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Testbericht: Das Hilleberg Unna

Hilleberg-UnnaEs sollte Solo nach Lappland gehen. Ein neues leichtes, doch komfortables und sturmsicheres  Ein-Personenzelt wurde gebraucht. Und das nicht für irgendjemanden, sondern für mich! Einen 197 cm hohen Menschen. Kein einfaches Unterfangen. Hier mein Testbericht zum Hilleberg Unna.

Hilleberg Unna – Geräumig und leicht

Ich wollte ein Zelt haben, in dem ich auch sitzen kann, bequem Platz hab, um auch mal einen Schlechtwettertag zu überstehen und das nicht über zwei Kilogramm wiegt. Nun gut, es wurden 2100 + 210 Gramm Alureflexzeltunterlage.

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Hell, rot und sichtbar

Hilleberg Unna heißt mein neues Wohnmobil, natürlich in rot. Warum rot? Es sieht auf Fotos einfach geil aus, auch bei Schlechtwettertagen ist es drinnen hell und somit auch die Stimmung aufhellend.

Zusätzlich ist die Farbe ein wichtiger Sicherheitsaspekt für Solotouren in Lappland. Denn dort gibt es keinen Handyempfang, bei einem Unfall wie zum Beispiel einem gebrochenen Fuß bleibt einem nichts anderes übrig als auf Hilfe zu warten. Hilfe kommt aber nur von denen zu Hause, die einen vermissen und eben nur von einem Zelt, welches in der Landschaft zu sehen ist.

Hilleberg Unna – Einfacher Auf- und Abbau

Aufbau: Sehr simpel, zwei Stangen (beide gleich lang) werden von einer Schmalseite her in die Kanäle geschoben. Bei Sturm geschieht das auf der Leeseite entgegen dem Wind. Die Stangen lassen sich gut spannen. Die Zeltstangenkonstruktion wurde so ausgeführt, dass für den Extremeinsatz das Gestänge gedoppelt werden kann. Außenzelt und Innenzelt werden in einem Arbeitsgang aufgebaut. Das Außenzelt kann auch ohne Innenzelt aufgebaut werden. Das Zelt ist sehr sturmstabil auch bei wechselnden Windrichtungen.

Abbau: Natürlich genauso simpel wie der Aufbau, mit einer entscheidenden Besonderheit. Möchtest du das Zelt im strömenden Regen abbauen oder ist dein Außenzelt vom Morgentau nass, so kannst du das Innenzelt aushängen und trocken verpacken.

Test mehr als bestanden! Alle Fotos: Andreas Hille

Test mehr als bestanden! Alle Fotos: Andreas Hille

 

Abspannungen: Alle Abspannleinen sind optimal angebracht, was soll man auch anderes von Hilleberg erwarten. Eine kleine Verbesserungsmöglichkeit gibt es, wenn an die unteren, mittleren Befestigungsringe der Längsseite eine nur 30 cm lange Abspannleine befestigt wird, lassen diese sich noch besser benutzen. Das rüste ich bei mir nach.

Lüftung: Diese ist perfekt. Auf beiden Längsseiten lässt sich das Außenzelt raffen, so dass eine gute untere Querlüftung entsteht. Zusätzlich hat das Unna auch einen Dachlüfter an der höchsten Stelle des Zeltes. Besser geht es nicht. Der Dachlüfter macht das Zelt voll schnee- und wintertauglich.

Der Abstand zwischen Außen- und Innenzelt ist ausreichend groß. Auch ich mit meinen fast zwei Metern kam mit den Füßen im Schlafsack durch Unaufmerksamkeit nicht ans Außenzelt.

Eine ganz besondere Dachhaube

Die Dachhaube, eine Besonderheit, ist bei diesem Zelt zusätzlich über die Kuppel gespannt. Sie sichert die Dachbelüftung bei Schlechtwetter und garantiert die Wasserdichtigkeit des sensiblen Kreuzungspunktes. Bei Sturm sorgt die Dachhaube allerdings für eine zusätzliche Geräuschkulisse, auch unbeachtet der Tatsache wie straff sie gespannt ist.

Kochen im geschlossenen Zelt ist möglich. Ich verwendete auf meiner Testtour einen Gaskocher, den MSR Reactor, und benutzte diesen bei Regen im Innenzelt, natürlich bei voll geöffnetem Innenzelt. Durch die Dachentlüftung gibt es kein Dampf- oder Lüftungsproblem. Eigentlich soll man das aus Sicherheitsgründen nicht machen. Hilleberg hat eine andere Möglichkeit vorgesehen: Eine Ecke des Innenzeltes wird ausgehangen und zurückgeschlagen. So kann der Kocher auf dem Gras- oder Felsboden stehen und im Schutze des Außenzeltes sicherer betrieben werden.

Testerlebnisse sollen nicht fehlen

Zwei Lappland-Erlebnisse mit meinem Unna möchte ich schildern. Meine letzte Zeltnacht  verbrachte ich auf einem ungeschützten Bergrücken über Nikkaluokto. Mit einem schlechten Zelt würde man an solch exponierter Lage nie zelten, aber die Lage war traumhaft. Nachts um eins ging der angekündigte Wetterumschwung los und zwar mit wechselnden Winden: Erst vom Berg und nach einer kurzen Pause kam er wieder aus dem Tal angefegt. Von oben hatte ich einen kleinen Hügel als Schutz im Rücken. Von unten war ich ungeschützt.

Irgendwann morgens merkte ich, dass es die Heringe an der Talseite gezogen hat und ich stützte bei jeder Böe, die ich kommen hörte, das Zelt von innen mit den Füssen. Nach Sonnenaufgang befestigte ich in einer Sturmpause das Zelt neu und sicher. Dabei bemerkte ich, dass meine Trekkingstöcke, die neben dem Zelt lagen, weg waren.

Sie haben meine Trinkblase als Segel benutzend versucht, sich auf die Reise zu machen und wollten davonfliegen. Ein Blaubeerbusch hielt sie aber fest. Cooles Zelt, wie hoch muss die Windgeschwindigkeit sein, wenn ein Leki Vario Carbon wegfliegen will?

Test auch ohne Dachhaube bestanden

Am Gigajavri, einem Traumzeltplatz, ließ ich die Dachhaube weg. Der Abendhimmel war blank und es deutete sich kein Regen an. So kann ich des Nachts bei offenem Dachfenster schlafen und auf Polarlichter hoffen. Mitten in der Nacht weckte mich dann ein gigantischischer – heißt der See vielleicht deshalb Gigajavri – Sternenhimmel mit einem ersten zögerlichen Herbstpolarlicht.


Mitbegründer von CAMP4, seit 1991 dabei. Liebt alles, was mit Outdoor zu tun hat.

6 Responses to Testbericht: Das Hilleberg Unna

  1. Hans Scholze Hans says:

    schöner Bericht über ein sehr gutes Zelt – habe richtig Lust loszuziehen.

  2. Dirk-Roger Eisenhauer says:

    Ich bin begeistert von einem offensichtlich sehr guten Zelt und einem Bericht, der mich einfach nur in die Weite zieht – will dieses Jahr in den Sarek…

  3. alles klar? Danke

  4. Thomas Wilemski says:

    Hallo zusammen,
    besteht die Möglichkeit, sich das Hilleberg Unna bei euch im Laden mal aufgebaut anzuschauen?
    Muss das Zelt dazu aufgebaut werden oder steht es generell zur Ansicht im Laden?
    Viele Grüße
    Thomas Wilemski

    • Melanie Hauser Melanie Hauser says:

      Hallo Thomas,
      na klar, du kannst dir das Unna gerne hier vor Ort anschauen. Wir haben es auf Lager und bauen es jederzeit für dich auf.
      Viele Grüße
      Dein Camp4-Team

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