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„Bei -40 Grad auf dem Klo fest gefroren“

DieSchlitten in voller Fahrt. Foto: Real Fiction FilmDiese Familie führt ein Leben, das wir uns hier so überhaupt nicht vorstellen können. Oder doch? Die Temperaturen klettern selten über -25 Grad und der Schnee schmilzt nie. Bis zur nächsten Straße geschweige denn Ortschaft ist es unvorstellbar weit und einmal in der Woche gründlich waschen reicht völlig…

So und nicht anders lebt die Familie mit den Schlittenhunden. Ein liebevoll erzählter Dokumentarfilm über die Familie Olesen in Kanada. Einst kehrten sie der Zivilisation den Rücken und entschieden sich in der Einsamkeit des ewigen Eises zu leben. Pünktlich zur Adventszeit haben Ralf Breier und Claudia Kuhland eine Dokumentation vollbracht, die unter die Haut geht.

Die Olesens, das sind die Eltern Dave und Kristen mit den Töchtern Annika und Liv, leben weit weit draußen, im ewigen Eis. Mit von der Partie sind auch – wie der Filmtitel schon verrät – 37 Schlittenhunde. Sie spielen im kargen Leben der Familie eine entscheidende Rolle. Denn wo sonst nichts ist, sind eben immer noch die Tiere. Der Film handelt hauptsächlich von der Vorbereitung auf das härteste Schlittenhunderennen der Welt, dem Junior-Iditarod, an dem Tochter Annika teilnehmen möchte.

Waschen, einmal pro Woche

Sie leben fast ausschließlich jenseits der -25 Grad Grenze und so ist an ein normales Leben eigentlich nicht zu denken. Die Eltern unterrichten die Schwestern zu Hause, denn der Schulweg ist viel zu weit. Treffen mit Gleichaltrigen ist unter diesen Umständen schwierig und so ersetzen die 37 Hunde weitgehend die Freunde der Mädchen. Überhaupt gibt es dort fast nichts, außer Schnee, Eis, Kälte und Abenteuer. Regisseur Ralf Breier hat auch etwas ganz Eigenes erlebt: „An einem Morgen waren es -40 Grad und wie sollte es auch anders sein, ich setzte mich beim Toillettengang auf die Brille und war im Nu festgefroren.“

Das alltägliche Überleben, die aufwendige Nahrungsmittelbeschaffung, der Holzvorrat, all das sind Hemnisse, die das Leben im ewigen Eis mit sich bringt. Auch um die Hygiene wird hier nicht viel Gewese gemacht, wie soll man auch bei diesen frostigen Temperaturen eine Wasserleitung verlegen? Also hat man sich damit abgefunden, dass eine gründliche Wäsche einmal in der Woche ausreichen muss, wie Vater Dave erklärt. Und bei den vielen Kleidungs-Schichten riecht sowieso keiner was.

Selbstversorgung

Manchmal gibt es Schneehuhn zum Essen, aber wenn keines in die Falle geht, tja, dann gibt es eben wie immer Fisch, wie Annika mit einem Schmunzeln im Gesicht erklärt. Man muss schon genau hinhören, um bei den Mädchen einen Funken Genervtheit herauszuhören. Der Film bewegt mit der Beobachtung des Alltags der Familie Olesen, mit der frostigen Kälte, dem glitzerndem Schnee und der blendend hellen Sonne. Die Natur kommt hier so wunderbar rüber, dass sie förmlich ihre eigene Geschichte erzählt und der Zuschauer spürt, wie ihm der eisige Wind um die Ohren pustet.

Aber nicht nur der Kino-Besucher ist im Bann der Arktis, auch die Filmemacher scheinen beinah eingefroren. Es gibt keine Nachfrage, ob den Geschwistern nicht vielleicht der Umgang mit Gleichaltrigen fehlen oder sie gerne einmal durch eine Straße bummeln würden. Auch warum die Olesens in dieser Wildnis leben, wird nicht erforscht. Wäre nicht die durchaus spannende Vorbereitung auf das Hunderennen, würde man wohl näher über diese Fragen nachdenken, aber so plätschert der Film vor sich hin und reißt dennoch mit.

Schöne leichte Kost zum Fest

Das Hinarbeiten auf das Rennen ist beeindruckend und auch wie diese Familie da draßen völlig autonom lebt, unabhängig vom wilden Konsumleben bei uns, und doch fehlt etwas. Die Filmemacher Ralf Breier und Claudia Kuhland haben den kritischen Blick einfach weggelassen und so leider nur sehr leichte Kost produziert. Aber vielleicht ist das zu Weihnachten genau das Richtige. Die Familie mit den Schlittenhunden gibt es auch in den Berliner Kinos!


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One Response to „Bei -40 Grad auf dem Klo fest gefroren“

  1. Mani says:

    Ich finde es wirklich klasse, dass Sie sich all diese Mühe machen und die Informationen aufbereitet für uns präsentieren. Weiter so!

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