Im warmen Herbst 2024 kam mein Chef Joh auf mich zu und fragte, ob ich an der Scandinavian Outdoor Academy teilnehmen wolle. Ohne genau zu wissen wovon er redete, sagte ich sofort „Ja!“, denn alles mit Skandinavien überzeugt mich relativ schnell. Produkte testen und nette Leute im bergigsten Teil Schwedens, dem wunderschönen Jämtland, treffen? Klingt fantastisch!

Tag 1:

Aufgeregt wegen meines kurzen Flugtransfers ging es zum allseits beliebten BER. Die Aufregung um die kurze Transferzeit löste sich in Luft auf als mein Flug mit 3 Stunden Verspätung ausgerufen wurde. Nach einigen Telefonaten konnte ich zumindest einen Flug am Abend nach Östersund organisieren, wo ich durch freundliche Hilfe von OAS-Angehörigen doch noch den Treffpunkt erreichte.

Es war bereits dunkel geworden und ich durfte meine kleine 8-Personen-Gruppe aus Schweizern, Niederländern und Freiburgern kennenlernen, die mir freundlicherweise ebenfalls ein Nordisk-Zelt aufgebaut hatte. Sogar etwas Essen war noch übrig, was ich sofort verschlang, um danach für den Nachtspaziergang mit den Silva-Lampen gestärkt zu sein. Ein Wald kann mit 10.000 Lumen auch bei Nacht recht hell werden, Freunde und Teammitglieder sollten beim tragen solcher Kopflampen allerdings besser nicht angeschaut werden.

Die erste Nacht stellte sich als deutlich unter 0° C heraus und ich war doch dankbar, den warmen Versalite-Schlafsack eingepackt zu haben.

Tag 2: Strahlende Sonne, ein letztes tolles Frühstück in beheizten Räumen und die ersten kleinen Workshops leiten den neuen Tag ein. Nordisk erzählt einiges zu den Zelten, Silva zeigt für alle noch einmal die Grundlagen des Navigierens mit Kompass und Karte, Lundhags erzählt ein wenig vom korrekten Rucksackpacken und Primus zeigt uns unsere Kochersysteme.

Dann geht es auch schon in Gruppen unterteilt in die Berge, auf der kurzen Busfahrt zeigt sich netterweise ein äußerst fotogener Elch am Straßenrand.

Unsere erste kleine Wanderung führt uns über klassisch skandinavisch nasses Moos, Fels- und Moorböden über die Baumgrenze. Gelegenheit genug, sich über Arbeit und Produkte auszutauschen und zusammen einige Navigationsaufgaben von Silva zu lösen. Schon spannend was ein Kompass alles so kann. Einige Rentiere mit erstaunlich wenig Scheue versüßen uns die sowieso schon wunderschönen Ausblicke noch einmal. Nachdem wir es Schritte zählend und Gradzahlen messend zum Zielort geschafft haben, werden fix die leichten Nordisk Zelte und das große Hilleberg Gruppenzelt aufgebaut, letzteres durfte ich den Tag über noch mittragen.

Das rote Gruppenzelt etabliert sich schnell als beliebter Ort zum Kochen, Quatschen und um ein wenig von den eher frostigen Temperaturen geschützt zu sein.

Es folgt noch eine kleine Navigationsaufgabe bei Nacht, die als Erinnerung gelten kann, wieso man sich bei schlechter Sicht besser nicht allzu weit und vor allem nicht ohne Kompass/Navi, von seinem Zelt entfernen sollte. Bei 10 Meter Sicht braucht es nicht viel um sein Lager zu verfehlen und komplett die Orientierung zu verlieren.

Nachdem ich am dritten Tag das Morgenyoga verschlafen hatte, weckte mich das Gebell des großen Huskys Arnouk netterweise rechtzeitig. Das Wetter ist nach wie vor fantastisch, d.h. knapp über null Grad und ohne Regen oder Schneefall (letzteres ist natürlich für den Regenjackentest ein bisschen Schade). Nach einem Workshop mit Lisa und Anton von Woolpower über die altbewährten Ullfrotté-Layer (ganz klare Empfehlung), geht es über ein paar Höhenmeter auf moorigen Flächen zwischen den Bergen hindurch.

Zum Mittag gibt es ein frisch gekochtes Risotto für die ganze Gruppe, welches sich mit zwei Kochern fixer als befürchtet zubereiten lässt. Primus zeigt dabei den neuen katalytischen Infrarotbrenner ULTI, der zwar klar als Expeditionskocher zu verstehen ist, in unserem Fall aber einfach als ultraschneller Teewasserkocher zweckentfremdet wird. Funktioniert dafür vortrefflich.

Nachdem wir zwischen besonders pittoresken Flusskurven unsere Zelte für den Abend aufgebaut haben, geht’s für die Willigen noch einmal zur Aussicht auf den nächstgelegenen Berg, von dem aus Jämtland wirklich besonders einladend aussieht. Hierher muss ich vielleicht nochmal wiederkommen. Es bleibt wohl erstmal schwer für mich, von den skandinavischen Ländern als Reiseziel wegzukommen. Zu schön, zu wild, zu ruhig.

Am Abend sprechen wir noch mit Hans und Jonas von Nordisk über Zelte und tauschen dabei ein paar witzige Geschichten über die wechselhaften Freuden des Draußenseins aus. Da wir glücklicherweise auch das (erstaunlich frisch schmeckende) Essen von Real Turmat testen dürfen, haben wir auch alle was Warmes zum Snacken, wenngleich es vereinzelte Kritik am Rentiergeschmack gibt. Schmeckt einigen wohl zu rentierig.

Auch diese Nacht scheint ganz schön eisig zu werden, das Zelt ist auf jeden Fall schon überfroren während wir noch Sterne anschauen und die schwachen -aber zumindest auf der Kamera sichtbaren- Nordlichter bewundern.

Tag 3: Der folgende Morgen ist -große Überraschung- kalt. Nachdem das letzte Teammitglied überredet werden kann, aus dem Schlafsack zu kriechen, geht es relativ zügig ins Tal, immer entlang an einem moosbewachsenen, gurgelnden Wasserfall.

Das Flachland trumpft dann noch einmal mit viel Moor auf, netterweise haben andere Menschen einige Moorbrücken dagegen angelegt, damit wir nicht vorzeitig nasse Füße bekommen. Die nassen Füße sind nämlich fest für den Schluss eingeplant. Wir dürfen den etwa 30 Meter breiten Fluss waten, wobei das Wasser ungefähr 70 cm hoch steht. Eine durchaus spannende Erfahrung, denn ein flacher Fluss kann trotzdem eine recht beunruhigende Kraft haben. Die großen Felsbrocken und plötzlichen Löcher unter den Füßen machen das nicht unbedingt einfacher, aber im Großen und Ganzen kommen alle auf der anderen Flussseite an, ohne baden zu gehen. Einige nutzen diese Möglichkeit um zumindest einmal die Wassersäule der Regenhose zu testen.

Dass wir die erste Gruppe sind, welche sich trockene Sachen anziehen kann und schonmal ein möglicherweise alkoholhaltiges Kaltgetränk genießen darf, hilft uns als Gruppe zwar nicht bei der kleinen Abschlussprüfung, steigert die Laune aber enorm. Als krönenden Abschluss können wir so auch als erstes in die heiße Sauna und zum Abkühlen in den eisigen Fluss. Als zweiten krönenden Abschluss gibt es nach der Sauna noch einige Preise für verschiedene Aufgaben. Die Freigetränke helfen dabei, dass der Abend trotz der Anstrengungen des Tages nicht allzu schnell beendet wird.

Tag 4: Zum Morgen gab es noch die seltene Möglichkeit in den Fabriken von Lundhags und Woolpower mal die Produktionsprozese von Anfang bis Ende zu beobachten. Es ist spannend, wie viel man an einem Schuh noch reparieren kann. Auch schön war es, sich die Materialien und Maschinen mal genau anzuschauen und mit den Näherinnen und Nähern zu reden welche die (großartigen) Ullfrotté-Baselayer für unseren Laden nähen. Fazit: Toller Teil von Schweden (Jämtland), tolle Leute (extraliebe Grüße an Gruppe „Quattro Stagioni“) und vielen Dank an alle Organisator*innen für die vielen Testmöglichkeiten und Eindrücke.