beweis, in dem wir ganz nah ranfuhren. Da konnte ich es mit eigenen Augen sehen. Sowas…. Danach fuhren wir auf unserer Reise größten Fluss. Die Havel. Man sah ihr die Schifffahrt an. Die Ufer sind befestigt und ausgebaut.

Wir starteten um ca 11:00 und fuhren auf die Havel bei KM 54. Nun mussten wir uns auf dem letzten Stück aber ziemlich beeilen, denn die Schleusen machten um 16:00 zu. Wir paddelten mit aller Kraft, bis wir Schaum an der Spitze hatten. Papa natürlich mehr als ich, aber ich habe wirklich alles gegeben. Die letzte Schleuse hatte eigentlich noch gar nicht offen, aber wir zogen trotzdem am Hebel und sie funktionierte. Ein Glück!

An diesem Tag haben wir vier Schleusen passiert und ca. 30km zurückgelegt. Wir schliefen nachts auf einem Biwakplatz am „Gasthaus zur Fähre“ in Burgwall. Heute ließen wir es uns richtig gut gehen. Papa aß ein Schweinesteak mit Würzfleisch und Käse überbacken und ich ein Schnitzel mit Spiegelei und Pommes. Dann ab in`s Bett und gute Nacht.

Papa hat’s versaut 😉

Am nächsten Morgen gab es olle Stulle, weil Papa das Mousse au Choclate versaut hatte. Da kommt nur wenig Wasser rein. Hat Papa aber nicht drauf geachtet. Dann bin ich zur Gaststube gegangen und habe mich mit meinem Buch und einem warmen Kakao hingesetzt, während Papa alles eingepackt hat.

Heute nahmen wir uns vor 27km zu paddeln und in Liebenwalde zu schlafen. Leider kannte dort niemand den Biwakplatz und so mussten wir weiter. Das nervte uns total!! Das hieß bis zur nächsten Schleuse und das ganze Boot aus dem Wasser holen und umtragen. Es war bereits nach 17:00 und wurde so langsam dunkel.

Dann fanden wir noch einen Rastplatz auf der Karte in ca 5km Entfernung am Oder/Havel Kanal. Dort mussten wir noch hin, denn man konnte am Ufer leider nicht zelten. Auf dem Platz angekommen war es bereits dunkel und mir war sehr unheimlich, denn er lag mitten im Wald. Also schnell aufgebaut, Feuer gemacht (soll ja die Tiere wohl fern halten) und etwas gegessen. Dann wie üblich: warmer Schlafsack und mein Buch.

Die letzten (harten) Kilometer

Anstatt wie sonst von Vogelgezwitscher aufzuwachen, tuckerte das erste Transportschiff an uns vorbei. Heute sollte der letzte Tag unserer Reise sein. Nur 18km bis zur Schleuse Lehnitzsee. Die hatten es aber in sich: Alles war gegen uns. Wind, Strömung und das Wetter!!!

Richtig doof. Der einzige Spaß waren ab und an die riesigen Wellen der großen Lastschiffe. Nach mehreren kleinen Pausen und vielen Keksen, denn Papa sagt: Essen hebt die Moral, waren wir endlich am Ziel. Mama holte uns hier ab.

Wir wollten unser Kanu mit einer Gleis-Lore umtragen, denn diese Schleuse ist für Freizeitboote gesperrt. Aufgeregt wollte ich Papa zeigen, wo die Lore ist, aber Papa lief schnur-straks zum Schleusenwart. Ich kämpfte mich zwar schon mit der Lore hoch, aber dann hat Papa mir zugerufen ich soll  schnell ins Kanu springen. Der Wart hat uns dann doch mit einem anderen Boot passieren lassen. Sozusagen eine „Schlechtwetterschleusensondergenehmigung“.

Als wir mittendrin waren hörten wir schon Mama’s einzigartigen Pfiff. Das war die größte Schleuse, die ich je gesehen habe (über 100m). Als wir rauskamen sahen wir Mama schon und luden alles in’s und auf’s Auto. Das war es mit meiner Papa/Sohn Reise.

Ich fand sie wunderbar und ich stelle noch mehr als vorher fest: Papa ist ein toller Typ!!!!!!

Jetzt fahren wir in’s Elbsandsteingebirge……….bis bald!


8 Responses to Paddeltour – fast ganz allein

  1. Andreas Hille Andreas Hille says:

    Eddie weiter so. Ein super Bericht. Jedes Wort habe ich gelesen. Aber war das nicht wirklich noch ein bißchen sehr A…kalt?

  2. Janice Howe René says:

    Hallo Eddie , mir hat die Reise auch sehr viel Spass gemacht ,gerne immer wieder ( bist ein cooler Typ )

    Dein Papa

  3. Hans Scholze Hans says:

    Freue mich schon auf den Bericht aus dem Elbi, schöne Vater & Sohn Nummer! Muß ich auch mal machen.

  4. Angelika und Jürgen says:

    Hallo Eddie
    es ist toll zu lesen, daß man nicht erst bis nach Malle fliegen muß um ein Abenteuer in der Natur zu fühlen.
    In deinem Artikel merkt man, das es am meisten Spass macht, wenn man etwas gemeinsam unternimmt und das am besten draußen in der Natur mit seinem besten Freund, egal wie kalt, egal wie weit.

  5. Robert und Anja says:

    Toller Reisebericht Eddie Tip Top

  6. Micha says:

    Nicht nur dein Papa ist bestimmt ein toller Typ, sondern auch du bist ein solcher. Ein schöner Bericht aus ungewöhnlicher Perspektive.

  7. Wassi says:

    Hi Eddie, vielen Dank für das Lesevergnügen! Ein wirklich gut geschriebener Bericht und tolle Fotos (mein Favorit ist das mit den bemoosten Bäumen)! Und das es Arschkalt (ich entschuldige deine Ausdrucksweise)war, glaube ich Dir gern…insofern kann ich nur sagen: Großartig das man mit Dir solche Abenteuer unternehmen kann!

  8. Felix says:

    Ein toller Bericht, Eddie. Danke für die Bilder und Beschreibung eurer Erlebnisse. Hast du ein Glück, dass dein Papa kein Schönwetter-Paddler ist :) Weiterhin viele spannende Paddel- und Zelttouren!

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