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Testbericht: Garmin inReach – das Satelliten-Kommunikationsgerät

SOS-Gerät, 2-Wege-Kommunikator, Wetterdaten und GPS-Navigation – das Garmin inReach Mini ist in Verbindung mit deinem Smartphone ein Multitalent und wiegt, dem Namen entsprechend, nur 100 Gramm. CAMP4-Mitarbeiter waren mit dem inReach mehrere Wochen in Lappland unterwegs.

Das inReach Mini von Garmin verbindet dein Handy mit der Welt, selbst wenn du keine Netzabdeckung hast. Im Notfall sorgt es, nach Aktivierung des SOS-Buttons, für deine Rettung. Die Technik dahinter stellt das Satellitennetz von Iridium. Es deckt die Erdoberfläche zu 100 % ab.

Im Winter 2017 habe ich versucht, die Hardangervidda von Norden nach Süden allein zu durchqueren. Dabei brachte ich mich in eine Situation, die ziemlich brenzlig wurde. Mit dem Pulka hinter mir, auf schräg abfallendem Gelände, konnte ich nicht mehr weiter. Eine Drehung erschien ebenfalls ausgeschlossen.

Der Fehler war, noch weiter voran zu gehen.

Ich entschied mich, die Ski abzunehmen und rechts über den Hügel zu steigen. Für jeden Schritt schlug ich Stufen ins Eis. Den Pulka zog ich nur noch am langen Arm hinter mir her, im Fall eines Sturzes hätte er mich sonst mit sich gezogen. Erst von oben konnte ich sehen, was mir bei einem Sturz geblüht hätte.

Der Was-wäre-wenn-Moment

Was macht man in diesen Situationen, aus denen sehr schnell Notlagen werden können? Was gibt es an Technik und wie stellt man sicher, dass Freund/in, Freunde und Familie zu Hause darüber informiert sind, wie es einem geht? Solche Gefahren sind dabei nicht auf den Winter beschränkt. In den Alpen verhindern Berge immer wieder eine gute Netzanbindung. Dagegen ist der skandinavische Fjell so weitläufig, dass meist nur am ersten Tag, auf dem Weg in den Nationalpark, noch Netzempfang vorhanden ist. Und wen es noch weiter weg zieht, der hat lediglich am Start- und Zielpunkt Empfang.

Die Angabe in Kilometern war dann doch meine bevorzugte Wahl.

Iridium-Netz des Garmin inReach Mini

Das inReach Mini arbeitet mit dem Satelliten-Netzwerk der Firma Iridium und gewährleistet eine weltweite Abdeckung, wenn die standortspezifischen Bedingungen miteinbezogen werden. Dieses Netzwerk besteht aus 66 aktiven Satelliten, die sich auf 6 Erdumlaufbahnen verteilen. Ursprünglich sollten es 77 sein. Die 77 ist zugleich die chemische Ordnungszahl für das Element Iridium – woraus der Name, Iridium, abgeleitet wurde. Das Iridium-Netzwerk ist unverzichtbar für Expeditionen, Abenteurer, Reedereien, Fluglinien, Wissenschaftler und Unternehmen, die in den entlegensten Winkeln der Erde aktiv sind.

Das Wetter kann keiner ändern aber man kann sich immerhin darauf vorbereiten.

Wie nutzt du das Gerät

Die eingangs erwähnte Lücke und wie das inReach diese schließt: Da das Display für eine genaue topografische Karte nicht ausreicht, wird diese Funktion auf dein Smartphone ausgelagert. Dazu brauchst du die Earthmate-App von Garmin (erhältlich für AndroidiOS). Die App kostet knapp 30 €, ist in Verbindung mit einem Garmin-Gerät jedoch kostenfrei.

Das Smartphone als Karte, wir haben es schließlich eh immer dabei - genial.

Registrierung und Vertrag

Um das inReach für dich nutzbar zu machen, musst du einen Vertrag abschließen. Der Jahresbeitrag liegt bei 29,99 € und hinzu kommt der von dir gewählte Tarif des Satellitenabonnements. Garmin bietet dir vier verschiedene Tarife und jeder davon kann entweder ganzjährig oder als monatliches Paket gebucht werden. Detaillierte Informationen zu den Vertragsoptionen findest du auf dieser Garmin-Seite. Der von dir gewählte Tarif entscheidet über den Umfang beim Erhalten von SMS-Nachrichten (an Freunde und Familie), Routentracking und Standortabfragen.

Für unseren CAMP4-Test in Lappland wählte ich den monatlichen Basisvertrag „Safety“ für 19,99 € aus. Dieser Vertrag ist gewiss auch für die meisten unserer Kunden am geeignetsten.

Im Garmin-Portal lassen sich sämtliche Einstellungen vornehmen.

Während der Registrierung im Garmin-Portal musst du 2 Personen deines näheren Umfeldes angeben, die im Notfall als Erste informiert werden sollen. Die Registrierung führst du ganz normal am PC zu Hause aus. Ist dies erledigt, geht es für dich nach draußen. Denn zur Aktivierung des inReach sind mehrere automatisierte Nachrichten notwendig und dafür braucht das inReach Satellitenempfang. Unter Umständen dauert das Ganze bis zu 20 Minuten. Ich habe selbst einige Zeit auf der Karl-Marx-Allee verbracht, bis alles abgeschlossen war. Anschließend aktivierst du Bluetooth auf dem Smartphone und wählst das inReach zur Kopplung aus.

Automatische Vertragsverlängerung

WICHTIG: Auch der monatliche Basisvertrag verlängert sich automatisch nach Ablauf! Nach deiner Rückkehr solltest du den Vertrag daher im Garmin-Portal aussetzen. Zusätzlich muss du im Anschluss das inReach mit dem Handy (per App – AndroidiOS) oder PC (die Software findest du im Garmin-Portal) synchronisieren!

Wegpunkte: Auch diese kosten, falls aktiviert, einen geringen Geldbetrag pro Punkt. Je nach Länge deiner Tour, kann dies schnell einen Betrag von 20-40 Euro ergeben. Unsere Empfehlung – du solltest diese Funktion deaktivieren.

Die gelben Punkte wurden vom inReach automatisch gesetzt.

Während ich diese Zeilen schreibe, befinde ich mich auf dem Weg nach Lappland. Das Hüttennetz auf dem beliebten Abschnitt von Nikkaluokta bis Abisko ist großzügig ausgebaut. Leuten, die Verletzungen erleiden, ob leicht oder schwer, kann sehr schnell geholfen werden. Also braucht es in solchen Gegenden kein Notfall-Gerät?

Für mich war der Schulterriemen die beste Position, um schnell einen Blick auf das inReach zu haben.

Nun, vor einigen Jahren führte ich bereits eine Gruppe durch den Sarek, dabei verletzte sich eine Teilnehmerin am Knie. Was war passiert? Nach einem regenreichen Tag im Fjell waren wir alle ein wenig geschafft, aber die Hütte war bereits in Sichtweite. Als meine Teilnehmerin über einen großen, nassen Stein lief, rutschte sie aus. Ein Weitergehen war für sie fast unmöglich und so stützten wir sie bis zur Hütte.

Der Heli kam am nächsten Morgen, für meine Teilnehmerin war die Tour vorbei.

Da es sich um keine akute Verletzung handelte, wurde der Helikopter für den nächsten Morgen bestellt, der sie bis Abisko brachte. Knie- und Knöchelverletzungen gehören mit Abstand zu den häufigsten Ursachen, die zum Abbruch einer Tour führen. Diesen Sommer (2018) sah ich dutzende Helikopter im Sarek und wann immer ich mit den Warden (eine Art Hüttenverantwortlicher) sprach, wurden diese Verletzungen bestätigt.

Der Wanderer schaffte es bis zur Hütte Tjäkja und wurde dann ausgeflogen. (2018)

Einstellungen und Navigation des inReach Mini

Die Benutzung ist einfach und intuitiv. Über den OK-Button (rechter oberer Knopf am Gerät) gelangst du in die Einstellungen. Die Navigation in den Menüs erfolgt mithilfe der Pfeiltasten, welche sich links am Gerät befinden. Der Zurück-Button liegt rechts unterhalb der OK-Taste. Als Rechtshänder steuerte ich das inReach mit Daumen und Zeigefinger.

Akkuverbrauch: Am ersten Tag der Tour sank der Akku-Stand auf 88 %. In den Einstellungen machte ich mich auf die Suche nach Stromfressern und fand die Hintergrundbeleuchtung. Der letzte Punkt im Hauptmenü führt dich zu „Einrichten“. Dort habe ich die Helligkeit ausgestellt und das Display war auch noch bei Sonnenschein für mich ausreichend lesbar.

Tracking: Hier habe ich alle Einstellungen auf Standard belassen.

Bluetooth: Ist standardmäßig aktiviert, aber ich habe es anfangs deaktiviert. Nur am Ende des Tages muss das inReach Mini mit dem Smartphone synchronisiert werden, um die Daten zu speichern. Jedoch weist dich das inReach vor Deaktivierung darauf hin. Die letzten Tage ließ ich Bluetooth aktiviert und habe festgestellt, dass es im Stromverbrauch nicht wesentlich auffällt.

Töne: Diese habe ich deaktiviert. Ich habe das inReach hauptsächlich für die Wetterabfrage genutzt, aber keine Nachrichten darüber verschickt. Ein akustisches Signal war für mich überflüssig.

Zeitformat und Zeitzone: Diese werden automatisch erkannt.

Einheiten: Eingestellt habe ich °C (Temperatur), Kilometer (Distanz), hPa (Druck) – die für Mitteleuropa gängigen Werte.

Der SOS-Button befindet sich unter einer Abdeckung, um nicht versehentlich ausgelöst zu werden.

SOS-Button: Unter einer extra Klappe befindet sich an der rechten Seite der wichtigste Knopf des inReach Mini. Somit soll ein versehentliches Auslösen des SOS-Buttons und damit das Einleiten eines Rettungseinsatzes verhindert werden. Für den unwahrscheinlichen Fall, dass dies dennoch geschieht, muss der Button für längere Zeit erneut gedrückt werden. Der Rettungsstelle wird damit signalisiert, dass es sich um einen Fehlalarm handelte. Mit dieser Anwendung musst du unbedingt vertraut sein. Garmin hat die Notfall-Bedienung zusätzlich auf die Rückseite des Gerätes gedruckt.

Daten zum Gerät

  • Größe: 5,17 x 9,9 x 2,61 cm
  • Gewicht: 100 g
  • Wasserdichtigkeit: IPX7(bedeutet Schutz gegen eindringendes Wasser bei komplettem Eintauchen, bei einer Wassertiefe von 1 Meter für 30 Minuten)
  • Anzeige: Auflösung 128 x 128 Pixel, monochrome Darstellung (schwarz/weiß)
  • Schnittstelle: USB Mini
  • Batterielaufzeit: Abhängig von der eingestellten Taktfrequenz (bis zu 50 Stunden bei 10 Minuten Tracking und 5 Minuten Protokollintervall – Standardeinstellung – ca. 20 Tage)
  • Speicherkarten: Nicht möglich (Synchronisation mit dem Handy notwendig)
  • Besonderheiten: Drahtlose Verbindung via Bluetooth
  • SOS-Notruf an die internationale Zentrale GEOS, die immer besetzt ist
  • Nachrichten verschicken von vordefinierten Texten, SMS oder E-Mail
  • Tracking der eigenen Tour (Intervall einstellbar)
  • Wettervorhersagen (je nach gewähltem Tarif)
  • Senden von Wegpunkten via MapShare für Familie und Freunde

Fazit

Dieses kleine inReach soll all das können? Mein Denkfehler war, dass ich bei der ersten Betrachtung mein Smartphone nicht mit einschloss. Das 100 Gramm leichte Gerät kann sehr viel, sein volles Potenzial entfaltet es jedoch erst, wenn es gekoppelt wird. Die App ist optisch einwandfrei, die Bedienung selbsterklärend und die Navigation eindeutig. Das Menü im inReach selbst war anfangs ein wenig verwirrend. Öfters landete ich im falschen Untermenü, da könnte Garmin noch etwas Feinarbeit leisten.

Tagsüber benutzte ich das inReach meist im Solo-Modus, mein Smartphone war also nicht per Bluetooth verbunden. Ist der Weg leicht zu finden, reicht es mir zu wissen, wie viele Kilometer ich gelaufen bin und ob es Zeit für eine Pause ist. Wollte ich die Wetterdaten am Morgen prüfen, koppelte ich es mit dem Smartphone – darauf wird es optisch besser dargestellt. Für Leute, die mit dem Umgang von GPS-Geräten bereits vertraut sind, ändert sich nicht viel. Einsteiger sollten etwas mehr Zeit investieren, um das Gerät problemlos per Tasten oder App bedienen zu können. Das inReach kauft sich niemand, weil es nett aussieht, sondern weil man sich der Tatsache bewusst ist, sich in Gegenden zu befinden, in denen der SOS-Button tatsächlich einmal gebraucht werden könnte, auch wenn ich für dich hoffe, dass dies nie der Fall sein wird.

*Voraussetzung: Freie Sicht zum Horizont

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