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Testbericht: Millican Smith The Roll Pack 25 L


Ein Jahr habe ich nun den 25-l-Smith in Benutzung – höchste Zeit für ein Resümee. Immerhin waren meine Ansprüche bei der Anschaffung nicht ohne. Ob der rustikale Brite diese halten konnte?

Stepptanz aufs Parkett legende Wollmilchsau gesucht

Bisher habe ich als aktive Helferlein beim Radfahren, Wandern, Stadtbummel, Parklümmeln oder Einkauf auf ein ganzes Sammelsurium an Rucksäcken und Taschen zurückgegriffen. Damit sollte Schluss sein.

Die Messlatte, was der Rucksack können müsste, war mein Arbeitsweg per Rad. Daher sollte er:

  • mein riesiges Bügelschloss in einer extra, am besten von außen erreichbaren Tasche verstauen können
  • genug Platz bieten, um Regenklamotten (Jacke, Rainflaps, Gaiters), etwas Notfallwerkzeug plus Mini-Pumpe, den üblichen Kleinkram und VOR ALLEM den Supermarkteinkauf nach der Arbeit aufnehmen zu können
  • alles am besten wohlorganisiert verstauen
  • Seitentaschen für Trinkflaschen haben
  • letztlich nicht nur fürs Rad taugen, sondern auch für kleine Wanderungen oder den urbanen Dschungel

Allerhand für einen Rucksack, den ich bis jetzt noch nicht gefunden hatte. Ich schaute hier und schaute dort, aber irgendwas fehlte immer. Vor allem die separate Tasche fürs Bügelschloss gibt es fast nie. Dann landete ich etwas skeptisch beim Smith. Der war doch viel zu stylisch, um überhaupt nur einen Teil der Wünsche abzudecken!

Aber siehe da, der Smith The Roll Pack 25 von der sympathischen Rucksack-Schmiede Millican überraschte mich nahezu in jedem Punkt.

Alles da, wo es hingehört – und noch viel mehr

Der Smith hat wie bei der Millican´schen Maverick-Kollektion üblich ein Rückenfach, das seitlich von außen zu erreichen ist. Eigentlich für Laptop, Tablet und Co. gedacht, schluckt es sogar mein Riesen-Bügelschloss. Und das, ohne am Rücken beim Tragen zu stressen. Auch mit vollem Rucksack bekommt man mit liebevollem Gefummel das Schloss rein und raus. Check!

Schon sind wir beim Volumen. Tja, was soll ich sagen, das sollen lediglich 25 Liter sein? Mein üblicher Einkauf mit Brotlaib, Brioche, Tiefkühlgericht, einem Netz Äpfel, Feierabendbierch … ähm einer Flasche Fair-Trade-Blutorangensaft und so weiter passt ziemlich stressfrei rein. Aber der Smith nimmt nicht nur enorm viel auf, es zeigt sich, dass für Einkaufs-Chaotiker wie mich der Rollverschluss unheimlich praktisch ist. Man bekommt nämlich den Rucksack noch zu, selbst wenn er schon buchstäblich randvoll ist. Und das ohne einen Reißverschluss zu riskieren.

Alles an seinem Platz plus eine gute Portion Bio

Daneben erlaubt er dank allerlei Verstaumöglichkeiten eine hervorragende Organisation. Wem das nicht wichtig ist, findet in den Bruder- und Schwestermodellen auch spartanischere Ausführungen. Ich für meinen Teil habe besonders die riesigen Seitentaschen schätzen gelernt, die, ohne mit der Wimper zu zucken, 1,5l-Flaschen aufnehmen oder 1 Paar Extra-Schlappen. Aber grad beim täglichen Radeln bietet sich an, eine leichte Wind- bzw. Regenjacke, Handschuhe oder Fahrradbeleuchtung griffbereit in eine der Tasche zu stopfen. Wem das noch nicht reicht, kann leicht an die Gurtbänder weiteres Zeug kreativ ranbamseln.

Kunstvoll gestellt, denn eine 0,75-l-Camelbak-Chute verschwindet fast in den riesigen Seitentaschen!

Weiterhin zeichnet den Smith ein Baumwollmischgewebe aus, das sogenannte Bionic Canvas. Dieses besteht zu 62 % aus Polyester und 38 % Baumwolle . Das macht die Haptik nicht zu künstlich und den Rucksack einen wirklichen Nehmer im Alltag. Dadurch ist er zwar nicht wasserdicht und saugt sich bei ordentlich Regen voll, aber dennoch dauert es, bis Wasser wirklich richtig durchkommt. Millican nennt das „weatherproof“. Aber im Fall des Falles ist der Rucksack auch raincoverkompatibel.

Neben den schönen Eigenschaften sind dazu noch 33 % des verwendeten Polyesters vorbildlich aus Schwemmgut recycelt .

Smith´scher Fleckentarn nach leichtem Regenguss.

Fast zu gut, um wahr zu sein.

Der Smith sieht wegen des Bio Canvas nicht nur urig aus, sondern es macht ihn auch robust und abriebfest. Aber wer hätte gedacht, es macht ihn auch nicht sonderlich schwer! Rund 1000 g beträgt das Gewicht nur insgesamt, und das trotz der langlebigen Aluminium-Schnallen und- Dreistege. Ein guter Wert für das großzügige Volumen. Gerade für mich als eher schlanken hochgeschossenen Herren ist es ganz großartig, dass die Liter sich schmal in der Länge verteilen. Daypacks mit Bauchgurt bedecken meist meinen Bauchnabel und sorgen für ein eher albernes Erscheinungsbild – nicht so beim Smith!

Uriges Gesamtbild.

Gibt es Nachteile?

Ich könnte den Smith noch weiter über den grünen Klee loben, aber natürlich findet man immer ein Haar oder auch zwei in der Suppe.

Man darf sich über das Trägersystem keine Illusion machen, es ist schlicht nicht für schwere Lasten gemacht. Das enorme Fassungsvermögen lädt natürlich dazu ein, zünftig zuzuladen. Das klappt prima auf dem Weg vom Supermarkt nach Hause, aber kann auf einer Wanderung ein wenig den Spaß trüben. Da sind technischere Rucksäcke definitiv im Vorteil.

Durchschnittliche Beladung für den Parkbesuch , inklusive der Decke wohlgemerkt – und es passt noch was rein.

Am Vorderfach des Smith scheiden sich bestimmt die Geister, genauer gesagt am Verschluss. Während die Schnalle des Rollverschlusses des Hauptfaches bestens funktioniert, ist sie hier wohl wegen Wettereinflüssen untern einer Blende versteckt. Ein Schließen erfordert je nach Position fingerfertige Verrenkungen. Man fuchst sich ein, aber elegant ist das nicht.

Der Verschluss des Vorderfachs ist fummelig, aber die versteckte Stecktasche ist super für Hier-mal-Reinstopfer.

In der Rückenpartie des Rucksacks ist neben dem Laptopfach auch ein Portemonnaie-Fach untergebracht, das von der gegenüberlegenden Seite zugänglich ist. Die beiden Taschen harmonieren manchmal nicht miteinander. Gerade, wenn man einen Laptop (15“ passen grad noch) transportiert, können in diesem Fach untergebrachte Sachen im Rücken drücken – je spitzer, desto unschöner. Bei meinem Bügelschloss passt mein Potte zwischen die Stangen, aber wer öfter mit Laptop und Co. unterwegs ist, wird sich eine andere Ecke für die Börse suchen müssen.

Raum ohne Ende mit kleine Organisationsfächern.

Aufgrund des Materials ist der Smith etwas schmutzempfindlich. Optimistisch könnte man sagen, er ist anfällig für eine charmante Patina. Das heißt vor allem, er wird mit der Zeit Schmutz fangen, den man nicht zu leicht herausbekommt. Millican bietet aber eine genau Pflegeanleitung für das Bio Canvas. Und ehrlich? Sauber bekomme ich reine Kunstfaser-Rucksäcke auch nicht wirklich. Dennoch muss man diese Eigenschaft der Bio-Canvas-Produkte schon mögen.

Exzentrisch ist der vertikale Griff, aber im Alltag sehr nützlich, wenn man mit dem Rucksack in den unmöglichsten Situationen rumhantieren muss.

Fazit:

Sieht kauzig schick aus, ist nützlich wie Bolle und wie gemacht für den Pendler-Alltag mit Rad, Bahn oder per pedes. Der Preis von 149,95 Euro ist sicher kein Pappenstiel, aber in Anbetracht dessen, dass der Smith nicht einfach nur gut aussieht oder in doppelten Sinne viel einstecken kann, sondern zudem auf Langlebigkeit getrimmt ist, zahlt sich das am (sicher weit entfernten) Ende aus. Ich will den Smith nicht mehr missen.

 


4 Responses to Testbericht: Millican Smith The Roll Pack 25 L

  1. Anna Schultz says:

    ich hab den in grau letztes Jahr (2018) gekauft, weil ich was Langlebiges ohne viel Verschleißteile wie anfällige Reißverschlüsse wollte.

    Wickeltechnik ist gewöhnungsbedürftig aber ok.

    Hab vor kurzem ein Loch am Boden entdeckt, wo er naturgemäß aufsitzt, wenn ich ihn absetze. Da war ich entgeistert. Im Laden haben sie erst Fotos an die Firma geschickt, dann kam eine Gutschrift.

    Hab jetzt wieder was von Deuter bestellt.

  2. oliver says:

    Das mit den Abriebstellen am Boden kann ich bestätigen… nach nicht mal einem Jahr Löcher

  3. Lorenz says:

    Der Rucksack ist eigentlich top und wie hier im Testbericht beschrieben. Aber die Abriebstellen/Löcher am Boden: das ist ein Konstruktionsfehler. Der Stoff reibt einfach zu sehr an der stabilisierten Rückfront. Mein rucksack ist nach nun 3 Jahren täglicher Benutzung kaputt. Bei dem Preis und meinem Anspruch an Langlebigkeit ist das leider zu wenig.

    • Melanie Hauser Melanie Hauser says:

      Hallo Lorenz,
      danke für deinen Kommentar. Es ist leider normal, dass der Stoff bei intensiver Beanspruchung verschleißt. Wenn der Rucksack auf dem Boden abgestellt wird und wenn dann auch noch von innen harte und spitze Gegenstände (z.B. Leitz-Ordner) gegen den Stoff reiben, wird das Material irgendwann dünn.
      Bei täglicher intensiver Nutzung sind drei Jahre eine normale Lebensdauer.
      Viele Grüße
      Melanie

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