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Warm anziehen und Mütze auf!

Sofi. Foto: M.Rietze, M. RieschDie totale Eclipse ist jetzt schon ein paar Tage vorbei, aber die Erinnerungen noch frisch. CAMP4 Geschäftsführer Mathias Hascher war live dabei, als es hieß: Über Spitzbergen knipst der Mond das Licht aus, die totale Sonnenfinsternis.

Seit zwei Tagen ist Matze wieder da und noch heute Morgen in unserer Teamsitzung war er sichtlich überwältigt, von all den Emotionen, die noch immer in ihm rumoren, wenn er an seine vergangene Woche in Spitzbergen denkt:

Arktis pur

Die Landschaft dort ist total unwirklich, unwirtlich und wunderschön zu gleich. Wenn man nicht selber dort gewesen ist, kann man sich das einfach nicht vorstellen. Sobald man der dortigen Zivilisation den Rücken kehrt, hat man Arktis pur. Ein Zacken schärfer wird das Ganze noch, wenn die Sonne scheint und das Wetter passt, wie bei uns.

Es passieren dort verrückte Dinge, die man so noch nie gesehen hat: Neben dem irren Licht, geht zum Beispiel die Sonne zweimal am Tag auf. Momentan das erste mal zwischen drei und vier Uhr in der Nacht, sie kommt dann ganz flach hinter den Bergen hervor, zieht genauso flach ihre Bahn, verschwindet wieder hinter dem Bergrücken, um kurze Zeit später auf der anderen Seite des Berges wieder aufzugehen. Das ist nachmittags um 15 Uhr und es fühlt sich an, wie ein zweiter Sonnenaufgang, bevor sie endgültig verschwindet.

Wenn der Mond sich vor die Sonne schiebt

Dieses Gefühl, was man da oben hat ist einfach überwältigend: Die Kulisse unberührte Natur ist für mich immer sehr bewegend, ich fühle mich dann sehr klein. Und dazu die Sonnenfinsternis, das war schon einmalig.

So oft sieht man ja keine total Finsternis und schon gar nicht, wenn man ihr nicht hinterher reist. Ich bin weder ein Eclipse-Chaser noch ein besonderer Sofi-Fan. Ehrlich gesagt wusste ich bis zwei Monate vorher nicht mal dass eine zu sehen sein wird. Aber es ist schon verrückt wenn sich der Mond vor die Sonne schiebt.

Am Anfang bekommt man das gar nicht so mit, weil die Sonne mit ihrer Kraft alles überstrahlt. Und erst wenn der Mond komplett rein gewandert ist, merkt man dass es dunkler wird. Wenn die Finsternis ganz ist, dann sieht man es auch ohne Spezialbrille richtig.

Aber wir hatten natürlich auch Glück mit dem Wetter. Der große Sturm und die Schlechtwetterfront waren durch und es wurde von Tag zu Tag besser. Wir hatten keine Wolke und der Himmel war blau. Die Stimmung und das Licht waren unbeschreiblich.

Die Momente kurz davor, die zwei Minuten währenddessen und kurz danach sind sehr faszinierend. Da kann man vielleicht schon nachvollziehen, dass die Menschen zu früheren Zeiten Angst davor hatten. Es ist ein so seltenes Schauspiel, dass die Informationen von Generation zu Generation nicht weitergegeben konnten.

Matze hat in Spitzbergen ein Kamerateam begleitet, dass im CAMP4 ausgestattet wurde. Er ist mitgefahren, weil die Jungs viel zu wenig bis gar keine Erfahrung mit der Arktis hatten:

Vati Matze und andere skurrile Geschichten

Wir waren uns einig, dass es schwer werden würde, wenn die Jungs dort auf sich allein gestellt sind. Und ich habe mich dann auch viel um solche Belange gekümmert. Das ging damit los, dass ich solche Dinge sagen musste, wie: setz mal die Mütze auf, es sind Minus 15 Grad und es weht kalter Wind!

Innenschuhe kann man raus nehmen, damit sie trocknen. Und das nasse Socken kalte Füße machen, mussten manche auch erst lernen. Aber genau dafür bin ich ja mitgefahren. Überrascht hat mich dann aber doch, dass alles so reibungslos funktioniert hat.

Und das obwohl es kurz bevor wir ankamen einen großen Sturm gab. Eine Gruppe von Schweden rechnete aber nicht damit. So hat der Camp-Leiter eine Art Koch-und Basiszelt aufgebaut, dass er aber nicht richtig verankert hat.

Der Sturm zog also heran und er wusste sich nicht anders zu helfen als sich selber rein zu stellen. Aber die 70 Kilo, die er vielleicht wog, haben den Sturm nicht davon abgehalten, das Zelt ein bisschen durch die Gegend zu wirbeln. Er flog also mitsamt des Zeltes mehrere Meter über den Platz. Zeltstangen gingen zu Bruch, aber dem Herren ist nichts passiert, welch Glück! Er wird es wohl nie wieder tun…

Besonders interessant waren auch die Leute, die eine unfassbar teure Kameraausrüstung bei sich trugen, aber dann ein absolut arktis-untaugliches Billig-Zelt auspackten, dass es mir ganz anders wurde. Im Wind versuchten sie dann, diese Supermarkt-Plane aufzubauen…

Meist war es dann so, dass ich mir das zehn Minuten angeschaut habe und es dann nicht mehr ausgehalten und selber Hand angelegt habe. Damit sie das Zelt wenigstens irgendwie aufgebaut bekamen.

Es waren dort wirklich Leute, die noch nicht mal im Sommer auf einem Zeltplatz waren. Die Hotelpreise waren so unbezahlbar, dass ihnen nichts anderes übrig blieb. Aber genau denen hat man das auch angesehen. Vor allem wenn sie versuchten ihr Zelt gegen den Wind aufzubauen, wo doch alle anderen Zelt mit dem Wind standen…

Bei über hundert Leuten auf dem Platz und dieser Menge an Zelten war ich wirklich sehr froh, dass der große Sturm ausblieb. Denn das wäre eine schlimme Katastrophe geworden, zumal die Zelte teilweise so eng standen, dass eines, das andere einfach beschädigt oder sogar mitgerissen hätte.

Worüber wir uns nun aber alle schon Gedanken gemacht haben, ist die Sache mit den Eisbären. In Spitzbergen leben wesentlich mehr Bären als Menschen und die haben natürlich auch ab zu Hunger. Matze, erzähl doch mal!

Eisbärchen aufgepasst

Wir mussten also eine Eisbärenwache halten, obwohl zu dieser Zeit die Bären eigentlich nicht hungrig sind, denn es gibt im Winter genug Robben und Fisch. Aber so ein Bär ist ja auch neugierig 😉

So schlichen wir also des Nachtens jeweils zu zweit zwei Stunden um die Zelte herum und hielten nach Bären Ausschau. Wir tappten im Dunkeln an der Küste entlang und bei den Zelten vorbei und suchten nach dem großen Schreck. Der Blick nach hinten ist dann schon ein anderer.

Eisbären sind ja da keine Menschenjäger, die sind höchstens neugierig und wenn sie doch mal gucken kommen, einfach mit Lärm verjagen. Für den Fall, dass doch einer Hunger hat, bekommt man einen Signalwerfer in die Hand. Ansonsten sind die Regeln klar definiert: Ruhe bewahren, rückwärts gehen, den Eisbären im Auge behalten und Lärm machen.

Niemals versuchen wegzurennen, denn das weckt den natürlichen Jagdinstinkt und so ein Eisbär schafft trotz 500 Kilo Masse immerhin satte 60 Km/h. Das kann der Mensch nicht. Wegrennen macht also keinen Sinn. Gewähr und Munition gibt es ausschließlich für den absoluten Notfall.

Und sonst so?

Nehmt den Teppich mit. Zieht euch warm an und erkundigt euch, was man tun kann, gegen Kälte. Welche Zelte Wind aushalten und wie man sie auf einer Eisplatte verankert.

Das exklusive Videotagebuch gibt es hier!


CAMP4 Geschäftsfüher

One Response to Warm anziehen und Mütze auf!

  1. Hans Scholze Hans says:

    Tolle Eindrücke!

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