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Fágáras-Kamm: Statt wir ihn schafft er uns!

Meine Tour
Die Tour führte über den ca. 70km langen Hauptkamm des Fágáras, einem Gebirgsteil der Karpaten. Für den gesamten Kamm benötigt man mindestens 5-6 Tage. Im Winter haben wir den Kamm noch nie geschafft – aber er uns! Diesmal (Sept.2003) haben wir uns für die West-Ost Begehung entschieden. Gestartet sind wir von Turnu Rosu, einem Dorf mit Bahnstation kurz nach Sibiu. Da uns der Winter einholte, mußten wir bereits am Negoiu (2535m), dem zweithöchsten Berg Rumäniens, abbrechen. Aber zum Glück hat Rumänien noch mehr zu bieten: Vor allem die Städte Sibiu, Brasov, Medias und Sighisoara, sowie die vielen Wehrkirchen auf dem Land lohnen einen Besuch.

Warum FÁGÁRAS
Das Erste, was ich von Rumänien gehört habe und was mich fasziniert hat, waren NICHT die Geschichten über Dracula! Es waren die mindestens genauso spannenden Erzählungen über Jäger und Hirten , die durch die unendlichen Wälder und schroffen Berge in den Karpaten streiften. An einem kalten Februartag war ich dann das erste mal da und als ich nach zwei Wochen wieder fuhr, stand für mich fest, dass es ein nächstes Mal gibt. Im Winter vermittelt die weiße Landschaft ein Gefühl unendlicher Weite und zwischen den eisigen Gipfeln, gegen den kalten Wind ankämpfend, fühle ich mich sehr nah an der Natur. Das macht süchtig! Deshalb und weil Rumänien und seine Bewohner immer eine Reise wert sind, war ich dieses Jahr wieder dort.

Was Sie schon immer über FÁGÁRAS wissen wollten…
Keine Angst vor Diebstahl, Überfällen und Zigeunern?
Gestohlen wurde mir noch nie etwas. Die Rumänen sind nicht krimineller als die Deutschen, aber bedeutend gastfreundlicher. Gleiches gilt für die Roma, die sich in Rumänien selbst als Tigani (Zigeuner) bezeichnen und diese Bezeichnung dort auch nicht als diskriminierend empfinden – letzteres werden sie aber oft. Die weitverbreiteten Vorurteile und Klischees treffen längst nicht mehr auf alle zu. Einige haben sich bereits voll in die rumänische Gesellschaft integriert. Natürlich gibt es auch noch die Nomaden, die durchaus mit Kleinkriminalität ihren Lebensunterhalt verdienen. An ihrer Spitze steht ein selbsternannter Zigeunerkönig, der nicht an einer Änderung der Lebensumstände seiner „Untergebenen“ interessiert ist. Denn er verdient ganz gut und soll einer der reichsten Männer des Landes sein.

Und die vielen wilden Tiere?
Wölfe wird man eher hören als sehen, denn sie sind sehr scheu. Die Bärenpopulation ist etwas zu groß, was den Schäfern arge Verluste beschert. Eine Folge der Jagdpolitik des Diktators Ceausescu, der das Monopol der Bärenjagd für sich beanspruchte. Jetzt sind die Tiere zur Devisenquelle geworden. Außer Spuren habe ich aber auch von Bären noch nichts gesehen. Ein Problem können dagegen die Hirtenhunde werden. Karpatenwilli hat gute Tipps für eine Begegnung (siehe rechts: wwwo beginnen?).

Wie ist die Versorgungslage?
Die Verpflegung für die Bergtouren bringe ich von zu Hause mit. Dafür sind aber vor allem Zeitgründe ausschlaggebend. In den großen Städten gibt es inzwischen Supermärkte, die genauso vollgepackt sind, wie bei uns und wo man dementsprechend auch alles bekommt. Im Sommer gibt es überall frisches Obst und Gemüse zu kaufen, was sehr lecker schmeckt. Im Winter wird das Angebot saisonbedingt rarer und Frischprodukte teurer. Nach Benzin muss auch niemand mehr anstehen – es ist aber für rumänische Verdienstverhältnisse teuer (1 Liter ca. 60 – 70 cent).

Gibt es eine Bergwacht?
Die rumänische Bergwacht nennt sich Salvamont und besteht aus einzelnen Ortsgruppen, die bestimmte Abschnitte im Gebirge betreuen. Die zur Verfügung stehenden Mittel sind bei weitem nicht mit denen des DAV vergleichbar, aber man versucht das Bestmögliche zu leisten. Die Salvamont unterhält mehrere Notunterkünfte entlang des Hauptkammes des Fogaras. In den letzten Jahren wurden auch fast alle Wege neu markiert, was die Orientierung (auch bei schlechter Sicht) sehr erleichtert. An den Touristenhütten (Cabanas) empfiehlt es sich, Informationen über Wetter und Zustand der Wege einzuholen. Die Hütten sind auch mit Telefon bzw. Funk ausgerüstet – allerdings sind im Winter nicht alle ständig besetzt. Der Mobilfunk hat auch in Rumänien Einzug gehalten und das Netz ist auf dem Kamm des Fágáras stark genug, um zu telefonieren. Dies ist bei Notsituationen eine große Hilfe, aber bei schlechtem Wetter oder im Winter kann man nicht erwarten, dass diese schnell kommt.

Wer ist Dracula?
Die Figur des Dracula, die heute weltweite Berühmtheit erlangt hat, stammt aus der Feder des irischen Schriftstellers Bram Stoker. Dieser schuf vor rund 100 Jahren seinen gruseligen Roman über den Blutsauger aus Transsilvanien, das Bram Stoker übrigens selbst nie gesehen hat. In Rumänien kann man sich also nur auf die Spuren der historischen Figur begeben, die dem Familiennamen Dracul zur Berühmtheit verhalf: Der walachische Fürst Vlad III. Draculea wurde 1431 in Sighisoara (Schäßburg) geboren. In seinen rund 45 Lebensjahren sollen rund 40.000 Menschen seine Opfer geworden sein. Durch die Brutalität und Grausamkeit mit der er herrschte, wurde er bald Vlad Tepes (Vlad der Pfähler genannt). Der Name Dracul geht übrigens auf den deutschen Kaiser zurück. Der schlug die Familie zu Drachenrittern, was soviel bedeutet wie Türkenbekämpfer. Durch die geografische Lage bedingt, wurde das Herrschaftsgebiet des Fürsten ständig vom Osmanischen Reich bedroht. Obwohl man ihn als christliches Bollwerk brauchte, bekam Vlad Tepes kaum Unterstützung von anderen europäischen Mächten. So versuchte er mit brutaler Härte gegen seine Feinde, sowie Abtrünnige im eigenen Land vorzugehen.


One Response to Fágáras-Kamm: Statt wir ihn schafft er uns!

  1. Andreas Hille andreas says:

    Fagaras toll. Fagaras im Winter ist eine große Sache.
    Auch ich habe 2 Anläufe gebraucht. Auch jeweils von West nach Ost, dann hat man den Sturm meist von schräg hinten. Da das Fagaras ein relativ schmaler freistehender Gebirgszug ist gibt es im Winter immer eine gute Garantie für vorzügliche Sturmtage und riesige Wächten. Beim ersten war an der Podraguhütte Schluß zwei Jahre später erreichte ich mein Ziel das Feastra Mare und die Simbata Hütte. (dazwischen bis auf Biwakschachtel am Calzun immer Zeltbiwack)
    Ach so das war 1989 Anfang März :-)

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