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Schwedisches Beerenfrühstück mit Lemming

Meine Tour
Mit dem Wochenendticket fuhr ich an die deutsch-dänische Grenze, von dort mit dem Scanrail-Ticket über Kopenhagen, Malmö und Stockholm nach Gällivare (Nachtzug), mit dem Bus über Jokkmokk nach Kvikkjokk (Ausgangspunkt der Wanderung).
Die ersten Kilometer ging es entlang des Kungsleden, dann westlich des Stuor Dàthà-Sees an der zeitweise bewohnten Lappenortschaft Påreks sameviste vorbei, das Njoatsosvàgge nach NW entlang bis zum Tjågnårisjåhkå-Fluß. Dem folgte ich nach N bis zum Àlggavàgge, welches ich an der Mikka-Hütte in NW Richtung verließ und am Ende des Ruotesvàgge am Kutjaure auf dem Padjelantaleden zur Akka-Hütte wanderte.

Warum Sarek-Nationalpark
Während einer Wanderung auf dem Kungsleden hatte ich die südöstlichste Ecke des Nationalparks gestreift und fand die Gegend so reizvoll, dass ich beschloss, hier einmal eine Tour zu machen. Der Sarek weist innerhalb von Schweden die größte Dichte an bis zu 2000 m hohen Bergen auf, von welchen noch einige mit kleineren Gletschern bedeckt sind. Auf Grund der glazialen Überformung wirkt die Landschaft rau, beherbergt aber eine vielfältige und seltene Flora und Fauna. Dichte und hohe Vegetation ist nur in den unteren Talstufen vorhanden, welche oberhalb von Zwergstrauch- und Grasheiden abgelöst wird. Darüber finden sich nur noch Flechten und Moose. Aus der arktischen Tierwelt trifft man hier am ehesten auf Rentier (-zucht), Elch, Berglemming und viele Vogelarten, aber es sollen (sehr selten) auch noch Braunbär, Luchs, Vielfraß und Wolf im Park anzutreffen sein.

Was Sie schon immer über den Sarek-Nationalpark wissen wollten…
Wie ist das Wetter?
Das Sarek-Massif wirkt wie eine Wetterscheide zwischen dem maritimen (sommerfeucht und wintermild) im Westen und dem kontinentalen (sommertrocken und winterkalt) Klima im Osten. Damit unterliegt der Nationalpark einem stark wechselnden Klima, was überraschende und schnelle Wetterwechsel hervorrufen kann. Die Spanne reicht hierbei von tagelangen Schlechtwetterphasen mit Regen und Nebel bis anhaltende Schönwetterperioden mit strahlendem Sonnenschein.
Es fallen durchschnittlich 2000 mm Niederschlag pro Jahr und auf 2000 m beträgt die Durchschnitttemperatur im August -1°C. Mit Neuschnee ist in den höheren Lagen ab Ende September zu rechnen und in den tieferen Regionen kann er bis in den Juni hinein liegen bleiben.
Ein Problem kann sich bei Flussdurchquerungen bieten. Vor allem nach ausgiebigen Niederschlägen können die Flüsse unpassierbar werden, was in der Zeitplanung immer berücksichtigt werden sollte. Manchmal lohnt es sich, bis zum Morgen zu warten, da zu dieser Zeit wenigstens die Schmelzwässer der Gletscher noch nicht ihr volles Ausmaß erreicht haben.

Wo sind die schönen Plätze?
Sehr zu empfehlen ist die versteckte Seenkette südwestlich des Tsähkkok. Die umliegenden Berge sind sehr steil und teilweise noch mit kleinen Gletscherzungen bedeckt, das Wasser glasklar und an den Ufern finden schöne Zeltplätze.

Eine tolle Aussicht hatte ich vom westlichen Grat des Kantberget (Nijàk-Kette). Man kann von dort aus in beide Richtungen des Ruohtesvàgge sehen und auch in das Sierggavàgge. Von vielen der umliegenden Berge reichen noch Gletscherzungen herab und auch die Seen sind bei Sonnenlicht sehr fotogen.

Welche Strecken sind möglich?
Auf Grund der häufigen Flussquerungen und des teilweise sehr dichten Weidengestrüppes verringert sich die Laufgeschwindigkeit stark. Auch verlaufen die häufig hilfreichen Tierpfade nicht immer in die gewünschte Richtung und dann muss man wieder „mittendurch“. Ich habe in der Stunde zwischen zwei und vier Kilometer geschafft, was auch von der Steigung und dem Beeren-Hunger abhing.
Stark vernässte Flächen sorgen ebenfalls für beträchtliche Umwege, wenn man keine Gummistiefel zur Hand hat (die Skandinaven benutzen häufig Wandergummistiefel mit richtigem Fußbett). Manchmal lohnt es sich auch vor einer gewagten Flussquerung eine Nacht zu warten, da in den frühen Morgenstunden der Wasserstand bei Gletscherbächen beträchtlich sinken kann.

Wo ist der Einstieg zum Nationalpark?
Es gibt mehrere Möglichkeiten, in die Täler des Parks zu gelangen. Die wahrscheinlich einfachsten sind die oben schon beschriebenen: Im Süden von Kvikkjokk aus durchs Njoatsosvàgge bzw. im Norden über die Hütte Akkastugorna am Akkajaure. Eine andere bietet sich im Nordosten von der Hütte Vietas aus über den Gårtjejàvrre durch das Tal vom Sluggàjåhka hinauf. Im Westen finden sich ebenfalls mehrere Täler, zu welchen man vom Padjelantaleden aus Zugang erhält.
Eine sehr beliebte, aber unsichere, Route ist die durchs Rappadalen im Osten. Man erreicht das Tal über den Kungsleden von Aktse aus. Allerdings ist der Pfad neben dem Ràhppaädno nur bei niedrigem Wasserstand begehbar und ein Ausweichen in höhere Lagen ist oft schwierig, da das Gelände steil bzw. stark verbuscht ist.

Wie sieht’s aus mit der Verpflegung?
Da man im Park selbst nichts nachkaufen kann, bestimmt die Menge an Nahrung häufig die Dauer der Wanderung. Ich habe hauptsächlich Müsli mit Milchpulver gegessen und zwischendurch Nüsse und Schokolade. Zum Kochen finde ich die trockenen Fertiggerichte aus der Tüte am praktischsten, da sie schnell gehen (wenig Brennstoff) und zwei Portionen gerade für ein Essen reichen. Man kann sich hierbei ruhig an die im Supermarkt erhältliche Auswahl halten – die Verpackung ist zwar nicht ganz so stabil wie die der „Outdoor-Gerichte“ im Fachhandel, aber der Inhalt ist durchaus outdoor-tauglich… Wegen der Wasserversorgung braucht man sich keine Gedanken zu machen, da sogar die Seen eine gute (Gletscher-) Qualität haben.

Und wo sind die Tiere?
Auf Rentiere bin ich eigentlich überall gestoßen, da die ansässigen Samen große Herden (bis 10.000 Stück in dem ganzen Gebiet) im Park halten. Vögel und Lemminge (in dem Jahr extrem viele!) habe ich ebenfalls überall gesehen, während die Elche sich nur in den nördlichen Bereichen des Parks zeigten. Von Bär, Wolf, Luchs und Vielfraß bin ich noch nicht einmal auf Spuren gestoßen, aber man soll diese scheuen Tiere noch am ehesten im Rappadalen antreffen.

Welche Ausflugsmöglichkeiten gibt es in der näheren Umgebung?
Durch die Nähe des Padjelanta- und Kungsleden ist ohne große Umwege eine Fortsetzung der Wanderung in leichterem Gelände möglich. Die gut markierten Wanderwege bieten den „Komfort“ von Brücken und ein schnelleres Vorankommen. Auch zum „Einlaufen“ vor einer Sarek-Tour kann bieten sich beide Wege an. Empfehlen kann ich das Stück von der Hütte Saltoluokta nach Kvikkjokk (kleiner Laden zur Ergänzung einiger Lebensmittel), was in 3 bis 4 Tagen zu laufen ist. Saltoluokta hat über ein Boot (Boote im Park fahren jedes Jahr in anderen Zeiträumen und auch nicht immer regelmäßig) direkt Anschluss an die Straße von Gällivare nach Vietas und das Stück auf dem Kunsleden gibt einen leicht zu „ergehenden“ und schönen Eindruck vom Sarek (die Aussicht vom Skierffe bei Aktse ist zu empfehlen).
Der Stora Sjöfallets Nationalpark, welcher im Norden an den Sarek anschließt, ist ebenfalls reizvoll, vor allem da sich in diesem Park mehr Elche aufhalten sollen.


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