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Japan. Mit Rad.

von , 18. Januar 2024

Nachdem ich in den letzten Jahren wieder Vergnügen an Radreisen gefunden hatte sollte es im Herbst 2023 in die Ferne gehen, auf ein paar Inseln im Westpazifik. Zuvor war ich bereits einmal im Winter dort und befand es als lohnenswertes Reiseziel. Nun also war der Plan von Osaka aus über die japanischen Alpen an die Westküste Tohokus zu fahren, nach Hokkaido mit der Fähre überzusetzen, dann den Japan Rail Pass zu aktivieren, mit diesem nach Süden zu fahren, und dann weiterzusehen bzw. zu radeln.

Anreise

Das Rad wurde in den Koffer geworfen, das Restgepäck auf zwei kleine Handgepäckstücke verteilt und in Frankfurt ein Flugzeug nach Hongkong bestiegen. Meine Flüge hatte ich so gebucht, dass ich dort bei Hin- und Rückflug jeweils gute 10 Stunden Lay-Over hatte, um mir diese Stadt anzusehen, was sich auf jeden Fall gelohnt hat. Ich habe zwar einige asiatische Metropolen gesehen, aber Hongkong ist irgendwie etwas Besonderes; die vielen bergigen Inseln, die unglaublich hohen (Wohn)Gebäude, das omnipräsente Meer und die schwer zu bestimmende Differenz zu chinesischen Festlandsstädten. Nervös, hektisch, gigantisch, unglatt. Osaka erreichte ich dann nach einem weiteren nicht so langen Flug am Abend und fand meine ‚warmshowers‘-Gastgeber unweit des Airports, wo ich vor allem meinen Radkoffer für 4 Wochen lassen konnte, aber auch eine Nacht blieb.

Nach Hokkaido

Der erste Tag war dann gleich die Feuertaufe: Linksverkehr, mit 1000 Ampeln, im Großraum Osaka, vom Jetlag noch nicht im Vollbesitz meiner Kräfte, aber ich meisterte es, wie auch die Navigation. Die erste Nacht zeltete ich wild an einem Fluss zwischen Osaka und Kyoto, Kyoto durchfuhr ich, als ignoranter Tourist, am nächsten Morgen nur, und dann ging es relativ entspannt an den Ufern des Biwa-Sees entlang, bevor ich am Abend unweit von Gifu wieder an einem Flussufer nächtigte. Das Wetter war ganz gut, wenn auch ziemlich windig und ziemlich warm und ziemlich feucht. Dann ging es in die Alpen, der nächste Tag schlug mit über 2000 Höhenmetern (auf 120km) zu Buche, dazu gab es leichten Nieselregen. Am nächsten Tag wurde es nicht besser und leider sah ich von der Passhöhe auf 1800m nichts außer Wolken, und ich war froh, nicht noch einen tausend Meter höheren Pass angesteuert zu haben. Hinab ging es dann durch viele Tunnel bis Matsumoto, ein mir bereits bekanntes sehr angenehmes Städtchen mit einem ziemlich alten, hölzernen Wasserschloss.

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Von hier fuhr ich mit einigem Auf und Ab über Nagano Richtung Norden und erreichte nördlich von Niigata das Japanische Meer. Langsam wurde ich besser im Navigieren. Sehr oft gibt es nämlich mehr oder weniger parallel zu großen, vielbefahrenen Straßen kleine oder sehr kleine Straßen, die sich zwar in der Regel nicht so schnell fahren lassen, aber dafür viel entspannter. Schnell fahren, wie dann an der Küste entlang bis hinter Akita, wo die Straßen oft breit und glatt waren und viel geradeaus gingen, muss aber auch mal sein, und so fuhr ich bis in die Dunkelheit hinein mal knappe 250km und nächtigte in einer ziemlich guten Bushaltestelle. (Diese diente auch als Umschlagplatz für Druckerzeugnisse; nachts wurde ich von einer älteren Dame mit einem Packen Zeitungen in der Hand geweckt, ich nahm diese entgegen und lagerte sie auf dem vorhandenen Sitzkissen, und früh morgens wurden diese von einem älteren Herren abgeholt.)

Nicht zuletzt war auch die Wetterprognose nicht so rosig, und da ich am Folgetag über einen weiteren Gebirgszug nach Aomori wollte, galt es Strecke zu „machen“. Ich folgte dann einer kleinen Passstraße, die ziemlich weit oben mal wieder gesperrt war. Umkehren war keine Option und ich folgte ihr weiter, bis ich irgendwann schieben musste: massive Erdrutsche hatten die Straße ins Tal, oder massive Felsbrocken auf diese befördert. In Aomori nahm ich mir mal ein Zimmer und setzte am nächsten Morgen mit der Fähre nach Hakodate über. Hokkaido zeigte sich stürmisch und regnerisch,  bald fuhr ich an der Ostküste entlang nach Norden. Am nächsten Tag ging es nach ein paar Höhenmetern zum Shikotsu-See, wo ich mal einen offiziellen Zeltplatz am Ufer ansteuerte. Ursprünglich hatte ich vor, noch länger auf Hokkaido zu fahren, aber angesichts mieser Wetteraussichten für die kommenden drei Tage, fuhr ich noch über Umwege nach Sapporo, trank ein Sapporo, aktivierte meinen Zugpass für den nächsten Tag und reservierte auch ein paar Shinkansen-Sitzplätze. Den Nachmittag und Abend verbrachte ich mit dem Spazieren durch die Stadt, etwas, was ich ja bis dahin nicht getan hatte.

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Inselhopping im Süden

Am nächsten Vormittag verpackte ich mein Fahrrad am Bahnhof und bestieg den Bummelzug, der dann ziemlich voll wurde, nach Hakodate. Von da brachte mich ein Shinkansen bis Tokio, ein weiterer bis Osaka, wo ich den Anschlusszug in 8 Minuten Umsteigezeit(!) erreichte. Der Tag endete für mich im mitternächtlichen Hiroshima. Wäre ich früher am Tag gestartet, wäre ich weiter gekommen, aber so war ich etwas verloren. Kurzentschlossen schraubte ich das Rad zusammen und machte eine nächtliche Stadtrundfahrt, schlief dann noch ein paar Stunden auf einer ruhigen Parkbank am Fluss, um dann den ersten Zug nach Kagoshima, ganz im Süden von Kyushu zu nehmen. Die Natur hier zeigte sich tropisch und es war deutlich wärmer als auf Hokkaido. Ich fuhr entlang der Westküste und schlief am Strand. Am nächsten Tag wurde das Radfahren durch zwei Fährfahrten unterbrochen und abends befand ich mich ganz im Westen, auf Kakinoura. Von hier aus wollte ich mit einer weiteren Fähre nach Nakadori übersetzen, aber nach langem Warten im Hafen wurde irgendwann klar, dass wegen eines nahen Taifun diese Fähre ausfallen würde, und da es unsicher war, ob es am nächsten Tag besser werden würde, disponierte ich um. Ich wollte zurück auf die Hauptinsel. Ein Hafenmitarbeiter brachte mich wegen des Dauerregens in seinem Minikastenwagen, wo wider Erwarten mein Rad reinpasste, zum anderen Hafen, wo ich eine Fähre nach Sasebo nahm. Hier fand ich kurzfristig einen sehr netten Gastgeber via ‚warmshowers‘, was nach einem so vermasselten Tag sehr angenehm war.

Am nächsten Tag ging es nach Hirado, wo ich eine große Rundfahrt machte und final nach Iikitsuki, wo ich strandnah einen Platz zum nächtigen fand. Zwischenzeitlich hatte ich die Idee, nach Busan/Südkorea überzusetzten ad acta gelegt, weil die eine Fähre ziemlich teuer war und die andere immer ausgebucht für die in Frage kommenden Tage. Also war der Plan Shikoku zu bereisen, wo ich aber auch erstmal hinkommen musste. Dafür fuhr ich am nächsten Tag ziemlich geradeaus nach Osten und befand mich am Abend in den Bergen südlich von Hita, um am nächsten Tag nach Südosten nochmal eine Bergetappe zu fahren, die mit knapp 3000hm auf 170km ziemlich gut war. Den letzten Tag auf Kyushu fuhr ich am nächsten Tag küstennah(trotzdem über 2000hm) nach Saganoseki, wo ich auf den Stufen eines Stadions, bewacht von der Stadionkatze nächtigte, um am nächsten Morgen die Fähre nach Misaki (auf Shikoku) zu nehmen. Angesichts eines weiteren nahen, tropischen Wirbelsturms fuhr ich aber nicht nach Süden, sondern machte ein taktisches Ausweichmanöver nach Norden, immer am Meer entlang, um bald auf den wohl bekannten, mir aber bis dahin unbekannten Radweg namens Shimanami Kaido zu treffen, der über einige Inseln und viele Brücken nach Honshu führt. Ich zeltete auf einer dieser kleinen Inseln und drehte dann am Folgetag noch auf Honshu eine kleine, bergige Runde, fuhr am nächsten Tag wiederum Fähre zurück nach Shikoku, mit einem Zwischenstop auf Nagoshima.

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Meine Tage ähnelten sich sehr, ich stand auf wenn es hell wurde und fuhr einfach bis zum Einbruch der Dunkelheit oder auch mehrfach in sie hinein. Stopps machte ich bei Convenience Stores, an Plätzen mit guten Aussichten, an Kreuzungen zur Reorientierung. Größere Ortschaften umfuhr ich meist, kleinere durchkreuzte ich und generell ignorierte ich allerlei Sehenswürdigkeiten, ich passierte einfach sich abwechselnde Landschaften – Küsten, Berge, Täler, Wälder, Felder. Leider waren die Tage nicht mehr allzu lang; ansonsten wäre ich auch, da gut in Fahrt, öfter noch länger gefahren, aber so waren es nur ein paar Mal über 200 Kilometer am Tag, ohne mich sonderlich anzustrengen oder besonders schnell zu fahren.

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Zurück nach Osaka

Auf Shikoku wiederum fuhr ich im Inselinneren ordentlich Höhenmeter(über 3200 auf 150km) um westlich von Kochi wieder auf das Meer zu treffen, nach zwei Tagen erreichte ich dann Tokushima, nächtigte in einem Park, um am nächsten frühen Morgen nach Wakayama(Honshu) überzusetzen. Lange folgte ich dem Fluss, um dann rechts ins Gebirge abzubiegen und bei Shingu wiederum die Küste zu erreichen. Zwei weitere Tage auf der Straße und ich befand mich nach dieser Abschlussrunde wieder in Wakayama, wo ich nördlich der Stadt nahe am Meer in einem Unterstand des örtlichen Sportplatzes nächtigte. Am frühen Morgen wurde ich von sich dort zum Frühsport, mit sehr lauter Musik verabredeten, freundlichen Pensionisten geweckt. Auf den wenigen verbleibenden Kilometern zurück zum Kofferparkplatz sprang ich noch mal ins Meer und putze das Rad. Dann wurde es in den Koffer verfrachtet und ein Hotel in unmittelbarer Flughafennähe aufgesucht, das Flugzeug am nächsten Morgen nach Hongkong bestiegen, dort ein paar Stunden herumgelaufen, eine Fährfahrt bei Sonnenuntergang durch den Victoria Harbour gemacht, nachts nach Frankfurt geflogen, morgens der ICE nach Berlin genommen und in Berlin sich direkt zum Arbeitsplatz begeben. Kostbare Freizeit will optimal genutzt sein.

 

 

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