Reiseberichte » Europa  » Polen

Einen Kurztrip zum Wandern in der Hohen Tatra

Meine Tour
Mit dem Zug nach Krakow, mit dem Bus weiter nach Zakopane. Zu Fuß über Kuznice, Hala Gasienicowa, Zawrat, vorbei am Wielki Staw Polski nach Morskie Oko. Dann über Stara Roztoka und Waksmundski, Hala Gasienicowa auf den Laliove Sedlo, Beskyd und Kasprowy Wierch, Abstieg über Myslenickie Turnie und Kuznice nach Zakopane. Bus nach Krakow, Zug (über Szczecin) nach Berlin.

Warum Hohe Tatra ?
Durch einen Feiertag entstand ein verlängertes Wochenende, welches ich durch einen kurzen Ausflug in die Tatra nutzte. Eigentliches Ziel war der Ryzy, an dem ich einmal Ende Oktober kurz unter dem Gipfel wegen extrem schlechten Wetters (Schneesturm) umkehrte. Die Hohe Tatra ist im nördlichen Teil des Karpatenbogens auf slowakischem und polnischem Territorium und erreicht mit dem Gerlachovsky Stit im slowakischen Teil seine größte Höhe.

Was Sie schon immer über die Hohe Tatra wissen wollten…
Früh den direkten Zug Berlin-Krakow nehmend fand ich mich nach einer, dank nervender lauter Mitreisender, Fahrt in nicht wirklich ausgeruhter Verfassung bei der abendlichen Ankunft in Krakow. Kurz nach 20:00 nahm ich den Bus nach Zakopane, wo ich auf der letzten Sitzbank Platz nahm, mich ausstreckte und teilweise die 2-stündige Fahrt schlafend verbrachte. In Zakopane angekommen wollte ich die erste Nacht im Freien verbringen, was ich auf einer Wiese in der Nähe von Kuznice auch tat. Am nächsten Morgen machte ich mich früh auf den Weg – das Netz an oft mit Steinen gepflasterten Wanderwegen ist relativ eng und sehr gut gekennzeichnet – und begann am späten Vormittag mit dem Aufstieg zum Zawrat. Ab einer Höhe von ca. 1500m war die Schneedecke geschlossen. Durch die starke Sonneneinstrahlung war diese stark aufgeweicht, so dass ich stetig etwas im Schnee versank, und noch dazu trotz Steigeisen bei steiler werdendem Anstieg immer etwas rutschte. Neben bzw. hinter mir war noch ein Skibergsteiger unterwegs. Der Aufstieg war strapaziös und ich, oben angelangt, etwas erschöpft. Dort tummelten sich bereits diverse Tagesausflügler, die eindeutig mit der Seilbahn zum Kasprowy Wierch gefahren waren. Ich verzichtete diesmal auf die Gratwanderung Orla Perc und begab mich wieder ins Tal mit den malerischen Seen die ihre Entstehung Gletschern verdanken und von denen der am höchsten gelegene noch von einer Eisschicht bedeckt war. Auf einer Wiese schlief ich etwas, wurde aber durch das permanente Hin- und Herfliegen des Helikopters der Bergrettung, dessen Besatzung anscheinend etwas übte, gestört. Hinter dem Przedni Staw Polski stieg ich zum Swistowa Czuba auf, und dann zum Morskie Oko ab. Dort war ich etwas erstaunt, den gerade gegangenen Weg als wegen Lawinengefahr gesperrt vorzufinden.
Die nächste Nacht biwakierte ich in der Nähe des Roztocka Czuba. Auf die Besteigung des Ryzy verzichtete ich ein weiteres Mal, da die Wetteraussichten nicht die besten waren. Die leichte Wanderung zur Hala Gasienicowa war durch permanente matschige Schneefelder nicht ganz so leicht wie gedacht.
Unglaublich einfach war der weitestgehend schneefreie Aufstieg zum Laliove Sedlo, zumindest im Vergleich zur Plackerei des Vortages zum Zawrat. Statt der am letzten Schild ausgewiesenen 55min brauchte ich gerade mal eine halbe Stunde. Das Wetter an diesem Tag war sehr wechselhaft. Kurze Schauer wurden von etwas Sonnenschein abgewechselt, die meiste Zeit war es jedoch bedeckt. Auf dem Sattel und den Rest des Tages herrschte ein starker Wind, vor allem auf dem Grat. Gegen Abend hatte ich den Abstieg entlang der Seilbahn zum Kasprowy Wierch absolviert, mich auf einer Wiese wiedergefunden, auf der ich gedachte die Nacht zu verbringen, als es anfing zu Gewittern. Zu meinem Glück fanden sich auf dieser Wiese auch ein paar alte Tatrahütten, in denen ich Schutz fand und auch die Nacht verbrachte.
Am nächsten Morgen ging ich dann nach Zakopane zum Busbahnhof und nahm einen Bus nach Krakow. Trotz der frühen Stunde deutete die große Zahl von mir entgegenkommenden Bergsteigern bzw. Tagesausflüglern auf das beginnende Wochenende und die große Popularität dieses kleinen Hochgebirges. Ich verbrachte den Samstag in Krakow, nicht ohne mir zuvor ein Hostel gesucht zu haben, und vor allem eine Dusche genommen zu haben. Unmengen von Touristengruppen ergossen sich durch die mittelalterliche Altstadt und sammelten sich vor allem auf dem Marktplatz. Ich spazierte durch nicht ganz so hoch touristisch frequentierte Gebiete der mir durch einige Besuche in den letzten Jahren wohlbekannten Stadt, saß am Ufer der Wisla, trank Kaffee und aß Kuchen.
Am nächsten Morgen nahm ich den Zug „Barbakan“ nach Szczecin. Die knappen 10h Fahrt waren ungemein entspannt. Im Gegensatz zu dem voll klimatisierten (unterkühlten) IC der Hinfahrt handelte es sich hier noch um einen „richtigen“ Zug, es ließen sich die Fenster öffnen und man durfte rauchen. Zudem gab es Abteile, so dass man nicht wie in den Großraumabteilen der DB das geballte schlechte Benehmen der Mitreisenden mitbekam, sondern sich auf maximal 5 Mitreisende einstellen konnte. Im Speisewagen, der, da der Betreiber regelmäßig mit einem Wagen durch den Zug fuhr und Getränke und Snacks feilbot, ziemlich leer war, trank ich hin und wieder einen Kaffee. Ansonsten las ich und schaute aus dem Fenster.
Ab Szeczin nahm ich dann die Regionalbahn, und ab Angermünde begann die Hölle: Ein mit BW-Soldaten und schreienden Kindern vollgestopfter IC aus Richtung Ostsee kommend. Stoisch ertrug ich, im vollen Gang stehend diese letzte knappe Stunde der Reise, mir blieb ja auch nichts anderes übrig. Anscheinend war auch die Klimaanlage kaputt oder überlastet, auf jeden Fall war es heiß und stickig. Ich sehnte mich zurück nach den Zügen der PKP.


One Response to Einen Kurztrip zum Wandern in der Hohen Tatra

  1. Benjamin says:

    Ich habe leider noch nie die Seen in der Tatra zugefroren gesehen. So wie auf dem Foto muss das ein toller Anblick sein! Das Problem mit den vielen Touristen kenne ich selbst auch aus Zakopane. Da war es bei meinem Aufenthalt in der Tatra damals so voll, dass ich mit meinen Freunden am Bußbahnhof übernachten musste! Wie auch immer hoffe ich für dich, dass vor allem die Fahrt das nächste Mal für dich angenehmer wird! Kannst auch gerne mal bei mir vorbeischauen, ich hab auch ein bisschen über die Tatra geschrieben, aber eher die slowakische Seite!

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert