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Alpinzelten zwischen Gämsen und Schneefeldern

Meine Tour
Mai/Juni 2004: Zu dritt haben wir eine einwöchige, wundervolle Trekkingtour in den Alpen erlebt. Durch Zelt, Kocher und Winterschlafsäcke waren wir unabhängig von festen Unterkünften und gelangten per pedes ab der deutsch-österreichischen Grenze bei Pfronten nahe Füssen durch die Tannheimer Berge, weiter entlang des Lechtales und schließlich durch die Allgäuer Alpen zurück bis nach Oberstdorf.

Warum Allgäuer Alpen
Wer einen einwöchigen Kurzurlaub in den Bergen jenseits der Touristenpfade und unabhängig von noch im Winterschlaf befindlichen Hüttenwirten machen möchte, für den ist eine Zelttour durch die gemäßigteren Gebiete der Alpen in dieser Jahreszeit ideal. Vorteil der von uns gewählten Route: Man kann man mit Wochenendticket an- und abreisen, ohne auf ein Auto und damit die Rückkehr zum Ausgangspunkt angewiesen zu sein.

Was Sie schon immer über die Allgäuer Alpen wissen wollten…
Wie sieht es um die Zeit mit Schnee aus?
Da es noch relativ früh im Jahr war, lag der erste Schnee teilweise schon ab 1400 Metern. Diese Tatsache und das verschneeregnete Wetter hielten uns letztlich vom Aufstieg über 2100 Meter ab. Dafür hatten wir aber die Wege außer am Pfingstsonntag für uns alleine. Da die Wege und Brücken nach dem Winter noch nicht wieder in Ordnung gebracht waren, mußte man allerdings schon mal ein paar hundert Meter bachaufwärts steigen, ehe man einen passenden Übergang gefunden hatte. Entschädigt wurden wir aber durch die überall noch unverschüchtert anzutreffenden Wildtiere – so viele Gämsen habe ich in einer Woche noch nie gesehen.

Wie kalt wird es und was macht man dagegen?
Je nachdem, wo und wie hoch man übernachtet, schwanken die Temperaturen erheblich. Da man dies nicht genau vorhersehen kann sollte man im eigenen Interesse auf einen Winterschlafsack auch im Sommer nicht verzichten. Wenn man es umgeht, auf Schnee zu zelten, reicht dann eine normale Isomatte. Wir hatten im Zelt zusätzlich noch einfache Alu-Isomatten als Unterlage.

Wo stelle ich mein Zelt auf?
Zuerst einmal soviel: nur dort, wo man niemanden belästigt, keine Pflanzen zerquetscht und keine Tiere stört. Müll lässt man sowieso nie liegen, sondern schleppt ihn mit in’s Tal. Außerdem ist die Lagersuche unbedingt auf Plätze außerhalb der Naturschutzgebiete zu beschränken. Soviel also zum Thema „Zelten umweltverträglich organisiert“.
Bevorzugt späht man dabei natürlich nach relativ windstillen und schneefreien Grundstücken mit Bachwasseranschluss. Optimaler Weise behält man auch noch den östlichen Horizont im Blickfeld, damit man am Morgen ein sonnengetrocknetes Zelt einpacken kann. Ein wenig Beachtung sollte man vielleicht auch den vorhandenen Tierspuren schenken: Wer nächtigt schon gerne auf einem Brunftplatz oder in einer  Wildschweinsuhle? Wenn man nicht zu spät mit dem Suchen beginnt, finden sich erstaunlich viele lauschige und unauffällige Plätzchen, die für eine ungestörte Nachtruhe geeignet sind. Im Falle der Entdeckung durch den schlaflosen Förster sollte man sich darüber im Klaren sein, dass man vom Wohlwollen des Wald- und Wildhüters abhängig ist, da in den Alpen leider das skandinavische Jedermannsrecht nicht gilt und wildes Campen durchaus geahndet werden kann.

Wo kann ich sonst noch übernachten?
Wir haben dreimal unter festen Dächern übernachtet: Einmal unter dem riesigen Vordach eines Kolping-Ferienhauses, dann im Kaufbeurer Haus in der Hornbachkette, einer DAV-Selbstversorgerhütte, und schließlich in einem alten unverschlossenen Heuschober. Selbstverständlich haben wir jedesmal alles hinterlassen wie vorgefunden – im Heuschober haben wir sogar aufgeräumt und saubergemacht, um es uns wirklich gemütlich zu machen.
Für die DAV-Hütte hatten wir uns vorher beim DAV einen Hüttenschlüssel ausgeliehen. Dabei handelt es sich um einen Generalschlüssel, mit dem man in alle abgeschlossenen Winterräume und Selbstversorgerhütten in Deutschland und Österreich hinein kommt – was eine wunderbare Option bei allzu widrigem Wetter darstellt.
Außerdem kann man natürlich auch einfach mit Schlafsack und Isomatte unter freiem Himmel übernachten, denn gegen Biwakieren darf kein Förster ernstlich etwas einwenden, allerdings war uns das aufgrund des unsicheren Wetters zu heikel.

Wie komme ich an Wasser, Verpflegung und Waschgelegenheiten?
Wer Micropur oder andere Silberionentabletten dabei hat, kann getrost aus jedem Bach oder den zahlreichen Viehtränken sein Wasser schöpfen. Um nicht zu viel Essen mitzuschleppen, sollte man seine Route ein wenig an den Tante-Emma-Dorfläden orientieren, die mit möglichst kurzen Abstiegen zu erreichen sind.
Bei der täglichen Körperpflege sollte man schon etwas kaltes Wasser gewohnt sein, zum Geschirrwaschen haben wir ebenso wie zum „Duschen“ nur explizit als „biologisch abbaubar“ ausgezeichnete Mittel sparsam genutzt. Wer das frische Eistauwasser auch einmal exklusiv in der Zinkbadewanne auf Schnee genießen möchte, der findet das geeignete Gefäß hinter dem Kaufbeurer Haus – sehr erfrischend!

Wozu eine Mitgliedschaft im Deutschen Alpenverein (DAV)?
Für einen in Leipzig wirklich spotbilligen Jahresmitgliedsbeitrag bekommt man eine ordentliche Versicherung für den Fall eines Bergsportunfalls, der, aufgrund eventueller Such-, Rettungs-, Bergungs- und Heilkosten ohne Versicherung das eigene Budget erheblich belasten kann. Des Weiteren kann man reichlich Bücher und Material ausleihen – unter anderem eben auch den praktischen Generalhüttenschlüssel. Übernachtungen auf Alpenvereinshütten sind ermäßigt, meistens auf die Hälfte des Ursprungspreises.


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